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USD gewinnt leicht an Boden - Offenmarktausschuss im Fokus!

05.08.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5540, nachdem im frühen europäischen Geschäft Tiefstkurse bei gut 1.5520 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY befestigt bei 108.15. "Carry-Trades" zeigen sich in stabiler Verfassung. EUR-JPY stellt sich auf 168.05 und EUR-CHF oszilliert bei 1.6335.

Die Erzeugerpreise der Eurozone legten per Juni im Monatsvergleich um 0,9% zu. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Anstieg um 8,0% nach zuvor 7,1%. Im Hinblick auf die aktuellen Ölnotierungen bei 120 USD pro Fass sind diese Zahlen "Old News". Die globale Konjunkturabkühlung, die in Teilen dramatisch verläuft, mit entlastenden Folgen bei der Preisentwicklung der Rohstoffe lässt es nicht zu, dass diese Daten per Juni die Relevanz entwickeln, die man ansonsten hinsichtlich der Amplitude des Anstiegs im Jahresvergleich erwarten dürfte.

Die USA boten dem Finanzmarkt bei den Datenveröffentlichungen einmal mehr einen Gemischtwarenladen.

Der "Challenger Report" per Juli lieferte mit 103.310 durch Massenentlassungen verursachte Jobverluste eine Enttäuschung. Im Monatsvergleich ergab sich eine Zunahme um 26,4%. Im Jahresvergleich lag der Anstieg bei 140,8%. Diese Veröffentlichung ist ein Indiz, dass sich die Lage am US-Arbeitsmarkt weiter verschärft.

Persönliche Einkommen legten im Juni um 0,1% zu. Die Konsensusprognose war bei -0,2% angesiedelt. Wesentlich für die positive Entwicklung per Mai (+1,8%) und nun auch per Juni sind die Steuerschecks von Papa Staat. Mithin handelt es sich nicht um laufende Einnahmen, sondern um Einmalzahlungen, die nichts anderes sind als Subvention. Diese Einmalzahlungen bekämpfen nicht die Ursachen des Problems, sondern sie beschäftigen sich mit Facetten des Problems. Die "Cash-Machine" Immobilienmarkt wurde hier kurzfristig ersetzt durch direkte staatliche Beihilfe. Konsumtive Stimulanz ist schon eine tolle Sache im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Na, ob der Herr Keynes seine Ideen so umgesetzt sehen wollte?

Belehrten uns in "Old Europe" nicht vorgestern noch die Freunde aus den USA über freie Märkte bei punktuellen Subventionen der Machart Holzmann (die Bürgschaft kam nie zustande). Aber wie sagte schon Altkanzler Adenauer: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!" Es geht bei dieser Frage ja "nur" um das ordnungspolitische Konzept und schlussendlich um die Glaubwürdigkeit!


Der Auftragseingang (Factory Orders) per Juni stieg im Monatsvergleich um 1,7% und übertraf damit die Konsensusprognose, die bei 0,7% angesiedelt war deutlich. Der Vormonatswert wurde von +0,6% auf +0,9% nach oben revidiert. Für den Anstieg der letzten beiden Monate sind zu wesentlichen Teilen die Preisanstiege der Raffinerieprodukte und Chemieprodukte verantwortlich.

Heute steht zunächst der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich der Eurozone per Juli auf der Agenda. Analysten unterstellen einen Rückgang von 49,1 auf 48,3 Punkte. Mit einem weiteren Rückgang würde verstärkte Kontraktion im Dienstleistungssektor der Eurozone impliziert. Die Einzelhandelsumsätze per Juni sollen im Monatsvergleich in der Eurozone um 0,6% gesunken sein. Das entspräche einem Rückgang auf Jahresbasis um 1,2%. Anzeichen weiterer signifikanter Konjunkturdynamikverluste verstetigen sich. Waren Konjunkturdaten in der Vergangenheit grundsätzlich unterstützend für den Euro, ergibt sich hier zunehmend eine veränderte Grundlage.

Aus den USA steht der ISM-Dienstlistungsindex per Juli zunächst im Fokus. Marktbeobachter erwarten einen leichten Anstieg von 48,2 auf 48,5 Punkte. Mithin bliebe es bei Kontraktion in diesem Sektor, die geringfügig weniger stark ausgeprägt wäre als im Vormonat.

Heute mutieren Finanzanalysten einmal mehr zu Sprachanalysten. Der Offenmarktausschuss wird laut Konsensusprognose, der wie uns hier anschließen, den Zielsatz der Fed Funds unverändert bei 2,00% belassen.

Auf die Verbalakrobatik kommt es an:
  • Das negative Konjunkturbild in den USA wird sich nicht wegdiskutieren lassen und bestimmend für die Zinspolitik sein.
  • Inflationsrisiken werden thematisiert werden.
  • Vor dem Hintergrund der Entspannung an den Rohstoffmärkten wird sich leichter Optimismus hinsichtlich rückläufigen Inflationsdrucks einstellen.

Für das zarte Pflänzchen der Thematik potentieller Zinserhöhungen ist dieser "Fundamentalacker" wenig förderlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.5750 - 1.5780 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!



© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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