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Ein bescheidener Vorschlag

23.07.2008  |  Theodore Butler
Wenn es über die Jahre eine Sache gegeben hat, mit der ich mich intensiver auseinandergesetzt habe, als mit jeder anderen, dann mit den Leerverkäufen via Investitionsvehikel im Silberbereich. Mein Hauptaugenmerk lag hierbei auf den konzentrierten Leerverkäufen bei den COMEX-Futures, vor kurzem kamen die nackten Leerverkäufe von Anteilen der Silber- (und Gold) ETFs dazu. Ganz klar, dass ich an dem gerade verkündeten Notstanderlass der Securities and Exchange Commission (SEC), der die Leerverkäufe von ausgewählten Finanzaktien vorübergehend einschränkt, sehr interessiert war.

Die Überraschungsaktion der SEC hat nicht nur für viele Kommentare und Debatten zum Thema Leerverkäufe gesorgt, sie hat auch bestätigt, dass die Regulierungsbehörde dieser Sache Bedeutung zumisst. Ich will es gleich am Anfang klar und deutlich sagen: Ich denke, der SEC-Erlass ist hervorragend gewesen. (Wie mir Stammleser bescheinigen können, bin ich generell kein ausgemachter Freund der meisten behördlichen Initiativen.) Sicher kann keiner behaupten, dass die Absichten hinter der SEC-Maßnahme wirkungslos gewesen seien, da die betreffenden Finanzaktien unverzüglich noch nicht dagewesene Zuwächse zu verzeichnen hatten.

Leider hat die SEC schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Auf heftigen Druck der Wertpapier-Lobbyisten wurden den Restriktionen Ausnahmeregeln beigefügt, noch bevor der Erlass im Kraft gesetzt wurde. Das könnte den großartigen Schritt auf lange Sicht wirkungslos machen. Aber zumindest wurde das Problem der Leerverkäufe von Aktien zu einem der meist diskutierten gemacht.

Mein größtes Problem mit der Initiative ist, dass sie nicht weit genug geht. Sie hätte nämlich für alle Aktien gelten sollen und nicht nur für die 19 wichtigsten Finanzkonzerne, die Teil des Plans sind. Das wäre nur fair. Darüberhinaus war er unnötig kompliziert und abgeschwächt durch die neuen Ausnahmeregelungen. Beim Durchgreifen unterschied die SEC zudem zwischen Leerverkäufen, bei denen die Aktien zuvor geliehen wurden und den "nackten" Leerverkäufen, bei denen zuvor keine Aktien geborgt wurden. Ganz wichtig hierbei ist, dass die nackte Variante der Short-Verkäufe schon zuvor als illegal eingestuft wurde, auch wenn es die SEC bisher abgelehnt hatte, dagegen vorzugehen.

Es scheint allgemeine Übereinstimmung zu herrschen, dass zwischen den beiden Typen von Leerverkäufen Welten liegen. Demzufolge gibt es große Unterschiede zwischen jenen Leerverkäufen, bei denen die Aktien zuvor geliehen wurden und der nackten Variante. In den Finanzmedien gab es über diesen Unterschied pausenlos Kommentare und Vorträge. Selten waren öffentliche Kommentare so einheitlich und einer Meinung. Oder falsch.

Der Erlass der SEC und die dadurch entstandenen Diskussionen haben mich über Leerverkäufe nachdenken lassen, in einer Art und Weise, wie ich es noch nie zuvor getan habe. Ich bin zu einem Schluss gekommen, der sie ganz sicher einen Schritt zurücktreten lassen wird. Ich verspreche ihnen, dass Sie reflexartig denken werden, ich sei nicht mehr ganz bei Sinnen. Ich garantiere Ihnen, dass ich (immer noch) relativ klar im Kopf bin und auch, dass die gesamte Investorenschaft (mich eingeschlossen) die Ausgabe von Leerverkäufen seit Jahrzehnten falsch eingeschätzt hat. Ich bitte sie nur darum, mich das erklären zu lassen.

Ich denke, dass die SEC Leerverkäufe uneingeschränkt und für alle Aktien verbieten sollte. Dazu gehört auch das, was zu "legitimen" Leerverkäufen gezählt wird, nämlich jene Variante, bei der die Aktien geliehen wurden, um dann an den Käufer der leerverkauften Aktien geliefert zu werden. Ich denke, da sollte es keine Ausnahmen geben, auch nicht für Spezialisten und Marktmacher. Keine Leerverkäufe ganz gleich welcher Aktien und durch wen. Punkt.

Ich weiß, das klingt unerhört und wurde meines Wissens noch nicht in der breiten Öffentlichkeit so vorgeschlagen. Ich weiß auch, es ist weitestgehend Konsens, dass Leerverkäufe ein notwendiger und essentieller Bestandteil der Aktienmärkte sind. Ich weiß, dass es schwer, wenn nicht sogar unmöglich ist, Gedankengänge zuzulassen, die radikal von vorher bestehenden, fest verankerten und populären Überzeugungen abweichen. Aber bitte folgen sie meiner Argumentation.





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