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Edelmetalle Aktuell

26.08.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Die Erholung des Goldpreises nach dem starken Einbruch in der vorletzten Woche war zunächst nur von kurzer Dauer. Nach einem Zwischenhoch bei 839 $ fiel die Notierung innerhalb von 24 Stunden wieder auf nur noch 774 $ je Unze zurück. Immerhin hielt sich das gelbe Metall damit im Gegensatz zu den Platinmetallen an die von uns prognostizierte Handelsspanne. Direkt verantwortlich für die Verluste war ein Minus beim Euro/USD-Kurs, der auf 1,4660 fiel und ein Absturz des Ölpreises, der zeitweise auf 111,35 $ je Barrel fiel. Die anschließende Erholung beider Indikatoren führte auch beim Goldpreis wieder zu Kursgewinnen, bis zum Donnerstag notierte es dann wieder bei knapp 839 $, heute Morgen dann immerhin noch bei 822 $ je Unze.

Was die weiteren Aussichten angeht, wird vieles auch weiterhin von den externen Faktoren Öl und Dollar abhängen. Eine klare Richtung gibt es bei beiden nicht und damit ist vielleicht auch schon die Lage für das gelbe Metall beschrieben: Wir erwarten, wie schon in der letzten Woche, bis auf weiteres eine Handelspanne zwischen 775 $ und 875 $ je Unze.

Mit der physischen Nachfrage aus der verarbeitenden Industrie, aber auch aus dem Schmuckbereich war in den letzten zehn Tagen trotz der noch einmal beschleunigten Kursverluste kein Staat zu machen. Die Käufe aus diesen Ecken hatten ja auf dem Weg von fast 1.000 $ im Juli auf unter 850 $ je Unze in der zweiten Augustwoche deutlich angezogen, sind momentan aber wieder vergleichsweise niedrig. Offensichtlich sind die Endverbraucher durch die momentan wenig positiven Aussichten für die Weltwirtschaft vorsichtiger geworden und nur der dringlichste Bedarf wurde eingedeckt. Die Olympiade in Peking und die andauernde Sommerferienzeit im Westen könnten ebenfalls eine dämpfende Rolle gespielt haben. Schlechte Nachrichten gab es aber auch aus anderen Regionen: So berichtete das World Gold Council, dass die Nachfrage in Saudi-Arabien im 2. Quartal um 15,5% gesunken sei, weltweit sogar um 19% auf 735 Tonnen.

Anders sieht es dagegen bei Barren und Münzen aus. Hier zeigte sich, dass private Anleger in ihrer Mehrzahl den Edelmetallen unverändert die Treue halten. Die Nachfrage war in den letzten Tagen sogar wieder so hoch, dass alles, was aktuell die völlig ausgelasteten Fertigungsanlagen bei den Prägeanstalten verlässt, sofort beim Endkunden landet, während die Lager praktisch leer sind. Das gilt übrigens für Silber genauso, wie für Gold. Und selbst die Platinmetalle waren in den letzten Tagen erstmals seit langem verstärkt gefragt. Die Meldungen vom vergangenen Donnerstag, dass die amerikanische 1-Unze-Eagle-Goldmünze (und nur die) derzeit ausverkauft sei, sollte in diesem Zusammenhang nicht überbewertet werden und schon gar nicht als Begründung für einen möglichen Preisanstieg herhalten. Die Lage wird sich bei den Münzen, wie auch bei den Barren entspannen, sobald die Produktion mit der Nachfrage wieder Schritt hält.

Kurz vor der Beendigung des vierten Jahres des aktuellen Goldabkommens der Zentralbanken gab es überraschend deutliche Aussagen von der Bundesbank, die gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters darauf hinwies, dass sie einen Verkauf ihrer Goldreserven zum Stopfen von Löchern in den öffentlichen Haushalten weiter ablehne. Auch seien Goldreserven in der derzeitigen politisch und wirtschaftlich unsicheren Lage wichtiger als noch in der Vergangenheit, so die Bundesbank laut Reuters weiter.


  • Silber

Das Silber ließ sich wie üblich vom Gold leiten. So folgte einem kurzen Zwischenhoch ein Absturz auf nur noch 12,39 $, den niedrigsten Stand seit September letzten Jahres. Später erholte sich der Preis wieder, über 13,95 $ kam er aber nicht mehr hinaus.

Einen Einblick in die Entwicklung eines ehemals sehr wichtigen Sektors des Silbermarktes gab in der letzten Woche der Foto-Dienstleister CeWe Color, der mit 15 Produktionsstandorten und über 2.800 Mitarbeitern in Europa Marktführer ist.

CeWe berichtete, dass bei den Kunden die Nachfrage nach Fotos vom Film erneut drastisch zurückgegangen sei, alleine in der ersten Hälfte des Jahres um mehr als ein Drittel auf 413 Mio. Stück. Und Digitalfotos konnten die Lücke nicht ganz schließen - sie legten um knapp ein Fünftel auf 708 Mio. Stück zu.

Die Fotoindustrie hatte im vergangenen Jahr immerhin noch knapp 4.000 Tonnen Silber (14% der Gesamtnachfrage) verbraucht. Allerdings ist diese Menge innerhalb von nur drei Jahren um 1.500 Tonnen p.a. auf den jetzigen Wert gefallen, seit 1999 hat sie sich sogar fast halbiert. Auch die letzte bisher erfolgreich verteidigte Bastion, die Röntgen-Fotografie, leidet, was den Silberverbrauch angeht, inzwischen unter einer zunehmenden Digitalisierung. Dies führt auch dazu, dass im Moment verstärkt alte, inzwischen digitalisierte Röntgenbilder zurück auf den Recyclingmarkt kommen, wobei das enthaltene Silber i.d.R. zurückgewonnen wird.


  • Platin

Der seit Anfang Juli andauernde, beispiellose Abwärtstrend des Platinpreises setzte kurz nach der Abfassung unseres letzten Berichts vor zehn Tagen wieder mit voller Kraft ein. Dabei stellten sich industrielle Endabnehmer den Verkäufen von Investoren und Spekulanten - anders als noch zwischen 1.800 $ und 1.600 $ je Unze - diesmal nicht mehr entgegen. In der Konsequenz brach die Notierung innerhalb von fünf Tagen auf der Ankaufsseite auf nur noch 1.298 $ je Unze ein und damit auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr.

Auch diesmal wurden die Verkäufe aus drei verschiedenen Motiven heraus durchgeführt. Zum einen gibt es angesichts der Verlangsamung der Weltwirtschaft erhebliche Zweifel bezüglich der zukünftigen industriellen Nachfrage. Zum Zweiten scheint die Produktion, zumindest verglichen mit den (Stromliefer-)Problemen im ersten Quartal einigermaßen reibungslos zu laufen. Und auch die Charttechnik dürfte nicht zuletzt eine wesentliche Rolle gespielt haben, sorgte sie doch mit dem Durchbrechen diverser Unterstützungslinien für einen "automatischen" Nachschub an Metall, das von den spekulativ orientierten Adressen zurück auf den Markt geworfen wurde. Nicht zuletzt aus dem dritten Grund dürften in den vergangenen zwei Wochen erstmals seit langem wieder auch spekulative Minuspositionen in größerem Ausmaß aufgebaut worden sein.

Nach dem Erreichen des Tiefstkurses am Dienstag konnte sich das Metall dann wieder etwas befestigen. Zu diesem Zeitpunkt einsetzende industrielle Nachfrage aus Asien und Europa und Schnäppchenjäger unter den Anlegern sorgten wieder für eine vorübergehende Erholung des Platinpreises auf 1.470 $ je Unze. Allerdings war der Anstieg nicht von langer Dauer: Am vergangenen Freitag kam es dann schon wieder zu neuen Verlusten, am Ende lag der Preis dann bei 1.410 $ je Unze.

Wir, wie viele andere Marktteilnehmer auch, haben trotz aller Skepsis gegenüber Notierungen von über 2.200 $ je Unze mit einem Einbruch des Platinpreises in dieser Größenordnung ganz klar nicht gerechnet. Und so wie der Markt im 2. Quartal auf der oberen Seite übertrieben hatte, so erscheint uns das Metall zwischen 1.300 $ und 1.400 $ wieder günstig zu sein. Industriellen Endverbrauchern, die auf dem Weg nach unten bereits Teile ihres zukünftigen Bedarfs eingekauft haben, raten wir deshalb jetzt nachzulegen und so den Schnittkurs zu verringern. Verbraucher, die bisher nicht oder kaum engagiert sind, sollten das niedrige Niveau nun endgültig zum Einstieg nutzen.

Einen massiven Dämpfer mussten zuletzt die Emittenten von Investmentprodukten auf Platin hinnehmen. Die Bestände in dem weltweit populärsten Platin-ETF von ETF Securities fielen innerhalb von nur einer Woche um 30% auf zuletzt noch sieben Tonnen. Seit dem Höchststand im Februar sind die in diesem Produkt gebundenen Bestände um fast 50 Prozent gefallen. Kaum verändert haben sich die, allerdings deutlich kleineren Bestände in dem von der Zürcher Kantonalbank herausgebrachten Produkt. In diesem sind nach wie vor 2 Tonnen Platin gebunden. Der Grund für die stabilere Entwicklung dürfte sein, dass hier, noch mehr als in dem Produkt von ETF Securities, langfristig orientierte institutionelle Anleger engagiert sind.

Heute Morgen hat mit Northam der viertgrößte südafrikanische Platinmetallhersteller seine Jahresbilanz vorgelegt. Northam konnte im abgelaufenen Finanzjahr den Gewinn um 12% auf 6,27 Rand je Aktie steigen. Dies war allerdings in erster Linie eine Folge der gestiegenen Edelmetallpreise, die eigentliche Produktion an Platinmetallen war im Bilanzzeitraum dagegen leicht gesunken. Northam gehört zu 63 Prozent der Firma Mvelaphanda Rescources und betreibt die zur Zeit tiefste Platinmine der Welt. Die Südafrikaner arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung einer zweiten, der Boysendaal-Mine. Nach der Aufnahme der Produktion dort wird Northam bis 2015 seine bisherige Ausbringung verdoppeln können und so den derzeit noch erheblichen Abstand zu den großen Drei der Branche in Südafrika deutlich verringern. Die Lebensdauer des neuen Projekts wird derzeit auf über 100 Jahre beziffert, im Gegensatz dazu hat Northams aktuelle Mine nur noch 17 Jahre vor sich.

Die Aktien des zweitgrößten Platinmetallproduzenten Impala haben zuletzt deutlich zulegt, nachdem das Übernahmeangebot von Xstrata für den drittgrößten Produzenten Lonmin am Markt für erhebliche Aufregung gesorgt hatte. Auf den Aktienmärkten wurde spekuliert, das Impala Ziel eines Übernahmeangebots von BHP Billiton werden könnte. Das Angebot, so ein Artikel auf einer südafrikanischen Webseite, müsste bei mindestens 200 Mrd. Rand (fast 26 Mrd. Dollars) liegen. Implats hat als einziger der Platinmetallproduzenten keinen beherrschenden Aktionär und wäre somit für BHP, der ansonsten breit aufgestellten Nr. 1 im globalen Bergbau, die einzige Möglichkeit, auch in die Platinmetalle hinein zu diversifizieren.


  • Palladium

Auch das Palladium tendierte, ohne allerdings eigene Akzente zu setzen, weiter nach unten. Mit zeitweise nur noch 264,50 $ notierte es auf dem tiefsten Stand Mitte 2006. Gegen Euro sieht das Bild sogar noch dramatischer aus, hier muss man zurück bis in das Jahr 2005 gehen, um ähnlich tiefe Preise zu finden. Wir denken, dass das Metall auf bzw. nahe den Tiefstkursen von letzter Woche ein klarer Kauf ist und raten industriellen Endabnehmern dazu, sich hier Material ggf. mit Hilfe von Kauforders zuzulegen.

Ein rascher Anstieg über 400 $ ist aktuell aber nicht zu erwarten, private und institutionelle Anleger werden sich nach den Verlusten der letzten Wochen ein neuerliches Engagement in diesem sehr illiquiden und volatilen Markt genau überlegen. Mit der spekulativen Nachfrage fehlt aber ein wichtiger Baustein für einen raschen Wiederanstieg.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium, bei dem wir schon in der letzten Ausgabe über erhebliche Einbußen berichtet hatten, fiel in den letzten zehn Tagen schneller, als so manche Medaillenhoffnung der deutschen Olympioniken. Am letzten Donnerstag lag das Metall dann bei nur noch 3.650 $ und damit auf dem niedrigsten Stand seit März 2006. Es hatte sich gegenüber dem Höchststand vom Frühjahr damit fast gedrittelt. Ohne dass es dazu klare Aussagen gäbe, verdichten sich die Zeichen, dass die Auflösung von Terminpositionen durch einen USAutohersteller zu dem Preisverfall mindestens ebenso so stark beigetragen hat, wie die Auflösung von Pluspositionen durch Spekulanten.

Es gibt jetzt aber keinen vernünftigen Grund, warum Rhodium im Januar bei 6.000 $ noch billig erschien und jetzt mit 3.600 $ je Unze plötzlich teuer sein sollte. Insofern raten wir industriellen Endabnehmers mit Nachdruck dazu, jeden erneuten Preiseinbruch für Käufe zu nutzen. Dass wir mit dieser Meinung nicht alleine stehen, zeigte bereits das Anziehen der (industriellen) Nachfrage am Freitag, das zumindest kurzfristig den Preis wieder auf 5.000 $ katapultierte.

Während beim Ruthenium nichts Gravierendes passierte, wirkte sich der langsame, aber stetige Abfluss an Iridium an die Industrie erstmals seit 18 Monaten in einer leichten Preissteigerung aus.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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