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Edelmetalle Aktuell

05.09.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Goldpreis orientierte sich auch in den vergangenen zehn Tagen weitgehend am Ölpreis. Er stieg dabei zunächst, von einem kurzen Zwischentief abgesehen, von 822 $ auf 845 $ an. Der anschließende Kollaps des Ölpreises auf teilweise nur noch 105 $ je Barrel brachte dann auch dem Gold einen deutlichen Einbruch, der das Metall auf zeitweise nur noch 789 $ je Unze führte und damit auf den tiefsten Stand der letzten beiden Wochen.

An dem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Gold und Öl wird sich wohl auch in den nächsten 10 Tagen nichts ändern. Angesichts einer zumindest teilweise guten physischen Nachfrage und der Tatsache, dass auch die Investoren in ETFs, anders als bei den Platinmetallen weitgehend zu "ihrem" Gold stehen, scheint der Raum für größere Kursverluste begrenzt zu sein. Auf der anderen Seite scheinen in den nächsten Tagen aber nicht viel mehr als 850 $ je Unze möglich zu sein, die Handelsspanne dürfte damit etwas kleiner als noch zuletzt ausfallen.

Gemischte Nachrichten gibt es von der physischen Seite. In Deutschland und auch in Westeuropa hat die physische Nachfrage trotz der wieder relativ niedrigen Preise nicht richtig an Fahrt gewonnen. Auch in Hongkong ist die Nachfrage in dieser Woche relativ ruhig gewesen. Allerdings liegen hier die Vorräte auf sehr niedrigem Niveau, so dass noch immer Metall importiert werden muss.

Entgegengesetzte Meldungen gibt es dagegen vor allem vom indischen Markt. Hier hat der Preisverfall von deutlich über 1.000 $ je Unze auf zeitweise weniger als 800 $ einen Nachfrageboom ausgelöst. Nicht nur die schweizerische UBS berichtet in diesem Zusammenhang über einen zuletzt massiven Anstieg der Käufe auf ein Vielfaches des 2007er Durchschnittwertes. Für den gesamten indischen Markt sagte die Vereinigung der Edelmetallhändler in Bombay einen Anstieg der August-Verkaufsmenge um 31 auf 100 Tonnen voraus.

Auch aus Abu Dhabi wird für August über einen Anstieg der Schmuckverkäufe um 300% berichtet, nicht viel anders sieht es wohl in der Türkei aus, zumindest sind hier die Importe im August um 70% auf 47,2 Tonnen gestiegen.

Was die Produktionsseite angeht, gab es in den letzten Tagen nur wenig gute Nachrichten. Neue Unfälle, gefolgt von einem vorübergehenden Schließen von Minen sorgten dafür, dass die Produktion in Südafrika kaum an Fahrt gewinnt. Aus Australien wurde diese Woche berichtet, dass die Produktion im letzten Quartal um 13% eingebrochen sei. Ursache für den Rückgang seien vor allem gestiegene Produktionskosten und Probleme bei der Energieversorgung nach der Explosion einer Gaspipeline gewesen. Insgesamt habe die Produktion im 2. Quartal noch bei 55 Tonnen gelegen, so ein australisches Analysehaus. Das Halbjahresergebnis sei sogar das niedrigste der letzten 19 Jahre gewesen.

Auf der anderen Seite ist die Ausbringung im ersten Halbjahr in China und in Russland gestiegen. Die Vereinigung russischer Goldproduzenten berichtete über einen Anstieg der lokalen Produktion in den ersten sieben Monaten um 9,5% auf 84 Tonnen.

Wenn am Ende im Januar die Bilanz für 2008 gezogen wird, dürfte die globale Goldproduktion erneut leicht gefallen sein. In die gleiche Richtung gehen auch die Verkaufszahlen der Zentralbanken. Diese werden im laufenden Jahr des Goldabkommens der europäischen Zentralbanken voraussichtlich die geringsten Verkaufszahlen seit 1999 ausweisen und so das Angebot zusätzlich verringern. Eine der Zentralbanken, die auch nach September 2008 noch Gold verkaufen wollen, ist die Schwedische Reichsbank. Sie plant, noch einmal 15 Tonnen Gold abzugeben, um damit dann auf die ursprünglich geplante Verkaufsmenge von 60 Tonnen zu kommen. Im Moment halten die Schweden noch 142 Tonnen des gelben Metalls. Einige andere Zentralbanken verkaufen auch im Moment noch Gold: Die EZB gab hierzu bekannt, dass in der letzten Woche aber nur knapp zwei Tonnen Gold durch eine Mitgliedsbank verkauft worden seien.


  • Silber

Einmal mehr entpuppte sich, was die Preisentwicklung anging, das Silber als ein Anhängsel des gelben Metalls. Im Gegensatz zum Gold gibt es hier aber sowohl von der physischen Industrieseite her, wie auch von privaten Investoren eine ausgesprochen gute Nachfrage. Dabei hilft sicherlich, dass das weiße Metall in dieser Woche zeitweise deutlich unter 13 $ je Unze gefallen war und dabei mit 12,48 $ je Unze am Ende sogar fast wieder den Tiefstkurs von vor drei Wochen erreichte. Dieser hatte seinerzeit das tiefste Niveau seit September 2007 markiert. Für die kommende Woche erwarten wir, wie auf den anderen Märkten auch, eine Seitwärtsbewegung innerhalb einer größeren Handelsspanne.


  • Platin

Das Platin ist nach einer kurzen Erholung zu Beginn der vergangenen Woche zuletzt wieder massiv unter Druck geraten. Die anfänglichen Gewinne - das Platin stieg von Montag bis Mittwoch letzter Woche von 1.410 $ auf fast 1.490 $ je Unze an - gingen in erster Linie auf ein Zulegen des Goldkurses zurück. Es gab aber sicher auch einige Unterstützung durch Meldungen über neue Unfälle unter Tage bei den südafrikanischen Produzenten. Sie führten dazu, dass in einigen Schächten die Förderung vorübergehend unterbrochen werden musste.

In dieser Woche kam der Platinpreis dann unter Druck und das gleich von mehreren Seiten: Neben dem eher diffusen Verweis auf allgemeine Probleme bei der globalen Wirtschaftsentwicklung gab es konkrete und teils ausgesprochen schlechte Nachrichten von den Automärkten. Hier rückten vor allem die Absatzzahlen in den USA und in Deutschland in den Fokus. Auf der anderen Seite des großen Teiches mussten GM und Co. im August einen Rückgang des Absatzes um über 15% hinnehmen, für das bisherige Gesamtjahr immerhin um 11,2%. Insgesamt erwarten Analysten in diesem Jahr nur noch einen Verkauf von 14 Mio. Fahrzeugen, dieses wäre der niedrigste Wert der letzten 15 Jahre. Hinzu kommt auch noch eine dramatische Verschiebung beim Modellmix in den USA. Die verbliebenen Autokäufer dort (und nicht nur dort) setzen mehr und mehr auf spritsparende Kleinwagen und verschmähen die auch im Edelmetallverbrauch führenden großvolumigen Motoren.

In Deutschland fiel der Absatz im August gegenüber dem Vorjahr um ebenfalls markante 10% auf noch 214.400 Autos. Für die ersten acht Monate wurde hierzulande aber immerhin noch ein leichtes Plus in Höhe von 1,7% vermeldet.

Nicht zuletzt wegen der Schwäche des US-Automarktes gab z.B. Toyota bekannt, dass die Gesamtzahl der vom diesem Konzern 2008 verkauften Autos um 700.000 auf 9,7 Mio. sinken könnte. Bei - konservativ gerechnet - vier Gramm Platinmetallen pro Auto könnte alleine die Verringerung des Toyota-Autoabsatzes schon einen Minderverbrauch an Platinmetallen in Höhe von 3 Tonnen bedeuten.

Hinzu kommt, dass es auch Meldungen über eine Verlangsamung des Wachstums der Automärkte in China und Indien gibt. Auch wenn diese, wie übrigens auch der russische Markt, derzeit weiter zulegen, reicht der zusätzliche Verbrauch an Platingruppenmetallen jetzt möglicherweise nicht länger aus, die Einbußen an anderer Stelle vollständig aufzufangen. Einziger Trost für die Platin-Bullen dürfte in diesem Umfeld sein, dass viele der Entwicklungen außerhalb Europas wegen der dortigen Popularität von Benzinmotoren das Palladium mehr unter Druck setzen könnten, als das Platin.

Letzteres ist damit aber noch nicht aus dem Schneider: Der Dieselanteil - zur Erinnerung, mindestens 70% des in den Abgasreinigungsanlagen von Dieselfahrzeugen eingesetzten Edelmetalls ist zwingend Platin - ist in weiten Teilen Europas weiter rückläufig. In Deutschland lag ihr Anteil im August bei nur noch 40% und damit fast 20% niedriger als im Vorjahr. Über die möglichen Gründe für diese Entwicklung haben wir an dieser Stelle ja bereits des Öfteren berichtet.

In dieser Situation ist es für Investoren in und Produzenten von Platin wenig hilfreich, dass nun auch noch ein immer größerer Anteil der erstgenannten Gruppe dem weißen Metall den Rücken kehrt. Ein herausragendes Ereignis in dieser Hinsicht war die Meldung von gestern Morgen, nach der die amerikanische Fondsgesellschaft Ospraie erklärt hatte, ihren Flaggschiff-Rohstofffonds schließen zu wollen. Als Begründung für diesen vielbeachteten Schritt, bei dem nicht auszuschließen ist, dass er auch noch Nachahmer finden könnte, wurde von den Ospraie Managern ausgeführt, dass man alleine im August einen Wertverlust in Höhe von 27% erlitten habe und dass es damit Investoren jederzeit möglich sei, ohne Rücksicht auf Festlegungsfristen eine Rückzahlung ihrer Anteile zu verlangen. Ospraie erklärte, dass man nun 40% des verbliebenen Wertes bis Ende September an die Investoren zurückzahlen wolle, weitere 40% bis zum Jahresende und dass die verbleibenden 20% zumeist in illiquiden Produkten angelegt seien, deren Verkauf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren in Anspruch nehmen könnte.

Wir glauben weiterhin, dass das Platin zwischen 1.300 $ und 1.400 $ einigermaßen günstig ist, allerdings wachsen die Bäume in nächster Zeit wohl nicht mehr in den Himmel. Eine Handelsspanne zwischen 1.275 $ und 1.525 $ könnte uns nun bis zum Jahresende begleiten.

Von den Minen gab es auch in dieser Woche eine Reihe von Meldungen zum bisherigen Geschäftsverlauf. Höhere Gewinne dank der festen Edelmetallpreise bei gleichzeitig sinkender Produktion sind in Südafrika derzeit Standard. Näheres hierzu finden sich unter den Links auf Seite 4 dieses Berichts.


  • Palladium

Die Palladiumnotierung bot am Ende zumindest den Produzenten und auch den noch immer engagierten Investoren wenig Anlass zur Freude. Der Preis, der zunächst noch einmal knapp über 300 $ gestiegen war, fiel in den letzten 48 Stunden wieder unter die Marke von 280 $ ab, bevor er sich wieder stabilisieren konnte.

Mögliche Verkäufe von Investoren, sinkende Autoverkaufszahlen, sowie noch immer vorhandene Vorräte in russischer Hand sorgen für ein Umfeld, in dem für rasche und dramatische Preissteigerungen wohl kein Platz ist. Wir bleiben trotzdem bei unserer Empfehlung an industrielle Endnutzer, Metall auch schon für den zukünftigen Bedarf vom jetzigen Niveau aus mit Hilfe von abgestuften Kauforders einzudecken.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Rhodiumpreis setzte zunächst seinen fulminanten Wiederanstieg fort und erreichte in der Spitze 6.300 $ je Unze. Anschließend kam es aber zu einer Verkaufswelle, die den Preis zwischenzeitlich wieder auf knapp über 4.000 $ drückte. Ob überhaupt und in welchem Umfang dieser Preisverfall mit der Entwicklung bei Ospraie zusammenhängt, ist offen. Seit gestern Abend hat der Preis jedenfalls schon wieder fast 800 $ Dollar fast 5.000 $ zugelegt.

Der geringe Preisanstieg beim Iridium um einige wenige Dollars hat dafür gesorgt, dass aktuell kein größeres Kaufinteresse mehr zu beobachten ist. Hier erwarten wir auch in nächster Zeit keine Belebung. Das gilt übrigens auch für das Ruthenium, das aktuell unverändert bei 260 $ - 300 $ notiert.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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