Lektionen aus einem Leben
21.08.2008 | Theodore Butler
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Vor kurzem schrieb ich, ich ginge davon aus, dass Silber ein außergewöhnlich niedriges Risiko bedeute, da es gerade erst deutlich im Preis gefallen war. Der Preis fiel anschließend noch tiefer und ich dachte nicht, er würde oder könnte das. Aber meine Grundannahme besteht immer noch: Je tiefer der Preis fällt, desto niedriger ist das Restrisiko.Jenen Investoren, die Gold besitzen, sei empfohlen, zu Silber zu wechseln. Das ist eine besonders günstige Zeit für einen Wechsel, da die Silberpreise viel tiefer manipuliert wurden als die Goldpreise. Silber ist im Vergleich zu Gold seit langem nicht mehr so billig gewesen. Und das wird auch nicht mehr lange so bleiben. Ja, Gold scheint jetzt billig zu sein und ebenfalls knapp mit Blick auf den Einzelhandel, aber der große Unterschied ist folgender: Da Silber industriell verbraucht wird und auch weltweit stark entleerte Lagerbestände aufzuweisen hat, werden höhere Silberpreise die Knappheit nicht langfristig lindern.
Investoren sollten sich klar darüber werden, dass dieser manipulative Sell-Off genau das Sprungbrett darstellt, von dem aus der Silberpreis in die Höhe fliegen wird. Hier geht es gar nicht um irgendeine Art akademischer Diskussion darüber, ob Silber manipuliert ist oder nicht. Hier geht es darum, den Vorteil einer potentiellen Preisexplosion auszumachen und ihn zu nutzen. Seit langem bin ich schon der Annahme, dass wir, bevor wir abheben, einen Super-Einbruch erleben werden. Ich denke, das war der Super-Einbruch.
Für industrielle Silberverbraucher fallen die Lektionen noch zwingender aus als für Investoren. Das liegt daran, dass Investoren kein Silber kaufen müssen. Sie haben die Wahl, ob sie es tun oder nicht. Verbraucher haben die Wahl nicht - sie müssen. Sie haben nur die Wahl, zu welchem Zeitpunkt, welche Menge und zu welchen Preisen sie Silber kaufen. Vor einigen Wochen mussten die Verbraucher mehr als 19 $/ oz für Silber bezahlen. Seitdem ist der Preis um mehr als 6 $ gefallen. Die Verbraucher werden nicht weniger Silber benötigen, nur weil der Preis zurückging.
Wenn Sie genau wissen, dass Sie eine Sache auf jedem Fall verbrauchen werden, dann sind Preisrückgänge Zeiten, in denen aufgestockt werden sollte. Das ist nicht kompliziert. Wenn Sie eine Lieblingskaffeesorte haben und der Einkaufspreis um 30% zurückgeht, so ist das doch Ihre Gelegenheit und Sie kaufen mehr davon, als Sie normalerweise würden. Ganz ähnlich steht es mit den industriellen Silberverbrauchern, sie werden genauso handeln. Man nennt dies auch legitimes Hedging, und dies ist die ökonomische Rechtfertigung der Futures-Märkte.
Eine besondere Anmerkung an die Verbraucher: In den letzten 10 Jahren waren solche Absicherungsgeschäfte ein Desaster für Produzenten, die ihre zukünftige Produktion zu billig verkauften. Aber wenn es ein leuchtendes Beispiel für gutes Hedging gab, dann fand man es auf der Käuferseite, bei den Verbrauchern. Ich spreche von der Southwest Airlines und deren wunderbaren Hedge beim Kauf von Treibstoff. Aufgrund der Fixierung niedriger Preise wurden die Verantwortlichen für den Treibstoff-Hedge im Unternehmen auf Händen getragen und das zu Recht. Eines Tages in nicht allzu langer Zeit wird es große Erfolgsgeschichten von jenen Verbrauchern zu berichten geben, die die aktuellen Preise fixierten.
Für Minenunternehmen, die Silber produzieren, hält der aktuelle Sell-Off einzigartige Risiken und Chancen bereit. Natürlich sind die aktuell niedrigen Preise eine Gefahr für Ihre Aktionäre. Ich kenne kein primäres Silberminenunternehmen, das gewinnbringend bei den derzeitigen Preisen produziert. Produzenten können und müssten etwas dagegen tun. Zumindest müssten sie gegen den Sell-Off aufbegehren und seine Ursache in Frage stellen. Sie könnten damit drohen, ihre Produktion einzubehalten. Solche Aktionen würden von den Aktionären sehr begrüßt werden. Es wäre ein Segen für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Aktionäre wollen von den Produzenten nicht hören, dass alles toll im Silbermarkt sei, weil sie wissen, dass es eben nicht so ist.
Vor einigen Jahren schien ein Silberminenunternehmen, Silver Standard, meinen öffentlichen Ratschlag aufzugreifen und Silber zu kaufen wollen. Das Ergebnis war spektakulär. Das Unternehmen und sein CEO, Robert Quartermain, ernteten damit nicht nur das Wohlwollen der Anleger, sie machten auch einen Gewinn von 25 Millionen $, als sie das Silber dieses Jahr bei über 20 $ verkauften. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Firma (und andere) die Gelegenheit, die ihnen dieser Sell-Off bot, ergreifen und es wieder machen. Wenn sie es machen, dann werden die Ergebnisse - hinsichtlich der Public Relations und auch des Gewinns - sogar noch besser ausfallen.
Und zu guter Letzt sind die wichtigsten Lektionen aus diesem Sell-Off für die Aufsichtsbehörden bestimmt. In diesem Jahr haben wir in vielen Märkten eine ungeordnete Preisgebung erleben können. Bei Öl und Baumwolle wurden die ungeordneten Marktbedingungen durch Short-Spekulanten verursacht. Sie haben sich selbst in eine unangenehme Situation gebracht und mussten ihre Short-Positionen zurückkaufen und glattstellen. Auch wenn die konzentrierten Shorts die Kontrolle beim Silber und beim Gold noch nicht verloren haben, so scheint es doch, in Anbetracht der wachsenden physischen Silberknappheit, nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
In der Zwischenzeit lassen es die Aufsichtsbehörden zu, dass weiterhin Verbrechen begangen werden können. Es ist eine Schande. Schlimmer noch, ich glaube, ihre Dementis bezüglich der Existenz von Manipulationen im Silbermarkt, hat den konzentrierten Shorts eigentlich erst grünes Licht gegeben, mit der Manipulation fortzufahren. Die CFTC ist also mit anderen Worten direkt verantwortlich für den jüngsten Silber- und Gold-Sell-Off. Das ist weit mehr als eine Schande.
Allen Behauptungen, denen zufolge die konzentrierten Shorts legitime Absicherungsgeschäfte betreiben würden, wurde jegliche Grundlage entrissen, in der Minute, in der die Preise unter die Produktionskosten fielen und sich Knappheiten einstellten. Und überhaupt: Wer sichert sich denn legitim ab, indem er einen Verlust fixiert, oder wer sichert denn legitim seine nicht vorhandenen Bestände ab?
Hier sind die E-Mail-Adressen der Aufsichtsbehörden. Wenn Sie jemanden wissen lassen wollen, was Sie über die Manipulation denken, dann sind Sie hier für den Anfang an der richtigen Stelle. Gleich, ob es nun etwas oder nichts bringt, es ist die richtige Sache, gerade wenn Sie diese Manipulation stört - und das sollte sie.
WLukken@cftc.gov
BChilton@cftc.gov
MDunn@cftc.gov
JSommers@cftcf.gov
Jnewsome@nymex.com
Rschaefer@nymex.com
BChilton@cftc.gov
MDunn@cftc.gov
JSommers@cftcf.gov
Jnewsome@nymex.com
Rschaefer@nymex.com
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 18.8.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.