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Ölpreisentwicklung forciert USD-Stärke - Euro bricht Unterstützungsniveau bei...

02.09.2008  |  Folker Hellmeyer
Ölpreisentwicklung forciert USD-Stärke - Euro bricht Unterstützungsniveau bei 1.4550 - 70!

Der Euro eröffnet heute bei 1.4575 (08.00 Uhr) und hat im frühen Geschäft die wesentliche Unterstützung bei 1.4550 - 70 gebrochen. Damit dreht der Bias des Euros auf "Neutral". Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 108.00 (08.00 Uhr). "Carry-Trades" haben an Boden verloren. EUR-JPY stellt sich auf 157.40, während EUR-CHF bei 1.6075 oszilliert.

Der "Western Texas Intermediate" Öl-Future sank um 4,28 USD auf 111,10 USD pro Fass (Brent bei 108 USD), nachdem der Tropensturm "Gustav" der Energieinfrastruktur keine nennenswerten Schäden zugefügt hat. Dieser Anstieg des USD gegenüber dem Öl hat sich zu Gunsten des USD gegenüber europäischen Währungen ausgewirkt und stellt den maßgeblichen Katalysator der aktuellen USD-Befestigung dar.

Es ist schon erstaunlich, was die Ölkonzerne aus dieser Ölpreisentwicklung für den privaten Verbraucher "zaubern". Der Ölpreis erreichte Höchststände bei 147 USD pro Fass (Brent), zu diesem Zeitpunkt notierte EUR-USD bei 1.60. Der Benzinpreis Super Bleifrei lag zu diesem Zeitpunkt bei EUR 1,58 (Worpswede, Classic Tankstelle). Seitdem ist der Ölpreis auf 108 USD (Brent) gesunken. Das entspricht einem Preisrückgang um 26,5%.

Gleichzeitig ist der Euro von 1.60 auf nun 1.4575 gefallen. Hier ergab sich also ein nivellierender Einfluss für europäische Verbraucher durch den Rückgang der Kaufkraft des Euros gegenüber dem USD um 8,9%. Ergo sollte der Benzinpreis circa um 17,6% (26,5% - 8,9%) gefallen sein. Das entspräche ausgehend von 1.58 einem Rückgang auf circa 1.30. Tatsächlich kostete der Sprit Super bleifrei heute in Worpswede an der Classic Tankstelle 1,50 Euro.

Fakt ist, dass der Anstieg der internationalen Ölpreise umgehend Wirkung beim Endverbraucher entfaltete. Die jetzige Preisentwicklung ist jedoch ein Beleg dafür, dass hier eine erhebliche Asymmetrie für den Endverbraucher belastend wirkt. Es ist durchaus erstaunlich, wie ruhig Kartellämter, die Politik, aber schlussendlich auch die Verbraucher diese Entwicklung tolerieren.

Der fade Beigeschmack eines mangels der Konsequenz freier Märkte umgibt diese Preisentwicklung. Polypole sind doch besser als monopolistische Oligopole …

Gestern stand lediglich der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für das verarbeitende und produzierende Gewerbe per August zur Veröffentlichung an. Der Index stellte sich auf 47,6 Punkte nach 47,4 Punkten per Juli. Mithin signalisiert dieser Index solide Kontraktion, was dem Euro derzeit nicht ansatzweise Unterstützung bietet.

Heute erwarten wir zunächst die Erzeugerpreise der Eurozone per Juli. Analysten unterstellen einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,3% und im Jahresvergleich um 9,1% nach zuvor 8,0%. Da die Datenerfassung maßgeblich in der ersten Monatshälfte liegt, konnte der Energiepreisverfall einsetzend per Mitte Juli nicht abgebildet werden. Ergo sind diese Daten "Old News", die keiner weiteren Erläuterung bedürfen.

Aus den USA folgen die Bauausgaben per Juli. Marktbeobachter unterstellen einen Rückgang um -0,4% nach zuvor -0,4%. Eine Trendwende ist im US-Bausektor nicht erkennbar oder absehbar, da neben der Rezession im Wohnimmobilienbereich auch der Gewerbeimmobiliensektor zunehmend unter Druck gerät.

Im Mittelpunkt des Interesses steht der ISM-Index für den produzierenden Sektor der USWirtschaft. Analysten erwarten laut Konsensusprognose einen unveränderten Indexwert in der Größenordnung von 50 Punkten. Mithin implizierte dieser Indexstand, dass es dem produzierenden Sektor in den USA deutlich besser ginge als dem produzierenden Sektor der Eurozone (47,6). Vor dem Hintergrund der breit gefächerten Schwächesignale aus der US-Wirtschaft, unter anderem dem Automobilsektor, ist diese erwartete Divergenz durchaus als ambitioniert zu betrachten. Da staunt der Laie und der Experte nimmt es zur Kenntnis …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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