Ein bescheidener Vorschlag
23.07.2008 | Theodore Butler
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Beim Silber bestimmten die Commercials in der vergangenen Woche als auch in den letzten drei Wochen die konzentrierten Verkäufe fast ausschließlich alleine. Die acht größten Händler bei den COMEX-Futures halten jetzt insgesamt mehr als 76.000 leerverkaufte Kontrakte - oder verblüffende 380 Millionen Unzen. Das sind mehr als 211 Tagesproduktion aller Minen der Welt und fast das Doppelte der entsprechenden Zahlen für Gold (die Short-Position mit der zweithöchsten Konzentration). Nur zum Vergleich: Die konzentrierten Short-Positionen der acht größten Händler beim NYMEX-Rohöl machen zusammengenommen weniger als 3 Tage Weltproduktion auf der Long-Seite und 2 Tage auf der Short-Seite aus. Wenn man zu der dokumentierten, konzentrierten Short-Position bei den COMEX-Silber-Futures noch die verdächtigten, nackten Leerverkäufe von Anteilen am großen Silber-ETF, SLV, hinzurechnet, dann fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, warum die großen konzentrierten Shorts so motiviert sind, einen heftigen Sell-Off beim Silber und auch bei den Goldpreisen herbei zu manipulieren. Es fällt ebenfalls nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Shorts die Kontrolle verlieren, schaut man auf die zunehmenden Spannungen und eine sich anbahnende Knappheit im physischen Silbermarkt. Ganz gleich, ob wir nun einen heftigen Sell-Off oder eine Explosion der Preise sehen werden, jedem sollte vorher klar sein, warum das eine oder das andere passieren kann.
Hat sich die CFTC "geoutet"?
Im Commitment of Traders Report (COT) ließen sich außergewöhnliche Entwicklungen für die betreffende Woche beobachten. Die CFTC veröffentlichte eine spezielle Ankündigung, die die Energiemärkte betrifft. Aufgrund des Drucks auf die CFTC, der in erster Linie von den Gesetzgebern ausging und, mit Blick auf die Ölpreise, auf Maßnahmen abzielt, hatte die Kommission die größeren Händler im Energiemarkt etwas näher unter die Lupe genommen. Lesen Sie selbst, was in dieser speziellen Ankündigung geschrieben steht: www.cftc.gov/marketreports/commitmentsoftraders/index.htm
Was Sie in der Ankündigung nicht lesen werden, ist die wahre Geschichte. Die erfahren Sie nur, wenn Sie die verschiedenen Tabellen im Text ausführlicher betrachten. Erlauben Sie mir bitte, zusammenzufassen, was diese Tabellen enthüllen. Aufgrund genauerer Prüfung "entdeckte" die CFTC plötzlich, dass ein sehr großer Rohölhändler von der Kategorie Commercial in die Kategorie Non-Commercial eingestuft werden musste, weil die von ihm gehaltenen Position keine Hedge-Position im eigentlichen Sinne war und somit eine spekulative Position gewesen ist.
Das Schockierende in Bezug auf diese Position war jedoch deren Größe. Dieser eine Händler hielt eine Spread-Position in Höhe von 147.000 Kontrakten bei NYMEX-Rohöl-Futures und eine Spread-Position in Höhe von 326.000 Kontrakten von Futures und Optionen gemischt - eine Position, die sich für den gesamten Future-Markt sowie auch für Futures und Optionen gemischt auf mehr als 10% beläuft. Auch wenn dieses Konzentrationsniveau nicht annähernd die Konzentrationsniveaus beim Silber und Gold erreicht, so war jedoch bisher weitestgehend unbekannt, dass ein einzelner Händler eine solche große Position beim Rohöl hielt - auch wenn es eine Spread-Position war (gleichzeitig long und short sein in unterschiedlichen Kontraktmonaten).
Natürlich hat die CFTC diesen Händler nicht beim Namen genannt, da dies gegen die derzeitige Gesetzeslage verstößt (warum jedoch, weiß ich nicht), aber die Kommission hat diesen Händler öffentlich, anhand seiner Größe, deutlich ausgemacht. Um ihnen einen Einblick in die Größe der reinen Futures-Position dieses Händler zu geben: In der Kategorie Spreads der Non-Commercials, unter der die Position schließlich eingestuft wurde, hält dieser einzelne Händler eine Position, die um das 90-fache größer ist, als die eines Durchschnittshändlers in dieser Kategorie (147.000 Kontrakte gegenüber einer durchschnittlichen Spread-Position von 1630 Kontrakten). Wie könnte eine solch dominante Spread-Position nicht die Veränderungen der Spread-Preise beeinflussen?
Die Reklassifizierung der Spread-Position dieses Einzelhändlers und ihre Aufdeckung werfen eine Reihe von unangenehmen Fragen auf:
- 1. Warum hat es die CFTC zugelassen, dass eine solch große Position existieren darf?
- 2. In welcher Weise hat diese Position den Markt bisher beeinflusst?
- 3. Welches Potential birgt diese Position in Bezug auf eventuelle Marktstörungen, sollte diese Position unter Berufung auf einen Notstand aufgelöst werden? (Denken Sie an Amaranth!)
- 4. Wie viele Fehleinordnungen gibt es bei anderen Commercial-Positionen? (Denken Sie an Silber und an Gold!)
- 5. Worin liegt die wirtschaftliche Rechtfertigung einer solch großen Position? (Denken Sie an die sehr große, konzentrierte Short-Position beim Silber!)
- 6. Warum bedarf es erst Druck seitens des Kongress, damit die CFTC ihre Aufgaben macht?
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 21.07.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.