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Ein bescheidener Vorschlag

23.07.2008  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Der nichtsahnende, rechtmäßige Käufer leerverkaufter Anteile kauft so gesehen unrechtmäßige Anteile. Wenn ein Käufer Anteile besitzt, die von einem Leerverkäufer "herausgegeben" wurden, so könnte dies, unter anderem, seine Wahlrechte in Bezug auf unternehmensinterne Entscheidungen negieren. Leerverkäufe im großen Umfang, ganz gleich welcher Aktie, schaffen zu mindestens Anreize und das Potential für schmutzige Tricks, wie zum Beispiel illegales Gerüchtestreuen, was auch eine Problem ist, das nach eigenen Angaben von der SEC verfolgt wird. Gäbe es keine massiven Leerverkäufe, würde die Wahrscheinlichkeit von falschen, negativen Gerüchten und Überfällen der Baissiers (bear raids) viel geringer liegen. Das Verbot von Leerverkäufen würde zur Abschaffung eines ganzen Berges an potentiellen Problemen führen.

Fairerweise muss man aus Gründen der Ausgewogenheit hinzufügen, dass auch das Argument etwas für sich hat, demzufolge legitime Leerverkäufer dabei helfen würden, überbewertete Marktbedingungen aufzuspüren und Liquidität ansteigen zu lassen, was besonders die Marktmacher betrifft. Aber der Verlust dieser Vorteile muss im Verhältnis zu allen Vorteilen gesehen werden, die höhere Aktienpreise und Transparenz mit sich bringen. Wie schlimm ist es denn, wenn wir ein wenig Liquidität verlieren, die Aktienpreise aber viel höher steigen? Und die Sorge, ohne Leerverkäufe könnte sich eine Aktienblase entwickeln, ist zurzeit nicht wirklich begründet. Beschäftigen wir uns mit den sich hier und jetzt stellenden Problemen und nicht damit, was in der Zukunft sein könnte oder auch nicht. Und übrigens würden legitime Anteilseigner letztendlich verkaufen, wenn eine Aktie überbewertet ist und in eine stärker unterbewertete Aktie investieren. Jeder, der nach Gelegenheiten sucht, zu spekulieren oder sich gegen das Risiko eines Kursverfalls abzusichern, kann sich Futures, Optionen oder anderen Derivat-Kontrakten zuwenden.

Ich muss zugeben, dass sich meine Meinung bezüglich der Zulässigkeit von Leerverkäufen in der letzten Zeit stark geändert hat. In Situationen, in denen die Mehrheit der Investoren nie short gegangen wäre, habe ich es gelegentlich getan. Es ist also nicht so, dass ich schon immer gegen diese Methode gewesen bin. Aber die Leerverkäufe von Aktien sind inzwischen so weitverbreitet, dass es meiner Meinung nach an der Zeit ist, einen Schritt zurückzutreten und darüber nachzudenken, was wir damit geschaffen haben. Ich habe nun auch das Gefühl, dass viele Leerverkäufe als schnelle und wirksame Methode angesehen werden, um Kapital ohne Publizitätspflichten aufzubringen, da die großen Leerverkäufer die Einnahmen aus den Leerverkäufen bekommen.

Ich denke, wir haben uns kollektiv von diesem ganzen Problemfeld Leerverkäufe bei Aktien irreführen lassen. Wenn man schaut, worum es dabei wirklich geht, so wird ganz deutlich, dass es hierbei um reinen Betrug geht. Und jeder Tag an dem dieser Betrug weiter bestehen darf, ist ein weiterer Tag, an dem wir uns und unseren Kapitalmärkten unnötigerweise Schaden zufügen. Ich verstehe, dass mein Angebot bis ins Extrem unkonventionell ist, aber konventionelle Gedanken sind nicht immer die richtigen.

Ohne jeden Zweifel bestehen hier starke und fest verwurzelte Interessengruppen, die von der Praxis der Leerverkäufe profitieren. Für die Leerverkäufer persönlich, wie für auch die Verleiher und Entleiher der Anteile, bis hin zu den Brokern, die diese Transaktionen durchführen, ist es ein Top-Geschäft. Der Status Quo liegt nur in ihrem Interesse. Ich möchte Sie gerne bitten, einen Schritt zurückzutreten. Stellen sie sich vor, Leerverkäufe hätte es noch nie zuvor gegeben, jetzt jedoch stünden sie zum aller ersten Mal zur Debatte. Um die Angelegenheit weiter unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten, fangen wir mit der Frage an: "Wie kann man eine reale Anlage verkaufen, die man nicht besitzt, oder schlimmer noch, die jemand anderen gehört?"

Es gibt einen alten Marktspruch, der da in etwa so geht: "Verkaufen Sie, was nicht ist Ihnen - rückgekauft oder Schwed'sche Gardinen!"

Falls das Gesetz geändert wird, wie es sich gehört, dann müsste der neue Marktspruch eigentlich so lauten: "Verkaufen Sie, was nicht ist Ihnen, dann geht's direkt hinter Schwed'sche Gardinen!"


Auf der Kippe

Aus dem letzten Commitment of Traders Report (COT) geht hervor, dass wir bei den COMEX-Futures für Silber und Gold wieder zurück auf extremen Niveaus sind und dass die Commercials ihre ohnehin beachtliche Short-Position weiter ausgebaut haben. Derart extreme Zahlen hatten schon in der Vergangenheit, zu gegebener Zeit, zu heftigen Sell-Offs geführt, es hat jedoch auch Zeiten gegeben, in denen sich die Preise eine ganze Zeit lang erholten, trotz negativer COT-Angaben. Das ist also eine nette Art und Weise Ihnen zu sagen, dass es mich nicht überraschen würde, wenn eine sehr deutliche Bewegung in eine der beiden Richtungen bevorsteht.

Im COT nach Stand vom 15.07. stiegen die Positionen der Commercials zusammengenommen auf Niveaus, die wir seit den extrem hohen Preisen von März nicht mehr gesehen haben. In den letzten drei Wochen haben die Gold-Commercials 60.000 Kontrakte hinzugekauft und ihre gesamte Short-Position damit auf mehr als 246.000 Kontrakte ausgebaut (24,6 Millionen Unzen) - dies ist eine der größten Short-Position, die es jemals an der COMEX gegeben hat. In der letzten Woche folgten die kleineren Gold-Commercials (die Raptoren) der Leerverkaufsorgie - sie kamen auf 16.000 der 18.000 neu hinzugekauften Short-Positionen.





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