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Weiche Rohstoffe: Getreide

07.07.2008  |  Adam Hamilton
Der Rohstoffboom des 21. Jahrhunderts hat einzelne Rohstoffe und Rohstoffzweige in verschiedenen Phasen während der ungefähr letzten acht Jahre hervorgebracht. Rohstoffe mit begrenztem Vorkommen (harte Rohstoffe) übernahmen die Führung und Energie sowie Metalle stiegen auf einen nie dagewesenen Höchstkurs an.

Aufgrund der wachsenden globalen Nachfrage, an der Spitze Asien, ist das Angebot dieser knappen Ressourcen geschrumpft. Dadurch ist ein ökonomisches Ungleichgewicht entstanden, das säkulare Bullenmärkte jenseits der gesamten Energie- und Metallbranche hervorgerufen hat.

Mit der Vormachtstellung der harten Rohstoffe war es nur eine Frage der Zeit, bis die weichen Rohstoffe ihrem Beispiel folgten. Weiche Rohstoffe sind erneuerbare Ressourcen. Als weiche Rohstoffe werden Pflanzen oder Tiere bezeichnet. Trotz der Erneuerbarkeit dieser Ressourcen gibt es hier dennoch ein ökonomisches Ungleichgewicht.

Es existiert eine große Auswahl von weichen Rohstoffen, die von Baumwolle über Schweinebäuche, von Weizen bis zu Holzschliff reicht. In diesem Essay werde ich jedoch den Fokus auf die Getreidebranche legen. Getreide ist der führende weiche Rohstoff und es sind jene landwirtschaftliche Rohstoffe, die den gesamten Markt vor etwa 150 Jahren für den Futures-Handel prägten.

Heutzutage sind die Bauern auf den Futures-Markt angewiesen, um Preise festzulegen und ihre Vorräte zu verwalten. Und Spekulanten spielen das Spiel mit den Futures, um Gewinne zu erzielen. Durch die Symbiose zwischen den Bauern, Spekulanten und den pulsierenden Grundlagen der Getreidebranche entsteht ein spannendes Börsenumfeld.

Angebot und Nachfrage sind zweifelsohne die treibende Kraft hinter allen langfristigen Preistendenzen. Die lange Zeit unklaren Basiswerttendenzen trugen zur Entwicklung eines wachsenden globalen Getreideungleichgewichts bei. Diese Tendenzen sind nun deutlich erkennbar und an der Börse werden sie mittlerweile auch zur Kenntnis genommen.

In den letzten Jahrzehnten waren eine Menge Faktoren verantwortlich für die Ausdehnung der Getreidebranche. Der bedeutendste Faktor war dabei das mangelnde Wachstum in der Landwirtschaft. In Anbetracht der langjährigen Entwicklung der Getreidepreise kann man verstehen, warum es nur wenig Anreiz gab, diesen Industriezweig auszudehnen.

Wenn sich der Preis einer Ware oder einer Dienstleistung jahrzehntelang ohne Unterbrechung seitwärts bewegt, während der Rest der Welt eine Inflation erlebt, sind die Wachstumsperspektiven eher trostlos. Das ist selbstverständlich nicht gerade eine vielversprechende Voraussetzung für Investitionskapital. In der Tat. Wenn Getreide nicht so attraktiv ist wie das Angebot eines Commercial Developers, nimmt sich ein kluger Unternehmensbetreiber das Geld und läuft davon.

Während technologische Erneuerungen in den letzten Jahren bessere Ernteerträge ermöglichten, hat sich laut des US Departments of Agriculture die Anbaufläche für die wichtigsten Getreidearten in Amerika seit 1980 um nahezu 15% verringert. Seit die Vereinigten Staaten fester Bestandteil der globalen Getreideproduktion sind, hat diese Tendenz eine bedeutende Beeinträchtigung der globalen Landwirtschaft ausgelöst.

Allerdings kann man aufgrund der Getreidepauschalpreise der letzten Jahrzehnte den Bauern wohl kaum vorwerfen, dass sie aufgeben. Die finanzielle Unterstützung vom Staat gibt es nur, wenn zu den rasch steigenden Kosten ein rückläufiger Dollar hinzukommt und die Bauern somit keine Chance haben, gewinnbringende Geschäfte zu machen.

Sogar das USDA hat zugegeben, dass beständige Lebensmittelpreise über einen längeren Zeitraum hinweg zu einer Selbstzufriedenheit in der Landwirtschaft geführt haben. Durch diese Selbstzufriedenheit kommt es zu einem Mangel an Investitionen in private Bauernhöfe, sowie zur fehlerhaften Verwaltung der Vorräte durch die Regierungen dieser Welt. Wenn sich die Lage weiter zuspitzt, muss die landwirtschaftliche Industrie vor dem Untergang bewahrt werden und sich dem globalen Bullenmarkt für Rohstoffe anpassen.

Fakt ist einfach, dass die Weltbevölkerung stetig zunimmt und mit ihr die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln. Da die primären Endprodukte von Getreide Lebensmittel sind, muss das Angebot demzufolge mit der wachsenden Nachfrage mithalten können. Und das ist nicht der Fall! Das Angebot ist größer geworden, aber nicht genug, um die steigende Nachfrage zu decken.

Um eine Wendung in dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zu bringen, verändert der segmentierte ökonomische Aufschwung die Dynamik des Getreidehandels. Das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern hat und wird zusätzliche Spannungen in der Getreidebranche verursachen. Da immer mehr Menschen zunehmend Proteine und andere wertvolle Nährstoffe in ihre Ernährung einbeziehen, wächst die Nachfrage nach Getreide stetig weiter.

Nicht nur die Nachfrage nach Getreide als direktes Lebensmittel steigt, sondern auch die Nachfrage nach Getreide als Tierfutter. Landtiere, von denen man lange Zeit dachte, sie wären eine Delikatesse in Entwicklungsländern, gehören immer mehr zu den Grundnahrungsmitteln vieler Haushalte. Interessanterweise hat die Nachfrage nach Tierfutter die Nachfrage nach Fleisch bedeutsam beeinflusst.

Rinder und Schweine erfordern etwa sieben Pfund Futter, um ein Pfund Fleisch zu produzieren. Aufgrund der steigenden Nachfrage ebenso nach Tiernebenprodukten (z.B. Eier und Milchprodukte) wird sogar noch mehr Getreide benötigt, um die schnell wachsende globale Nachfrage nach Proteinen zu befriedigen.

Ein weiterer entscheidender Faktor, der die Getreidebranche betrifft, ist die wachsende Nachfrage nach Biokraftstoffen. Infolge der steigenden Energiepreise werden alternative Energieressourcen wirtschaftlich immer essentieller. Während Biokraftstoffe ihr ökonomisches Gleichgewicht momentan noch nicht gefunden haben, wird ihre Produktion immer weiter aufgestockt, was die bereits schwindenden Getreidevorräte in hohem Maße beansprucht.

Diese Faktoren sind lediglich einige strukturelle Probleme, die die landwirtschaftliche Industrie lösen muss. Diese wesentlichen Probleme rufen wiederum andere zeitweilige Faktoren hervor, die jahrein, jahraus, die Industrie belasten, wie z.B. Klimawechsel, Wasserknappheit, Krankheiten und wachsende Spekulation, um nur einige zu nennen.

Wenn man die einzelnen Getreidesorten näher betrachtet, sind es Mais, Weizen und Reis, die nahezu 90% der weltweiten Getreideproduktion einnehmen. Einige Experten nehmen an, dass diese Getreidearten etwa die Hälfte der Kalorien ausmachen, die ein Mensch pro Jahr zu sich nimmt. In diesem Essay beziehe ich Sojabohnen in meine Analyse der Getreidesorten mit ein. Auch wenn Sojabohnen offiziell als Gemüse eingestuft werden, werden sie von Händlern aus globaler Handelsperspektive zu den Getreidearten gezählt.

Sie haben sicherlich gemerkt, dass die Preise für diese Getreidesorten in den letzten Jahren in die Höhe geschossen sind. Von ihren Niedrigstkursen im Jahr 2006 sind sie um 271%, 234% und 200% auf ihre neuesten Höchstkurse angestiegen. Die Preise für Sojabohnen sind ebenfalls um 200% gestiegen, seit der Ansturm auf diesen weichen Rohstoff Ende des Jahres 2006 begann.





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