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Edelmetalle Aktuell

30.04.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Nach drei Tagen in einer schmalen Handelsspanne zwischen 878 $ und 896 $ je Unze hat das Gold heute Morgen eine wichtige Unterstützungslinie, den Tiefstkurs von Anfang April bei 872,50 $, nach unten durchbrochen. Damit setzt das gelbe Metall ein sehr negatives Zeichen und es könnte nun durchaus auch noch auf 850 $ oder am Ende sogar noch tiefer fallen.

Allerdings konnten wir als Reaktion auf die gesunkenen Preise in Hongkong in den letzten 24 Stunden bereits einen deutlichen Anstieg der physischen Nachfrage nach Gold beobachten. Die Prämie für hochreines Metall, das Grundstoff in der Schmuck - wie auch in der Elektronikindustrie ist, ist deshalb wieder gewachsen. Diese höhere Nachfrage dürfte einen weiteren Preisverfall zumindest dämpfen.

Die heutige Zinsentscheidung in den USA - erwartet wird eine erneute Absenkung des Leitzinses um 25 Basispunkte - dürfte übrigens auf die Edelmetalle keinen größeren Einfluss mehr haben. Zu Beginn des Berichtszeitraumes hatte es noch danach ausgesehen, dass die Goldhändler die Zinsentscheidung als Wegweiser für die weitere Entwicklung abwarten wollten, offensichtlich haben sie sich nun aber anders entschieden.

Für eine ausgewachsene Überraschung sorgte der starke Rückgang der ETF-Bestände bei dem an der New Yorker Börse notierten Produkt von StreetTRACKS. Diese waren in der letzten Woche um 50 Tonnen oder fast acht Prozent auf jetzt noch 591 Tonnen gefallen, gestern dann noch einmal um rund 20 Tonnen. Diese Entwicklung deutet an, dass die ETF-Käufer möglicherweise doch nicht so langfristig orientiert sind, wie ursprünglich vermutet. Dies könnte für die Zukunft noch ein Problem werden, da die Käufer von ETFs in den letzten Jahren sicher einen erheblichen Beitrag zu dem Goldpreisanstieg beigetragen haben. Sollten diese Anleger nun bei entsprechenden Gewinnen oder auch einfach nur aus der Not heraus, flüssige Mittel generieren zu müssen, bereit sein, ihre Bestände schnell wieder zu veräußern, wäre dies ein weiterer schwankender Pfeiler für die nun seit drei Jahren andauernde Hausse des Goldpreises.

Geholfen hat dem Gold in dieser Woche neben den hausgemachten Gründen sicher auch nicht, dass der Ölpreis von seinem Hoch bei über 120 $ je Barrel auf 115 $ gefallen ist und sich der Dollar gleichzeitig deutlich auf 1,5540 befestigen konnte. Auch von dieser Seite her ist in den nächsten Tagen eher keine kurzfristige Unterstützung zu erwarten, auch wenn einige Beobachter schon wieder wesentlich höhere Ölpreise vorhersagen (siehe Links auf Seite 4).

  • Silber

Der Silberpreis schwankte in den letzten Tagen in einer nur vergleichsweise kleinen Spanne zwischen 16,38 $ - erreicht noch am letzten Freitag - und 17,13 $ an diesem Montag. Insgesamt orientierte sich das weiße Metall dabei einmal mehr am Goldpreis. Mit dem Tiefstkurs verfehlte es nur knapp das von uns angepeilte Kursziel von 16,30 $, das Anfang April schon einmal den letzten Tiefstkurs markierte (siehe Bericht von letzter Woche).

Die Gefahr, dass das Metall die erwähnte Unterstützung noch ein weiteres Mal testen wird, scheint derzeit noch zu wachsen. Bei einem Durchbrechen könnte es auf 15,80 $ durchgereicht werden, danach gibt es sogar erst wieder knapp über der Marke von 14 $ Unterstützung.

Nach oben bildet die Marke von 16,60 $ nun einen sehr nahen Widerstand; weitere entsprechende Werte liegen darüber dann bei 17,13 $ und 17,70 $ je Unze. Ein kurzfristiger Test dieser letztgenannten Marke scheint allerdings aktuell nicht sehr wahrscheinlich zu sein.

Die Bestände in den beiden bedeutendsten Silber-ETFs haben sich übrigens in der letzten Woche nicht verändert. Das iShares-ETF liegt momentan bei 5.777 Tonnen, ETF Securities hat knapp über 302 Tonnen ausstehen. Es bleibt abzuwarten, ob die Verkaufswelle beim wichtigsten Gold-ETF nun auch auf das Silber überschwappt, ein solcher Fall könnte zum Beispiel der Auslöser für einen weitergehenden Einbruch auf die o.g. Werte sein.

Die mexikanische Minengesellschaft Penoles offeriert im Moment ihre Edelmetallaktivitäten an der Londoner Börse. Unter dem Namen Fresnillo Ltd. wird die neue Firma der weltgrößte Silberproduzent sein. Penoles möchte allerdings zunächst rund 75% der Anteile behalten, hofft aber, für das zu verkaufende Viertel über 2 Mrd. Dollars zu erzielen.

Silver Wheaton, mit einer für 2008 geplanten Ausbringung von 13 - 15 Mio. Unzen einer der größten Primärproduzenten an Silber, hat im ersten Quartal rund 28 Mio. Dollars verdient. Die Ausbringung habe in diesem Zeitraum bei 2,8 Mio. Unzen gelegen, deutlich unter dem Wert des Vorjahres, der noch um 20% höher gelegen hatte.

  • Platin

Der Platinpreis hat sich in den vergangenen Tagen wieder nach unten bewegt und lag zuletzt bei 1.910 $ je Unze. Ursache für die Kursverluste war insbesondere der Einbruch des Goldpreises, aber auch Befürchtungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung der weltweiten Konjunktur. So hat z.B. der Aktienmarkt in Shanghai in den letzten Monaten fast ein Drittel seine Wertes eingebüßt, dies dürfte neben den hohen Preisen ein weiterer Grund für die deutlich geringeren Platinimporte in das Reich der Mitte in diesem Jahr gewesen sein. China ist mit weitem Abstand der wichtigste Markt für Platinschmuck, der sich aber in Zeiten einer schwachen Börsenentwicklung (und hoher Platinpreise) dort deutlich schwerer abzusetzen lassen scheint.

Wir schließen auch weiter nicht aus, dass das Platin zunächst auf 1.890 $ zurückfallen kann. Sollte auch diese Marke nicht halten, wäre auf den von Spekulanten vielbeachteten Charts sogar Platz bis hin zu Marke von 1.800 $ je Unze. Einen derart drastischen Preisverfall erwarten wir aber angesichts der noch immer etwas unsicheren (Strom-)Lage in Südafrika und angesichts des Nachhofbedarfs der Industrie, die derzeit nur über relativ geringe Absicherungspositionen verfügt, für eher unwahrscheinlich.

Höhepunkt der Berichtswoche war zweifellos die Veröffentlichung des neuesten Jahresberichts zu Platin und Palladium durch die Marktexperten des Londoner Analysehauses GFMS.

Sie berichten beim Platin für 2007 über einen deutlichen Rückgang der Minenproduktion in Südafrika um fast sieben Prozent. Dieser sei verursacht worden durch eine ganze Reihe von Faktoren, dazu gehörten Unfälle in Minen, Pannen in Schmelzen, ein Mangel an ausgebildeten Arbeitern, aber auch Streiks. Rückläufig war die Produktion auch in Russland und Nordamerika, wenn auch nicht in dem Ausmaß. Auf der anderen Seite habe die Nachfrage durch die Industrie per saldo unverändert zugenommen, einem deutlichen Minus beim Absatz in Form von Schmuck habe deshalb ein Plus in fast allen industriellen Anwendungen gegenüber gestanden. Am Ende habe es auf dem Markt nach einem kleinen Plus im Jahr 2006 im vergangenen Jahr wieder ein Defizit in Höhe von etwas über 200.000 Unzen geben, zu dem noch die Verkäufe an Investoren in Form von ETFs in etwa derselben Höhe hinzugekommen seien. Mit dem Gesamtdefizit, das GFMS übrigens auch für 2008 wieder in dieser Höhe erwartet, liegen die Londoner in etwa bei den Zahlen, die auch wir für 2007 sehen.

Allerdings rechnen wir schon für 2008 mit einem deutlich kleineren Minus als GFMS. Der im ersten Quartal dramatisch gesunkene Schmuckabsatz, sowie die unsichere Konjunkturentwicklung in weiten Teilen der Welt sollten den Verbrauch drücken und die Produktionsausfälle des ersten Quartals in Südafrika mehr als ausgleichen. Die Preisvorhersage von bis zu 2.400 $ für die Feinunze Platin sehen wir deshalb als sehr optimistisch an, auch schließen wir nicht aus, dass der Platinpreis insbesondere in den letzten Monaten dieses Jahres unter der im GFMS-Bericht genannten Untergrenze von 1.700 $ handeln kann. Die insgesamt aber sehr informative, 84seitige Ausarbeitung von GFMS kann über die Webseite www.gfms.co.uk direkt geordert werden.

  • Palladium

Nach einer kurzen Erholungsphase am letzten Freitag ist der Preis für Palladium in dieser Woche parallel zur Platinnotierung gefallen und erreichte heute schließlich unser im letzten Bericht genanntes Kursziel von 420 $ je Unze.

Für die nächste Woche hängt nun alles davon ab, ob das Metall das aktuelle Niveau verteidigen kann. Charttechnisch wäre bei weiteren Verlusten sogar Platz bis 360 $ je Unze. Allerdings rechnen wir damit, dass die industrielle Nachfrage (auch in Form von Terminkäufen) bei niedrigeren Preise massiv anziehen wird und es deshalb zu einem solchen Szenario nicht kommen wird. Nach oben bilden übrigens das Niveau von 430 $ und dann die Marke von 442 $ die nächsten Widerstände, aber erst über 460 $ könnte wieder Entwarnung gegeben werden, was die aktuell eher negative Tendenz angeht.

In Russland gab es nach langem Tauziehen nun eine deutliche Veränderung in der Eigentümerstruktur von Norilsk Nickel, dem weltweit größten Nickel– und Palladiumproduzenten. RusAL hat nun 25% plus eine Aktie an Norilsk von Michael Prokhorov übernommen und schließt auch weitere Zukäufe nicht aus. Die übernehmende Firma gehört mehrheitlich dem reichsten Russen, Oleg Deripaska; sie ist für 12% der weltweiten Aluminiumproduktion verantwortlich. Ein Preis für das Paket wurde nicht genannt, allerdings hat Norilsk im Moment eine Marktkapitalisierung von knapp 56 Mrd. Dollars.

Beim Palladium ist GFMS, was die Handelsspanne für den Rest des Jahres angeht, ebenfalls eher optimistisch gestimmt. Hier sehen die Londoner Analysten Preise zwischen 400 $ und 550 $ voraus. Wie beim Platin auch sei die Neuproduktion im letzten Jahr sowohl in Südafrika, wie auch in Russland rückläufig gewesen und habe bei nur noch 217 Tonnen gelegen. Allerdings sei die Recyclingmenge laut GFMS deutlich auf inzwischen über 30 Tonnen gestiegen.

Auf der Verbrauchsseite gab es Steigerungen auf fast allen Feldern, mit einem Anteil von über 50% stellt die Autoindustrie aber weiter die mit Abstand größte Anwendung dar. Die Käufe der Schmuckindustrie hätten 2007 bei etwas über 30 Tonnen gelegen. Auf beiden Gebieten erwartet GFMS für die Zukunft - und wir schließen uns dieser Meinung an - eine weitere Steigerung des Verbrauchs, nicht zuletzt durch die zunehmenden Autoverkäufe in Asien. Relativ gesehen wird das Palladium deshalb in Zukunft voraussichtlich besser abschneiden als das aktuell fünfmal teurere Schwestermetall.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Notierungen für die sog. "kleinen Platinmetalle" haben sich in den letzten Handelstagen kaum verändert, fundamentale Nachrichten blieben völlig aus. Das Rhodium notiert etwas fester bei 9.100 $ - 9.200 $; Ruthenium leicht schwächer bei 330 $ - 380 $ und das Iridium einmal mehr unverändert bei 400 $ - 450 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerichtete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.






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