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Edelmetalle Aktuell

04.07.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Aufwärtstrend beim Goldpreis, der schon in der letzten Woche begonnen hatte, setzte sich auch in den letzten Tagen weiter fort. Das gelbe Metall etablierte sich dabei zum ersten Mal seit über zwei Monaten wieder nachhaltig über der Marke von 900,- $ je Unze. Der Anstieg verlief dabei vergleichsweise kontinuierlich und in der Spitze erreichte das Gold einen Preis von 946,- $ je Unze. Charttechnische befindet sich das Metall damit weiter klar in einem Aufwärtstrend. Durchbrochen wird dieser nur, falls das Metall die Marke von 930 $ je Unze nicht halten kann, dann gäbe es aber bereits eine weitere charttechnische Unterstützung bei 920,- $ je Unze, danach bei 910,- $ je Unze und vor allem knapp unterhalb der Marke von 895 $ je Unze.

Angetrieben wurde die Hausse in dieser Woche von einer ganzen Reihe von Faktoren. Dazu gehörten die "üblichen Verdächtigen" wie ein steigender Ölpreis - dieser erreichte zeitweise über 144,- $ je Barrel - aber auch ein wieder sehr hoher €/$-Kurs, der deutlich auf fast 1,59 $ je Unze stieg. Ein Grund für den Preisverfall des Dollars war die Sorge vor weiteren, schlechten Wirtschaftszahlen, die eine Zinsanhebung in den USA am Ende doch noch hinauszögern könnten.

Gleichzeitig hob das Inflationsgespenst in dieser Woche wieder in aller Deutlichkeit sein Haupt: für Europa wurde eine Inflationsrate in Höhe von 4 Prozent für den vergangenen Monat berichtet; für die Vereinigten Staaten wurde für Juni der höchste ‚Prices Paid Index‘ seit 29 Jahren veröffentlicht.

Die industrielle Nachfrage hielt sich in dieser Woche angesichts der Preissteigerungen in Grenzen, kurzfristig ist hier auch keine Besserung in Sicht. Bei den privaten Anlegern nahm dagegen mit den steigenden Preisen das Kaufinteresse sogar leicht zu.

Ein Grund dafür, der auch schon über den Ölpreis eine positive Wirkung auf den Goldpreis entfachte, dürfte das zunehmende Säbelrasseln im Nahen und Mittleren Osten sein. Offensichtlich nimmt dort die Gefahr militärischer Auseinandersetzungen durch das Atomprogramms des Irans zu. Sollte es zu solchen kommen, wären zumindest Teile der Ölexporte der anderen Golfanrainer bedroht; dies wäre ein Szenario, das für noch einmal deutlich höhere Öl- und dann auch Goldpreise sorgen könnte.

In die steigenden Preise hinein verkaufen die europäischen Notenbanken weiter Gold. In der vergangenen Woche wurden rund zwei Tonnen des Metalls verkauft. Nicht mehr Teil der Verkäuferriege ist die Europäische Zentralbank selbst. Sie gab in dieser Woche bekannt, dass sie im laufenden Jahr des Zentralbankabkommens, das bis zum 26. September läuft, 72 Tonnen Gold verkauft habe und damit ihr Verkaufsziel bereits erreicht habe.

Auf der Verkäuferseite stehen auch die japanischen Anleger. Die Exporte haben im Mai zwar deutlich abgenommen, allerdings werden sie in diesem Jahr dessen ungeachtet ein neues Rekordniveau erreichen. Im bisherigen Spitzenjahr 2007 exportierte Japan, das selbst über keine nennenswerte Neuproduktion verfügt, 72 Tonnen Gold.


  • Silber

Auch in den letzten Tagen konnte sich der Silberpreis wieder einmal nicht von der Entwicklung bei dem gelben Schwestermetall abkoppeln. Insgesamt legte die Notierung dabei um fast 80 Cents auf maximal 18,25 $ je Unze zu. Bis auf einen kleinen Dämpfer am Montag, der eine Folge einer vorübergehende Erholung des US-Dollars war, legte die Notierung dabei beinahe kontinuierlich zu. Der Höchstkurs wurde schließlich heute morgen erreicht, wobei das Metall diesen noch im europäischen Markt gleich zweimal testete.

Im Mai hatte das weiße Metall noch einen Spitzenwert von 18,30 $ je Unze erreicht, dieser Wert bildet deshalb aktuell auch das erste Kursziel. Unterstützung gibt es auf der anderen Seite jetzt bei 17,90 $ je Unze. Sollte dieses Niveau nicht halten, wäre eine Rückkehr in die egion knapp über 17,- $ je Unze nicht gänzlich auszuschließen. Eine solche Bewegung würde allerdings kaum aus eigenem Antrieb erfolgen, sondern immer eine entsprechende Vorbereitung durch ein Absacken des €/$- bzw. des Goldkurses erfordern.

Von der fundamentalen Seite her gab es in dieser Woche kaum Neuigkeiten: der landesweite Streik zahlreicher Minenarbeiter in Peru, dem größten Silberproduzenten der Welt, hat auf die Entwicklung des Silberkurses praktisch keinen Einfluss gehabt. Auch die Meldung, dass in Mexiko - das Land ist der zweitgrößten Produzent von Silber - im April 224 Tonnen des weißen Metalls und damit über 80 Prozent mehr als im Vorjahr gefördert wurden, beeindruckte diejenigen, die in dieser Woche auf steigende Kurse gesetzt haben, wenig.

Anleger und Spekulanten, die in der letzten Woche noch ihre Bestände sowohl an der New-Yorker COMEX, wie auch in ETFs um zusammen fast 260 Tonnen abgebaut hatten, werden in dieser Woche netto sicher wieder auf der Käuferseite gestanden haben. Detaillierte Zahlen hierzu gibt es allerdings erst am kommenden Montag. Das industrielle Kaufinteresse war in den letzten Tagen zwar weiter vorhanden, allerdings erreichte es in Folge der Preissteigerungen nicht mehr das Niveau, auf dass es in der letzten Woche bei dem vorübergehenden Einbruch auf unter 16,50 $ je Unze für kurze Zeit gestiegen war.


  • Platin

Neue Produktionsprobleme in Südafrika und die allgemeine Hausse bei den Rohstoffpreisen, verbunden mit neuen Investments z.B. in ETFs sorgten in den letzten Tagen für eine positive Grundstimmung bei Platin. Die Notierung stieg vor diesem Hintergrund auf 2.082 $ an, bevor es, sicher auch unter dem Eindruck negativer Wirtschaftsdaten, zu Gewinnmitnahmen kam.

In der nächsten Zeit wird sich dabei nichts wesentliches ändern, die Notierung dürfte zunächst, abhängig von der Nachrichtenlage auf den Finanzmärkten und der Situation in Südafrika, zwischen 2.020 $ und 2.140 $ je Unze schwanken.

Die bestenfalls halbherzig zu nennende Reaktion der afrikanischen Staaten auf die Wahlfarce in Zimbabwe dürfte in den vergangenen Tagen keinen direkten Einfluss auf die Preisentwicklung gehabt haben. Sie ist allerdings durchaus geeignet, das Vertrauen in eine langfristig positive Entwicklung im südlichen Afrika zu unterwandern und so unterschwellig zu einer Stützung der Platinmetallpreise beizutragen. Zimbabwe verfügt nach dem benachbarten Südafrika immerhin über die zweitgrößten Reserven der Welt an Platinmetallen. Die Produktion ist infolge der Wirtschaftskrise und der Behinderung von weiteren Investitionen der südafrikanische Minengesellschaften in den zurückliegenden Jahren längst nicht so deutlich gestiegen, wie dies ursprünglich einmal vorgesehen war.

Den Problemen auf der Angebotsseite stehen allerdings zunehmend auch Schwierigkeiten auf der Absatzseite gegenüber. Die Autoindustrie, mit 60% des Platins, 90% des Rhodiums und 50% des Palladiums größter Absatzmarkt für die weißen Metalle, hat einen weiteren, wenig positiven Monat hinter sich gebracht. Während in Deutschland der Absatz wenigstens ein Prozent im Plus lag, fiel die Nachfrage im ungleich größeren US-Markt um über 13%. Das hier noch schlechtere Zahlen im Vorfeld erwartet worden waren, stimmte da wohl nur wenig tröstlich. Und bei den verbleibenden Verkäufen setzten sich der Trend hin zu kleineren Motoren und in Europa zumindest teilweise die Abkehr vom Dieselmotor weiter fort. All dies dürfte, ohne dass es bisher direkte Auswirkungen auf den Preis hat, die Notierung langfristig durchaus unter Druck bringen, jedenfalls dann, wenn die Produktion in Südafrika einmal für längere Zeit ungestört laufen sollte.

Das dies im Moment nicht immer der Fall ist, musste in den vergangenen Tagen wieder einmal Lonmin, drittgrößter Platinproduzent am Kap, eingestehen. Der inzwischen in Fachkreisen wegen seiner immer neuen Probleme berühmt- berüchtigte Ofen Nr. 1 in der Schmelze der Südafrikaner musste nach einer weiteren Leckage für mindestens eine Woche geschlossen werden. Die Platinausbringung wird dies aller Voraussicht nach aber nicht wesentlich drücken, da Lonmin alternativ eine ältere, eigentlich stillgelegte Anlage nutzen wird. Der neue Vorfall zeigt aber trotzdem die Verwundbarkeit des Systems.

Dass die Hoffnung auf eine rasche Verbesserung der Situation am Kap schwindet, zeigt auch, dass in den letzten Tagen einigen Investmentbanken ihre Kursvorhersagen für das Gesamtjahr deutlich angehoben haben. Die Analysten z.B. der Deutschen Bank erwarten nun für Platin für 2008 einen Durchschnitt von 1.999 $ je Unze, Rhodium sehen sie bei fast 9.300 $. Die Platin-Vorhersagen für 2009 und 2010 ließen die Frankfurter Banker mit 2.150 $ und 1.925 $ allerdings unverändert. Die schweizerische UBS erwartet jetzt für 2008 einen ähnlichen Durchschnittspreis wie die Konkurrenz aus Deutschland, ihre Prognose für dieses Jahr liegt nun bei 2.010 $ je Unze. In Richtung und Höhe deutlich weichen aber die Zahlen für die Folgejahre von jenen der größten deutschen Bank ab. Hier erwarten die Eidgenossen im Durchschnitt Preise von 2.200 $ und 2.350 $ je Unze.


  • Palladium

Verglichen mit den starken Steigerungen bei den anderen drei „großen“ Edelmetallen verlief der Handel mit Palladium in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig. Ausgehend von einem Kurs von 464 $ erreichte das Metall gestern in der Spitze ein Niveau von 470 $ je Unze. Aktuell liegt der Kurs wieder etwas niedriger bei 465 $; der absolute Tiefstkurs der Berichtswoche war bereits am vergangenen Montag mit 459 $ erreicht worden. Auch beim Palladium könnte eine nachlassende Dynamik auf den wichtigen Automärkten USA und Europa mittelfristig erst einmal zu Bremsspuren führen, allerdings hilft hier zur Zeit noch der Trend zurück zu Benzinmotoren in Europa und die Tatsache, dass in den vorerst weiter wachsenden asiatischen Märkten ebenfalls vorwiegend benzingetriebene Autos verkauft werden. Auch die Investoren setzen im Vergleich zum teuren Platin mehr auf das preislich scheinbar zurückgebliebene Schwestermetall, in Form von ETFs wurden z.B. bisher insgesamt 50% mehr verkauft.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Nach dem relativ schnellen Preisverfall in den letzten beiden Wochen gab es auf dem zwischenzeitlich erreichten Tiefstkurs von 9.600 $ - 9.700 $ wieder erhebliche Nachfrage, mehr von Händlern als aus der Industrie. Der Kurs ist daraufhin auf einen Briefkurs von 9850 $ gestiegen.

Bei Ruthenium liegen die Umsätze bisher zwar noch immer auf relativ niedrigem Niveau, das Kaufinteresse nahm zuletzt aber weiter leicht zu. Der Kurs liegt aktuell bei 230 $ - 290 $ je Unze. Iridium liegt unverändert bei 430 $ - 460 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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