Edelmetalle Aktuell
30.05.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Getrieben von immer neuen Rekorden beim Ölpreis und einem wieder schwachen USDollar legte das Gold in den letzten beiden Wochen zunächst permanent zu. Von 870 $ stieg es beinahe ohne Pause auf 935 $ je Unze. Als der Ölpreis dann in der Mitte der vergangenen Woche vorübergehend etwas an Wert verlor, endete auch die Haussephase beim gelben Metall. Ein weiterer Versuch, wieder in Richtung der alten Höchstkurse vom März zu steigen, scheiterte schließlich diesen Dienstag an einem Chartpunkt, der sich bei 930 $ herausgebildet hatte. Dieser Umstand sorgte für neue Gewinnmitnahmen und die Notierung fiel in den letzten 48 Stunden zeitweise deutlich auf "nur noch" 883 $ zurück.
In den nächsten Tagen wird sich das Metall zunächst an der Unterstützung bei 875 $ und am massiven Widerstand knapp über 920 $ orientieren. Impulse, die das Metall aus dieser Spanne herauskatapultieren könnten, müssten in erster Linie vom Ölmarkt und - in einem etwas geringeren Umfang - auch vom USDollar kommen.
Die Berichtssaison bei den Minen für das 1. Quartal ist in den letzten Tagen abgeflaut. Dafür meldeten sich die Zentralbanken wieder einmal verstärkt zu Wort. Die EZB gab in ihrem wöchentlichen Bericht bekannt, dass in der Vorwoche rund 2,5 Tonnen Gold von einer Mitgliedsbank verkauft worden seien, während eine andere (üblicherweise ist dies die griechische Notenbank) Goldmünzen aufgekauft habe.
Die schweizerische Notenbank hat im April insgesamt 12,5 Tonnen Gold verkauft, sie verfügt jetzt noch über genau 1.100 Tonnen. Die Abgaben sind Teil jener 250 Tonnen, deren Verkauf die SNB im Juni 2007 bekanntgab. Im vergangenen Jahr hatte die Bank davon bereits 145 Tonnen abgestoßen. Das Partnerland der Schweizer bei der kommenden Europameisterschaft, Österreich, hielt sich 2007 dagegen zurück. Nur 9 Tonnen wurden im letzten Jahr auf den Markt gebracht, die Alpenrepublik hat jetzt noch Goldvorräte in Höhe von 280 Tonnen.
So ganz ohne Meldungen von Seiten der Minen ging es dann in den letzten beiden Wochen aber doch nicht: Newmont berichtete über eine geplante Produktionssteigerung in den Minen in Ghana um 9,6% auf 500.000 Unzen (15,5 t). Weniger Glück hat dagegen der südafrikanische Konkurrent Gold Fields. Der viertgrößte Goldproduzent der Welt erwartet für dieses Jahr ein Einbrechen der Ausbringung um 15% auf 3,6 Mio. Unzen. Der Vorstandsvorsitzende Nick Holland schob dies vor allem auf die Probleme bei der Stromversorgung in seinem Heimatland. Holland verwies in diesem Zusammenhang auch auf die stark steigenden Kosten für Strom, aber auch für andere Rohstoffe. Einen interessanten Einblick in diesem Zusammenhang gab in dieser Woche Barrick Gold. Ein Vertreter des weltgrößten Goldförderers sagte in einem Interview, dass die Gewinnschwelle für Produzenten inzwischen bei 700 - 800 Dollars je Unze liegen würde. Diese Zahl mag aus Eigeninteresse etwas hoch gegriffen sein, allerdings wird dadurch trotzdem eines offensichtlich, nämlich dass (trotz aller Skepsis auf unserer Seite bezüglich der mittelfristigen Preisentwicklung) Goldpreise von 500 $ und weniger bis auf weiteres der Vergangenheit angehören dürften.
Von der Explosion der Produktionskosten sind allerdings nicht alle Länder gleichermaßen betroffen, traditionell liegt der Aufwand in Minen, in denen das gelbe Metall im Tagebau gefördert wird, niedriger. Zu diesen Ländern gehört auch Peru, wo die Produktion in den nächsten drei Jahren durch sechs neue Projekte um 600.000 Unzen pro Jahr und damit deutlich zunehmen soll. Zuletzt war die Ausbringung innerhalb von nur drei Jahren von 207 auf 170 Tonnen gefallen, nachdem die etablierten Minen immer weniger Gold förderten. Am - aus peruanischer Sicht - anderen Ende der Welt, in Russland, stieg die Ausbringung dagegen schon in den ersten vier Monaten dieses Jahres um fast 9% auf 31,4 t.
Den gemischten Vermeldungen der Produzenten standen in dieser Woche auf der Verbrauchsseite eindeutig schlechte Nachrichten gegenüber. Das World Gold Council berichtete, dass die weltweite Nachfrage im 1. Quartal um 16% auf den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre gefallen sei. In erster Linie sei dafür ein Rückgang in Indien um 50% verantwortlich. In Russland und China habe es dagegen Steigerungen gegeben, die aber die Verluste auf dem Subkontinent nicht aufwiegen konnten. Auf weltweiter Basis war die Schmucknachfrage um 21% rückläufig (niedrigster Stand seit Anfang der neunziger Jahre), die Käufe von Barren und Münzen brachen um 35% ein. Aufgefangen wurde die Verluste aber zum Teil durch Goldkäufe in Form von ETFs, wo es eine Steigerung um rund 100% auf 73 Tonnen gab. Die industrielle Nachfrage sei dagegen um 5% gefallen, in erster Linie aufgrund der schlechteren Konjunktur in den USA.
Das Silber bewegte sich in den vergangenen 14 Tagen einmal mehr parallel zum Gold. Kräftigen Kursgewinnen in der ersten Hälfte des Berichtszeitraumes standen später rasche und deutliche Verluste gegenüber, die das Metall wieder unter die Marke von 17 $ drückten. Vorher hatte die Notierung zeitweise sogar 18,31 $ erreicht, dies war das höchste Niveau seit Mitte April gewesen, als der Preis vorübergehend bis auf 18,74 $ gestiegen war.
Für die kommende Woche ist im wesentlichen keine Abkoppelung des Silberpreises von den Bewegungen des gelben Schwestermetalls zu erwarten. Wie beim Gold auch hatten sich zwei wichtige Chartlinien herausgebildet, die Unterstützung bei 17,10 $ wurde heute bereits im Laufe des Tages unterschritten, was neue Verkäufe von Spekulanten und Investoren nach sich zog. Die nächste Unterstützung liegt jetzt bei 16,50 $, der maßgeliche (vorerst scheinbar unerreichbare) Widerstand bei 18,25 $.
Das ungeduldige Warten auf die neuesten Zahlen zu Angebot und Nachfrage bei den Platinmetallen hatte in der vergangenen Woche ein Ende. Der englische Edelmetallverarbeiter Johnson Matthey veröffentlichte in der letzten Woche seinen traditionellen Jahresbericht, der üblicherweise während der Platinwoche in London veröffentlicht wird. Diese findet jedes Jahr im Mai statt und zog diesmal eine Rekordzahl von Teilnehmern an, die aus den verschiedensten Segmenten des Platinmetallgeschäfts stammten. Dazu gehörten Produzenten, Weiterverarbeiter, Endverbraucher ebenso, wie Investoren und Händler.
Ihnen allen wurde von JM für das Platin ein eher positiver Ausblick für die weitere Kursentwicklung mit auf den Heimweg gegeben. So verwiesen die Engländer darauf, dass man für 2007 ein Defizit zwischen Angebot und Nachfrage in Höhe von 480.000 Unzen errechnet habe und dass auch für 2008 keine dramatische Verbesserung zu erwarten sei. Für die weitere Preisentwicklung bedeute dies, dass der Preis unter ungünstigen Umständen auf bis zu 2.500 $ je Unze steigen könne. Wir sind hier nicht ganz so positiv für den Preis eingestellt, nur für den Fall neuer und längerer Produktionsunterbrechungen, die wir aber nach der aktuellen Lage der Dinge nicht erwarten, erscheint ein solches Szenario denkbar.
Deutlich skeptischer als JM sind wir, was die weitere Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa angeht. Dies ist auch ein Grund, warum wir die Entwicklung der Platinpreisentwicklung langfristig nicht ganz so positiv sehen. Durch die hohen Dieselpreise gerät diese Motortechnologie derzeit europaweit unter Druck. Unternehmen berichten bei einzelnen Modellen bereits über einen Rückgang des Dieselanteils von 50% auf 30%. Österreich hatte z.B. 2003 mit damals rund 72% europaweit den höchsten Dieselanteil an den Neuzulassungen, 2007 sank der Anteil auf 59% (in Deutschland lag er bei 47,7%, in West-Europa bei 53,3%). Näheres zu dem Thema unter den Links.
Ebenfalls fraglich erscheint uns, ob sich der 2007er Verkaufserfolg bei den Platin-ETFs in diesem Jahr noch einmal wiederholen lässt. Während JM davon ausgeht, sehen wir den starken Absatz des letzten Jahres in diesem Segment als Anfangserfolg ein, der sich eher nicht wiederholen lassen wird. Weitere Details zu dem Bericht von JM finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4.
Dem aktuellen Platinpreis hat die Vorhersage eines weiter hohen Defizits und einer in Zukunft möglicherweise noch einmal deutlich steigenden Notierung nur vorübergehend geholfen, das gleichwohl massiv. Die Notierung setzte dabei ihren vor über zwei Wochen begonnnen Aufwärtstrend in aller Deutlichkeit fort und erreichte in der Spitze ein Maximum von 2.216 $ je Unze, dies war der höchste Preis seit dem kurzen Ausflug auf das Allzeithoch von 2.300 $ je Unze Anfang März. Noch schneller als der Preis gestiegen war, fiel er dann allerdings wieder. Gewinnmitnahmen auch angesichts des Durchbrechens einiger Chartlinien sorgten bis heute wieder für Preise von 1.968 $.
Das Palladium stand auch in den letzten beiden Wochen erneut nicht im Fokus der Händler. Trotzdem stieg es angesichts der Kursgewinne bei den anderen Metallen zunächst leicht auf 456 $ je Unze an. Der insgesamt aber tendenziell eher negative Ausblick für Palladium, den Johnson Matthey in seinem Jahresbericht gab, verhinderte größere Gewinne. Als das Platin dann in dieser Woche ins Rutschen kam, fiel auch das Palladium mit. Dabei durchbrach es auf den Charts den schon seit Anfang Mai bestehenden Aufwärtstrend. Heute Mittag notierte es bei 426 $ und damit wie die anderen Metalle auch unter dem Stand von vor zwei Wochen.
Sollte sich die negative Tendenz bei den anderen Metallen fortsetzen, wird das Palladium sicher in Richtung der Marken von 420 $ und dann 410 $ sinken. Falls letzteres Niveau auch nicht halten sollte, bietet die psychologisch wichtige Schwelle von 400 wohl erst einmal keine große Unterstützung. Industrielle Anwendersollten eventuelle Rückschläge unter dieses Niveau für gestaffelte Kauforders im Bereich zwischen 360 und 390 $ nutzen.
Ein vor nicht allzu langer Zeit sicher undenkbarer fünfstelliger Preis beim Rhodium ist in den letzten Tagen in greifbare Nähe gerückt. Aktuell notiert das Metall bei 9.800 $ - 9.900 $ je Unze und damit natürlich auf einem neuen Allzeithoch. Nur zur Erinnerung: Noch im Januar kostete eine Unze rund 6.500 $, zwei Jahre zuvor lag der Preis noch unter 3.000 $.
Und ein Ende der Fahnenstange ist kurzfristig nicht absehbar. Weiterhin steht die Industrie auf der Käuferseite, unterstützt wird die Entwicklung außerdem auch noch von vereinzelten Investments und von insgesamt eher geringen Vorräten. Langfristig rechnen wir zwar mit tieferen Notierungen - Einsparungsbemühungen der Autoindustrie werden sich hier sicher auswirken - nur in nächster Zeit wird davon noch wenig zu spüren sein. Aktuell kommt zwar etwas Verkaufsinteresse auf, ein Erreichen des 10.000 $-Meilensteins ist aber für die nächste Zeit trotzdem nicht auszuschließen. Panik wird deshalb allerdings wohl eher nicht aufkommen, bis jetzt konnte die Nachfrage trotz der Preissteigerungen stets befriedigt werden.
Im Gegensatz zum teuren Rhodium bewegt sich das Ruthenium weiter nach unten, das andauernde Ausbleiben der industriellen Nachfrage sorgt dafür, dass das Metall inzwischen unter 325 $ handelt. Iridium verharrt fast auf der Stelle, es liegt eine Spur höher bei 420 $ - 460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Getrieben von immer neuen Rekorden beim Ölpreis und einem wieder schwachen USDollar legte das Gold in den letzten beiden Wochen zunächst permanent zu. Von 870 $ stieg es beinahe ohne Pause auf 935 $ je Unze. Als der Ölpreis dann in der Mitte der vergangenen Woche vorübergehend etwas an Wert verlor, endete auch die Haussephase beim gelben Metall. Ein weiterer Versuch, wieder in Richtung der alten Höchstkurse vom März zu steigen, scheiterte schließlich diesen Dienstag an einem Chartpunkt, der sich bei 930 $ herausgebildet hatte. Dieser Umstand sorgte für neue Gewinnmitnahmen und die Notierung fiel in den letzten 48 Stunden zeitweise deutlich auf "nur noch" 883 $ zurück.
In den nächsten Tagen wird sich das Metall zunächst an der Unterstützung bei 875 $ und am massiven Widerstand knapp über 920 $ orientieren. Impulse, die das Metall aus dieser Spanne herauskatapultieren könnten, müssten in erster Linie vom Ölmarkt und - in einem etwas geringeren Umfang - auch vom USDollar kommen.
Die Berichtssaison bei den Minen für das 1. Quartal ist in den letzten Tagen abgeflaut. Dafür meldeten sich die Zentralbanken wieder einmal verstärkt zu Wort. Die EZB gab in ihrem wöchentlichen Bericht bekannt, dass in der Vorwoche rund 2,5 Tonnen Gold von einer Mitgliedsbank verkauft worden seien, während eine andere (üblicherweise ist dies die griechische Notenbank) Goldmünzen aufgekauft habe.
Die schweizerische Notenbank hat im April insgesamt 12,5 Tonnen Gold verkauft, sie verfügt jetzt noch über genau 1.100 Tonnen. Die Abgaben sind Teil jener 250 Tonnen, deren Verkauf die SNB im Juni 2007 bekanntgab. Im vergangenen Jahr hatte die Bank davon bereits 145 Tonnen abgestoßen. Das Partnerland der Schweizer bei der kommenden Europameisterschaft, Österreich, hielt sich 2007 dagegen zurück. Nur 9 Tonnen wurden im letzten Jahr auf den Markt gebracht, die Alpenrepublik hat jetzt noch Goldvorräte in Höhe von 280 Tonnen.
So ganz ohne Meldungen von Seiten der Minen ging es dann in den letzten beiden Wochen aber doch nicht: Newmont berichtete über eine geplante Produktionssteigerung in den Minen in Ghana um 9,6% auf 500.000 Unzen (15,5 t). Weniger Glück hat dagegen der südafrikanische Konkurrent Gold Fields. Der viertgrößte Goldproduzent der Welt erwartet für dieses Jahr ein Einbrechen der Ausbringung um 15% auf 3,6 Mio. Unzen. Der Vorstandsvorsitzende Nick Holland schob dies vor allem auf die Probleme bei der Stromversorgung in seinem Heimatland. Holland verwies in diesem Zusammenhang auch auf die stark steigenden Kosten für Strom, aber auch für andere Rohstoffe. Einen interessanten Einblick in diesem Zusammenhang gab in dieser Woche Barrick Gold. Ein Vertreter des weltgrößten Goldförderers sagte in einem Interview, dass die Gewinnschwelle für Produzenten inzwischen bei 700 - 800 Dollars je Unze liegen würde. Diese Zahl mag aus Eigeninteresse etwas hoch gegriffen sein, allerdings wird dadurch trotzdem eines offensichtlich, nämlich dass (trotz aller Skepsis auf unserer Seite bezüglich der mittelfristigen Preisentwicklung) Goldpreise von 500 $ und weniger bis auf weiteres der Vergangenheit angehören dürften.
Von der Explosion der Produktionskosten sind allerdings nicht alle Länder gleichermaßen betroffen, traditionell liegt der Aufwand in Minen, in denen das gelbe Metall im Tagebau gefördert wird, niedriger. Zu diesen Ländern gehört auch Peru, wo die Produktion in den nächsten drei Jahren durch sechs neue Projekte um 600.000 Unzen pro Jahr und damit deutlich zunehmen soll. Zuletzt war die Ausbringung innerhalb von nur drei Jahren von 207 auf 170 Tonnen gefallen, nachdem die etablierten Minen immer weniger Gold förderten. Am - aus peruanischer Sicht - anderen Ende der Welt, in Russland, stieg die Ausbringung dagegen schon in den ersten vier Monaten dieses Jahres um fast 9% auf 31,4 t.
Den gemischten Vermeldungen der Produzenten standen in dieser Woche auf der Verbrauchsseite eindeutig schlechte Nachrichten gegenüber. Das World Gold Council berichtete, dass die weltweite Nachfrage im 1. Quartal um 16% auf den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre gefallen sei. In erster Linie sei dafür ein Rückgang in Indien um 50% verantwortlich. In Russland und China habe es dagegen Steigerungen gegeben, die aber die Verluste auf dem Subkontinent nicht aufwiegen konnten. Auf weltweiter Basis war die Schmucknachfrage um 21% rückläufig (niedrigster Stand seit Anfang der neunziger Jahre), die Käufe von Barren und Münzen brachen um 35% ein. Aufgefangen wurde die Verluste aber zum Teil durch Goldkäufe in Form von ETFs, wo es eine Steigerung um rund 100% auf 73 Tonnen gab. Die industrielle Nachfrage sei dagegen um 5% gefallen, in erster Linie aufgrund der schlechteren Konjunktur in den USA.
- Silber
Das Silber bewegte sich in den vergangenen 14 Tagen einmal mehr parallel zum Gold. Kräftigen Kursgewinnen in der ersten Hälfte des Berichtszeitraumes standen später rasche und deutliche Verluste gegenüber, die das Metall wieder unter die Marke von 17 $ drückten. Vorher hatte die Notierung zeitweise sogar 18,31 $ erreicht, dies war das höchste Niveau seit Mitte April gewesen, als der Preis vorübergehend bis auf 18,74 $ gestiegen war.
Für die kommende Woche ist im wesentlichen keine Abkoppelung des Silberpreises von den Bewegungen des gelben Schwestermetalls zu erwarten. Wie beim Gold auch hatten sich zwei wichtige Chartlinien herausgebildet, die Unterstützung bei 17,10 $ wurde heute bereits im Laufe des Tages unterschritten, was neue Verkäufe von Spekulanten und Investoren nach sich zog. Die nächste Unterstützung liegt jetzt bei 16,50 $, der maßgeliche (vorerst scheinbar unerreichbare) Widerstand bei 18,25 $.
- Platin
Das ungeduldige Warten auf die neuesten Zahlen zu Angebot und Nachfrage bei den Platinmetallen hatte in der vergangenen Woche ein Ende. Der englische Edelmetallverarbeiter Johnson Matthey veröffentlichte in der letzten Woche seinen traditionellen Jahresbericht, der üblicherweise während der Platinwoche in London veröffentlicht wird. Diese findet jedes Jahr im Mai statt und zog diesmal eine Rekordzahl von Teilnehmern an, die aus den verschiedensten Segmenten des Platinmetallgeschäfts stammten. Dazu gehörten Produzenten, Weiterverarbeiter, Endverbraucher ebenso, wie Investoren und Händler.
Ihnen allen wurde von JM für das Platin ein eher positiver Ausblick für die weitere Kursentwicklung mit auf den Heimweg gegeben. So verwiesen die Engländer darauf, dass man für 2007 ein Defizit zwischen Angebot und Nachfrage in Höhe von 480.000 Unzen errechnet habe und dass auch für 2008 keine dramatische Verbesserung zu erwarten sei. Für die weitere Preisentwicklung bedeute dies, dass der Preis unter ungünstigen Umständen auf bis zu 2.500 $ je Unze steigen könne. Wir sind hier nicht ganz so positiv für den Preis eingestellt, nur für den Fall neuer und längerer Produktionsunterbrechungen, die wir aber nach der aktuellen Lage der Dinge nicht erwarten, erscheint ein solches Szenario denkbar.
Deutlich skeptischer als JM sind wir, was die weitere Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa angeht. Dies ist auch ein Grund, warum wir die Entwicklung der Platinpreisentwicklung langfristig nicht ganz so positiv sehen. Durch die hohen Dieselpreise gerät diese Motortechnologie derzeit europaweit unter Druck. Unternehmen berichten bei einzelnen Modellen bereits über einen Rückgang des Dieselanteils von 50% auf 30%. Österreich hatte z.B. 2003 mit damals rund 72% europaweit den höchsten Dieselanteil an den Neuzulassungen, 2007 sank der Anteil auf 59% (in Deutschland lag er bei 47,7%, in West-Europa bei 53,3%). Näheres zu dem Thema unter den Links.
Ebenfalls fraglich erscheint uns, ob sich der 2007er Verkaufserfolg bei den Platin-ETFs in diesem Jahr noch einmal wiederholen lässt. Während JM davon ausgeht, sehen wir den starken Absatz des letzten Jahres in diesem Segment als Anfangserfolg ein, der sich eher nicht wiederholen lassen wird. Weitere Details zu dem Bericht von JM finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4.
Dem aktuellen Platinpreis hat die Vorhersage eines weiter hohen Defizits und einer in Zukunft möglicherweise noch einmal deutlich steigenden Notierung nur vorübergehend geholfen, das gleichwohl massiv. Die Notierung setzte dabei ihren vor über zwei Wochen begonnnen Aufwärtstrend in aller Deutlichkeit fort und erreichte in der Spitze ein Maximum von 2.216 $ je Unze, dies war der höchste Preis seit dem kurzen Ausflug auf das Allzeithoch von 2.300 $ je Unze Anfang März. Noch schneller als der Preis gestiegen war, fiel er dann allerdings wieder. Gewinnmitnahmen auch angesichts des Durchbrechens einiger Chartlinien sorgten bis heute wieder für Preise von 1.968 $.
- Palladium
Das Palladium stand auch in den letzten beiden Wochen erneut nicht im Fokus der Händler. Trotzdem stieg es angesichts der Kursgewinne bei den anderen Metallen zunächst leicht auf 456 $ je Unze an. Der insgesamt aber tendenziell eher negative Ausblick für Palladium, den Johnson Matthey in seinem Jahresbericht gab, verhinderte größere Gewinne. Als das Platin dann in dieser Woche ins Rutschen kam, fiel auch das Palladium mit. Dabei durchbrach es auf den Charts den schon seit Anfang Mai bestehenden Aufwärtstrend. Heute Mittag notierte es bei 426 $ und damit wie die anderen Metalle auch unter dem Stand von vor zwei Wochen.
Sollte sich die negative Tendenz bei den anderen Metallen fortsetzen, wird das Palladium sicher in Richtung der Marken von 420 $ und dann 410 $ sinken. Falls letzteres Niveau auch nicht halten sollte, bietet die psychologisch wichtige Schwelle von 400 wohl erst einmal keine große Unterstützung. Industrielle Anwendersollten eventuelle Rückschläge unter dieses Niveau für gestaffelte Kauforders im Bereich zwischen 360 und 390 $ nutzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Ein vor nicht allzu langer Zeit sicher undenkbarer fünfstelliger Preis beim Rhodium ist in den letzten Tagen in greifbare Nähe gerückt. Aktuell notiert das Metall bei 9.800 $ - 9.900 $ je Unze und damit natürlich auf einem neuen Allzeithoch. Nur zur Erinnerung: Noch im Januar kostete eine Unze rund 6.500 $, zwei Jahre zuvor lag der Preis noch unter 3.000 $.
Und ein Ende der Fahnenstange ist kurzfristig nicht absehbar. Weiterhin steht die Industrie auf der Käuferseite, unterstützt wird die Entwicklung außerdem auch noch von vereinzelten Investments und von insgesamt eher geringen Vorräten. Langfristig rechnen wir zwar mit tieferen Notierungen - Einsparungsbemühungen der Autoindustrie werden sich hier sicher auswirken - nur in nächster Zeit wird davon noch wenig zu spüren sein. Aktuell kommt zwar etwas Verkaufsinteresse auf, ein Erreichen des 10.000 $-Meilensteins ist aber für die nächste Zeit trotzdem nicht auszuschließen. Panik wird deshalb allerdings wohl eher nicht aufkommen, bis jetzt konnte die Nachfrage trotz der Preissteigerungen stets befriedigt werden.
Im Gegensatz zum teuren Rhodium bewegt sich das Ruthenium weiter nach unten, das andauernde Ausbleiben der industriellen Nachfrage sorgt dafür, dass das Metall inzwischen unter 325 $ handelt. Iridium verharrt fast auf der Stelle, es liegt eine Spur höher bei 420 $ - 460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.