Hausverkäufe in USA quasi nicht mehr existent - aber egal!
08.05.2008 | Folker Hellmeyer
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Sowohl EURUSD als auch EURJPY haben damit kritische Marken - oder positiv formuliert - Unterstützungsniveaus erreicht, die bei einem Unterschreiten deutliche Abwärtsdynamik eröffnen würden: bei EURJPY bis 158; bei EURUSD bis 1,50.
Die Zahlen der Konjunkturfront - speziell Europa und Deutschland - verfestigten gestern weiter die Einschätzung, daß sich die Wachstumsaussichten deutlich verlangsamen. Im Einzelnen waren dies:
- Die Einzelhandelsumsätze März für den Euroraum gingen mit einer Jahresrate von 1,6% zurück! Erwartet worden war lediglich eine Schrumpfung um 0,7%. Hier scheinen sich die erhöhten Benzinkosten und die verschräfte Kreditvergabe an Privathaushalte zu manifestieren. Schauen wir nur auf die Jahresbetrachtung erhält Deutschland die rote Laterne mit einem Rückgang von 6,7%.
- Die Auftragseingänge der Industrie für Deutschland enttäuschten für den März mit -0,6% im Monatsvergleich und -5% im Jahresvergleich ebenfalls. Erwartet worden waren immerhin +0,3% MoM und +6% YoY.
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Somit besteht zwischen Ifo und Auftragseingängen ein erkennbarer Zusammenhang - lediglich im letzten halben Jahr sind Unstimmigkeiten zu erkennen. Möglicherweise ist die Stimmung doch schlechter als die tatsächliche Lage - das wäre auch nichts Neues.
- Für Großbritannien trübt sich das Bild ebenfalls weiter deutlich ein: Die Industrieproduktion landete mit +0,2% nur noch knapp über der Null-Linie unter verfehlte die Erwartungen deutlich (erw. +0,8%).
Nun zu unseren Brüdern und Schwestern in den USA:
- Die Produktivität ex. Agrar konnte die Erwartungen von +1,5% deutlich toppen und lag bei +2,2% für das erste Quartal. Im gleichen Atemzug sollten die Lohnstückkosten erwähnt werden, denn auch diese sind mit +2,2% weniger stark gestiegen als erwartet (+2,6%). Ein Erklärungsansatz ist, dass die Beschäftigung schneller sinkt als der Output und damit die Gesamtproduktivität steigt.
- Die Schwebenden Hausverkäufe überraschten zwar nicht für den März, denn hier wurde die Erwartung von 1% voll getroffen, sondern viel mehr mit einer deutlichen Revision des Vormonates. Es deutet vieles darauf hin, dass das Ende noch nicht in Sicht ist.
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- Die Konsumentenkredite in den USA haben mit 15,3 Mrd. die Erwartungen von 6 Mrd. förmlich in den Schatten gestellt. Damit ist die Kreditnachfrage (vor allem im kurzen Bereich) zur Zeit negativ korreliert mit dem Verbrauchervertrauen: je schlechter die Stimmung, desto mehr Kredite. Falls das Thema Abschreibungen vielleicht noch mal in den Fokus rückt (lt. BoE haben wir das Gröbste ja hinter uns) können wir hier suchen.
Heute Vormittag sollte - nach dem asiatischen Rutsch - erst einmal eine kleine Pause eingelegt werden, dennoch scheinen die Märkte recht fragil zu sein und möglicherweise ist der Trichet in der Lage den "Stups" in die eine oder andere Richtung heute Mittag zu liefern.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei 1.5620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Löhr
Bremer Landesbank
Anmerkung GoldSeiten.de: Das neue Buch von Folker Hellmeyer ist soeben erschienen!!!
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In den USA wird "political correctness" in allen Bereichen groß geschrieben - zumindest offiziell. Doch hinter verschlossenen Türen läuft nicht immer alles so korrekt und geradlinig ab wie die Verantwortlichen uns das gerne glauben machen wollen. Geschönte Finanzdaten und sind da nur ein Beispiel. Genau diese (nicht ganz richtigen) Daten und Fakten zu entlarven, hat sich Folker Hellmeyer zur Aufgabe gemacht. Seine kritische Analyse bietet dem Leser einen ebenso unterhaltsamen wie aufschlussreichen Einblick in das US-amerikanische Finanzsystem und seine politischen Hintergründe. Die Funktionen des freien Markts, die Politik der Zentral- und Geschäftsbanken und die Rolle der Ratingagenturen werden kritisch hinterfragt und aufgearbeitet. Inwieweit darf man also volkswirtschaftlichen Daten aus den USA noch Glauben schenken? Wie kann man hinter den Schleier der political correctness blicken? Dieser Frage widmet der Autor sein Buch und stößt dabei auf mehr als nur interessante Zusammenhänge und Ausblicke.
Gebundene Ausgabe: 250 Seiten
ISBN-10: 3898793680
Preis: 24,90 Euro
Bezug: über jede Buchhandlung oder über unseren Buchshop
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