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Wie man den Dollar verkauft

03.06.2008  |  Redaktion
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Nehmen Sie beispielsweise die Aktien: Wir haben sicher nicht mehr das Jahr 1999, aber die Investoren feiern, als wäre es so. Wenn der S&P500 - ein Index, der sich aus den größten Unternehmen des Landes zusammensetzt - zum angemessenen historischen Wert getradet würde, oder mit einem KGV von 15, dann würde er um 50 Prozent gegenüber dem Höchstwert zurückgehen müssen.

Aber Bullenmärkte beginnen normalerweise nicht mit angemessenen Werten. Wenn ein neuer Bullenmarkt wirklich anfinge - und die Aktien tatsächlich unterbewertet wären - dann würde der S&P500 mit 67% weniger getradet werden, mit einem KGV von 10. Aber es ist schon lange her, dass die Investoren ein KGV in diesem Bereich gesehen haben, sie scheinen zu glauben, dass die Aktien nie aus diesen Höhen herabsteigen werden.

Der amerikanische Aktienmarkt ist wieder einmal fest im Griff einer Blase. Die wahnsinnige Reflations-Kampagne der amerikanischen Zentralbank, die Steuersenkungen der Regierung und die lockeren Kredite haben ihren Weg in die Aktien gefunden, und führen dazu, dass der Markt in einer Weise sprießt und hervorquillt, die absolut keinen Bezug zum waren Wertmaßstab hat.

Die Erholung bei den Aktien war sogar so stark, dass sie den Glauben der Investoren an einen neuen Bullenmarkt, an eine wirtschaftliche Erholung in den Vereinigten Staaten und an eine Rückkehr der ruhmreichen Tage der neunziger Jahre wieder entflammt hat. Aber jetzt passiert etwas Seltsames. Der amerikanische Aktienmarkt schießt in die Höhe.

Normalerweise würde man doch erwarten, dass der Dollar mitzieht: Wenn der Aktienmarkt eines Landes nach oben geht, dann steigt normalerweise auch die Nachfrage nach den Finanzanlagen diesen Landes. Aber der Dollar wird von den Schulden nach unten gerissen - Regierungsschulden, Privatverschuldung und Unternehmensschulden. Investoren wollen einen Bullenmarkt, und deswegen machen sie sich einen.

Aber der Dollar spiegelt den wahren Zustand der amerikanischen Wirtschaft... und er weiß es besser. Ausländische Investoren werden besonders geprellt, wenn sich die Wege der Aktien und des Dollars trennen. Auf den ersten Blick scheint der amerikanische Akteinmarkt ein sehr einladender Ort für ihr Kapital zu sein. Alle Nennwerte werden willkommen geheißen, aber nicht alle Gäste werden gleichermaßen gut behandelt. So ist z.B. der S&P500 im Jahr 2004 gemessen in Dollar um 26,4% gestiegen.

Doch Investoren aus der Euro-Zone, die in die amerikanischen Aktien investierten, bekamen lediglich einen Gewinn von 6% für das Jahr zu sehen. Ausländische Anleihenbesitzer schneiden auch nicht besser ab. Die Bestände der ausländischen Zentralbanken an Staatspapieren aus dem Finanzministerium und den Behörden beliefen sich auf über eine Billion. Somit bedeutet, grob geschätzt, jeder Einbruch des Dollarwertes um 10% eine Verarmung der ausländischen Kreditgeber um 100 Milliarden allein für ihre Bestände an amerikanischen Staatspapieren! Hier sprechen wir von richtig viel Geld.


Wie ist es möglich, dass die Aktien auch weiterhin ihre Gewinnsträhne fortsetzen, während der Dollar seine Pechsträhne fortsetzt? Diese beiden, nicht zu vereinenden Trends, sind tatsächlich seltsame Bettgenossen. Was die Paarung ganz besonders bizarr wirken lässt, ist die Tatsache, dass Amerika so sehr vom Enthusiasmus der ausländischen Anleger für amerikanische Anlagewerte abhängig ist.

Was tut die Zentralbank, und warum? Ein Autor hat die Antwort auf den Kopf getroffen. "Der Vorstand der amerikanischen Zentralbank arbeitet daran, die Inflationsrate zu erhöhen, während das amerikanische Finanzministerium versucht, die Wechselkurse des Dollars klein zu reden. Es ist nicht alltäglich, dass die Hegemonialmacht der Welt eine Politik der Währungsentwertung verfolgt.

Noch seltener ist sie so zuvorkommend, dass sie den Kreditgebern sagt, was man ihnen antut." In der Tat. Die Zentralbank und das Finanzministerium befinden sich in einer Art geheimer Absprache zur Senkung des Dollarwertes. Und das ist ein sehr gefährliches Spiel, das sie da spielen, ganz besonders für ein Land wie die Vereinigten Staaten, das so sehr vom Kapital aus dem Ausland abhängig ist, um die eigene Wirtschaft zu finanzieren. Es ist auf den Fluren der Macht in Washington in Mode gekommen, sich für einen "marktbasierten" Wechselkurs auszusprechen - was ein Codewort für "schwacher Dollar" ist.

Ein schwacher Dollar, so glaubt man in weiten Teilen, führe zu einer starken Wirtschaft. Hmmm. In den alten Tagen sollte die Zentralbank natürlich die "Währungsstabilität" anstreben. Aber im aufgeklärten 21. Jahrhundert verfolgt die amerikanische Zentralbank viel größere Ziele. Sie bildet sich ein, eine Art Marionettenspieler der größten Wirtschaft der Welt zu sein, die sie tanzen lassen kann, wann immer sie will, ganz einfach indem man ein wenig an den Zinssätzen zieht, oder indem man am Dollar zupft.

Und so zieht und zupft man in der Hoffnung, die Wirtschaft wieder in Schwung bringen zu können. Das amerikanische Finanzministerium verschwört sich mit der Zentralbank bei der Schwächung des Dollars. Hat nicht der Finanzminister Snow einen schwachen Dollar als bombensicheres Heilmittel für einen kämpfenden amerikanischen Produktionssektor beworben? Und ist der Dollar nicht gepurzelt?

Und dennoch kämpft der Produktionssektor immer noch so sehr, wie zu der Zeit, als der Euro nur 83 Cent kostete, und nicht 1,25 Dollar. Es ist für fast jeden Bürger, der nicht in Washington lebt, deutlich zu erkennen, dass die Entwertung des Dollars zur Stimulierung des Wirtschaftswachstums eine dumme Aktion ist. Vor einigen Jahren konnte man für 255 Dollar eine Unze Gold kaufen.

Heute muss man dafür deutlich mehr auf den Tisch legen. Und an dem Tag, an dem die Unze Gold 1.000 Dollarnoten kostet, werden unsere Produzenten so wettbewerbsfähig sein, dass sie Feuerwerkskörper nach China verkaufen - zumindest glaubt die Bande auf dem Kapitolshügel genau das. Aber wir werden alle noch ärmer sein, weil wir die Dummheit einer "wettbewerbsorientierten Entwertung" ergreifen. Das Problem ist, dass sich der Entwertungstrend, wenn er erst einmal begonnen hat, kaum mehr zum Stillstand bringen lässt.





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