Edelmetalle Aktuell
21.11.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Anders als die Platinmetalle, die derzeit fast ausschließlich von der Entwicklung im Automobilbereich abhängen, orientiert sich, was die externen Einflussfaktoren angeht, das Gold oft weiterhin am Kursverlauf des Dollars und am Ölpreis. Nach der Abfassung unseres letzten Berichts fiel der Goldpreis angesichts eines kurzzeitigen Einbruchs des Dollarkurses noch einmal fast auf die Marke von 700,- $ je Unze zurück. Noch am späten Donnerstagabend und den ganzen Freitag über legte das gelbe Metall dann aber massiv zu und erreichte schließlich noch vor dem Wochenende wieder Preise von über 750,- $ je Unze.
Die Hauptursache für diesen rasanten Anstieg dürfte der Kursgewinn des Euros gegenüber dem US-Dollar gewesen sein, der von unter 1,24 auf fast 1,2850 zulegte. Nachdem sich der Devisenkurs dann im Verlauf der neuen Woche im Bereich der Marke von 1,26 einpendelte, reduzierte sich auch die Volatilität beim Goldpreis. Das gelbe Metall schwankte die meiste Zeit der Woche zwischen 730,- $ und 747,- $ je Unze. Eine kurze Ausnahme bildete gestern Nachmittag der schnell wieder gestoppte Ausflug auf das Wochenhoch von 762,- $ je Unze. Auch dieser Ausschlag des Preises hatte seine Ursache in der Entwicklung auf den Devisenmärkten, wo der Dollar gestern nach der Veröffentlichung der neuesten Inflationszahlen aus den USA gegenüber dem Euro innerhalb von nur einer Stunde fast 2 Cents an Wert verlor.
Bis heute Morgen konnte die US-Devise dann aber wieder deutlich zulegen und notiert gegen den Euro im Moment wieder unter der Marke von 1,25. Der Ölpreis ist inzwischen sogar unter die Marke von 52,- $ je Barrel gefallen. Beides hätte sich eigentlich negativ auf das Gold auswirken müssen. Bisher war das ausnahmsweise aber nicht der Fall und das gelbe Metall notiert mit 742 $ je Unze noch vergleichsweise freundlich.
Die Ursache für diese Entwicklung dürfte in der unvermindert andauernden Investmentnachfrage vor dem Hintergrund der globalen Krise der Finanzmärkte liegen. Wie schon seit Monaten stand physisches Gold auch in dieser Woche wieder auf dem Wunschzettel vieler privater, aber auch institutioneller Investoren. Eine Folge davon ist, dass sich die Lieferfristen für Barren nach der kurzen Entspannung in der Vorwoche bereits schon wieder verlängern. Während gegossene Barren (von 250 Gramm bis zu einem Kilo) noch einigermaßen kurze Lieferzeiten haben, muss auf neu bestellte geprägte Barren inzwischen bis nach Neujahr gewartet werden. Angesichts der ohnehin schon rund um die Uhr laufenden Produktion ist kurzfristig mit einer Entspannung nicht zu rechnen.
Aus langen Lieferfristen für Investmentbarren sollte übrigens keinesfalls auf eine allgemeine Goldknappheit geschlossen werden. Es ist vielmehr genügend Rohmaterial vorhanden. Es liegt derzeit allerdings vor allem in der falschen Form (Granalien bzw. 12,5 kg Standardbarren) vor. Als Hürde erweisen sich dabei die begrenzten Produktionskapazitäten für Anlagebarren, die nach über 25 Jahren Desinteresse der Anleger (Münzhersteller haben das gleiche Problem) mit dem plötzlichen Kaufinteresse nicht Schritt halten (können).
Auf das große Kaufinteresse, vor allem auch der Anleger, wies in dieser Woche auch das World Gold Council hin. Im 3. Quartal habe die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 56% höher bei 382 Tonnen gelegen. Auch aus der Schmuckindustrie wurde über einen Anstieg der Käufe berichtet. Hier fiel das Plus mit 8% allerdings deutlich geringer aus. Um 11% zurückgegangen sei dagegen die industrielle Nachfrage. Für das vierte Quartal erwartet das WGC nun eine ähnliche Entwicklung.
Nicht zu den Investoren in Gold scheint der Iran zu gehören. Der Wirtschaftsminister bestritt jedenfalls jüngst gemachte Kommentare aus dem Umfeld des Präsidenten, die von einer Umwandlung der Devisenreserven Irans in Gold gesprochen hatten. Im April waren Reserven des Iran noch auf 80 Mrd. $ geschätzt worden.
Hin- und hergerissen zwischen den noch einigermaßen positiven Vorgaben des gelben Metalls einerseits und seiner Rolle als Industriemetall andererseits holte sich das Silber in dieser Woche die Vorgaben für die Preisentwicklung zunächst vor allem beim großen Bruder Gold. So konnte sich das Metall von einem kurzen, aber heftigen Einbruch auf $ 8,85 je Unze kurz vor dem letzten Wochenende rasch wieder erholen. Danach schwankte die Notierung für den Rest der Woche zwischen 9,10 $ und 9,80 $ je Unze. Erst heute kam es dann im Verlauf des Tages zu einem Durchbruch der unteren Seite, mit einem Tiefstkurs von 8,87 $ verfehlte das Metall aber knapp den Tiefstkurs vom vergangenen Freitag. Was die zukünftige Entwicklung angeht, bestehen durchaus noch weitere Risiken, aber ein über 8,40 $ hinausgehender Verlust scheint zumindest kurzfristig unwahrscheinlich zu sein.
Der kurzzeitige Aufwärtstrend, der sich beim Platin an das Erreichen des letztwöchigen Wochentiefs von 780,- $ je Unze anschloss, war bereits am Montag dieser Woche beendet. Allerdings hatte das Metall zu diesem Zeitpunkt 80,- $ je Unze zugelegt und notierte mit 860,- $ je Unze auch gleich auf dem Wochenhoch. Eine der Hauptursachen für den Kursanstieg dürfte die Hoffnung der Investoren gewesen sein, dass sich die Lage auf den Finanzmärkten nach dem Gipfeltreffen der G20-Staaten am vergangenen Wochenende wieder beruhigen könnte. Hinzu kam, dass der steigende Yen am Montagmorgen das Platin für japanische Anleger verbilligte und diese daraufhin gerne zugriffen. Schon im Laufe des Montags kam es dann allerdings zu einem neuerlichen Preisverfall, nachdem negative Wirtschaftsdaten aus den USA veröffentlicht wurden und der Dollar dessen ungeachtet wieder an Wert zulegen konnte. Der Platinpreis rutschte zunächst wieder auf fast 800,- $ je Unze ab, allerdings nur um anschließend einen neuen Anlauf auf der oberen Seite zu machen.
Die zweite Erholungsphase innerhalb von einer Woche brachte das Metall auf 850,- $ je Unze voran, hier wurde es dann aber u. a. von charttechnisch motivierten Verkäufen gestoppt. In den letzten 24 Stunden sank die Notierung dann erneut und deutlich ab. Die immer unsichereren Aussichten für die amerikanische Automobilindustrie angesichts des Unvermögens der amerikanischen Spitzenpolitiker, sich auf ein Hilfspaket für die großen Drei aus Detroit zu einigen, haben maßgeblich zum Minus der letzten Nacht beigetragen. Dieses war der Auftakt für weitere Verluste und führte heute dann zu einem Wochentief bei 771,- $ je Unze.
In der momentanen Situation kann keine Rede mehr davon sein, dass industrielle Endverbraucher die günstigen Preise noch massenhaft für Kurssicherungsgeschäfte nutzen würden. Dafür scheint im Moment die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der jeweiligen Auftragslage einfach zu groß zu sein. Hinzu kommt, dass viele Industrieunternehmen bereits auf dem Weg nach unten zwischen 1.500,- $ und 900,- $ je Unze in erheblichem Maße Kurssicherungsgeschäfte durchgeführt hatten.
Angesichts des jetzt erreichten, im langjährigen Vergleich aber sehr günstigen Preisniveaus, bleiben wir allerdings bei unserer Empfehlung an industrielle Endverbraucher, zwischen 800 $ und 700 $ je nze noch einmal Käufe zu tätigen, um so eine Verbilligung des durchschnittlichen Einstandskurses der Kurssicherungsgeschäfte zu erreichen. Allerdings sollte auch jetzt noch nicht der gesamte voraussichtliche Verbrauch für zukünftige Jahre eingedeckt werden. Immerhin ist in der momentanen Situation der tatsächliche Bedarf nicht sicher, auch kann es beim Platinpreis im Laufe der nächsten Monate noch zu einer spekulativen Übertreibung auf der unteren Seite kommen, bevor sich der Preis dann endgültig stabilisiert.
Dass es zu einer solchen Stabilisierung kommen wird, steht unserer Meinung nach außer Zweifel. Immer mehr Minengesellschaften kündigen eine Anpassung ihrer Förderung an die aktuellen Gegebenheiten an und sorgen so auf mittlere Sicht für eine Verknappung der Metalle und damit für eine Festigung der Preise. In dieser Woche berichtete zum Beispiel der weltweit drittgrößte Platinmetallproduzent, Lonmin, dass man einige Minen, in denen die Produktionskosten besonders hoch liegen, schließen werde. Bei der Vorstellung der jüngsten Geschäftsergebnisse rief der Vorstandsvorsitzende von Lonmin, Ian Farmer, auch die anderen Minengesellschaften dazu auf, die Produktion ebenfalls zu drosseln.
Die Marktbeobachter des englischen Edelmetallsverarbeiters Johnson Matthey sind nicht davon überzeugt, dass es dazu tatsächlich kommen wird. In ihrer in dieser Woche in London veröffentlichten Markteinschätzung zur Lage auf den Platinmetallmärkten sagten die Engländer, dass die Produktion am Kap im aktuellen Jahr zwar um immerhin 5% auf 149 Tonnen gefallen sei, dass sie aber für das kommende Jahr gar kein Minus bei der Produktion in Südafrika erwarten, sondern im Gegenteil sogar eine, wenn auch wohl nur leichte Steigerung.
Was die Nachfrageseite im Jahr 2008 angeht, sieht JM trotz der aktuellen Misere auf den Automärkten eine leichte Steigerung des Gesamtverbrauchs im Automobilbereich voraus. Im Gegensatz dazu sei aber der Absatz an Platinschmuck zurückgegangen. Auch im Investmentbereich habe 2008 die Nachfrage am Ende wieder deutlich nachgelassen. Insgesamt werde der weltweite Absatz deshalb 2,3% im Minus liegen. Dank des oben erwähnten, gleichzeitigen Rückgangs der Neuproduktion könnte es 2008 am Ende auf dem Platinmarkt trotzdem ein Defizit in Höhe von 240.000 Unzen geben.
Was die weitere Preisentwicklung angeht, rechnen die Analysten mit einer Handelsspanne zwischen 700 $ und 1.400 $ je Unze für die kommenden sechs Monate.
Die neuesten und eher düsteren Nachrichten aus den USA bezüglich des Hilfspakets für die amerikanische Automobilindustrie haben dafür gesorgt, dass das Palladium nach einer zunächst ruhigen Woche mit Preisen beiderseits der Marke von 210,- $ je Unze in den letzten 24 Stunden einen kräftigen Einbruch hinnehmen musste. Es fiel in der vergangenen Nacht auf einen Tiefstkurs von 180,- $ zurück und damit auf den tiefsten Stand seit fast vier Wochen.
Wenn es nach den Analysten von JM geht, ist dies noch nicht das Ende der Fahnenstange: Sie schließen für die nächsten sechs Monate einen Einbruch auf nur noch 125,- $ je Unze und damit auf ein 12-Jahrestief nicht aus.
Hauptursache sei ein möglicher Absatzeinbruch; ansonsten, so JM, stünden die Vorzeichen gar nicht so schlecht: Die Produktion sei in diesem Jahr sowohl in Südafrika, wie auch in Russland gesunken.
Gleichzeitig werde der Absatz 2008 vor allem dank der Automobil- und der Schmuckindustrie um 3,8 Prozent auf fast 224 Tonnen zunehmen. Die Käufer können dabei nicht länger auf einen ununterbrochenen Zufluss aus staatlichen russischen Vorräten rechnen. So würden die Verkäufe aus dieser Richtung im laufenden Jahr auf nur noch 800.000 Unzen fallen und sich gegenüber dem Jahr 2007 damit fast halbieren.
Für den Fall, dass sich die globale Wirtschaft doch schneller als gedacht erholt, schließt JM eine spätere Rückkehr auf Preise um 300 $ je Unze nicht aus.
Auch das Rhodium konnte sich in den letzten Tagen den negativen Tendenzen auf den internationalen Automärkten nicht verschließen. Immerhin enden fast 90% des überwiegend in Südafrika geförderten Metalls in Autokatalysatoren. Der Preis fiel mangels Nachfrage, aber auch weil es noch immer zu Verkäufen von Inhabern von Pluspositionen kam, um 300,- $ auf nur noch 1.125 $ - 1.325 $ je Unze zurück.
Da half auch nicht, dass JM in seiner Stellungnahme zu den Platinmetallmärkten dem Rhodium für 2008 ein Defizit in Höhe von knapp zwei Tonnen bescheinigte, weil die Produktion in diesem Jahr noch schneller gefallen sei, als die Nachfrage.
Ruthenium musste nur leichte Verluste hinnehmen. Es notiert jetzt bei 135 $ - 185 $, Iridium liegt unverändert bei 380 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Anders als die Platinmetalle, die derzeit fast ausschließlich von der Entwicklung im Automobilbereich abhängen, orientiert sich, was die externen Einflussfaktoren angeht, das Gold oft weiterhin am Kursverlauf des Dollars und am Ölpreis. Nach der Abfassung unseres letzten Berichts fiel der Goldpreis angesichts eines kurzzeitigen Einbruchs des Dollarkurses noch einmal fast auf die Marke von 700,- $ je Unze zurück. Noch am späten Donnerstagabend und den ganzen Freitag über legte das gelbe Metall dann aber massiv zu und erreichte schließlich noch vor dem Wochenende wieder Preise von über 750,- $ je Unze.
Die Hauptursache für diesen rasanten Anstieg dürfte der Kursgewinn des Euros gegenüber dem US-Dollar gewesen sein, der von unter 1,24 auf fast 1,2850 zulegte. Nachdem sich der Devisenkurs dann im Verlauf der neuen Woche im Bereich der Marke von 1,26 einpendelte, reduzierte sich auch die Volatilität beim Goldpreis. Das gelbe Metall schwankte die meiste Zeit der Woche zwischen 730,- $ und 747,- $ je Unze. Eine kurze Ausnahme bildete gestern Nachmittag der schnell wieder gestoppte Ausflug auf das Wochenhoch von 762,- $ je Unze. Auch dieser Ausschlag des Preises hatte seine Ursache in der Entwicklung auf den Devisenmärkten, wo der Dollar gestern nach der Veröffentlichung der neuesten Inflationszahlen aus den USA gegenüber dem Euro innerhalb von nur einer Stunde fast 2 Cents an Wert verlor.
Bis heute Morgen konnte die US-Devise dann aber wieder deutlich zulegen und notiert gegen den Euro im Moment wieder unter der Marke von 1,25. Der Ölpreis ist inzwischen sogar unter die Marke von 52,- $ je Barrel gefallen. Beides hätte sich eigentlich negativ auf das Gold auswirken müssen. Bisher war das ausnahmsweise aber nicht der Fall und das gelbe Metall notiert mit 742 $ je Unze noch vergleichsweise freundlich.
Die Ursache für diese Entwicklung dürfte in der unvermindert andauernden Investmentnachfrage vor dem Hintergrund der globalen Krise der Finanzmärkte liegen. Wie schon seit Monaten stand physisches Gold auch in dieser Woche wieder auf dem Wunschzettel vieler privater, aber auch institutioneller Investoren. Eine Folge davon ist, dass sich die Lieferfristen für Barren nach der kurzen Entspannung in der Vorwoche bereits schon wieder verlängern. Während gegossene Barren (von 250 Gramm bis zu einem Kilo) noch einigermaßen kurze Lieferzeiten haben, muss auf neu bestellte geprägte Barren inzwischen bis nach Neujahr gewartet werden. Angesichts der ohnehin schon rund um die Uhr laufenden Produktion ist kurzfristig mit einer Entspannung nicht zu rechnen.
Aus langen Lieferfristen für Investmentbarren sollte übrigens keinesfalls auf eine allgemeine Goldknappheit geschlossen werden. Es ist vielmehr genügend Rohmaterial vorhanden. Es liegt derzeit allerdings vor allem in der falschen Form (Granalien bzw. 12,5 kg Standardbarren) vor. Als Hürde erweisen sich dabei die begrenzten Produktionskapazitäten für Anlagebarren, die nach über 25 Jahren Desinteresse der Anleger (Münzhersteller haben das gleiche Problem) mit dem plötzlichen Kaufinteresse nicht Schritt halten (können).
Auf das große Kaufinteresse, vor allem auch der Anleger, wies in dieser Woche auch das World Gold Council hin. Im 3. Quartal habe die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 56% höher bei 382 Tonnen gelegen. Auch aus der Schmuckindustrie wurde über einen Anstieg der Käufe berichtet. Hier fiel das Plus mit 8% allerdings deutlich geringer aus. Um 11% zurückgegangen sei dagegen die industrielle Nachfrage. Für das vierte Quartal erwartet das WGC nun eine ähnliche Entwicklung.
Nicht zu den Investoren in Gold scheint der Iran zu gehören. Der Wirtschaftsminister bestritt jedenfalls jüngst gemachte Kommentare aus dem Umfeld des Präsidenten, die von einer Umwandlung der Devisenreserven Irans in Gold gesprochen hatten. Im April waren Reserven des Iran noch auf 80 Mrd. $ geschätzt worden.
- Silber
Hin- und hergerissen zwischen den noch einigermaßen positiven Vorgaben des gelben Metalls einerseits und seiner Rolle als Industriemetall andererseits holte sich das Silber in dieser Woche die Vorgaben für die Preisentwicklung zunächst vor allem beim großen Bruder Gold. So konnte sich das Metall von einem kurzen, aber heftigen Einbruch auf $ 8,85 je Unze kurz vor dem letzten Wochenende rasch wieder erholen. Danach schwankte die Notierung für den Rest der Woche zwischen 9,10 $ und 9,80 $ je Unze. Erst heute kam es dann im Verlauf des Tages zu einem Durchbruch der unteren Seite, mit einem Tiefstkurs von 8,87 $ verfehlte das Metall aber knapp den Tiefstkurs vom vergangenen Freitag. Was die zukünftige Entwicklung angeht, bestehen durchaus noch weitere Risiken, aber ein über 8,40 $ hinausgehender Verlust scheint zumindest kurzfristig unwahrscheinlich zu sein.
- Platin
Der kurzzeitige Aufwärtstrend, der sich beim Platin an das Erreichen des letztwöchigen Wochentiefs von 780,- $ je Unze anschloss, war bereits am Montag dieser Woche beendet. Allerdings hatte das Metall zu diesem Zeitpunkt 80,- $ je Unze zugelegt und notierte mit 860,- $ je Unze auch gleich auf dem Wochenhoch. Eine der Hauptursachen für den Kursanstieg dürfte die Hoffnung der Investoren gewesen sein, dass sich die Lage auf den Finanzmärkten nach dem Gipfeltreffen der G20-Staaten am vergangenen Wochenende wieder beruhigen könnte. Hinzu kam, dass der steigende Yen am Montagmorgen das Platin für japanische Anleger verbilligte und diese daraufhin gerne zugriffen. Schon im Laufe des Montags kam es dann allerdings zu einem neuerlichen Preisverfall, nachdem negative Wirtschaftsdaten aus den USA veröffentlicht wurden und der Dollar dessen ungeachtet wieder an Wert zulegen konnte. Der Platinpreis rutschte zunächst wieder auf fast 800,- $ je Unze ab, allerdings nur um anschließend einen neuen Anlauf auf der oberen Seite zu machen.
Die zweite Erholungsphase innerhalb von einer Woche brachte das Metall auf 850,- $ je Unze voran, hier wurde es dann aber u. a. von charttechnisch motivierten Verkäufen gestoppt. In den letzten 24 Stunden sank die Notierung dann erneut und deutlich ab. Die immer unsichereren Aussichten für die amerikanische Automobilindustrie angesichts des Unvermögens der amerikanischen Spitzenpolitiker, sich auf ein Hilfspaket für die großen Drei aus Detroit zu einigen, haben maßgeblich zum Minus der letzten Nacht beigetragen. Dieses war der Auftakt für weitere Verluste und führte heute dann zu einem Wochentief bei 771,- $ je Unze.
In der momentanen Situation kann keine Rede mehr davon sein, dass industrielle Endverbraucher die günstigen Preise noch massenhaft für Kurssicherungsgeschäfte nutzen würden. Dafür scheint im Moment die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der jeweiligen Auftragslage einfach zu groß zu sein. Hinzu kommt, dass viele Industrieunternehmen bereits auf dem Weg nach unten zwischen 1.500,- $ und 900,- $ je Unze in erheblichem Maße Kurssicherungsgeschäfte durchgeführt hatten.
Angesichts des jetzt erreichten, im langjährigen Vergleich aber sehr günstigen Preisniveaus, bleiben wir allerdings bei unserer Empfehlung an industrielle Endverbraucher, zwischen 800 $ und 700 $ je nze noch einmal Käufe zu tätigen, um so eine Verbilligung des durchschnittlichen Einstandskurses der Kurssicherungsgeschäfte zu erreichen. Allerdings sollte auch jetzt noch nicht der gesamte voraussichtliche Verbrauch für zukünftige Jahre eingedeckt werden. Immerhin ist in der momentanen Situation der tatsächliche Bedarf nicht sicher, auch kann es beim Platinpreis im Laufe der nächsten Monate noch zu einer spekulativen Übertreibung auf der unteren Seite kommen, bevor sich der Preis dann endgültig stabilisiert.
Dass es zu einer solchen Stabilisierung kommen wird, steht unserer Meinung nach außer Zweifel. Immer mehr Minengesellschaften kündigen eine Anpassung ihrer Förderung an die aktuellen Gegebenheiten an und sorgen so auf mittlere Sicht für eine Verknappung der Metalle und damit für eine Festigung der Preise. In dieser Woche berichtete zum Beispiel der weltweit drittgrößte Platinmetallproduzent, Lonmin, dass man einige Minen, in denen die Produktionskosten besonders hoch liegen, schließen werde. Bei der Vorstellung der jüngsten Geschäftsergebnisse rief der Vorstandsvorsitzende von Lonmin, Ian Farmer, auch die anderen Minengesellschaften dazu auf, die Produktion ebenfalls zu drosseln.
Die Marktbeobachter des englischen Edelmetallsverarbeiters Johnson Matthey sind nicht davon überzeugt, dass es dazu tatsächlich kommen wird. In ihrer in dieser Woche in London veröffentlichten Markteinschätzung zur Lage auf den Platinmetallmärkten sagten die Engländer, dass die Produktion am Kap im aktuellen Jahr zwar um immerhin 5% auf 149 Tonnen gefallen sei, dass sie aber für das kommende Jahr gar kein Minus bei der Produktion in Südafrika erwarten, sondern im Gegenteil sogar eine, wenn auch wohl nur leichte Steigerung.
Was die Nachfrageseite im Jahr 2008 angeht, sieht JM trotz der aktuellen Misere auf den Automärkten eine leichte Steigerung des Gesamtverbrauchs im Automobilbereich voraus. Im Gegensatz dazu sei aber der Absatz an Platinschmuck zurückgegangen. Auch im Investmentbereich habe 2008 die Nachfrage am Ende wieder deutlich nachgelassen. Insgesamt werde der weltweite Absatz deshalb 2,3% im Minus liegen. Dank des oben erwähnten, gleichzeitigen Rückgangs der Neuproduktion könnte es 2008 am Ende auf dem Platinmarkt trotzdem ein Defizit in Höhe von 240.000 Unzen geben.
Was die weitere Preisentwicklung angeht, rechnen die Analysten mit einer Handelsspanne zwischen 700 $ und 1.400 $ je Unze für die kommenden sechs Monate.
- Palladium
Die neuesten und eher düsteren Nachrichten aus den USA bezüglich des Hilfspakets für die amerikanische Automobilindustrie haben dafür gesorgt, dass das Palladium nach einer zunächst ruhigen Woche mit Preisen beiderseits der Marke von 210,- $ je Unze in den letzten 24 Stunden einen kräftigen Einbruch hinnehmen musste. Es fiel in der vergangenen Nacht auf einen Tiefstkurs von 180,- $ zurück und damit auf den tiefsten Stand seit fast vier Wochen.
Wenn es nach den Analysten von JM geht, ist dies noch nicht das Ende der Fahnenstange: Sie schließen für die nächsten sechs Monate einen Einbruch auf nur noch 125,- $ je Unze und damit auf ein 12-Jahrestief nicht aus.
Hauptursache sei ein möglicher Absatzeinbruch; ansonsten, so JM, stünden die Vorzeichen gar nicht so schlecht: Die Produktion sei in diesem Jahr sowohl in Südafrika, wie auch in Russland gesunken.
Gleichzeitig werde der Absatz 2008 vor allem dank der Automobil- und der Schmuckindustrie um 3,8 Prozent auf fast 224 Tonnen zunehmen. Die Käufer können dabei nicht länger auf einen ununterbrochenen Zufluss aus staatlichen russischen Vorräten rechnen. So würden die Verkäufe aus dieser Richtung im laufenden Jahr auf nur noch 800.000 Unzen fallen und sich gegenüber dem Jahr 2007 damit fast halbieren.
Für den Fall, dass sich die globale Wirtschaft doch schneller als gedacht erholt, schließt JM eine spätere Rückkehr auf Preise um 300 $ je Unze nicht aus.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Auch das Rhodium konnte sich in den letzten Tagen den negativen Tendenzen auf den internationalen Automärkten nicht verschließen. Immerhin enden fast 90% des überwiegend in Südafrika geförderten Metalls in Autokatalysatoren. Der Preis fiel mangels Nachfrage, aber auch weil es noch immer zu Verkäufen von Inhabern von Pluspositionen kam, um 300,- $ auf nur noch 1.125 $ - 1.325 $ je Unze zurück.
Da half auch nicht, dass JM in seiner Stellungnahme zu den Platinmetallmärkten dem Rhodium für 2008 ein Defizit in Höhe von knapp zwei Tonnen bescheinigte, weil die Produktion in diesem Jahr noch schneller gefallen sei, als die Nachfrage.
Ruthenium musste nur leichte Verluste hinnehmen. Es notiert jetzt bei 135 $ - 185 $, Iridium liegt unverändert bei 380 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.