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Keiner wesentlichen neuen Erkenntnisse am Devisenmarkt - bekannte Fahrwasser!

21.07.2008  |  Folker Hellmeyer
EUR-USD eröffnet heute bei 1.5850, nachdem sowohl im US-Handel am Freitag als auch in Fernost in enger Bandbreite zwischen 1.5829 und 1.5873 gehandelt wurde. Der USD bleibt gegenüber dem JPY gefragt und notiert aktuell bei 106.80. „Carry-Trades“ sind im Zuge stabiler bis freundlicher Aktienmärkte weiterhin en vogue. EUR-JPY stellt sich auf 169.20 und EUR-CHF oszilliert bei 1.6205.

Am Freitag stand lediglich die Veröffentlichung der Handelsbilanz der Eurozone per Mai nach Berechnung von Eurostat auf der Agenda. Per Mai stellte sich unerwartet auf nicht bereinigter Basis ein Defizit in Höhe von 4,6 Mrd. Euro (Chart) ein. Im Vorjahr ergab sich hier noch ein Überschuss in Höhe von 1,4 Mrd. Euro. Saisonal bereinigt kam es zu einem Defizit in Höhe von 1,5 Mrd. Euro nach einem Überschuss von 1,4 Mrd. Euro im Vormonat.

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Wesentliche Hintergründe dieser aktuellen Entwicklung (unbereinigt) sind steigende Energie- und Rohstoffpreise einerseits und der Anstieg des Euros andererseits. Der beigefügte Chart unterstreicht die tendenziell zu Defiziten neigende Entwicklung seit Dezember letzten Jahres. Darüber hinaus geben die Daten Auskunft über die Intensität der Konjunkturentwicklung. Sowohl Exporte mit einem Rückgang auf Monatsbasis um 3,4% als auch Importe mit einem Minus im Monatsvergleich um 1,3% sind Ausdruck einer sinkenden Intensität.

Heute stehen lediglich Daten aus den USA zur Veröffentlichung an und rücken damit in den Mittelpunkt des Marktinteresses.

Der "US-National Activity Index" zusammengestellt von der Chicago Fed ist ein Sammelindex, der aus 85 gewichteten Einzelindices der US-Wirtschaft zusammengestellt ist. Ein Indexwert bei 0 deutet an, dass die Wirtschaft im Dunstkreis des langfristigen Potentialwachstums zunimmt. Werte unterhalb der Marke von -0,70 Punkten implizieren ein erhöhtes Rezessionsrisiko. Dabei kommt dem 3 Monatsdurchschnittswert eine grundsätzlich höhere Aussagekraft zu als dem Monatswert, da kurzfristiges Getöse ausgeblendet wird. Fakt ist, dass sich dieser 3 Monatsdurchschnittswert seit Dezember letzten Jahres durchgängig unterhalb der Marke von -0,70 Punkten bewegt hat und in der Spitze bis auf -1,27 Punkte im April gesunken war. Per Mai lag dieser Wert bei -1,08 Punkten.

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Der letzte Monatswert stellte sich auf -0,96 und drückte damit leichte Entspannung aus.

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Der Chart der Monatswerte ist offensichtlicher Ausdruck der Konjunkturabschwächung in den USA ausgehend von dem zweiten Halbjahr 2005 bis heute. Das Thema Steuerschecks im Volumen von 109 Mrd. USD, das subventionierende Wirkungen für die privaten Haushalte mit sich brachte und bringt darf als ein wesentlicher Katalysator der aktuellen leichten Entspannung per Mai gewertet werden. Es stellt sich die Frage, ob diese Wirkung auch per Juni anhielt und per Saldo in der Tendenz in den 85 unterlegten Indikatoren ablesbar war Konsensusprognosen sind hier nicht erhältlich.

Die Frühindikatoren nach Berechnung des "Conference Board" per Juni beenden den heutigen Datenreigen. Analysten unterstellen einen Rückgang um 0,1%, nachdem es in den vergangenen beiden Monaten jeweils zu leichten Zunahmen um jeweils 0,1% gekommen ist. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis und verweisen darauf, dass diese Datenreihe in hohem Maße "zeitgeistabhängig" ausfällt (Beispiel Anpassung an Greenspans "neue" Interpretation der flachen Zinskurve), was die Kontinuität und damit die Aussagekraft im Zeitverlauf grundsätzlich verwässert.

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Zusammenfassend ergibt sich ein unverändertes Szenario, das den USD leicht favorisiert. Ein Weiteres Abgleiten unter die Marke von 1.5750 erhöht das Abwärtsmomentum des Euros. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.6020-50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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