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Wann kommt es zum Rohstoff-Crash?

02.07.2008  |   Sebastian Hell
In den vergangenen drei Jahren wurden überzeugte Rohstoff-Bullen von Aktien-Investoren nicht selten belächelt. Vor allem zwischen Mitte 2005 und Mitte 2007 war von dem immer wieder gebetsmühlenartig propagierten "Megamarkt" bei den "Naturschätzen" nicht allzu viel zu sehen.

Ausgewählte Rohwaren verzeichneten zwar immer wieder stattliche Kursanstiege. Aber in der Breite betrachtet tendierten die Märkte doch eher seitwärts, während Dividenden-Papiere sich zu immer neuen Höchstständen aufmachten. Seit Ende letzten Jahres ist dies definitiv anders. In den zurückliegenden acht bis neun Monaten haben sich die Preise vieler Rohstoffe erheblich verteuert und unzähligen Aktionären dürfte angesichts der heftigen Korrekturen bei ihren Wertpapieren das Lachen im Halse stecken geblieben sein.

Nicht wenige fragen sich daher, ob Unternehmensbeteiligungen womöglich tot sind und die Zukunft allein den Rohstoffen gehört.


Handfeste "Hausse-Gründe"

Dem ist sicherlich nicht so: Zwar lässt sich nicht abstreiten, dass die Aktienmärkte im Vergleich zu den Rohstoffen gegenwärtig außerordentlich schwach aussehen. Und wir wollen auch gar nicht leugnen, dass es handfeste Gründe für die Rohwaren-Hausse gibt. Eine steigende Nachfrage aus den Schwellenländern und zu geringe Investitionen der Anbieter haben zu einer strukturellen Veränderung an den Rohstoffmärkten geführt und die Preise nach oben getrieben.

Hinzu kamen im Bereich der Soft Commodities immer wieder beträchtliche Ernteausfälle auf Grund ungünstiger Witterungsbedingungen, die möglicherweise das Resultat des anhaltenden Klimawandels sind. Insofern hat die Rohstoff-Rallye durchaus fundamental strukturelle Ursachen und ist anders als beispielsweise die Hightech-Euphorie zum Ende des zweiten Jahrtausends nicht primär ein Hype.


Anzeichen einer "Bubble-Bildung"

Auf der anderen Seite muss man bei nüchterner Betrachtung aber auch feststellen, dass es mittlerweile erste Anzeichen einer "Bubble-Bildung" gibt. Als Folge der rückläufigen Aktien-Notierungen wenden sich vor allem institutionelle Anleger verstärkt den Rohstoffmärkten zu. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass die Rohstoff-Preise insbesondere an Tagen überdurchschnittliche anziehen, an denen sich die Dividenden-Papiere im Sinkflug befinden. 2006 und 2007 korrigierten Aktien und Rohstoffe meist gleichzeitig, was auch nachvollziehbar ist.

Denn in wirtschaftlichen Schwächephasen sinken nicht nur die Unternehmensgewinne sondern eben auch die Nachfrage nach zahllosen Rohwaren. Die derzeitige Entwicklung (fallender Aktien-Notierungen bei gleichzeitig massiv steigenden Rohstoff-Kursen) kann daher ungeachtet der nur mäßig ausgeprägten Korrelation als Warnhinweis verstanden werden, dass in die Rohstoff-Märkte vermehrt spekulatives Kapital fließt, auch weil sich sogar Rohwaren verteuern, bei denen die Rahmenbedingungen nicht sonderlich "buhlisch" sind. George Sorros spricht bezogen auf die Energiemärkte bereits von einer Blase, wie sie im Lehrbuch beschrieben wird.


Trendwende kann noch dauern

Diese Worte sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Schließlich war es die "Spekulanten-Legende", die Mitte 1999 ähnliche Ausführungen in Bezug auf Technologie-Aktien machte. Sorros wettete damals sogar um einige hundert Millionen US-Dollar auf ein baldiges Platzen dieser Blase.

Auch wenn der gebürtige Ungar diese Wette verlor, weil die "Rallye" etwas länger lief als er angenommen hatte, lag er mit seiner Einschätzung rückwirkend betrachtet im Wesentlichen richtig. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass die Rohstoff-Rallye noch einige Zeit anhält. Denn die Fonds haben mit ihren nahezu unbegrenzten finanziellen Mitteln die Möglichkeit, die Kurse noch weiter hoch zu kaufen und den Ballon damit noch stärker aufzublähen.

Irgendwann jedoch wird dieses Kapital hektisch abgezogen und dann drohen gerade bei den teilweise sehr engen Rohstoff-Märkten crashartige Rücksetzer. Allzu fern dürfte dieser Tag nicht mehr sein. Speziell die letzten Monate nährten nämlich die Vermutung, dass wir uns in der finalen Phase des mehrjährigen Rohstoff-Bullenmarkts befinden. Allerdings wollen wir nicht ausschließen, dass diese finale Phase durchaus noch ein oder sogar zwei Jahre gehen kann. Aber wir sind auch recht sicher, dass der bald 78jährige Sorros das Platzen der von ihm vorhergesagten Blase in seinem Leben noch erleben wird, wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt.


© Rohstoff-Express-Redaktion
Derivate Magazin (www.derivate-online.de)



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