Edelmetalle Aktuell
06.10.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Der Goldpreis, der im Laufe der Woche nach dem Scheitern des Rettungspakets für die Finanzmärkte in den USA zeitweise auf 920 $ je Unze gestiegen war, ist seitdem auf dem Weg nach unten und erreichte am Freitag mit 819 $ je Unze schließlich den tiefsten Stand der letzten zwei Wochen.
Die Nachfrage nach Goldbarren durch die Privatkunden dauert derweil weiter an, die zuletzt angespannte Situation bezüglich der Lieferzeiten hat sich aber deutlich verbessert. Bei vielen Barren beträgt die Wartezeit inzwischen nur noch maximal eine Woche, nur bei einzelnen Größen (250 g, 500 g) dauert es noch deutlich länger.
Für die nächsten zwei Wochen ist nur schwer eine Vorhersage zu treffen. Einerseits wird die Barrennachfrage anhalten, auf der anderen Seite dürften die volumensmäßig bedeutenderen Käufe von Schmuck angesichts der weltweit drohenden Rezession leiden. Spekulanten und auch längerfristig orientierte Investoren mit akutem Kapitalbedarf dürften außerdem weiter Gold verkaufen. Das Metall wird es damit schwer haben, den Widerstand bei $ 915 je Unze zu durchbrechen. Notierungen nahe dem September-Tief von 740 $ je Unze wären für industrielle Verbraucher wohl wieder klare Kaufkurse.
Die jüngste Erholung nach den dramatischen Verlusten im August und in der ersten Septemberhälfte war am Ende nicht von langer Dauer. Von dem zwischenzeitlich erreichten Hoch bei knapp über 13,70 $ ist das Metall in den letzten Tagen wieder massiv gefallen. Am Donnerstag lag es zeitweise wieder zwei Dollars unter dem genannten Niveau.
Die Nachfrage nach Anlagebarren hielt während des gesamten Berichtszeitraums unverändert an, aktuell gibt es deshalb noch immer eine erhebliche Wartezeit.
Nachdem das Silber unter 11.60 $ gefallen ist, steht ein Test des Tiefstkurses vom September in Höhe von 10,25 $ je Unze im Raum. Nach oben liegt jetzt bei 13 $ je Unze ein erster starker Widerstand, dann ein weiterer beim Höchstkurs von Ende letzter Woche.
Wir bleiben beim Silber insgesamt skeptisch, die Doppelrolle aus Industrie- und Investmentmetall erhöht die Chance, dass es erst einmal auch weiter relativ gesehen schlechter abschneidet als sein gelbes Schwestermetall.
Schlechte Nachrichten für die Bullenfraktion im Platin-Camp: Die Notierung ist in den letzten Tagen angesichts wachsender Sorgen bezüglich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft schneller gefallen als die Prozentzahlen so mancher Regierungspartei in Süddeutschland.
Am Donnerstag notierte das Metall dann erstmals seit März 2006 wieder unter 1.000 $ je Unze, die weitere Entwicklung wird von Marktbeobachtern angesichts der Aussichten für die Weltwirtschaft, zumindest was die kurzfristige Entwicklung angeht, in eher düsteren Farben gemalt. Die Charttechnik bietet in der aktuellen Situation mit ihrer extremen Volatilität nur wenig Hilfe, knapp unter der Marke von 950 $ prallte das Metall 2004 und dann wieder 2006 mal ab.
Mit Bangen wurden und werden von den Platinmetallhändlern die Zahlen zum Autoabsatz in den verschiedenen Märkten erwartet, die gestern veröffentlicht wurden bzw. in den nächsten Tagen anstehen. Den Anfang machten dabei die USA, wo am Mittwochabend die neuesten Zahlen der Autoproduzenten für September veröffentlicht wurden. Ford musste einen Einbruch der Verkäufe in Höhe von 34% hinnehmen, Chrysler von 33% und Toyota von 32%. Von den wichtigen Herstellern lagen nur Honda und General Motors mit 24 bzw. 16 Prozent über dem Durchschnitt, der bei 26 Prozent lag.
Es ist angesichts der andauernden Finanz- und Immobilienmarktkrise kaum damit zu rechnen, dass es von der anderen Seite des Atlantiks in den nächsten Monaten in irgendeiner Weise gute Nachrichten geben wird, auch wenn zuletzt völlig überraschend in den USA das Verbrauchervertrauen leicht angestiegen war.
Ebenfalls negative Nachrichten von den Automärkten dürfte es demnächst auch aus Deutschland und anderen Teilen Westeuropas geben, und neuerdings sogar aus China. Aus all diesen Regionen kommen die Zahlen für September im Laufe der nächsten beiden Wochen. Während an den Autoabsatz in Europa zuletzt ohnehin keine großen Hoffnungen mehr geknüpft werden konnten, überrascht doch die jüngste Entwicklung in China. Hier wurde als letztes für August ein überraschender Einbruch des Autoabsatzes um 6,2 Prozent bekannt gegeben. Es war das erste Minus der vergangenen zwei Jahre auf diesem zuletzt rasant wachsenden Markt. Toyota, der zweitgrößte Autohersteller der Welt, gab dazu in dieser Woche bekannt, dass man die Produktion in China nun drosseln wolle, um der Entwicklung Rechnung zu tragen. Verantwortlich gemacht für das Kippen des chinesischen Markets wurden von einheimischen Beobachtern die hohe Spritkosten, sowie die fallenden Aktienkurse.
Der Vorsitzende der Vereinigung japanischer Autohersteller wies zusätzlich noch darauf hin, dass sich auch der indische Markt seit Juli in einem Abwärtstrend befinde und die Entwicklung dort ebenfalls genau beobachtet werde müsse. Passend zum Thema verkündete Honda am vorletzten Freitag, dass man die Pläne für die Eröffnung eines zweiten Werkes in Indien um mindestens ein Jahr zurückstellen werde. Schuld an dem Rückgang der Verkäufe auf dem Subkontinent sei, so Marktbebachter, dass die Zinsen für Autokredite stark gestiegen seien. Dies sei außerdem zusammengefallen mit der höchsten Inflationsrate der letzten 16 Jahre.
Während kurz- und mittelfristigen Einflussfaktoren für den physischen Platinverbrauch wohl erst einmal nur negativ interpretiert werden können, sieht der überwiegende Teil der professionellen Marktteilnehmer die längerfristige Entwicklung alles andere als negativ. Entsprechend fiel die Ein-Jahres-Vorhersage der in dieser Woche in Kyoto zu einer Edelmetallkonferenz versammelten Vertreter des internationalen Edelmetallhandels aus. Es war die erste gemeinsame Konferenz von London Bullion Market Association (sie vertritt die Gold- und Silberhändler) und der LPPM (London Platinum and Palladium Markt, in dieser Vereinigung sind die weltweiten Platinmetallhändler zusammengeschlossen). Gefragt, wie sie den Preis für Anfang November 2009, dem Zeitpunkt des nächsten Zusammentreffens (dann in Lima), einschätzen würden, sagten die über 400 Vertreter von Banken, Handelshäusern, Weiterverarbeitern und Minen für das Platin im Durchschnitt einen Kurs von 1.488,20 $ je Unze voraus.
Beflügelt wurde der Optimismus der Teilnehmer in erster Linie von zwei Vorträgen, die während der Konferenz in Kyoto gehalten wurden. Neil Collins, Techniker beim englischen Autokatalysator-Hersteller Johnson Matthey, wies darauf hin, dass es schon in nächster Zeit weltweit zu einer Verschärfung der Autoabgasvorschriften kommen werde. Jedes der acht von ihm vorgestellten Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Motorentechnik werde deshalb seiner Meinung nach trotz aller zwischenzeitlichen Einsparversuche der Kat- und Autohersteller am Ende zu einem höheren Verbrauch von Platinmetallen je Fahrzeug führen.
Das zweite Thema, das in Zukunft wieder zu einem höheren Platinpreis führen könnte, betraf die Angebotsseite: Prof. Anton Eberhard von der Universität in Kapstadt und führender Experte für den Strommarkt am Kap, konnte den versammelten Delegierten keine Hoffnung machen, dass die dortige Stromkrise ein schnelles Ende finden würde. Seinen Ausführungen nach wird die Kapazitätsreserve noch bis 2012 oder sogar 2013 sehr gering ausfallen und die Stromversorgung damit anfällig für katastrophale Ausfälle sein. In den letzten Monaten habe, so Eberhard in seinen Ausführungen weiter, möglicherweise nur der milde Winter einen erneuten Kollaps der Versorgung verhindert, nachdem die freie Produktionsspitze schon 2007 auf nur noch 6% der Gesamtkapazität gesunken sei, während sie eigentlich bei eher 25% liegen sollte (1994 lag der Wert noch bei 31%).
Eberhard wies in diesem Zusammenhang auch auf den Umstand hin, dass das Interesse privater Investoren am Aufbau von Produktionskapazitäten deutlich hinter den Erwartungen der Regierung zurückgeblieben sei. Um das eigene, ehrgeizige Expansionsprogramm des staatlichen Energieversorgers Eskom finanzieren zu können, müsse der bisher extrem günstige Strompreis in Südafrika aber nun möglicherweise verdoppelt werden.
An dieser Stelle schließt sich dann der Kreis zu den Platinherstellern, denn für diese wird eine solche Entwicklung eine weitere Erhöhung der ohnehin in letzter Zeit stark gestiegenen Produktionskosten bedeuten. Das macht auch die Durchführung neuer Projekte noch einmal schwieriger und wird dazu führen, dass Platinmetallproduktion weit weniger schnell, als noch vor einer Weile gedacht, ausgeweitet werden kann. Falls sie überhaupt auf den heutigen Niveau zu halten sein wird, weil natürlich auch von den etablierten Minen einige mehr und mehr an das Ende ihrer Lebensdauer kommen.
Wenig Neues gab es unterdessen in den Vorträgen von der Minenseite in Südafrika. Die etablierten Minen wurden durch Trevor Raymond von Anglo Platinum vertreten. Er stellte in erster Linie die bekannten Schwierigkeiten dar, vor denen die heute schon aktiven Produzenten immer wieder stehen, sei es beim Ausbildungstand der Arbeiternehmer, bei Fragen der Sicherheit in den Minen oder im Bereich der Geologie, die für eine immer kompliziertere Ausbeutung sorge.
Terence Wilkinson von der Junior-Minengesellschaft Ridge Mining gab einen Überblick auf die besonderen Schwierigkeiten der neuen kleinen Produzenten in Südafrika. Bis 2014 könnten, so Wilkinson, trotzdem bis zu 16 neue Minen in Südafrika an den Start gehen. Wirklich wahrscheinlich sei aber nur eine Verdoppelung der Produktion aus diesem Bereich von jetzt immerhin schon 500.000 auf dann eine Million Unzen. Angesichts einer südafrikanischen Gesamtproduktion von etwa 5 Mio. Unzen wäre dies kaum mehr als eine Fußnote wert, zumal der Nettoeffekt angesichts einer rückläufigen Produktion bei den etablierten Produzenten noch kleiner ausfallen dürfte.
Das Palladium fiel angesichts der schlechten Nachrichten von den Automärkten ebenfalls deutlich und erreichte am Mittwochabend mit Kursen knapp unter 200 $ je Unze den tiefsten Stand seit Oktober 2005. Der Preisverfall stoppte genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie, die sich seit April 2003 herausgebildet hatte. Möglicherweise wird diese nun auch erst einmal halten, sicher ist das angesichts der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten und der noch immer bestehenden Pluspositionen in den Händen von Anlegern und Spekulanten aber keineswegs.
Wenig Erhellendes gab es in Kyoto zum Schluss der Vorträge über Platinmetalle noch aus Russland. Hier sollte Alexander Vassiliev, ein Vertreter des russischen Exporteurs Almaz, einen Überblick über die offiziellen russischen Palladiumvorräte geben. Angesichts dessen, dass deren Höhe noch immer ein Staatsgeheimnis ist, wollte und konnte Vassiliev den gespannten Delegierten wohl keine genaueren Zahlen geben. Er bestätigte lediglich die schon früher von anderer Stelle gemachte Aussage, dass staatliche russische Verkäufe in einem Zeitraum zwischen 0 und 5 Jahren keine Thema mehr sein würden.
Angesichts der kräftigen Einbußen auf den internationalen Automärkten konnte sich auch das Rhodium dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Es fiel in den letzten Tagen auf 3.100 $ - 3.400 $ je Unze zurück und damit noch unter das Niveau von vor vier Wochen, das seinerzeit den niedrigsten Stand der letzten zweieinhalb Jahre markiert hatte.
Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass derzeit noch immer Hedge-Fonds und möglicherweise sogar Autohersteller Positionen abbauen und so zu dem Preisverfall zusätzlich beitragen. Die gleichzeitige Nachfrage aus Asien reichte deshalb bisher nicht aus, um den Preisverfall zu stoppen.
Kurzfristig sind jetzt weitere Verluste nicht auszuschließen, vor allem wenn sich die katastrophale Lage auf den Automärkten noch eine Weile fortsetzen sollte. Längerfristig gilt, wie auch schon bei Platin und Palladium, dass schärfere Abgasvorschriften in Verbindung mit Problemen auf der Produktionsseite den Preis wieder stabilisieren dürften. Offen ist aber, wie weit das Metall bis dahin noch fallen kann, eine Prognose hierzu ist derzeit sehr schwierig.
Ruthenium notiert in dem momentanen Umfeld etwas tiefer bei 230 $ - 280 $ je Unze, Iridium unverändert bei 420 $ - 450 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Hinweis GoldSeiten: Herrn Wrzesniok-Roßbach konnten wir für die am 7.+8.11.2008 in München stattfindende "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" als Referenten gewinnen. Eine kostenlose Registrierung für die Messe ist ab sofort möglich.
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Der Goldpreis, der im Laufe der Woche nach dem Scheitern des Rettungspakets für die Finanzmärkte in den USA zeitweise auf 920 $ je Unze gestiegen war, ist seitdem auf dem Weg nach unten und erreichte am Freitag mit 819 $ je Unze schließlich den tiefsten Stand der letzten zwei Wochen.
Die Nachfrage nach Goldbarren durch die Privatkunden dauert derweil weiter an, die zuletzt angespannte Situation bezüglich der Lieferzeiten hat sich aber deutlich verbessert. Bei vielen Barren beträgt die Wartezeit inzwischen nur noch maximal eine Woche, nur bei einzelnen Größen (250 g, 500 g) dauert es noch deutlich länger.
Für die nächsten zwei Wochen ist nur schwer eine Vorhersage zu treffen. Einerseits wird die Barrennachfrage anhalten, auf der anderen Seite dürften die volumensmäßig bedeutenderen Käufe von Schmuck angesichts der weltweit drohenden Rezession leiden. Spekulanten und auch längerfristig orientierte Investoren mit akutem Kapitalbedarf dürften außerdem weiter Gold verkaufen. Das Metall wird es damit schwer haben, den Widerstand bei $ 915 je Unze zu durchbrechen. Notierungen nahe dem September-Tief von 740 $ je Unze wären für industrielle Verbraucher wohl wieder klare Kaufkurse.
- Silber
Die jüngste Erholung nach den dramatischen Verlusten im August und in der ersten Septemberhälfte war am Ende nicht von langer Dauer. Von dem zwischenzeitlich erreichten Hoch bei knapp über 13,70 $ ist das Metall in den letzten Tagen wieder massiv gefallen. Am Donnerstag lag es zeitweise wieder zwei Dollars unter dem genannten Niveau.
Die Nachfrage nach Anlagebarren hielt während des gesamten Berichtszeitraums unverändert an, aktuell gibt es deshalb noch immer eine erhebliche Wartezeit.
Nachdem das Silber unter 11.60 $ gefallen ist, steht ein Test des Tiefstkurses vom September in Höhe von 10,25 $ je Unze im Raum. Nach oben liegt jetzt bei 13 $ je Unze ein erster starker Widerstand, dann ein weiterer beim Höchstkurs von Ende letzter Woche.
Wir bleiben beim Silber insgesamt skeptisch, die Doppelrolle aus Industrie- und Investmentmetall erhöht die Chance, dass es erst einmal auch weiter relativ gesehen schlechter abschneidet als sein gelbes Schwestermetall.
- Platin
Schlechte Nachrichten für die Bullenfraktion im Platin-Camp: Die Notierung ist in den letzten Tagen angesichts wachsender Sorgen bezüglich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft schneller gefallen als die Prozentzahlen so mancher Regierungspartei in Süddeutschland.
Am Donnerstag notierte das Metall dann erstmals seit März 2006 wieder unter 1.000 $ je Unze, die weitere Entwicklung wird von Marktbeobachtern angesichts der Aussichten für die Weltwirtschaft, zumindest was die kurzfristige Entwicklung angeht, in eher düsteren Farben gemalt. Die Charttechnik bietet in der aktuellen Situation mit ihrer extremen Volatilität nur wenig Hilfe, knapp unter der Marke von 950 $ prallte das Metall 2004 und dann wieder 2006 mal ab.
Mit Bangen wurden und werden von den Platinmetallhändlern die Zahlen zum Autoabsatz in den verschiedenen Märkten erwartet, die gestern veröffentlicht wurden bzw. in den nächsten Tagen anstehen. Den Anfang machten dabei die USA, wo am Mittwochabend die neuesten Zahlen der Autoproduzenten für September veröffentlicht wurden. Ford musste einen Einbruch der Verkäufe in Höhe von 34% hinnehmen, Chrysler von 33% und Toyota von 32%. Von den wichtigen Herstellern lagen nur Honda und General Motors mit 24 bzw. 16 Prozent über dem Durchschnitt, der bei 26 Prozent lag.
Es ist angesichts der andauernden Finanz- und Immobilienmarktkrise kaum damit zu rechnen, dass es von der anderen Seite des Atlantiks in den nächsten Monaten in irgendeiner Weise gute Nachrichten geben wird, auch wenn zuletzt völlig überraschend in den USA das Verbrauchervertrauen leicht angestiegen war.
Ebenfalls negative Nachrichten von den Automärkten dürfte es demnächst auch aus Deutschland und anderen Teilen Westeuropas geben, und neuerdings sogar aus China. Aus all diesen Regionen kommen die Zahlen für September im Laufe der nächsten beiden Wochen. Während an den Autoabsatz in Europa zuletzt ohnehin keine großen Hoffnungen mehr geknüpft werden konnten, überrascht doch die jüngste Entwicklung in China. Hier wurde als letztes für August ein überraschender Einbruch des Autoabsatzes um 6,2 Prozent bekannt gegeben. Es war das erste Minus der vergangenen zwei Jahre auf diesem zuletzt rasant wachsenden Markt. Toyota, der zweitgrößte Autohersteller der Welt, gab dazu in dieser Woche bekannt, dass man die Produktion in China nun drosseln wolle, um der Entwicklung Rechnung zu tragen. Verantwortlich gemacht für das Kippen des chinesischen Markets wurden von einheimischen Beobachtern die hohe Spritkosten, sowie die fallenden Aktienkurse.
Der Vorsitzende der Vereinigung japanischer Autohersteller wies zusätzlich noch darauf hin, dass sich auch der indische Markt seit Juli in einem Abwärtstrend befinde und die Entwicklung dort ebenfalls genau beobachtet werde müsse. Passend zum Thema verkündete Honda am vorletzten Freitag, dass man die Pläne für die Eröffnung eines zweiten Werkes in Indien um mindestens ein Jahr zurückstellen werde. Schuld an dem Rückgang der Verkäufe auf dem Subkontinent sei, so Marktbebachter, dass die Zinsen für Autokredite stark gestiegen seien. Dies sei außerdem zusammengefallen mit der höchsten Inflationsrate der letzten 16 Jahre.
Während kurz- und mittelfristigen Einflussfaktoren für den physischen Platinverbrauch wohl erst einmal nur negativ interpretiert werden können, sieht der überwiegende Teil der professionellen Marktteilnehmer die längerfristige Entwicklung alles andere als negativ. Entsprechend fiel die Ein-Jahres-Vorhersage der in dieser Woche in Kyoto zu einer Edelmetallkonferenz versammelten Vertreter des internationalen Edelmetallhandels aus. Es war die erste gemeinsame Konferenz von London Bullion Market Association (sie vertritt die Gold- und Silberhändler) und der LPPM (London Platinum and Palladium Markt, in dieser Vereinigung sind die weltweiten Platinmetallhändler zusammengeschlossen). Gefragt, wie sie den Preis für Anfang November 2009, dem Zeitpunkt des nächsten Zusammentreffens (dann in Lima), einschätzen würden, sagten die über 400 Vertreter von Banken, Handelshäusern, Weiterverarbeitern und Minen für das Platin im Durchschnitt einen Kurs von 1.488,20 $ je Unze voraus.
Beflügelt wurde der Optimismus der Teilnehmer in erster Linie von zwei Vorträgen, die während der Konferenz in Kyoto gehalten wurden. Neil Collins, Techniker beim englischen Autokatalysator-Hersteller Johnson Matthey, wies darauf hin, dass es schon in nächster Zeit weltweit zu einer Verschärfung der Autoabgasvorschriften kommen werde. Jedes der acht von ihm vorgestellten Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Motorentechnik werde deshalb seiner Meinung nach trotz aller zwischenzeitlichen Einsparversuche der Kat- und Autohersteller am Ende zu einem höheren Verbrauch von Platinmetallen je Fahrzeug führen.
Das zweite Thema, das in Zukunft wieder zu einem höheren Platinpreis führen könnte, betraf die Angebotsseite: Prof. Anton Eberhard von der Universität in Kapstadt und führender Experte für den Strommarkt am Kap, konnte den versammelten Delegierten keine Hoffnung machen, dass die dortige Stromkrise ein schnelles Ende finden würde. Seinen Ausführungen nach wird die Kapazitätsreserve noch bis 2012 oder sogar 2013 sehr gering ausfallen und die Stromversorgung damit anfällig für katastrophale Ausfälle sein. In den letzten Monaten habe, so Eberhard in seinen Ausführungen weiter, möglicherweise nur der milde Winter einen erneuten Kollaps der Versorgung verhindert, nachdem die freie Produktionsspitze schon 2007 auf nur noch 6% der Gesamtkapazität gesunken sei, während sie eigentlich bei eher 25% liegen sollte (1994 lag der Wert noch bei 31%).
Eberhard wies in diesem Zusammenhang auch auf den Umstand hin, dass das Interesse privater Investoren am Aufbau von Produktionskapazitäten deutlich hinter den Erwartungen der Regierung zurückgeblieben sei. Um das eigene, ehrgeizige Expansionsprogramm des staatlichen Energieversorgers Eskom finanzieren zu können, müsse der bisher extrem günstige Strompreis in Südafrika aber nun möglicherweise verdoppelt werden.
An dieser Stelle schließt sich dann der Kreis zu den Platinherstellern, denn für diese wird eine solche Entwicklung eine weitere Erhöhung der ohnehin in letzter Zeit stark gestiegenen Produktionskosten bedeuten. Das macht auch die Durchführung neuer Projekte noch einmal schwieriger und wird dazu führen, dass Platinmetallproduktion weit weniger schnell, als noch vor einer Weile gedacht, ausgeweitet werden kann. Falls sie überhaupt auf den heutigen Niveau zu halten sein wird, weil natürlich auch von den etablierten Minen einige mehr und mehr an das Ende ihrer Lebensdauer kommen.
Wenig Neues gab es unterdessen in den Vorträgen von der Minenseite in Südafrika. Die etablierten Minen wurden durch Trevor Raymond von Anglo Platinum vertreten. Er stellte in erster Linie die bekannten Schwierigkeiten dar, vor denen die heute schon aktiven Produzenten immer wieder stehen, sei es beim Ausbildungstand der Arbeiternehmer, bei Fragen der Sicherheit in den Minen oder im Bereich der Geologie, die für eine immer kompliziertere Ausbeutung sorge.
Terence Wilkinson von der Junior-Minengesellschaft Ridge Mining gab einen Überblick auf die besonderen Schwierigkeiten der neuen kleinen Produzenten in Südafrika. Bis 2014 könnten, so Wilkinson, trotzdem bis zu 16 neue Minen in Südafrika an den Start gehen. Wirklich wahrscheinlich sei aber nur eine Verdoppelung der Produktion aus diesem Bereich von jetzt immerhin schon 500.000 auf dann eine Million Unzen. Angesichts einer südafrikanischen Gesamtproduktion von etwa 5 Mio. Unzen wäre dies kaum mehr als eine Fußnote wert, zumal der Nettoeffekt angesichts einer rückläufigen Produktion bei den etablierten Produzenten noch kleiner ausfallen dürfte.
- Palladium
Das Palladium fiel angesichts der schlechten Nachrichten von den Automärkten ebenfalls deutlich und erreichte am Mittwochabend mit Kursen knapp unter 200 $ je Unze den tiefsten Stand seit Oktober 2005. Der Preisverfall stoppte genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie, die sich seit April 2003 herausgebildet hatte. Möglicherweise wird diese nun auch erst einmal halten, sicher ist das angesichts der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten und der noch immer bestehenden Pluspositionen in den Händen von Anlegern und Spekulanten aber keineswegs.
Wenig Erhellendes gab es in Kyoto zum Schluss der Vorträge über Platinmetalle noch aus Russland. Hier sollte Alexander Vassiliev, ein Vertreter des russischen Exporteurs Almaz, einen Überblick über die offiziellen russischen Palladiumvorräte geben. Angesichts dessen, dass deren Höhe noch immer ein Staatsgeheimnis ist, wollte und konnte Vassiliev den gespannten Delegierten wohl keine genaueren Zahlen geben. Er bestätigte lediglich die schon früher von anderer Stelle gemachte Aussage, dass staatliche russische Verkäufe in einem Zeitraum zwischen 0 und 5 Jahren keine Thema mehr sein würden.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Angesichts der kräftigen Einbußen auf den internationalen Automärkten konnte sich auch das Rhodium dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Es fiel in den letzten Tagen auf 3.100 $ - 3.400 $ je Unze zurück und damit noch unter das Niveau von vor vier Wochen, das seinerzeit den niedrigsten Stand der letzten zweieinhalb Jahre markiert hatte.
Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass derzeit noch immer Hedge-Fonds und möglicherweise sogar Autohersteller Positionen abbauen und so zu dem Preisverfall zusätzlich beitragen. Die gleichzeitige Nachfrage aus Asien reichte deshalb bisher nicht aus, um den Preisverfall zu stoppen.
Kurzfristig sind jetzt weitere Verluste nicht auszuschließen, vor allem wenn sich die katastrophale Lage auf den Automärkten noch eine Weile fortsetzen sollte. Längerfristig gilt, wie auch schon bei Platin und Palladium, dass schärfere Abgasvorschriften in Verbindung mit Problemen auf der Produktionsseite den Preis wieder stabilisieren dürften. Offen ist aber, wie weit das Metall bis dahin noch fallen kann, eine Prognose hierzu ist derzeit sehr schwierig.
Ruthenium notiert in dem momentanen Umfeld etwas tiefer bei 230 $ - 280 $ je Unze, Iridium unverändert bei 420 $ - 450 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Hinweis GoldSeiten: Herrn Wrzesniok-Roßbach konnten wir für die am 7.+8.11.2008 in München stattfindende "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" als Referenten gewinnen. Eine kostenlose Registrierung für die Messe ist ab sofort möglich.
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.