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Euro erholt sich nach Tiefstkursen bei 1.4385 auf über 1.4500 - EZB im Fokus!

04.09.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4510, nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.4385 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY derzeit bei 108.10. Carry-Trades stehen unverändert unter Druck. EUR-JPY stellt sich auf 156.75, während EUR-CHF bei 1.6025 oszilliert.

Gestern lieferten die Daten aus der Eurozone einmal mehr in der Quintessenz Enttäuschungen, die ungeeignet sind, dem Euro Unterstützung zu liefern:
  • Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich legte leicht von 48,3 auf 48,5 Punkte zu und dokumentiert damit weiterhin solide Kontraktion.

  • Das BIP per 2. Quartal 2008 wurde bei -0,2% im Quartalsvergleich bestätigt. Im Jahresvergleich ergab sich nun ein Anstieg um 1,4%. Die vorherige Schätzung war bei 1,5% angesiedelt.

  • Die Einzelhandelsumsätze per Juli sanken im Monatsvergleich um 0,4%. Analysten hatten ein unverändertes Ergebnis unterstellt. Im Jahresvergleich ergab sich eine Kontraktion um 2,8% (Prognose -2,1%).

Entsprechend sind die Einlassungen von Herrn Almunia mehr als verständlich, dass die Eurozone mit einer ernsten Abschwächung konfrontiert ist. Diesbezüglich wird es äußerst aufschlussreich sein, ob die Falken der EZB ihrer Sache unverändert sicher sind!

Der Datenpotpourri aus den USA lieferte in der Tendenz eher besser als erwartete Ergebnisse bei den Veröffentlichungen. Ergo wirkten sie auf den USD unterstützend:
  • Laut dem Challenger Report per August, der Aufschluss über angekündigte Massenentlassungen gibt, waren 88.740 Jobs betroffen. Gegenüber dem Vormonat stellt das einen Rückgang um 14,1% dar. Im Jahresvergleich entspricht das Ergebnis per August einer Zunahme um 11,7%.

  • Der Auftragseingang verzeichnete per Juli einen Anstieg um 1,3%. Erwartet war eine Zunahme um 1,0%. Unverändert spielen Preiseffekte eine prominente Rolle bei dem Anstieg.

  • Laut dem Beige Book bleibt die wirtschaftliche Aktivität in den USA auf mäßigem Niveau und die Geschäftsaussichten seien schwach. Weiterhin sei Preisdruck bezüglich der Energie- und Rohstoffpreise in den meisten Bezirken gegeben. Der Lohndruck sei nicht ausgeprägt. Einige Unternehmen würden den Preisdruck weitergeben. Verbraucherausgaben seien niedrig, man beschränke sich auf Lebensnotwendigkeiten. Exporte wirken sich auf das produzierende Gewerbe in einigen Bezirken unterstützend aus. Einige Exporteure sprechen aber in jüngster Zeit von einer Abnahme der internationalen Nachfrage. Bis auf den Kansas City Bezirk schwächte sich die Lage am Wohnimmobilienmarkt weiter ab.

  • Der US-Automobilabsatz erholte sich per August von zuvor annualisiert 12,55 auf 13,67 Mio. Kraftfahrzeuge. Analysten hatten einen Anstieg auf 13,00 Mio. Kfz unterstellt. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass von einer Trendwende nicht geredet werden kann.

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Heute beginnt der Datenreigen mit dem Auftragseingang der deutschen Industrie per Juli. Die Analystengemeinde unterstellt einmal mehr einen Anstieg. Regelmäßig wurde der Optimismus der Analysten in den vergangenen Monaten nicht belohnt. Es kam zu sieben Rückgängen in Folge von Dezember 2007 bis Juni 2008. Nun denn, lassen wir uns überraschen. Die Konsensusprognose ist bei +0,4% angesiedelt.

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Die Bank of England als auch die EZB werden keine Veränderungen der Zinspolitiken veranlassen. Damit bleiben die Leitzinssätze bei 5,00% (BoE) und 4,25% (EZB).

Das Hauptaugenmerk liegt heute auf der Pressekonferenz der EZB. Ist der EZB-Rat oder besser gesagt, sind die EZB-Falken bereit, den Rückgang der Rohstoffpreise als auch den Einbruch der Konjunktur der Eurozone, aber auch der Weltkonjunktur, in ihrer Ausrichtung der Zinspolitik ansatzweise zu berücksichtigen? Sollte das nun endlich der Fall sein und sollten damit Hoffnungswerte auf Zinssenkungen begründet werden, dürfte sich diese Annäherung an die Realität in der Tendenz unterstützend auf den Euro auswirken. Derzeit reagiert der Devisenmarkt tendenziell stärker auf Konjunktur- als auf Zinsaspekte.

Ideologische Ausrichtungen von Hardlinern in der Zentralbankszene, die in der größten Finanzkrise seit 1929 Zentralbankpolitik nach dem Handbuch 101 gestalten, sind derzeit nicht Ziel führend! In derartigen Krisen sind Korrelationen und Sensitivitäten der Märkte verstärkter zu berücksichtigen, um die angestrebten Ziele ohne unnötige Kollateralschäden zu gewährleisten!

Aus den USA stehen ADP Report, Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, US-Produktivität und der ISM Dienstleistungsindex auf der Agenda. Unsere kritische Haltung zur US-Produktivität, abgeleitet vom US-Wachstum, setzen wir als bekannt voraus. Gleiches gilt für den ADP Report.

Die Erstanträge sind auf dem aktuellen Niveau Ausdruck einer Arbeitsmarktrezession in den USA. Der ISM Index steht im Fokus. Analysten erwarten ein unverändertes Ergebnis bei 49,5 Punkten, das eine leichte Kontraktion im Dienstlistungssektor implizieren würde.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Im Hinblick auf den massiven Verfall von 1.60 auf das aktuelle Niveau innerhalb kurzer Zeit seit der zweiten Julihälfte ist eine zwischenzeitliche Bodenbildung zunehmend wahrscheinlich. Weitere Rückschläge sind dabei zunächst bis 1.4300 - 30 nicht ausgeschlossen. Erst ein Überwinden des Widerstandsfeld bei 1.4580 - 1.4600 bestätigt die angesprochene Bodenbildung.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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