Edelmetalle Aktuell
05.06.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Der Goldpreis schwankte in den vergangenen Tagen in einer unerwartet kleinen Handelsspanne zwischen 870 $ und 897 $ je Unze. Dabei konnte sich das Metall von den anfänglichen, vom Dollar und dem Ölpreis verursachten Verlusten zunächst erholen. Die gestrigen Kommentare des US-Notenbankchefs Bernanke, der vor den negativen Folgen einer fortgesetzten Dollar-Schwäche warnte, sorgten dann aber für einen Kurssprung beim Dollar und für einen deutlichen Rückgang des Ölpreises. Beides zusammen brachte den Goldpreis wieder erheblich unter Druck, mit zeitweise 875 $ je Unze war dieser am Ende zwar um 20 Dollars gefallen, aber er erreichte damit nicht einmal mehr das Tief vom letzten Freitag.
Für die kommenden Tage sieht sich das gelbe Metall einer wachsenden Herausforderung gegenüber. Sollte es durch die Marke von 870 $ fallen, wäre der seit Mitte August andauernde, mehrmals bestätigte Aufwärtstrend gebrochen. Danach lägen die weiteren Kursziele bei 845 $ und dann sogar erst bei rund 780 $ je Unze. Entspannen würde sich die Lage erst bei einem, im Moment aber eher unwahrscheinlich erscheinenden Anstieg über 910 $ je Unze.
Probleme mit der Energieversorgung gibt es derweil nicht nur in Südafrika (siehe Link auf Seite 4): Die Explosion einer Pipeline eines westaustralischen Gasversorgers hat zu Problemen bei der Versorgung der lokalen Minengesellschaften geführt. Die Minen sind zumindest zum Teil auf Dieselgeneratoren zur Herstellung des benötigten Stroms umgestiegen, allerdings wies z.B. Newcrest darauf hin, dass man vor Ort nur über begrenzte Dieselvorräte verfüge. Auf den internationalen Marktpreis von Gold dürfte allerdings auch ein längerer Ausfall von Produktionskapazitäten in Westaustralien keinen Einfluss haben, da genügend Metall anderweitig verfügbar ist.
Dabei geht die weltweite Produktionsschere für das erste Quartal dieses Jahres ohnehin auseinander. In Australien, wo jetzt die neuen Probleme auftauchten, ist die Produktion in diesem Zeitraum deutlich auf nur noch 53 Tonnen gefallen. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Minus von sieben Tonnen oder rund 12%. Die ausgebrachte Goldmenge war die niedrigste seit 19 Jahren, Analysten machten vor allem einen geringeren Goldgehalt in den Minen verantwortlich.
Noch schlechter sah es von Januar bis März in Südafrika aus, hier vermeldete die Chamber of Mines einen Rückgang um knapp 17% auf 52,2 Tonnen. Hauptursache für den Rückgang am Kap sei vor allem die Stromkrise Ende Januar und Anfang Februar gewesen, die zu einem einwöchigen Stillstand der Produktion geführt habe. Für das Nachbarland Zimbabwe wird für dieses Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sogar nur noch eine Ausbringung von vier Tonnen erwartet. Die theoretische Produktionskapazität, so Beobachter, läge dagegen bei rund 30 Tonnen (siehe auch Link auf Seite 4).
Ganz anders sieht es dagegen in China aus: Hier steigt die Goldproduktion immer weiter, in den ersten vier Monaten wurden 84 Tonnen des gelben Metalls und damit 8% mehr als im Vorjahr ausgebracht. Auf den April entfielen dabei 23,4 Tonnen, so dass China im ersten Quartal mit deutlichem Vorsprung größter Goldproduzent der Welt gewesen sein dürfte.
Auf der Nachfrageseite sieht es trotz des Abstands zu den Höchstpreisen des ersten Quartals derzeit wenig ermutigend aus. Weder die (Schmuck-)Industrie, noch private Investoren zeigen sich aktuell in Kauflaune. Dies gilt nicht nur für Europa, sondern auch für den Fernen Osten und andere wichtige Märkte.
Der Silberpreis hat sich in den vergangenen Tagen in einem Maße seitwärts bewegt, wie es schon lange nicht mehr zu beobachten war. Nur rund 45 Cents lagen zwischen dem Höchst- und dem Tiefstkurs, dies war die kleinste Handelsspanne in diesem Jahr. Händler sahen hierin bereits Vorboten für ein in diesem Jahr sehr früh auftretendes Sommerloch.
Heute Nachmittag in den USA könnte dann zwar etwas mehr Bewegung in den Markt kommen, insgesamt erwarten wir aber kurzfristig noch keine dramatische Änderung der Ausgangslage. Für den Fall eines Ausbruchs aus der aktuellen Handelsspanne rechnen wir aber angesichts der insgesamt noch immer verhaltenen physischen Nachfrage eher mit einem Test der unteren Seite. Hier liegt jetzt eine sehr wichtige charttechnische Unterstützung bei $16,50. Sollte diese brechen, würde der seit August letzten Jahres andauernde Aufwärtstrend beendet werden, dies würde langfristig sicher ein negatives Signal setzen.
Wie schon beim Gold auch lahmt beim Silber derzeit der physische (Barren-)Absatz an Investoren. Praktisch unverändert waren auch die Absatzzahlen bei den ETFs, hier wurden in der letzten Woche weltweit gerade einmal 20 Tonnen zusätzlich verkauft Insgesamt liegt die Menge jetzt aber bei knapp 6.900 Tonnen. Die Spekulanten und Investoren an der New Yorker Terminbörse COMEX besitzen im Vergleich dazu aktuell immerhin rund 9.500 Tonnen des weißen Metalls. Sie haben ihre - in der Regel allerdings stark fluktuierenden - Positionen damit letzte Woche um knapp 450 Tonnen und in den letzten 14 Tagen sogar um über 1.000 Tonnen ausgebaut .
Dass der Preis in diesem Zeitraum nicht gestiegen, sondern tendenziell sogar eher in Richtung des Viermonatstiefs bei rund 16 Dollars (erreicht Anfang Mai) gefallen ist, ist auch ein Zeichen, dass die fundamentale Lage im physischen Bereich insgesamt weiter zu wünschen übrig lässt.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Nachfrageaus der Industrie weiter schwach ist, auch wenn es bei den von ihr bevorzugten Granalien zuletzt Anzeichen für eine leichte Belebung der Käufe z.B. durch die Elektronikindustrie gab.
Nach den zahlreichen Nachrichten der letzten Berichtsperiode zu Angebot und Nachfrage und der zuletzt wieder sehr hohen Volatilität des Preises verlief der Handel mit dem zweitteuersten Edelmetall in dieser Woche in vergleichweise ruhigen Bahnen.
Dabei setzten sich zunächst angesichts von Dollarstärke und Ölpreisschwäche die Kursverluste der Vorwoche weiter fort. Die Notierung fiel dabei am Freitag auf ein Tief von 1.945 $ je Unze und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Mai. Noch vor dem Wochenende ging es dann mit den Rohstoffen im allgemeinen und damit auch mit dem Platin wieder aufwärts. Bis gestern stieg der Euro gegenüber dem Dollar, am Ende auf über 1,56 und der Preis für das schwarze Gold erreichte fast wieder die Marke von 130 $ je Barrel. Beide Faktoren zusammen trieben das Platin kurzzeitig noch einmal auf 2.035 $ und damit auf das Wochenhoch.
Die Kommentare von US-Notenbankchef Bernanke gestern Abend (siehe auch Link auf Seite 4) sorgten dann aber für eine deutliche Abkühlung der jüngsten Rohstoffhausse. Das weiße Metall wurde in diesem Umfeld wieder unter die Marke von 2.000 $ gedrückt, aktuell notiert es bei 1.985 $ je Unze.
Solange das Metall nicht unter den Tiefstkurs der letzten Woche fällt, sieht die Situation noch einigermaßen stabil aus. Mit den steigenden Verlustrisiken bei Gold und Silber nimmt aber die Wahrscheinlichkeit eines Rückschlags auch bei Platin zu. Die nächste kräftige Unterstützung auf den mittelfristigen Charts liegt jetzt zwischen 1.875 $ und 1.850 $, eine weitere, allerdings entscheidende dann bei rund 1.775 $. Sollte diese nicht halten, wäre es das Ende des seit beinahe 12 Monaten andauernden Aufwärtstrends. Dann gäbe es bis in den Bereich von 1.600 $ je Unze hinein nicht mehr viel Unterstützung, dies dürfte so manchen Investor und Spekulanten ins Grübeln bringen. Noch ist es aber nicht soweit und der Umstand, dass die Industrie einen Rückschlag erst einmal für ordentliche Käufe nutzen sollte, wird einen so deutlichen Einbruch kurzfristig wohl auch nicht zulassen.
Aber auch schon ein mehr oder weniger sanfter Rückgang des Platinpreises wäre trotzdem Balsam auf die Seelen der Autohersteller und anderer industrieller Verbraucher. Besonders erstere sehen sich nicht nur mit hohen Rohstoffkosten, sondern auch mit in einigen Märkten kollabierenden Autoverkäufen konfrontiert. In dieser Woche wurden hierzu einige neue Zahlen veröffentlich, Details sind unter den Links auf Seite 4 zu finden.
Was die Minen betrifft war es in dieser Woche vergleichsweise ruhig, lediglich die Minengesellschaft Aquarius machte zweimal von sich reden. Während es in der laufenden Produktion zu einem wilden Streik kam, der 1.300 Unzen Platinmetalle kostete, gab die Gesellschaft heute bekannt, dass man die Genehmigung erhalten habe, für 420 Mio. Rand 50% der Juniorminengesellschaft Platinum Mile Resources zu übernehmen.
Das Palladium fiel am letzten Freitag zu Beginn der New Yorker Handelszeit auf 419 $ zurück und folgte damit der allgemeinen Tendenz, die schon seit dem Donnerstagmorgen von Gold und Platin vorgezeichnet worden war.
Auf dem Tiefstkurs kam es allerdings zu einem Anstieg der industriellen Nachfrage und der Preis stieg rasch wieder auf über 430 $ an.
Beflügelt worden sein dürfte der Nachfragesprung auch durch die Tatsache, dass das Palladium gegen Euro vergleichsweise günstig war. Außer im Januar hatte das Metall nur im Mai kurz unter 270 € je Unze gelegen.
Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir weiterhin mit Hilfe von Kauf-Orders die Vorräte auszubauen, bzw. Preissicherungsgeschäfte abzuschließen. Geeignete Niveaus könnten gegen Euro zwischen 250 € und 270 € liegen, auf Dollar-Basis zwischen 370 $ und 390 $ je Unze.
Die Nachrichtendecke beim Palladium war in der letzten Woche eher dünn, lediglich die andauernden Übernahmespekulationen um Norilsk Nickel sorgten einmal mehr für neue Schlagzeilen (siehe auch Link auf Seite 4).
Die angespannte Ruhe bei den anderen Edelmetallen hat dafür gesorgt, dass das Rhodium die magische Marke von 10.000 $ je Unze bisher nicht erreichen konnte. Statt dessen kam in den letzten Tagen von Händlern und Investoren etwas Verkaufsinteresse auf, mit dessen Hilfe die anhaltenden Käufe der Industrie aus Asien und Nordamerika bedient werden konnten.
Sollte es zu einem Einbruch bei den anderen Edelmetallen kommen, ist nicht auszuschließen, dass sich das Rhodium trotz der fundamental eher guten Ausgangslage dieser Entwicklung anschließen wird und so die 10.000 $-Grenze erst einmal nicht erreicht wird.
Iridium ist weiter gesucht, aber der anhaltende Abbau von vorhandenen Altbeständen verhindert bislang einen Preisanstieg.
Das Ruthenium dagegen ist und bleibt das schwarze Schaf in der Platinmetall-Familie. Mangelnde Nachfrage sorgt für einen andauernden Preisdruck, das Metall handelte im internationalen Markt zuletzt noch einmal deutlich tiefer bei unter 300 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Der Goldpreis schwankte in den vergangenen Tagen in einer unerwartet kleinen Handelsspanne zwischen 870 $ und 897 $ je Unze. Dabei konnte sich das Metall von den anfänglichen, vom Dollar und dem Ölpreis verursachten Verlusten zunächst erholen. Die gestrigen Kommentare des US-Notenbankchefs Bernanke, der vor den negativen Folgen einer fortgesetzten Dollar-Schwäche warnte, sorgten dann aber für einen Kurssprung beim Dollar und für einen deutlichen Rückgang des Ölpreises. Beides zusammen brachte den Goldpreis wieder erheblich unter Druck, mit zeitweise 875 $ je Unze war dieser am Ende zwar um 20 Dollars gefallen, aber er erreichte damit nicht einmal mehr das Tief vom letzten Freitag.
Für die kommenden Tage sieht sich das gelbe Metall einer wachsenden Herausforderung gegenüber. Sollte es durch die Marke von 870 $ fallen, wäre der seit Mitte August andauernde, mehrmals bestätigte Aufwärtstrend gebrochen. Danach lägen die weiteren Kursziele bei 845 $ und dann sogar erst bei rund 780 $ je Unze. Entspannen würde sich die Lage erst bei einem, im Moment aber eher unwahrscheinlich erscheinenden Anstieg über 910 $ je Unze.
Probleme mit der Energieversorgung gibt es derweil nicht nur in Südafrika (siehe Link auf Seite 4): Die Explosion einer Pipeline eines westaustralischen Gasversorgers hat zu Problemen bei der Versorgung der lokalen Minengesellschaften geführt. Die Minen sind zumindest zum Teil auf Dieselgeneratoren zur Herstellung des benötigten Stroms umgestiegen, allerdings wies z.B. Newcrest darauf hin, dass man vor Ort nur über begrenzte Dieselvorräte verfüge. Auf den internationalen Marktpreis von Gold dürfte allerdings auch ein längerer Ausfall von Produktionskapazitäten in Westaustralien keinen Einfluss haben, da genügend Metall anderweitig verfügbar ist.
Dabei geht die weltweite Produktionsschere für das erste Quartal dieses Jahres ohnehin auseinander. In Australien, wo jetzt die neuen Probleme auftauchten, ist die Produktion in diesem Zeitraum deutlich auf nur noch 53 Tonnen gefallen. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Minus von sieben Tonnen oder rund 12%. Die ausgebrachte Goldmenge war die niedrigste seit 19 Jahren, Analysten machten vor allem einen geringeren Goldgehalt in den Minen verantwortlich.
Noch schlechter sah es von Januar bis März in Südafrika aus, hier vermeldete die Chamber of Mines einen Rückgang um knapp 17% auf 52,2 Tonnen. Hauptursache für den Rückgang am Kap sei vor allem die Stromkrise Ende Januar und Anfang Februar gewesen, die zu einem einwöchigen Stillstand der Produktion geführt habe. Für das Nachbarland Zimbabwe wird für dieses Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sogar nur noch eine Ausbringung von vier Tonnen erwartet. Die theoretische Produktionskapazität, so Beobachter, läge dagegen bei rund 30 Tonnen (siehe auch Link auf Seite 4).
Ganz anders sieht es dagegen in China aus: Hier steigt die Goldproduktion immer weiter, in den ersten vier Monaten wurden 84 Tonnen des gelben Metalls und damit 8% mehr als im Vorjahr ausgebracht. Auf den April entfielen dabei 23,4 Tonnen, so dass China im ersten Quartal mit deutlichem Vorsprung größter Goldproduzent der Welt gewesen sein dürfte.
Auf der Nachfrageseite sieht es trotz des Abstands zu den Höchstpreisen des ersten Quartals derzeit wenig ermutigend aus. Weder die (Schmuck-)Industrie, noch private Investoren zeigen sich aktuell in Kauflaune. Dies gilt nicht nur für Europa, sondern auch für den Fernen Osten und andere wichtige Märkte.
- Silber
Der Silberpreis hat sich in den vergangenen Tagen in einem Maße seitwärts bewegt, wie es schon lange nicht mehr zu beobachten war. Nur rund 45 Cents lagen zwischen dem Höchst- und dem Tiefstkurs, dies war die kleinste Handelsspanne in diesem Jahr. Händler sahen hierin bereits Vorboten für ein in diesem Jahr sehr früh auftretendes Sommerloch.
Heute Nachmittag in den USA könnte dann zwar etwas mehr Bewegung in den Markt kommen, insgesamt erwarten wir aber kurzfristig noch keine dramatische Änderung der Ausgangslage. Für den Fall eines Ausbruchs aus der aktuellen Handelsspanne rechnen wir aber angesichts der insgesamt noch immer verhaltenen physischen Nachfrage eher mit einem Test der unteren Seite. Hier liegt jetzt eine sehr wichtige charttechnische Unterstützung bei $16,50. Sollte diese brechen, würde der seit August letzten Jahres andauernde Aufwärtstrend beendet werden, dies würde langfristig sicher ein negatives Signal setzen.
Wie schon beim Gold auch lahmt beim Silber derzeit der physische (Barren-)Absatz an Investoren. Praktisch unverändert waren auch die Absatzzahlen bei den ETFs, hier wurden in der letzten Woche weltweit gerade einmal 20 Tonnen zusätzlich verkauft Insgesamt liegt die Menge jetzt aber bei knapp 6.900 Tonnen. Die Spekulanten und Investoren an der New Yorker Terminbörse COMEX besitzen im Vergleich dazu aktuell immerhin rund 9.500 Tonnen des weißen Metalls. Sie haben ihre - in der Regel allerdings stark fluktuierenden - Positionen damit letzte Woche um knapp 450 Tonnen und in den letzten 14 Tagen sogar um über 1.000 Tonnen ausgebaut .
Dass der Preis in diesem Zeitraum nicht gestiegen, sondern tendenziell sogar eher in Richtung des Viermonatstiefs bei rund 16 Dollars (erreicht Anfang Mai) gefallen ist, ist auch ein Zeichen, dass die fundamentale Lage im physischen Bereich insgesamt weiter zu wünschen übrig lässt.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Nachfrageaus der Industrie weiter schwach ist, auch wenn es bei den von ihr bevorzugten Granalien zuletzt Anzeichen für eine leichte Belebung der Käufe z.B. durch die Elektronikindustrie gab.
- Platin
Nach den zahlreichen Nachrichten der letzten Berichtsperiode zu Angebot und Nachfrage und der zuletzt wieder sehr hohen Volatilität des Preises verlief der Handel mit dem zweitteuersten Edelmetall in dieser Woche in vergleichweise ruhigen Bahnen.
Dabei setzten sich zunächst angesichts von Dollarstärke und Ölpreisschwäche die Kursverluste der Vorwoche weiter fort. Die Notierung fiel dabei am Freitag auf ein Tief von 1.945 $ je Unze und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Mai. Noch vor dem Wochenende ging es dann mit den Rohstoffen im allgemeinen und damit auch mit dem Platin wieder aufwärts. Bis gestern stieg der Euro gegenüber dem Dollar, am Ende auf über 1,56 und der Preis für das schwarze Gold erreichte fast wieder die Marke von 130 $ je Barrel. Beide Faktoren zusammen trieben das Platin kurzzeitig noch einmal auf 2.035 $ und damit auf das Wochenhoch.
Die Kommentare von US-Notenbankchef Bernanke gestern Abend (siehe auch Link auf Seite 4) sorgten dann aber für eine deutliche Abkühlung der jüngsten Rohstoffhausse. Das weiße Metall wurde in diesem Umfeld wieder unter die Marke von 2.000 $ gedrückt, aktuell notiert es bei 1.985 $ je Unze.
Solange das Metall nicht unter den Tiefstkurs der letzten Woche fällt, sieht die Situation noch einigermaßen stabil aus. Mit den steigenden Verlustrisiken bei Gold und Silber nimmt aber die Wahrscheinlichkeit eines Rückschlags auch bei Platin zu. Die nächste kräftige Unterstützung auf den mittelfristigen Charts liegt jetzt zwischen 1.875 $ und 1.850 $, eine weitere, allerdings entscheidende dann bei rund 1.775 $. Sollte diese nicht halten, wäre es das Ende des seit beinahe 12 Monaten andauernden Aufwärtstrends. Dann gäbe es bis in den Bereich von 1.600 $ je Unze hinein nicht mehr viel Unterstützung, dies dürfte so manchen Investor und Spekulanten ins Grübeln bringen. Noch ist es aber nicht soweit und der Umstand, dass die Industrie einen Rückschlag erst einmal für ordentliche Käufe nutzen sollte, wird einen so deutlichen Einbruch kurzfristig wohl auch nicht zulassen.
Aber auch schon ein mehr oder weniger sanfter Rückgang des Platinpreises wäre trotzdem Balsam auf die Seelen der Autohersteller und anderer industrieller Verbraucher. Besonders erstere sehen sich nicht nur mit hohen Rohstoffkosten, sondern auch mit in einigen Märkten kollabierenden Autoverkäufen konfrontiert. In dieser Woche wurden hierzu einige neue Zahlen veröffentlich, Details sind unter den Links auf Seite 4 zu finden.
Was die Minen betrifft war es in dieser Woche vergleichsweise ruhig, lediglich die Minengesellschaft Aquarius machte zweimal von sich reden. Während es in der laufenden Produktion zu einem wilden Streik kam, der 1.300 Unzen Platinmetalle kostete, gab die Gesellschaft heute bekannt, dass man die Genehmigung erhalten habe, für 420 Mio. Rand 50% der Juniorminengesellschaft Platinum Mile Resources zu übernehmen.
- Palladium
Das Palladium fiel am letzten Freitag zu Beginn der New Yorker Handelszeit auf 419 $ zurück und folgte damit der allgemeinen Tendenz, die schon seit dem Donnerstagmorgen von Gold und Platin vorgezeichnet worden war.
Auf dem Tiefstkurs kam es allerdings zu einem Anstieg der industriellen Nachfrage und der Preis stieg rasch wieder auf über 430 $ an.
Beflügelt worden sein dürfte der Nachfragesprung auch durch die Tatsache, dass das Palladium gegen Euro vergleichsweise günstig war. Außer im Januar hatte das Metall nur im Mai kurz unter 270 € je Unze gelegen.
Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir weiterhin mit Hilfe von Kauf-Orders die Vorräte auszubauen, bzw. Preissicherungsgeschäfte abzuschließen. Geeignete Niveaus könnten gegen Euro zwischen 250 € und 270 € liegen, auf Dollar-Basis zwischen 370 $ und 390 $ je Unze.
Die Nachrichtendecke beim Palladium war in der letzten Woche eher dünn, lediglich die andauernden Übernahmespekulationen um Norilsk Nickel sorgten einmal mehr für neue Schlagzeilen (siehe auch Link auf Seite 4).
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die angespannte Ruhe bei den anderen Edelmetallen hat dafür gesorgt, dass das Rhodium die magische Marke von 10.000 $ je Unze bisher nicht erreichen konnte. Statt dessen kam in den letzten Tagen von Händlern und Investoren etwas Verkaufsinteresse auf, mit dessen Hilfe die anhaltenden Käufe der Industrie aus Asien und Nordamerika bedient werden konnten.
Sollte es zu einem Einbruch bei den anderen Edelmetallen kommen, ist nicht auszuschließen, dass sich das Rhodium trotz der fundamental eher guten Ausgangslage dieser Entwicklung anschließen wird und so die 10.000 $-Grenze erst einmal nicht erreicht wird.
Iridium ist weiter gesucht, aber der anhaltende Abbau von vorhandenen Altbeständen verhindert bislang einen Preisanstieg.
Das Ruthenium dagegen ist und bleibt das schwarze Schaf in der Platinmetall-Familie. Mangelnde Nachfrage sorgt für einen andauernden Preisdruck, das Metall handelte im internationalen Markt zuletzt noch einmal deutlich tiefer bei unter 300 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.