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Chinesische Importe von Rohöl und Metallen bleiben stark

11.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Zwar waren für den jüngsten Rückgang der Lagerbestände vor allem die rückläufigen Importe verantwortlich, die zuletzt um rund 1,4 Mio. Barrel täglich bzw. 13,3% zurückgingen. Jedoch macht die Tatsache, dass sich der Ölpreis nah dem Rekordhoch befindet, diesen auch anfällig für eine stärkere Übertreibung nach oben, falls die jüngst aufgestellte Höchstmarke von 112,2 USD je Barrel wieder fallen sollte. Dies dürfte vor allem spekulativ eingestellte Ausbruchstrader anziehen, die auf eine Fortsetzung der Hausse setzen. Wir halten derzeit eine weitere Verteuerung des Ölpreises trotz der gestrigen Mitteilung seitens des Ölministers Saudi Arabiens, dass die Energieversorgung derzeit mehr als ausreichend sei, für wahrscheinlich.

Das aktuelle Geschehen wird zwar von einem stetig steigenden Anleger- und Medieninteresse begleitet. Allerdings sind die Hauptfaktoren hinter dem jüngsten Preisanstieg meist fundamentaler Natur. So hat jetzt die Zollbehörde Chinas bekannt gegeben, dass die Ölimporte im März von 13,9 Mio. Tonnen im Vorjahr um 25% auf 17,3 Mio. Tonnen gestiegen sind. Die internationale Energieagentur IEA erwartet, dass China die Importsteuern von zuvor 17% auf 4% senken wird, um die Verluste der Raffinerien auszugleichen, die Rohöl teuer einkaufen müssen, wobei die Preise für die Kraftstoffe im Lande streng reguliert werden. Mit diesem Tempo dürfte China schon bald Japan als zweitgrößten Ölimporteur hinter den USA ablösen.

Nach wie vor sind wir der Meinung, dass der zu erwartende Nachfragerückgang in den OECD-Ländern derzeit noch von den Schwellenländern Asiens komplett kompensiert wird. Die IEA teilt diese Meinung, wobei die US-Ölnachfrage in diesem Jahr um 2% zurückgehen, während die Chinas um 4,7% zunehmen sollte. Insgesamt wird ein Nachfrageanstieg um lediglich 1,5% weltweit erwartet. Die Einschätzungen für die Zunahme der Ölnachfrage in diesem Jahr gingen somit von 2 Mio. Barrel täglich im Januar auf nun 1,3 Mio. Barrel zurück. Dennoch dürfte ein möglicher negativer Effekt des IEA-Berichts gedämpft bleiben, da der Markt zum Ölpreis sehr positiv gestimmt ist und andere Faktoren, wie z.B. ein schwacher US-Dollar, Inflationsrisiken und volatile Finanzmärkte derzeit eher im Vordergrund stehen.


Edelmetalle

In Abwesenheit neuer signifikanter Impulse bleiben die Preise für die Edelmetalle im Bann der volatilen Devisenmärkte. Die direkten Impulse dürften sich spätestens heute Nachmittag verstärken, wenn die Zahlen für die Entwicklung der US-Importpreise für März vorgelegt werden. Die wieder aufflammenden Inflationsrisiken sind zusammen mit dem schwachen US-Dollar, einer anhaltenden Volatilität der Finanzmärkte und geopolitischen Risiken die wichtigsten Treiber hinter dem Goldpreis.


Industriemetalle

Das chilenische Minenministerium geht davon aus, dass sich die Minenproduktion von Kupfer bis zum Jahre 2015 von 5,6 Mio. Tonnen auf 6,7 Mio. Tonnen jährlich um 19% erhöhen wird. Mittelfristig geht aber die gesamte Minenbranche von den anhaltenden Produktionsunterbrechungen durch die Streiks und mangelnder Energieversorgung aus. Die Nachfrage sollte dagegen stark bleiben. Die Zollbehördes China hat mitgeteilt, dass die chinesischen Kupfer-Importe im März 240,6 Tsd. Tonnen betrugen nach 227 Tsd. Tonnen im Februar. Zwar ist dies rund 22% tiefer als vor einem Jahr, allerdings ist die Statistik vom Vorjahr durch die starken Anstiege im Febraur, März und April verzerrt als sich China opportunistisch verhalten und die relativ niedrigen Kupferpreise für den starken Ausbau der Reserven genutzt hat. Der Anstieg der Importe Chinas in den letzten Monaten scheint dagegen sehr nachhaltig.

Der schwedische Metallproduzent LKAB hat mit ArcelorMittal bei Eisenerz eine Preissteigerung von 70,3% für Feinerz und von 86,7% für Pellets vereinbart. Dies deutet auf eine nach wie vor sehr robuste Stahlnachfrage weltweit hin, zumal laut der chinesischen Zollbehörde die Stahl-Exporte Chinas im 1. Quartal um 19,3% zurückgingen. Die Binnennachfrage China nach Stahl bleibt sehr stark.
Am Molybdänmarkt rechnet China Molybdenum mit einem Defizit, das noch mindestens bis zum Jahre 2010 anhalten wird, weil die Nachfrage nach dem Metall zur Stahlhärtung insbesondere wegen der Nachfrage nach rostfreien Pipelines stark bleiben wird.

Die Preise für die nicht börsennotierten Metalle, wie z.B. Molybdän, Chrom, Mangan oder Kobalt, befinden sich nach wie vor im Höhenflug, was die These über einen zu hohen Einfluss der Spekulanten bei den letzten Preissteigerungen für die Industriemetalle zumindest streitig macht. Wir rechnen zwar nach wie vor mit einem Preisrückgang bei Blei, Kupfer und Nickel in diesem Jahr. Allerdings dürfte dieser auch nicht mehr als 10-15% betragen.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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