Edelmetalle Aktuell
05.08.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Auch mit dem Goldpreis ging es am Ende in dieser Woche abwärts. Er stieg zwar vorher von den 924,50 $ vom letzten Berichtstag noch einmal leicht an, am Ende aber hatte das Metall dem vorübergehend massiven Minus beim Ölpreis und dem Einbruchs des Euros wenig entgegenzusetzen. Das Metall fiel zeitweise sogar unter die Marke von 900,- $ je Unze. Bis heute konnte es sich aber angesichts der weiter
als überwiegend labil eingeschätzten Finanzmärkte und der leichten Erholung des Ölpreises wieder erholen und liegt aktuell bei knapp über 910,- $ je Unze.
Für die kommende Woche erwarten wir einen eher etwas ruhigeren Handelsverlauf, auch weil sich viele Marktteilnehmer erst einmal in den Sommerurlaub verabschiedet haben. Die Handelsspanne sollte dazu zunächst zwischen 890 $ und 920 $ je Unze liegen.
Anglogold Ashanti, der größte südafrikanische Goldproduzent, zog in der vergangenen Woche eine Bilanz für das zweite Quartal des laufenden Jahres. Die Goldförderung ist in diesem Zeitraum auf 1,25 Millionen Unzen gestiegen, dies waren am Ende sogar drei Prozent mehr als erwartet. Die Kosten (total cash costs; ohne Abschreibungen, Amortisation und Kosten für Renaturierung) für die Ausbringung einer Unze liegen inzwischen bei 434 $ je Unze. Trotz der großen Differenz zum Kassapreis hat es für die Nummer 1 am Kap nicht für einen größeren Gewinn gereicht. Der fortwährende Abbau der (Termin-) Absicherungsgeschäfte - im vergangenen Quartal um 3,15 auf jetzt noch 6,88 Millionen Unzen - hat einen Verlust in Höhe von 977 Mio. Dollars (!) verursacht. Am Ende blieb den Südafrikanern deshalb nur eine Quartalergebnis in Höhe von - 946 Mio. Dollars zu veröffentlichen.
Die Zeit wird zeigen, ob es von den zahlreichen Minengesellschaften, die in der letzten Zeit entsprechende Rückkäufe vorgenommen haben, weise war, die alten Terminverkäufe auf oder nahe dem Allzeithoch des Goldpreises zu schließen und damit Milliardenverluste zu realisieren. Am Ende wird die Rechnung vermutlich nur aufgehen, wenn der Goldpreis ungebremst weiter steigt und die Minen für ihr dann ungesichertes Gold mit Kassaverkäufen mehr erlösen können, als sie jetzt für den Rückkauf bezahlt haben. Dass das gut geht, dafür würden wir unsere Hand nicht ins Feuer legen. Den Aktionären, die sich in der Regel wünschen, mit ihrer Minenaktie einem Goldpreisrisiko ausgesetzt zu sein, eben weil sie höhere Preise erwarten, dürfte dies aber letztlich erst einmal entgegen kommen.
Auch andere Minengesellschaften legten in der letzten Woche Ergebnisse vor. Gold Fields berichtete über eine gefallene Produktion und erwartet auch für das laufende Quartal keine Änderung. Barrick sieht bei der Ausbringung ebenfalls einen negativen Trend, im Gegensatz dazu stellen sich Newmont und Yanaccocha auf eine steigende Produktion ein. Mehr Gold gibt es auch aus Russland, hier soll die Förderung 2008 um knapp 8 Prozent auf 176 Tonnen steigen.
Auch in den vergangenen zehn Tagen zeigte das Silber kaum Eigenleben, damit hielt es sich aber auch weitgehend an unsere Erwartungen.
Getrieben von einem deutlich schwächeren Goldpreis fiel das weiße Metall zunächst auf 16,80 $ und damit auf den tiefsten Stand der letzten vier Wochen zurück. Die anschließende von der Entwicklung des Goldpreises gestützte Erholung brachte wieder Kursgewinne, mit aktuell 17,40 $ liegt das Metall genau auf dem Niveau zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts.
Für die kommenden Tage erwarten erst einmal keine Fortsetzung der jüngsten Negativserie, das Metall sollte zwischen 16,60 $ und 16,80 $ vorläufig einen Boden finden. Falls es über 17,60 $ klettern kann, sind charttechnisch auch wieder 18 Dollars möglich.
Das Platin, das bei Abfassung unseres letzten Bericht noch bei 1.715,- $ je Unze notiert hatte, konnte sich von diesem Niveau zunächst wie erwartet wieder absetzen. Bereits am vergangenen Dienstag notierte es wieder bei 1.777,- $ je Unze. Allerdings war dieses dann auch schon der Höchstkurs des Berichtszeitraumes und bis zum Donnerstagmorgen schwankte die Notierung zwischen dem genannten Niveau und wieder nur noch 1.710,- $ je Unze.
In den letzten 24 Handelsstunden, das heißt, am Freitag, sowie heute Morgen, verlor das weiße Metall dann aber noch einmal fast 100,- $ je Unze an Wert und fiel dabei auf nur noch 1.620 $ je Unze zurück. Mit diesem weiteren, schon fast dramatischen Verlust, hat die Notierung nun innerhalb von nur einem Monat 450,- $ je Unze verloren. Sie liegt nun nicht mehr weit über dem Startniveau, von dem aus die Hausse Anfang Februar begann und die den Platinpreis zwischenzeitlich bis auf 2.230,- $ je Unze getrieben hatte.
Für den anschließenden Preisverfall gab es zunächst keinen unmittelbaren Aufhänger. Allerdings, und auf diesen Umstand weisen auch wir ja bereits seit einiger Zeit hin, leidet schon seit Monaten mit der Autoindustrie einer der wichtigsten Absatzmärkte für die weißen Metalle an erheblicher Schwindsucht. Dabei geht es vor allem um den US-amerikanischen Markt, dessen Absatzeinbruch aufgrund des Marktumfangs und wegen seiner Modellstruktur nicht von anderen, sich zumindest teilweise besser entwickelnden Märkten aufgefangen werden kann.
Die neuesten Hiobsbotschaften hierzu erreichten den (Edelmetall-)Markt am Freitag und dürften zumindest für die oben beschriebene, allerletzte Abwärtsbewegung dann doch ein entscheidender Auslöser gewesen sein. So fiel im Juli der Absatz an Autos in den USA um noch einmal um 13,2 Prozent auf das niedrigste die Niveau seit 1992 zurück. Die traditionell auf großvolumige Motoren setzenden US-Hersteller mussten dabei Einbußen zwischen 14 und fast 30 Prozent hinnehmen.
Es bleibt abzuwarten, ob der jüngste Rückgang des Öl- und damit auch des Benzinpreises in irgendeiner Weise mit einer erneuten Verhaltensänderung der Autokäufer einhergehen wird, wir bezweifeln dies allerdings. Vielmehr dürfte sich der Trend zu kleineren und sparsameren Autos (und damit hin zu einem geringeren Platinmetalleinsatz) auf absehbare Zeit nicht mehr umkehren lassen. Es wäre angesichts der momentanen Entwicklung keine Überraschung mehr, wenn der durchschnittliche Hubraum im amerikanischen Markt binnen weniger Jahre um 30 Prozent sinken würde. Angesichts dessen, dass zusätzlich auch noch die absolute Zahl der Verkäufe infolge der Immobilien- und Finanzkrise sinkt, ist es durchaus möglich, dass der USAutomarkt in diesem Jahr rund 20 Tonnen weniger an Platinmetallen konsumieren wird. Diese Menge entspricht immerhin 1/5 der globalen Pluspositionen von Spekulanten und Investoren (an Platin und Palladium) und kann deshalb auch nicht vernachlässigt werden. Eine solche freiwerdende Menge fängt nämlich vorübergehende Produktionsausfälle in Südafrika leicht ab und auch wenn wir glauben, dass es vom Kap in diesem Jahr noch einige preistreibende Nachrichten geben könnte, wird es am Ende wohl nicht mehr reichen, den Platinpreis noch einmal nachhaltig über die Marke von 2.000 $ je Unze anzuheben. Dieses Niveau können wir uns inzwischen allenfalls noch als Ausrutscher für den mehr und mehr unwahrscheinlichen Fall vorstellen, dass es in Südafrika zu längerfristigen Minenstilllegungen kommen sollte.
Dabei hätte es in den letzten Tagen sogar noch schlimmer kommen können: den aus ihren Positionen aussteigenden Investoren stellten sich jedoch Vertreter verschiedener Industriezweige vehement entgegen und kauften auf dem für dieses Jahr inzwischen relativ günstigen Niveau Platin in großen Mengen ein. Meistens geschah dies in Form von Termingeschäften, die teilweise bis weit in das nächste Jahr laufen. Allerdings hielt die neue Kauflust nicht lange vor, inzwischen ist, trotz des neuerlichen Rückgangs davon nicht mehr viel zu sehen.
Wir bleiben auch angesichts der jüngsten, nicht wegen ihres Auftretens an sich, aber wegen ihrer Schnelligkeit für uns unerwartet hohen Verluste bei der Meinung, dass Rückschläge für Termingeschäfte genutzt werden sollten. Geeignete Orderniveaus liegen jetzt bei vielleicht 1.600 $ je Unze und dann wieder bei 1.550 $ je Unze. Dabei handelt es sich aber mehr um psychologisch bedeutende Marken, als um wichtige Chartpunkte. Die technische Analyse bietet in der momentanen Situation mit ihrer hohen Volatilität praktisch keine Hilfe, vor allem, weil die nächste große charttechnische Unterstützung erst bei rund 1.450,- $ je Unze liegt. Auf der oberen Seite bildet nun das Niveau von 1.700,- $ je Unze einen ersten Widerstand.
Von der Produktionsseite gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten: Eskom kämpft weiter mit Schwierigkeiten im einzigen Atomkraftwerk Südafrikas, ohne dass es allerdings zu größeren Störungen bei der Stromversorgung gekommen wäre. Anglo Platinum berichtete über ein gutes erstes Halbjahr.
Auch die Palladiumnotierung erwischte es in den vergangenen zehn Tagen wieder deutlich, und das, obwohl das Metall schon vorher massive Verluste zu verdauen hatte. Insgesamt schwankte der Preis im Berichtszeitraum zwischen 390,- $ je Unze und 357,- $ je Unze, wobei der Tiefstkurs am vergangenen Freitag erreicht worden war. Auch bei diesem Metall erwarten wir weiter eine Stabilisierung und bleiben auch für die kommenden Tage wieder bei einer voraussichtlichen Handelsspanne zwischen 350 $ und 400 $ je Unze. Norilsk Nickel, größter Produzent des weißen Metalls, berichtete in der vergangenen Woche über eine gesunkene Produktion im erst Halbjahr.
Nicht aus der Ruhe bringen lassen haben sich in den vergangenen 10 Tagen die beiden Metalle Iridium und Ruthenium. Bei ihnen gab es weder größere Aktivitäten auf der Käufer-, noch auf der Verkäuferseite. Das Ruthenium liegt deshalb weiterhin bei 240,- $ zu 300,- $ je Unze, das Iridium bei 430,- $ zu 460,- $ je Unze.
Nicht ganz so gelassen wie die Schwestermetalle nahm das Rhodium die Verluste beim Platin hin. Die genaue Ursache für den deutlichen Anstieg der Abgaben in den Markt ist nicht ganz klar, wir würden jedoch eher auf Terminverkäufe von Produzenten, als die Auflösung von Pluspositionen durch Spekulanten oder die Rückgabe von zu viel gekauftem Material durch industrielle Verbraucher tippen. Zuletzt notierte das Rhodium bei 7.850,- $ zu 8.000,- $ je Unze. Das aktuelle Niveau ist zwar das niedrigste seit Mitte Februar, allerdings liegt der Preis noch immer über 1.000 $ über dem seinerzeit ohnehin schon hohen Ausgangsniveau der Winter-Rallye.
Wir schließen nicht aus, dass sich die Kursverluste bei dem Metall trotz der fundamental vergleichsweise besseren Ausgangslage zunächst weiter fortsetzen könnten. Dies vor allem dann, wenn die Verkäufe von (bisher) unbekannter Seite noch weitergehen. Falls es sich dabei tatsächlich um Produzentenverkäufe in Form von Termingeschäften handelt, sollte man aber nicht vergessen, dass das vorab verkaufte Material naturgemäß später für Abgaben nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Langfristig wird der Preis so wieder stabilisiert, kurzfristig ist das für die Bullen keine Hilfe.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Auch mit dem Goldpreis ging es am Ende in dieser Woche abwärts. Er stieg zwar vorher von den 924,50 $ vom letzten Berichtstag noch einmal leicht an, am Ende aber hatte das Metall dem vorübergehend massiven Minus beim Ölpreis und dem Einbruchs des Euros wenig entgegenzusetzen. Das Metall fiel zeitweise sogar unter die Marke von 900,- $ je Unze. Bis heute konnte es sich aber angesichts der weiter
als überwiegend labil eingeschätzten Finanzmärkte und der leichten Erholung des Ölpreises wieder erholen und liegt aktuell bei knapp über 910,- $ je Unze.
Für die kommende Woche erwarten wir einen eher etwas ruhigeren Handelsverlauf, auch weil sich viele Marktteilnehmer erst einmal in den Sommerurlaub verabschiedet haben. Die Handelsspanne sollte dazu zunächst zwischen 890 $ und 920 $ je Unze liegen.
Anglogold Ashanti, der größte südafrikanische Goldproduzent, zog in der vergangenen Woche eine Bilanz für das zweite Quartal des laufenden Jahres. Die Goldförderung ist in diesem Zeitraum auf 1,25 Millionen Unzen gestiegen, dies waren am Ende sogar drei Prozent mehr als erwartet. Die Kosten (total cash costs; ohne Abschreibungen, Amortisation und Kosten für Renaturierung) für die Ausbringung einer Unze liegen inzwischen bei 434 $ je Unze. Trotz der großen Differenz zum Kassapreis hat es für die Nummer 1 am Kap nicht für einen größeren Gewinn gereicht. Der fortwährende Abbau der (Termin-) Absicherungsgeschäfte - im vergangenen Quartal um 3,15 auf jetzt noch 6,88 Millionen Unzen - hat einen Verlust in Höhe von 977 Mio. Dollars (!) verursacht. Am Ende blieb den Südafrikanern deshalb nur eine Quartalergebnis in Höhe von - 946 Mio. Dollars zu veröffentlichen.
Die Zeit wird zeigen, ob es von den zahlreichen Minengesellschaften, die in der letzten Zeit entsprechende Rückkäufe vorgenommen haben, weise war, die alten Terminverkäufe auf oder nahe dem Allzeithoch des Goldpreises zu schließen und damit Milliardenverluste zu realisieren. Am Ende wird die Rechnung vermutlich nur aufgehen, wenn der Goldpreis ungebremst weiter steigt und die Minen für ihr dann ungesichertes Gold mit Kassaverkäufen mehr erlösen können, als sie jetzt für den Rückkauf bezahlt haben. Dass das gut geht, dafür würden wir unsere Hand nicht ins Feuer legen. Den Aktionären, die sich in der Regel wünschen, mit ihrer Minenaktie einem Goldpreisrisiko ausgesetzt zu sein, eben weil sie höhere Preise erwarten, dürfte dies aber letztlich erst einmal entgegen kommen.
Auch andere Minengesellschaften legten in der letzten Woche Ergebnisse vor. Gold Fields berichtete über eine gefallene Produktion und erwartet auch für das laufende Quartal keine Änderung. Barrick sieht bei der Ausbringung ebenfalls einen negativen Trend, im Gegensatz dazu stellen sich Newmont und Yanaccocha auf eine steigende Produktion ein. Mehr Gold gibt es auch aus Russland, hier soll die Förderung 2008 um knapp 8 Prozent auf 176 Tonnen steigen.
- Silber
Auch in den vergangenen zehn Tagen zeigte das Silber kaum Eigenleben, damit hielt es sich aber auch weitgehend an unsere Erwartungen.
Getrieben von einem deutlich schwächeren Goldpreis fiel das weiße Metall zunächst auf 16,80 $ und damit auf den tiefsten Stand der letzten vier Wochen zurück. Die anschließende von der Entwicklung des Goldpreises gestützte Erholung brachte wieder Kursgewinne, mit aktuell 17,40 $ liegt das Metall genau auf dem Niveau zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts.
Für die kommenden Tage erwarten erst einmal keine Fortsetzung der jüngsten Negativserie, das Metall sollte zwischen 16,60 $ und 16,80 $ vorläufig einen Boden finden. Falls es über 17,60 $ klettern kann, sind charttechnisch auch wieder 18 Dollars möglich.
- Platin
Das Platin, das bei Abfassung unseres letzten Bericht noch bei 1.715,- $ je Unze notiert hatte, konnte sich von diesem Niveau zunächst wie erwartet wieder absetzen. Bereits am vergangenen Dienstag notierte es wieder bei 1.777,- $ je Unze. Allerdings war dieses dann auch schon der Höchstkurs des Berichtszeitraumes und bis zum Donnerstagmorgen schwankte die Notierung zwischen dem genannten Niveau und wieder nur noch 1.710,- $ je Unze.
In den letzten 24 Handelsstunden, das heißt, am Freitag, sowie heute Morgen, verlor das weiße Metall dann aber noch einmal fast 100,- $ je Unze an Wert und fiel dabei auf nur noch 1.620 $ je Unze zurück. Mit diesem weiteren, schon fast dramatischen Verlust, hat die Notierung nun innerhalb von nur einem Monat 450,- $ je Unze verloren. Sie liegt nun nicht mehr weit über dem Startniveau, von dem aus die Hausse Anfang Februar begann und die den Platinpreis zwischenzeitlich bis auf 2.230,- $ je Unze getrieben hatte.
Für den anschließenden Preisverfall gab es zunächst keinen unmittelbaren Aufhänger. Allerdings, und auf diesen Umstand weisen auch wir ja bereits seit einiger Zeit hin, leidet schon seit Monaten mit der Autoindustrie einer der wichtigsten Absatzmärkte für die weißen Metalle an erheblicher Schwindsucht. Dabei geht es vor allem um den US-amerikanischen Markt, dessen Absatzeinbruch aufgrund des Marktumfangs und wegen seiner Modellstruktur nicht von anderen, sich zumindest teilweise besser entwickelnden Märkten aufgefangen werden kann.
Die neuesten Hiobsbotschaften hierzu erreichten den (Edelmetall-)Markt am Freitag und dürften zumindest für die oben beschriebene, allerletzte Abwärtsbewegung dann doch ein entscheidender Auslöser gewesen sein. So fiel im Juli der Absatz an Autos in den USA um noch einmal um 13,2 Prozent auf das niedrigste die Niveau seit 1992 zurück. Die traditionell auf großvolumige Motoren setzenden US-Hersteller mussten dabei Einbußen zwischen 14 und fast 30 Prozent hinnehmen.
Es bleibt abzuwarten, ob der jüngste Rückgang des Öl- und damit auch des Benzinpreises in irgendeiner Weise mit einer erneuten Verhaltensänderung der Autokäufer einhergehen wird, wir bezweifeln dies allerdings. Vielmehr dürfte sich der Trend zu kleineren und sparsameren Autos (und damit hin zu einem geringeren Platinmetalleinsatz) auf absehbare Zeit nicht mehr umkehren lassen. Es wäre angesichts der momentanen Entwicklung keine Überraschung mehr, wenn der durchschnittliche Hubraum im amerikanischen Markt binnen weniger Jahre um 30 Prozent sinken würde. Angesichts dessen, dass zusätzlich auch noch die absolute Zahl der Verkäufe infolge der Immobilien- und Finanzkrise sinkt, ist es durchaus möglich, dass der USAutomarkt in diesem Jahr rund 20 Tonnen weniger an Platinmetallen konsumieren wird. Diese Menge entspricht immerhin 1/5 der globalen Pluspositionen von Spekulanten und Investoren (an Platin und Palladium) und kann deshalb auch nicht vernachlässigt werden. Eine solche freiwerdende Menge fängt nämlich vorübergehende Produktionsausfälle in Südafrika leicht ab und auch wenn wir glauben, dass es vom Kap in diesem Jahr noch einige preistreibende Nachrichten geben könnte, wird es am Ende wohl nicht mehr reichen, den Platinpreis noch einmal nachhaltig über die Marke von 2.000 $ je Unze anzuheben. Dieses Niveau können wir uns inzwischen allenfalls noch als Ausrutscher für den mehr und mehr unwahrscheinlichen Fall vorstellen, dass es in Südafrika zu längerfristigen Minenstilllegungen kommen sollte.
Dabei hätte es in den letzten Tagen sogar noch schlimmer kommen können: den aus ihren Positionen aussteigenden Investoren stellten sich jedoch Vertreter verschiedener Industriezweige vehement entgegen und kauften auf dem für dieses Jahr inzwischen relativ günstigen Niveau Platin in großen Mengen ein. Meistens geschah dies in Form von Termingeschäften, die teilweise bis weit in das nächste Jahr laufen. Allerdings hielt die neue Kauflust nicht lange vor, inzwischen ist, trotz des neuerlichen Rückgangs davon nicht mehr viel zu sehen.
Wir bleiben auch angesichts der jüngsten, nicht wegen ihres Auftretens an sich, aber wegen ihrer Schnelligkeit für uns unerwartet hohen Verluste bei der Meinung, dass Rückschläge für Termingeschäfte genutzt werden sollten. Geeignete Orderniveaus liegen jetzt bei vielleicht 1.600 $ je Unze und dann wieder bei 1.550 $ je Unze. Dabei handelt es sich aber mehr um psychologisch bedeutende Marken, als um wichtige Chartpunkte. Die technische Analyse bietet in der momentanen Situation mit ihrer hohen Volatilität praktisch keine Hilfe, vor allem, weil die nächste große charttechnische Unterstützung erst bei rund 1.450,- $ je Unze liegt. Auf der oberen Seite bildet nun das Niveau von 1.700,- $ je Unze einen ersten Widerstand.
Von der Produktionsseite gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten: Eskom kämpft weiter mit Schwierigkeiten im einzigen Atomkraftwerk Südafrikas, ohne dass es allerdings zu größeren Störungen bei der Stromversorgung gekommen wäre. Anglo Platinum berichtete über ein gutes erstes Halbjahr.
- Palladium
Auch die Palladiumnotierung erwischte es in den vergangenen zehn Tagen wieder deutlich, und das, obwohl das Metall schon vorher massive Verluste zu verdauen hatte. Insgesamt schwankte der Preis im Berichtszeitraum zwischen 390,- $ je Unze und 357,- $ je Unze, wobei der Tiefstkurs am vergangenen Freitag erreicht worden war. Auch bei diesem Metall erwarten wir weiter eine Stabilisierung und bleiben auch für die kommenden Tage wieder bei einer voraussichtlichen Handelsspanne zwischen 350 $ und 400 $ je Unze. Norilsk Nickel, größter Produzent des weißen Metalls, berichtete in der vergangenen Woche über eine gesunkene Produktion im erst Halbjahr.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Nicht aus der Ruhe bringen lassen haben sich in den vergangenen 10 Tagen die beiden Metalle Iridium und Ruthenium. Bei ihnen gab es weder größere Aktivitäten auf der Käufer-, noch auf der Verkäuferseite. Das Ruthenium liegt deshalb weiterhin bei 240,- $ zu 300,- $ je Unze, das Iridium bei 430,- $ zu 460,- $ je Unze.
Nicht ganz so gelassen wie die Schwestermetalle nahm das Rhodium die Verluste beim Platin hin. Die genaue Ursache für den deutlichen Anstieg der Abgaben in den Markt ist nicht ganz klar, wir würden jedoch eher auf Terminverkäufe von Produzenten, als die Auflösung von Pluspositionen durch Spekulanten oder die Rückgabe von zu viel gekauftem Material durch industrielle Verbraucher tippen. Zuletzt notierte das Rhodium bei 7.850,- $ zu 8.000,- $ je Unze. Das aktuelle Niveau ist zwar das niedrigste seit Mitte Februar, allerdings liegt der Preis noch immer über 1.000 $ über dem seinerzeit ohnehin schon hohen Ausgangsniveau der Winter-Rallye.
Wir schließen nicht aus, dass sich die Kursverluste bei dem Metall trotz der fundamental vergleichsweise besseren Ausgangslage zunächst weiter fortsetzen könnten. Dies vor allem dann, wenn die Verkäufe von (bisher) unbekannter Seite noch weitergehen. Falls es sich dabei tatsächlich um Produzentenverkäufe in Form von Termingeschäften handelt, sollte man aber nicht vergessen, dass das vorab verkaufte Material naturgemäß später für Abgaben nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Langfristig wird der Preis so wieder stabilisiert, kurzfristig ist das für die Bullen keine Hilfe.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.