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Euro erholt - Datenpotpourri aus den USA ambivalent, ohne zu überzeugen!

02.07.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5815, nachdem gestern auf ermäßigter Kursbasis im Bereich von 1.5750 solide Kaufinteressen weitere Kursrückgänge verhinderten. Der USD notiert heute bei 105.90 und zeichnet sich damit durch Stabilität aus. "Carry-Trades" sind befestigt. EUR-JPY stellt sich auf 167.50 und EUR-CHF oszilliert bei 1.6100. Die gestrigen Veröffentlichungen aus der Eurozone fielen in der Tendenz marginal besser als prognostiziert aus und lieferten dem Euro damit leichten Rückenwind:
  • Die Arbeitslosenquote sank in Deutschland per Juni auf saisonal bereinigter Basis von zuvor 7,9% auf 7,8%. Erwartet war eine unveränderte Quote von 7,9%.

  • Die Arbeitslosenquote der Eurozone verharrte per Mai bei 7,2%. Der Vormonatswert wurde von 7,1% auf 7,2% revidiert. Analysten hatten per Mai einen Wert bei 7,1% prognostiziert.

  • Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone (verarbeitendes und produzierendes Gewerbe) sank per Juni von 50,6 auf 49,2 Punkte. Damit wurde der Wert der ersten Schätzung bei 49,1 Punkten leicht übertroffen. Dieser Wert unter 50 Punkten impliziert leichte Kontraktion in diesem Sektor per Juni.

Der Datenpotpourri aus den USA war ambivalent. In der Gesamtheit konnten die Daten nicht überzeugen. Das gilt auch im Hinblick auf die Schlagzeilen von US-Unternehmen. Starbucks schließt 600 Läden und wird 12.000 Mitarbeiter entlassen. Chrysler schließt ein Werk und fährt die Produktion in einem zweiten Werk herunter. Die Abschwächung der US-Wirtschaft bringt die Casinos in Las Vegas in Bedrängnis …
  • Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" verharrte in der Berichtswoche bei -43 Punkten.

  • Der US-Automobilabsatz sank per Juni unerwartet von annualisiert 14,3 Mio. auf 3,6 Mio. Fahrzeuge (Vorjahr 15,7 Mio.)und hat damit das niedrigste Niveau seit Anfang der 90er Jahre erreicht.

  • Der "Case-Shiller Home Price Index" lieferte per 1. Quartal 2008 Molltöne. Auf 23%. Verglichen zu den Höchstständen der Immobilienhausse Mitte 2006 sind die Preise um 16% gesunken. Kalifornien ist aktuell die Region mit den größten Problemen.

  • Bauausgaben sanken per Mai um 0,4%. Analysten hatten einen Rückgang um 0,6% unterstellt. Der Vormonatswert wurde von -0,4% auf -0,1% revidiert.

  • Der ISM-Index lieferte mit einem Anstieg auf 50,2 Punkte von zuvor 49,6 Zählern die größte positive Überraschung. Marktbeobachter hatten einen Rückgang auf 48,6 Punkte unterstellt. Die Subindices spiegelten diesen Anstieg jedoch nicht in gleichem Maße. Der Beschäftigungsindex sank von 45,5 auf 43,7 Punkte. Der Auftragsindex ging geringfügig von 49,7 auf 49,6 Punkte zurück, während der Produktionsindex sich von 51,2 auf 51,5 Punkte erhöhte.

Heute steht zunächst die Veröffentlichung der Erzeugerpreise per Mai auf der Agenda. Marktbeobachter unterstellen eine Zunahme im Jahresvergleich von 6,1% auf 6,7%. Der antizipierte Anstieg der Erzeugerpreise darf zunächst als zusätzlicher Katalysator für die morgen voraussichtlich anstehende Zinserhöhung der EZB interpretiert werden.

Entspannung ist dank der Entwicklung an den Energiemärkten nicht erkennbar. An dieser Stelle erlaube ich mir einen kleinen Exkurs. Hinsichtlich der Tatsache, dass sich die globale Konjunkturentwicklung für viele unerwartet schnell und zunehmend abschwächt und die internationale Energieagentur IEA dieses Jahr bereits vier mal in Folge das Nachfragewachstum nach Öl nach unten revidieren musste und voraussichtlich weitere Anpassungen nach unten vornehmen muss, ist die aktuelle Bewertung am Energiemarkt losgelöst von der Israel/Iran Frage als ambitioniert zu betrachten. Die Fokussierung des Marktes auf den IEA Report hinsichtlich der Versorgungslage in den Jahren 2013 - 2015 erscheint nicht tragfähig. Schließlich haben wir ja auch am Devisenmarkt im Jahr 2002 (EUR-USD 0,90) hinsichtlich der offensichtlichen strukturellen Defizite nicht den Preis von EUR-USD per 2008 bei 1.60 wohlweislich antizipiert … "Food for thought!"

Aus den USA erwarten wir den Challenger Report per Juni, der Auskunft denBeschäftigungseffekte von Massenentlassungen gibt. Im Vormonat gingen 103.520 Jobs verloren. Eine Prognose ist hier nicht erhältlich. Analysten prognostizieren, dass der ADP Employment Report per Juni einen Verlust von 20.000 Jobs in der Privatwirtschaft ausweisen wird. Der Auftragseingang der Industrie soll per Mai um 0,40% zugenommen haben, nachdem es im Vormonat zu einem Anstieg um 1,10% gekommen ist.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.5600 oder ein nachhaltiges Überwinden der bisherigen historischen Höchstmarken oberhalb von 1.6018 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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