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Edelmetalle Aktuell

14.11.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Verglichen mit den teils dramatischen Preisbewegungen der letzten Monate verlief der Handel mit dem gelben Metall in den letzten beiden Wochen vergleichsweise ruhig. Die größte Einzelbewegung des Berichtszeitraums am Dienstag letzter Woche war wieder einmal vom US-Dollar getrieben, der gegenüber dem Euro innerhalb eines Tages über vier Cents einbüßte und so das Gold beflügelte. Auch die anschließende Schwäche des Goldpreises in dieser Woche ging auf den Dollar zurück. Weil dieser im Verlauf wieder zulegen konnte, brachte er das Gold erneut unter Druck. Mit 1,2390 lag der Dollar heute Morgen wieder nahe des 2,5-Jahreshochs, das er im Oktober kurz erreicht hatte und das Gold fiel deshalb vorübergehend wieder auf 707 $ zurück. Auch der Rückgang des Ölpreises auf zeitweise nur noch 54,67 $ heute Morgen hat sicher nicht geholfen. Die Nachfrage durch private Investoren hält derweil weiter an, trotzdem konnten die Lieferzeiten für etliche Barrengrößen in den letzten beiden Wochen weitgehend reduziert werden.

Ein weiteres massives Minus gab es im September bei der südafrikanischen Goldproduktion. Diese sank im Jahresvergleich um 17,7 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung dürfte China 2008 ohne Zweifel größter Goldproduzent der Welt werden. Immerhin war von dort im Laufe der Woche bekanntgegeben worden, dass die Ausbringung in den ersten neun Monaten dieses Jahres um über 4% auf fast 200 Tonnen gestiegen sei. China hatte einigen Analysten zufolge Südafrika schon 2007 erstmals als Nummer 1 der Goldproduktionsländer abgelöst, andere bescheinigten dem Land am Kap für letztes Jahr noch einen hauchdünnen Vorsprung. Südafrika war davor seit 1905 ununterbrochen größter Produzent des gelben Metalls gewesen.

  • Silber

Die Silbernotierung, die vor zwei Wochen knapp unter 10 $ notiert hatte, konnte anfänglich noch einmal deutlich zulegen. Sie stieg bis Mitte letzter Woche auf 10,77 $ je Unze und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober an. Für die Gewinne könnten nach Angaben der schweizerischen Investmentbank UBS unter anderem Käufe aus Indien verantwortlich gewesen sein, die in der Vergangenheit direkt aus China befriedigt worden waren. Nachdem dort aber die Produktion einiger NEMetalle rückläufig sei, falle auch vom Beiprodukt Silber entsprechend weniger an. Die indische Nachfrage müsste deshalb nun auf dem Weltmarkt eingedeckt werden.

Nicht nur in Indien, auch hier in Europa gab es anfangs noch einiges an industriellen Käufen, die den Preis zunächst stützten. Auch die Nachfrage privater Investoren hält weiter an. Angesichts der zunehmend düsteren Nachrichten von der Wirtschaftsseite konnte sich der Silberpreis letztlich trotzdem nicht über 10 $ halten und bis heute fiel er dann wieder deutlich unter diese Marke zurück. Wir bleiben unverändert skeptisch, was die relative Entwicklung des Silberpreises im Vergleich zu Gold in nächster Zeit angeht. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass das Silber kurzfristig unter die Marke von 8,40 $ fällt, industrielle Endverbraucher sollten deshalb oberhalb dieses Niveaus über Sicherungskäufe nachdenken.

  • Platin

Erwartungsgemäß bewegte sich der Platinpreis in den letzten beiden Wochen eher seitwärts und ließ allen Beteiligten Zeit zum Luftholen. Der Preis verharrte dabei in einem breiten Band zwischen 770 $ und 880 $ je Unze, aktuell liegt er eher in der Mitte dieser Handelsspanne.

Das von China verkündete Konjunkturpaket zu Stützung der heimischen Wirtschaft konnte den Preis dabei nicht nachhaltig beflügeln. Und auch an einer Reihe von anderen Signalen lässt sich derzeit ablesen, dass insbesondere spekulativ orientierte Adressen die Platinmetalle im Zeichen der Finanzkrise links liegen lassen. Ein Hinweis darauf ist z.B., dass Meldungen aus der Minenindustrie, die noch vor einem halben Jahr den Platinpreis um 50 oder 100 Dollars hättennach oben treiben können, aktuell als Preistreiber völlig ausfallen.

So gab es in den letzten beiden Wochen bei gleich drei südafrikanischen Produzenten Meldungen über Probleme: Zunächst berichtete Anglo Platinum am 5. November, dass die wichtige Polokwane-Schmelze nach einem Feuer stillgelegt werden musste und dass es dadurch zu einem Produktionsausfall von bis zu 200.000 Unzen Platin kommen werde. Erst im Februar hatte die Schmelze aufgrund technischer Probleme geruht. Damals trug die Bekanntgabe des Ausfalls zusammen mit den Nachrichten über die Stromversorgungsprobleme am Kap entscheidend zu dem Anstieg des Platinpreises auf das Allzeithoch von 2.300 $ je Unze bei. Auch diesmal reagierte der Preis; mit einem Gewinn von gerade einmal 35 $, der dann auch noch rasch wieder revidiert wurde, blieb die Reaktion des Marktes am Ende aber verhalten.

Produktionsunterbrechungen, im Gegensatz zu Amplats allerdings unter Tage, gab es auch bei zwei anderen Minengesellschaften in Südafrika, bei Northam und Lonmin. Bei Northam kam es zu Beginn dieser Woche zu einem Arbeitsunfall, bei dem ein Arbeiter ums Leben kam. Um die Ursache des Unglücks untersuchen zu können, wurde die Mine vorübergehend geschlossen. Bei Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, kommt es seit gestern zu einem unbefristeten Streik in der Limpopo-Mine, nachdem Verhandlungen zur Anpassung der Löhne in dieser Mine an die Gehaltshöhe in anderen Gruben gescheitert waren. Unabhängig von dieser Frage hatte Lonmin schon letzte Woche erklärt, dass man aufgrund der nachlassenden Platinnachfrage und der dadurch stark unter Druck geratenen Preise Maßnahmen zur Kostenreduzierung treffen müsse. Dies könne sowohl einen Arbeitsplatzabbau erfordern, aber auch ein Zurückstellen von Investitionen in neue Minen. Lonmin hatte schon zuvor und in erster Linie aufgrund technischer Probleme die Prognose für die Produktion des letzten Finanzjahres (dieses lief bis September) von ursprünglich 900.000 auf zuletzt 725.000 Unzen nach unten angepasst.

Unterdessen mehren sich die warnenden Stimmen bezüglich der aktuellen Situation auf dem südafrikanischen Strommarkt. Kurz nach Abfassung unseres letzten Berichts teilte die neue südafrikanische Ministerin für Öffentliche Unternehmen mit, dass es Anfang des kommenden Jahres zu neuen Stromrationierungen kommen könnte. Ursache dafür sei, dass die Einsparungen beim Stromverbrauch mit gerade einmal 2% weit von der 10%igen Zielmarke entfernt sei, auf die sich der Stromversorger Eskom und die großen industriellen Verbraucher Anfang dieses Jahres geeinigt hatten. Immerhin habe Eskom nun aber Kohlevorräte für über 30 Tage, diese Zahl liege, so die Ministerin weiter, weit über jener vom Jahresanfang.

Im Gegensatz zur Situation im ersten Quartal werden obige Meldungen kurzfristig vermutlich keinen Einfluss auf den Platinpreis haben. Bestimmend werden vielmehr Faktoren wie das weitere Verhalten der (letzten) noch engagierten Investoren sein, sowie der Absatz im industriellen Bereich. Bei beiden gab es zuletzt wenig Positives zu berichten. Die ETF-Positionen haben in der ersten Woche unseres Berichtszeitraumes noch einmal um 24% abgenommen und betragen jetzt noch 7,5 Tonnen. Anfang Juli hatten sie mit 15 Tonnen noch doppelt so hoch gelegen.

Wenig positiv für Platin ist auch, dass sich die Krisenstimmung auf dem mit riesigem Abstand wichtigsten Absatzmarkt für Platinmetalle, dem Automobilmarkt, in den letzten Wochen eher noch verstärkt hat. In Europa gab es im Oktober ein Minus von 8,8% gegenüber dem Vorjahreswert, in Deutschland lagen die Verkäufe um 8,2% niedriger. Immerhin liegt der Markt für das bisherige Gesamtjahr hierzulande aber noch ganz leicht im Plus. Davon kann auf der anderen Seite des Atlantiks keine Rede sein: In den USA sanken die Neuzulassungen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um erschreckende 32%. Die Branche sprach in diesem Zusammenhang vom schlechtesten Monat seit dem Zweiten Weltkrieg. Immerhin erholte sich im Oktober der Markt in China wieder und es gab hier nach zwei negativen Monaten ein Plus in Höhe von 8,3%. Der Dieselanteil in Deutschland stieg übrigens nach dem Sommertief mit Wert um die 40% wieder an und erreicht im Oktober fast 45 Prozent.

Angesichts dessen, dass viele Minen auf dem derzeitigen Niveau nicht mehr profitabel produzieren können; dass viele Investoren ihren Ausstieg aus dem Platinmarkt schon abgeschlossen haben und dass die Situation auf den internationalen Automärkten kaum noch schlimmer werden kann, sehen wir das weitere Abwertungspotential für den Platinpreis als relativ begrenzt an. Unter die Marke von 732 $ je Unze und damit das langjährige Tief von Ende Oktober, sollte die Notierung vorerst nicht mehr fallen. Auf der anderen Seite kann erst von einer Trendwende gesprochen werden, wenn das Metall über 880 $ oder besser noch 925 $ klettert. Im letztgenannten Fall wären dann auch wieder vierstellige Preise denkbar.

Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir in der aktuellen Situation weiterhin, zumindest einen gewissen Prozentsatz ihres zukünftigen Verbrauchs preislich zu sichern. So könnten z.B. Kauforders bei Kassapreisen von 790 $ und 740 $ platziert werden. Sollten diese bei einem eventuellen Preisrückgang dann ausgeführt werden, könnte die daraus entstandene Positionen auf jenen Termin in der Zukunft "gerollt" werden, zu dem der tatsächliche Bedarf besteht. Metalllieferung und auch Zahlung des Gegenwerts erfolgen dann erst bei Erreichen dieses Termins.

  • Palladium

Der Palladiumpreis setzte seine Erholung zu Beginn der Berichtsperiode zunächst fort und erreichte, vorangetrieben von Schnäppchenjägern aus der Industrie und aus der Investorenecke in der Spitze einen Preis in Höhe 230 $ je Unze. Ein weiterer positiver Faktor könnte Marktteilnehmern zufolge gewesen sein, dass Verkäufe aus staatlichen russischen Quellen deutlich eingeschränkt, wenn nicht sogar völlig eingestellt wurden. Noch im September waren aus Russland rund 30 Tonnen Palladium in die Schweiz transportiert worden, die Händlern zufolge in den fallenden Markt hinein verkauft worden seien. Mit dem Erreichen der 230er-Marke war der Wiederanstieg dann aber angesichts der desolaten Lage auf den Finanzmärkten und in der Autoindustrie wohl doch übertrieben. Die Notierung fiel mangels weiterer Nachfrage bis heute wieder auf 210 $ zurück.

Aber auch dieser gegenüber dem jüngsten Tiefstkurs von 162 $ deutlich erholte Palladiumpreis scheint für die Produzenten immer noch zu niedrig zu sein. So kämpft Stillwater Mining derzeit mit Erlösen, die unter den aktuellen Produktionskosten liegen. Die Minengesellschaft überprüft deshalb nach eigenen Angaben sämtliche Optionen zur Anpassung ihrer Aktivitäten an die Marktsituation, was immer dies am Ende bedeuten könnte.

Beim russischen Palladiumproduzenten (und Stillwater-Eigner) Norilsk läuft derweil auch nicht alles rund: Nachdem die Regierung dem 25%igen Norilsk-Anteilseigner RUSAL mit einem Kredit unter die Arme greifen musste, besteht sie nun auf mindestens zwei Vorstandsposten bei Norilsk. Damit verdichten sich die Anzeichen weiter, dass der russischen Staat versucht, auf die eine oder andere Art bei Norilsk die Kontrolle zu übernehmen.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Relative Ruhe herrschte in den letzten beiden Wochen bei den "kleinen" Platinmetallen. Nachdem beim Rhodium die spekulativen Positionen und auch die überzähligen Bestände des einen oder anderen industriellen Verbrauchers abgebaut und verdaut zu sein scheinen, stabilisierte sich das Metall zwischen 1.450 $ und 1.650 $ je Unze. Für die nächste Zeit erwarten wir keine wesentlichen Änderungen, mittelfristig könnte die Notierung angesichts der Beruhigung auf der Angebotsseite wieder etwas anziehen. Ruthenium notiert etwas tiefer bei 140 $ - 190 $, Iridium bei 380 $ - 430 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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