Geburtswehen eines neuen Bullenmarktes
07.08.2008 | Clif Droke
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Das, was folgt, sind die Zeilen eines bekannten Marktbeobachters, Adrian Van Eck, in Hinblick auf China und die wachsenden Inflationssorgen des Landes: "Jede einzelne Stadt will ihr eigenes Stahlwerk, als Quelle regionalen Stolzes und auch wegen der dringend benötigten Jobs. Selbiges gilt für die Entwicklungen im Immobiliensektor, die zum großen Teil erzwungenermaßen durch Spekulanten am Laufen gehalten werden, die zur verzogenen Nachfolgegeneration der kommunistischen Parteiführer auf regionaler und nationaler Ebene gehören. Sie haben im großen Stil Geld von den Staatsbanken geliehen und bauen jetzt exzessiv in Shanghai, Peking und anderen Städten - manches davon soll lediglich die Besucher der Olympischen Spiele 2008 beeindrucken. All das lässt die Mieten und Preise sinken." [Quelle: Van Eck America-China Hotline, 11. Juni 2008]Van Eck berichtet weiter, dass einer der Gründe, weshalb der chinesische Aktienmarkt seit Oktober 2007 um 50% zurückgegangen ist, in der realistischen Einschätzung der Investoren liegt, dass China nicht länger als Niedrigpreisexporteur zu betrachten ist. Unterm Strich heißt das: Die wahre, monetäre Inflation ist in China ein ernstes Problem.
Ein vor einigen Wochen erschienener Bericht der Western Asset (www.westernasset.com) macht deutlich, dass die Inflation ein monetäres Phänomen ist und dass die USA derzeit nicht darunter zu leiden haben - trotz gegenteiliger Ankündigungen in den Medien. Im betreffenden Bericht mit dem Titel "Is it Inflation?" unterscheidet die Western Asset "zwischen eigentlicher Inflation im Verbraucherpreisindex und Inflation, wie sie sich in der ökonomischen Theorie darlegt."
Im Bericht wird hervorgehoben: "Zurzeit steigen die Preise im Energie- und Nahrungsmittelbereich und auch für Produkte und Dienstleistungen, die direkt von diesen Sektoren beeinflusst werden. Der durch diese Preissteigerungen entstehende Anstieg der Kosten wird nicht generell auf andere Produktarten übertragen. Die Preisgestaltung in anderen Sektoren ist sanft und sogar rückgängig. Darüberhinaus kann kein stichhaltiges Argument vorgebracht werden, dass die Geldpolitik der Notenbank unterstützend auf die Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln gewirkt hat."
Im Bericht wird die Auffassung vertreten, dass, falls steigende Lebensmittel- und Kraftstoffpreise die Symptome einer US-Inflation wären, nichts anderes als "eine gezielte Verknappung seitens der Notenbank notwendig sei, um diesen Problemen beizukommen". Allerdings zeigen die meisten Inflationsindikatoren auch, dass die Inflation in den USA, mit Ausnahme der Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln, in Wirklichkeit rückläufig ist. Obendrein ist auch das Ausgabenwachstum innerhalb der US-Wirtschaft insgesamt rückläufig, was auf eine weiteren Rückgang des Inflationsdrucks verweist.
Selbst die Zeitschrift Business Week, die tendenziell eher die populäre Auffassung vertritt, die Inflation sei eines der größten Probleme für die US-Wirtschaft, musste schließlich zugeben, dass die Erscheinung der Inflation eine "gemischte" ist. In der BW-Ausgabe vom 12. Mai ist zu lesen: "Trotz schwindelerregend hoher Preise für Lebensmittel und Energie sind die Preise anderer Güter und Dienstleistungen immer noch im Rahmen geblieben. In vielen Ländern ist die Kerninflation - die Lebensmittel und Energie nicht berücksichtigt - tatsächlich niedriger als ein Jahr zuvor."
Die USA sind nicht das einzige große Land, das die Folgen stark ansteigender Lebenshaltungskosten und gleichzeitiger Deflation in den Finanzmärkten zu spüren bekommt. Einem Artikel der Financial Times zufolge (erschienen am 24.Oktober 2007) "steigen [in Japan] die Lebenshaltungskosten trotz Deflation". Die FT berichtet: "Preissteigerungen - ein neues Phänomen in einem Japan, das seit 10 Jahren in einer Deflation verharrt - sorgen für Wut. In der nordjapanischen Stadt Sendai gingen erst kürzlich 1.000 Demonstranten auf die Straße, um gegen eine geplante Anhebung des Preises von Kerosin zu demonstrieren, das zum Heizen von Wohnungen verwendet wird."
In der Finanzpresse sind Stimmen zu hören, die eine Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank und Zinserhöhungen fordern, um das Land vor einem übergreifenden und umfassenden Inflationsszenario zu bewahren. Eine Erhöhung der Zinssätze wäre allerdings das Schlimmste, was die US-Notenbank zu diesem Zeitpunkt tun könnte, sie würde das "Inflationsdilemma" in keinster Weise lösen. Ohne Unterlass bekommen wir zu hören, dass die Notenbank riesige Menge an Liquidität in das System schießt, um damit den Aktienmarkt zu beflügeln und eine weitere Schmelze zu verhindern, was wiederum den steigenden Energiepreisen als Grundlage dient. Die Western Asset merkt jedoch an: "Tatsache ist jedoch, dass das eigentliche Liquiditätswachstum in Verlauf der [Kredit]krise rückläufig ist und das trotz der Aktionen der US-Notenbank." Und das trifft jetzt immer noch zu.