Edelmetalle Aktuell
27.06.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
In kleinen Schritten nach oben und in riesigen wieder nach unten. Dies war anfangs in dieser Woche einmal mehr die Situation, in der sich das Gold wiederfand.
Besonders auffällig war nach einem Start knapp über 900 $ je Unze der massive Preisverfall am Montagmittag. Das Metall verlor innerhalb von Minuten über 25 Dollars. Händlern zufolge waren für diese kräftigen Verluste massive Verkäufe eines US-Hedgefonds verantwortlich. Der Fonds habe binnen kürzester Zeit 2 Mio. Unzen (ca. 62t) Gold verkauft. Die Motive für den Abverkauf liegen derzeit im Dunkeln. Auslöser war jedenfalls weder eine außergewöhnliche Stärkung des Dollars - der blieb gegenüber dem Euro in dieser Phase mit knapp 1,56 einigermaßen stabil, noch ein deutlicher Rückgang der Ölpreise bzw. der Aktienkurse. Ein Anlass für die Verkäufe könnten vielleicht Meldungen gewesen sein, nach denen Vietnam seine Einfuhrgenehmigungen für das gelbe Metall suspendieren wolle, um auf diese Weise die andauernde Abwertung der eigenen Währung und die steigende Inflation zu bekämpfen. Das Land war in den letzten Monaten zum wichtigsten Importeur von Gold avanciert. Alleiniger Grund für einen derart massiven Abverkauf kann die Meldung aber kaum gewesen sein.
Gestern richteten sich dann alle Blicke auf die amerikanische Zentralbank Fed. Die eröffnete zum Abschluss ihrer zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses den Kampf gegen die nflation: Dabei beließ sie zwar den Leitzins wie von Händlern erwartet bei zwei Prozent, öffnete aber gleichzeitig die Tür für Zinserhöhungen. Denn Inflationsängste bereiten der US-Notenbank inzwischen größere Sorgen als die Konjunktur - ein Mitglied des Ausschusses stimmte daher sogar für eine sofortige Erhöhung des Leitzinses. Der Dollar profitierte davon zunächst nur kurzzeitig. Und in den letzten Stunden wurde die Meldung dann auch wieder von solchen aus Europa überlagert. Hierzulande deutet sich an, dass die EZB schon in der nächsten Woche den Leitzins erhöhen wird, was den Euro entsprechend stützt und ihn z.B. gegenüber dem YEN heute morgen sogar auf ein Allzeithoch angehoben hat. Gegen US-Dollar stieg die Gemeinschaftswährung auf 1,5747 an. Dies und ein trotz zunehmender Ölvorräte in den USA steigender Preis für Rohöl sorgten dafür, dass das Gold in den letzten Stunden um fast 25 Dollars auf immerhin 913 $ zulegen konnte.
Für die kommenden Tage sieht es durch den jüngsten Anstieg besser aus, als heute Morgen noch zu erwarten gewesen wäre. Das Metall hat jetzt die bisherigen Juni-Höchstkurse überschritten und charttechnisch hat es nun noch Luft bis 925 $ je Unze. Nach unten gibt es jetzt eine starke Unterstützung bei knapp 890 $ je Unze.
Nicht nur in Südafrika in die Neuproduktion seit Jahren rückläufig, in dieser Woche wurden von der Regierung auch für Australien niedrigere 2007er Zahlen veröffentlicht. Danach ist die Ausbringung im vergangenen Jahr um 7 Prozent und damit stärker als erwartet auf 231 Tonnen gefallen. Die Ursache sei im Schließen alter Minen, sowie im langsamer als erwartet ausgefallenen Start bei der Ausbeutung neuer Vorkommen zu suchen. Weitere Details zu der Lage in Australien können unter dem Link auf Seite 4 abgerufen werden.
Auch wenn das Bild für Südafrika insgesamt noch immer schlecht aussieht, gibt es doch vereinzelte Lichtblicke. So erklärte die Nr. 2 am Kap, Gold Fields, dass man in diesem Quartal gegenüber dem letzten die Produktion in den Minen rund um Johannesburg um 6,6 Prozent steigern könne und damit über den bisherigen Prognosen liegen werde. Allerdings hatte das März-Quartal nicht zuletzt wegen der Stromkrise vor Ort ein kräftiges Minus von 14,7 Prozent gebracht. Dieser Verlust konnte durch den jüngsten Anstieg noch nicht wieder wett gemacht werden. Weltweit werde die Ausbringung von Gold Fields in der laufenden Periode nur um 4,4 Prozent zulegen, dies liege an einer unveränderten Produktion in Australien und in Ghana.
Der Silberpreis schwankte zwischen 16,48 $ und 17,63 $ je Unze. Ob er diese Spanne in der ächsten Woche wird verlassen können, ist eher zu bezweifeln. Die grobe Richtung wird in jedem Fall vom Goldpreis vorgeben werden. Bremsspuren zeigte zuletzt auch das Silber-ETF von ishares. Bei diesem mit Abstand populärsten ETF sank die ausstehende Menge zuletzt um 46 Tonnen, allerdings nur, nachdem am 16. Juni noch ein neuer Höchststand bei den eingezahlten Mengen in Höhe von 6.063,96 Tonnen erreicht worden war. Händler schätztenangesichts der insgesamt immer noch lauen industriellen Nachfrage einen möglichen weitergehenden Rückgang der in Form von ETFs gebundenen Bestände als sehr kritisch ein, da es anders, als bei den anderen Metallen in hohem Maße diese Art der Nachfrage war, die in den letzten 18 Monaten die Silberpreisentwicklung angetrieben hatte.
Der Platinpreis begann die neue Berichtswoche noch vergleichsweise stabil und hielt sich auch noch, als Gold und Silber am Montag bereits auf die schiefe Bahn geraten waren. Allerdings wurde die Entwicklung damit nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.
Der Verfall der Aktienkurse und schlechte Wirtschaftzahlen, darunter eine pessimistische Prognose von Toyota in Bezug auf die Erwartungen bei den Neuzulassungen in den USA sorgten am Dienstagabend dann für ein Nachrücken des Platins, es fiel innerhalb weniger Stunden um über 50 auf nur noch 1.997 $ je Unze zurück. Auf seinem Weg nach unten durchbrach es bei 2.030 $ auch eine wichtige, in den letzten Wochen herausgebildete Unterstützung.
Allerdings stieg im Bereich um 2.000 $ die industrielle Nachfrage deutlich an, wie sich schnell herausstellte, handelten die Industrieunternehmen dabei richtig. Schon heute Morgen lag die Notierung schon wieder über 2.030 $ je Unze, am Nachmittag sogar kurz bei 2.080 $.
Aller Voraussicht nach wird sich dieser Aufwärtstrend zumindest aus eigenem Antrieb eher nicht fortsetzen. Das Industriegeschäft ist nach dem gestrigen, kurzen Aufflackern wieder zurück ins Sommerloch gefallen und auch die Käufer von ETFs dürften ihre Investitionen, die in den letzten Wochen ja noch deutlich zugenommen hatten, nicht auf Dauer aufrecht erhalten können.
Für die nächste Woche erwarten wir zunächst ein Handelsspanne zwischen 1.990 $ und 2.080 $ je Unze. Bei einem unerwarteten Durchbrechen des oberen Punkts könnte die Notierung ggf. in Richtung 2.125 $ steigen.
Die Nachfrage nach Platin in den sog. BRICStaaten entwickelt sich bis jetzt sehr unterschiedlich: Während nach China im vergangenen Jahr offiziell 35 Tonnen Platin importiert wurden, lag die entsprechende Zahl für Indien nach Aussage der Multi Commodity Exchange Ltd. für das Fiskaljahr 2008/2009 nur bei 932 Kilogramm. Für die Zukunft erwarten die Teilnehmer einer von der MCE veranstalteten Umfrage eine Steigerung der indischen Importe von immerhin 10% p.a..
Die indische Nachfrage nach Platin entsprach vom Gewicht her dabei nur 0,15% jener von Gold, in China waren dies zuletzt immerhin 11%. In den industrialisierten Ländern lag das Verhältnis höher, in den USA bei 12%, in Westeuropa kehrte sich das Verhältnis dagegen komplett um: hierzulande wurde im vergangenen Jahr 9mal so viel Platin wie Gold "verbraucht".
So gut die Nachfrage nach Platin in China im letzten Jahr auch gewesen sein mag, die hohen Preise der letzten Zeit zeigen nun aber doch Wirkung. So wurde am Montagabend bekannt, dass die Nachfrage aus dem Reich der Mitte im Mai gegenüber dem Vorjahr um 19% gefallen ist. Dieser Einbruch brachte auch die bisherige Gesamtbilanz für 2008 ins Minus, momentan beträgt dieses knapp ein Prozent.
Japan ist unterdessen nicht nur großer Platin-Importeur, auch die Exporte an Feinplatin nahmen zuletzt deutlich zu: Für die Mai-Importe in die Schweiz (dort werden die Konten für den internationalen Platinhandel verwaltet) in Höhe von 5,1t waren die Japaner alleine für 2,7t verantwortlich. Damit lagen sie sogar vor Südafrikanern und Russen, den beiden großen Produzentenländern. Hauptgrund für die steigenden Exporte Japans sei ein, aufgrund der hohen Preise erhöhter Anfall an altem Schmuck, der zum Recycling eingeliefert wird.
Die weltweite Lohn-Preis-Spirale erfasst unterdessen auch die Minenindustrie. Mit Verweis auf die steigende Inflation erhöhte Anglo Platinum freiwillig die bereits im letzten Jahr vereinbarte Lohnerhöhung für die Minenarbeiter von acht auf 10,4%.
Der Palladiumpreis hat nach dem starken Anstieg in der letzten Woche auf bis zu 473 $ je Unze in den letzten acht Tagen Einbußen hinnehmen müssen. Dabei fiel die Notierung zunächst auf 454 $ zurück, erholte sich am Ende aber wieder leicht. In der nächsten Zeit wird das Metall wohl in einem breiten Band zwischen 430 $ und 480 $ schwanken. Ein Ausbruch aus dieser Spanne auf der einen oder anderen Seite würde ein deutliches Signal für die weitere mittelfristige Entwicklung geben.
Während das Platin in China in den letzten Wochen eher in Ungnade gefallen ist, boomt der Absatz des über 4mal billigeren Palladiums: Hier stiegen im Mai die Importe um über 100% auf fast 60.000 Unzen an (+35% von Januar bis Mai).
Eine deutliche Aussage gab es heute zur Zukunft des Autos und damit indirekt auch des Platinmetalleinsatzes darin. Einer noch nicht veröffentlichten Studie des anerkannten CARInstituts der FH Gelsenkirchen zufolge rollen PKWs mit klassischem Motor ihrem baldigen Ende entgegen. Schon 2015 würden Elektroautos zu einem Massenphänomen werden, 2025 werde dann in Westeuropa kein nur mit klassischem Verbrennungsmotor ausgerüsteter PKW mehr verkauft werden. CAR-Direktor Dudenhöfer bezeichnete die Entwicklung als "Revolution". Bevorzugte Technologie für die Zukunft seien die sog. Seriell-Hybride, die den Elektroantrieb mit einem kleinen Verbrennungsmotor kombinierten. Lediglich LKWs würden in Zukunft noch auf den klassischen Dieselmotor setzen.
Durch das Ausbleiben von Anschlusskäufen nach dem Überschreiten der Marke von 10.000 $ je Unze hat der Preis für Rhodium in den letzten Tagen erst einmal wieder etwas nachgelassen. Er liegt jetzt bei 9.700 $ - 9.800 $ je Unze. Auf dem niedrigeren Niveau kam allerdings umgehend wieder industrielles Kaufinteresse auf, so dass ein weitgehender Preisverfall unter die Marke von 9.000 $ vorerst nicht zu erwarten ist.
Ruthenium hat sich weiter stabilisiert, handelt aber unverändert deutlich unter 300 $ je Unze. Iridium liegt bei 430 $ - 460 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
In kleinen Schritten nach oben und in riesigen wieder nach unten. Dies war anfangs in dieser Woche einmal mehr die Situation, in der sich das Gold wiederfand.
Besonders auffällig war nach einem Start knapp über 900 $ je Unze der massive Preisverfall am Montagmittag. Das Metall verlor innerhalb von Minuten über 25 Dollars. Händlern zufolge waren für diese kräftigen Verluste massive Verkäufe eines US-Hedgefonds verantwortlich. Der Fonds habe binnen kürzester Zeit 2 Mio. Unzen (ca. 62t) Gold verkauft. Die Motive für den Abverkauf liegen derzeit im Dunkeln. Auslöser war jedenfalls weder eine außergewöhnliche Stärkung des Dollars - der blieb gegenüber dem Euro in dieser Phase mit knapp 1,56 einigermaßen stabil, noch ein deutlicher Rückgang der Ölpreise bzw. der Aktienkurse. Ein Anlass für die Verkäufe könnten vielleicht Meldungen gewesen sein, nach denen Vietnam seine Einfuhrgenehmigungen für das gelbe Metall suspendieren wolle, um auf diese Weise die andauernde Abwertung der eigenen Währung und die steigende Inflation zu bekämpfen. Das Land war in den letzten Monaten zum wichtigsten Importeur von Gold avanciert. Alleiniger Grund für einen derart massiven Abverkauf kann die Meldung aber kaum gewesen sein.
Gestern richteten sich dann alle Blicke auf die amerikanische Zentralbank Fed. Die eröffnete zum Abschluss ihrer zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses den Kampf gegen die nflation: Dabei beließ sie zwar den Leitzins wie von Händlern erwartet bei zwei Prozent, öffnete aber gleichzeitig die Tür für Zinserhöhungen. Denn Inflationsängste bereiten der US-Notenbank inzwischen größere Sorgen als die Konjunktur - ein Mitglied des Ausschusses stimmte daher sogar für eine sofortige Erhöhung des Leitzinses. Der Dollar profitierte davon zunächst nur kurzzeitig. Und in den letzten Stunden wurde die Meldung dann auch wieder von solchen aus Europa überlagert. Hierzulande deutet sich an, dass die EZB schon in der nächsten Woche den Leitzins erhöhen wird, was den Euro entsprechend stützt und ihn z.B. gegenüber dem YEN heute morgen sogar auf ein Allzeithoch angehoben hat. Gegen US-Dollar stieg die Gemeinschaftswährung auf 1,5747 an. Dies und ein trotz zunehmender Ölvorräte in den USA steigender Preis für Rohöl sorgten dafür, dass das Gold in den letzten Stunden um fast 25 Dollars auf immerhin 913 $ zulegen konnte.
Für die kommenden Tage sieht es durch den jüngsten Anstieg besser aus, als heute Morgen noch zu erwarten gewesen wäre. Das Metall hat jetzt die bisherigen Juni-Höchstkurse überschritten und charttechnisch hat es nun noch Luft bis 925 $ je Unze. Nach unten gibt es jetzt eine starke Unterstützung bei knapp 890 $ je Unze.
Nicht nur in Südafrika in die Neuproduktion seit Jahren rückläufig, in dieser Woche wurden von der Regierung auch für Australien niedrigere 2007er Zahlen veröffentlicht. Danach ist die Ausbringung im vergangenen Jahr um 7 Prozent und damit stärker als erwartet auf 231 Tonnen gefallen. Die Ursache sei im Schließen alter Minen, sowie im langsamer als erwartet ausgefallenen Start bei der Ausbeutung neuer Vorkommen zu suchen. Weitere Details zu der Lage in Australien können unter dem Link auf Seite 4 abgerufen werden.
Auch wenn das Bild für Südafrika insgesamt noch immer schlecht aussieht, gibt es doch vereinzelte Lichtblicke. So erklärte die Nr. 2 am Kap, Gold Fields, dass man in diesem Quartal gegenüber dem letzten die Produktion in den Minen rund um Johannesburg um 6,6 Prozent steigern könne und damit über den bisherigen Prognosen liegen werde. Allerdings hatte das März-Quartal nicht zuletzt wegen der Stromkrise vor Ort ein kräftiges Minus von 14,7 Prozent gebracht. Dieser Verlust konnte durch den jüngsten Anstieg noch nicht wieder wett gemacht werden. Weltweit werde die Ausbringung von Gold Fields in der laufenden Periode nur um 4,4 Prozent zulegen, dies liege an einer unveränderten Produktion in Australien und in Ghana.
- Silber
Der Silberpreis schwankte zwischen 16,48 $ und 17,63 $ je Unze. Ob er diese Spanne in der ächsten Woche wird verlassen können, ist eher zu bezweifeln. Die grobe Richtung wird in jedem Fall vom Goldpreis vorgeben werden. Bremsspuren zeigte zuletzt auch das Silber-ETF von ishares. Bei diesem mit Abstand populärsten ETF sank die ausstehende Menge zuletzt um 46 Tonnen, allerdings nur, nachdem am 16. Juni noch ein neuer Höchststand bei den eingezahlten Mengen in Höhe von 6.063,96 Tonnen erreicht worden war. Händler schätztenangesichts der insgesamt immer noch lauen industriellen Nachfrage einen möglichen weitergehenden Rückgang der in Form von ETFs gebundenen Bestände als sehr kritisch ein, da es anders, als bei den anderen Metallen in hohem Maße diese Art der Nachfrage war, die in den letzten 18 Monaten die Silberpreisentwicklung angetrieben hatte.
- Platin
Der Platinpreis begann die neue Berichtswoche noch vergleichsweise stabil und hielt sich auch noch, als Gold und Silber am Montag bereits auf die schiefe Bahn geraten waren. Allerdings wurde die Entwicklung damit nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.
Der Verfall der Aktienkurse und schlechte Wirtschaftzahlen, darunter eine pessimistische Prognose von Toyota in Bezug auf die Erwartungen bei den Neuzulassungen in den USA sorgten am Dienstagabend dann für ein Nachrücken des Platins, es fiel innerhalb weniger Stunden um über 50 auf nur noch 1.997 $ je Unze zurück. Auf seinem Weg nach unten durchbrach es bei 2.030 $ auch eine wichtige, in den letzten Wochen herausgebildete Unterstützung.
Allerdings stieg im Bereich um 2.000 $ die industrielle Nachfrage deutlich an, wie sich schnell herausstellte, handelten die Industrieunternehmen dabei richtig. Schon heute Morgen lag die Notierung schon wieder über 2.030 $ je Unze, am Nachmittag sogar kurz bei 2.080 $.
Aller Voraussicht nach wird sich dieser Aufwärtstrend zumindest aus eigenem Antrieb eher nicht fortsetzen. Das Industriegeschäft ist nach dem gestrigen, kurzen Aufflackern wieder zurück ins Sommerloch gefallen und auch die Käufer von ETFs dürften ihre Investitionen, die in den letzten Wochen ja noch deutlich zugenommen hatten, nicht auf Dauer aufrecht erhalten können.
Für die nächste Woche erwarten wir zunächst ein Handelsspanne zwischen 1.990 $ und 2.080 $ je Unze. Bei einem unerwarteten Durchbrechen des oberen Punkts könnte die Notierung ggf. in Richtung 2.125 $ steigen.
Die Nachfrage nach Platin in den sog. BRICStaaten entwickelt sich bis jetzt sehr unterschiedlich: Während nach China im vergangenen Jahr offiziell 35 Tonnen Platin importiert wurden, lag die entsprechende Zahl für Indien nach Aussage der Multi Commodity Exchange Ltd. für das Fiskaljahr 2008/2009 nur bei 932 Kilogramm. Für die Zukunft erwarten die Teilnehmer einer von der MCE veranstalteten Umfrage eine Steigerung der indischen Importe von immerhin 10% p.a..
Die indische Nachfrage nach Platin entsprach vom Gewicht her dabei nur 0,15% jener von Gold, in China waren dies zuletzt immerhin 11%. In den industrialisierten Ländern lag das Verhältnis höher, in den USA bei 12%, in Westeuropa kehrte sich das Verhältnis dagegen komplett um: hierzulande wurde im vergangenen Jahr 9mal so viel Platin wie Gold "verbraucht".
So gut die Nachfrage nach Platin in China im letzten Jahr auch gewesen sein mag, die hohen Preise der letzten Zeit zeigen nun aber doch Wirkung. So wurde am Montagabend bekannt, dass die Nachfrage aus dem Reich der Mitte im Mai gegenüber dem Vorjahr um 19% gefallen ist. Dieser Einbruch brachte auch die bisherige Gesamtbilanz für 2008 ins Minus, momentan beträgt dieses knapp ein Prozent.
Japan ist unterdessen nicht nur großer Platin-Importeur, auch die Exporte an Feinplatin nahmen zuletzt deutlich zu: Für die Mai-Importe in die Schweiz (dort werden die Konten für den internationalen Platinhandel verwaltet) in Höhe von 5,1t waren die Japaner alleine für 2,7t verantwortlich. Damit lagen sie sogar vor Südafrikanern und Russen, den beiden großen Produzentenländern. Hauptgrund für die steigenden Exporte Japans sei ein, aufgrund der hohen Preise erhöhter Anfall an altem Schmuck, der zum Recycling eingeliefert wird.
Die weltweite Lohn-Preis-Spirale erfasst unterdessen auch die Minenindustrie. Mit Verweis auf die steigende Inflation erhöhte Anglo Platinum freiwillig die bereits im letzten Jahr vereinbarte Lohnerhöhung für die Minenarbeiter von acht auf 10,4%.
- Palladium
Der Palladiumpreis hat nach dem starken Anstieg in der letzten Woche auf bis zu 473 $ je Unze in den letzten acht Tagen Einbußen hinnehmen müssen. Dabei fiel die Notierung zunächst auf 454 $ zurück, erholte sich am Ende aber wieder leicht. In der nächsten Zeit wird das Metall wohl in einem breiten Band zwischen 430 $ und 480 $ schwanken. Ein Ausbruch aus dieser Spanne auf der einen oder anderen Seite würde ein deutliches Signal für die weitere mittelfristige Entwicklung geben.
Während das Platin in China in den letzten Wochen eher in Ungnade gefallen ist, boomt der Absatz des über 4mal billigeren Palladiums: Hier stiegen im Mai die Importe um über 100% auf fast 60.000 Unzen an (+35% von Januar bis Mai).
Eine deutliche Aussage gab es heute zur Zukunft des Autos und damit indirekt auch des Platinmetalleinsatzes darin. Einer noch nicht veröffentlichten Studie des anerkannten CARInstituts der FH Gelsenkirchen zufolge rollen PKWs mit klassischem Motor ihrem baldigen Ende entgegen. Schon 2015 würden Elektroautos zu einem Massenphänomen werden, 2025 werde dann in Westeuropa kein nur mit klassischem Verbrennungsmotor ausgerüsteter PKW mehr verkauft werden. CAR-Direktor Dudenhöfer bezeichnete die Entwicklung als "Revolution". Bevorzugte Technologie für die Zukunft seien die sog. Seriell-Hybride, die den Elektroantrieb mit einem kleinen Verbrennungsmotor kombinierten. Lediglich LKWs würden in Zukunft noch auf den klassischen Dieselmotor setzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Durch das Ausbleiben von Anschlusskäufen nach dem Überschreiten der Marke von 10.000 $ je Unze hat der Preis für Rhodium in den letzten Tagen erst einmal wieder etwas nachgelassen. Er liegt jetzt bei 9.700 $ - 9.800 $ je Unze. Auf dem niedrigeren Niveau kam allerdings umgehend wieder industrielles Kaufinteresse auf, so dass ein weitgehender Preisverfall unter die Marke von 9.000 $ vorerst nicht zu erwarten ist.
Ruthenium hat sich weiter stabilisiert, handelt aber unverändert deutlich unter 300 $ je Unze. Iridium liegt bei 430 $ - 460 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.