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Edelmetalle Aktuell

08.12.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Das gelbe Metall war in den letzten beiden Wochen einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. So stieg es am vorletzten Freitag um fast fünf Prozent auf ein 5-Wochenhoch an und erreichte dabei wieder die psychologisch wichtige Marke von 800 $ je Unze. Das Kaufinteresse setzte sich dann am Montag der vergangenen Woche weiter fort und in der Spitze erreichte das Metall einen Höchstkurs von 830 $ je Unze.

Verantwortlich für den Anstieg dürften vor allem Anleger auf der Suche nach einem sicheren Hafen gewesen sein. Aber auch Händler beteiligten sich an der Kaufwelle. Sie spekulierten angesichts eines vorübergehend zulegenden Ölpreises und einer positiven charttechnischen Situation auf einen steigenden Goldpreis.

Die Notierung verharrte dann für beinahe eine Woche auf dem hohen Niveau. Am Ende führte aber der neuerliche, drastische Preisverfall beim Öl wieder zu fallenden Kursen. Mit aktuell noch knapp 770 $ je Unze präsentiert sich das Gold dabei insbesondere im Vergleich zu den Platinmetallen in einer noch immer relativ guten Verfassung.

Auch in den nächsten Tagen erwarten wir an dieser Stelle keine große Änderung. Ein Blick auf den Ölpreis und die Entwicklung des Dollarkurses wird sich weiter lohnen, da von hier in absehbarer Zeit die maßgeblichen Einflüsse ausgehen werden.

Aus Indien wurde unterdessen berichtet, dass die Nachfrage im November wieder rückläufig gewesen sei. Nach 54 Tonnen im vergangenen Jahr hätte die Importe im letzten Monat nur noch bei 35 - 40 Tonnen gelegen.

Die europäischen Zentralbanken haben in der letzten Woche noch dazu wieder etwas mehr Gold abgegeben. Kompensiert wurde dies aber durch erhebliche Neuanlagen in Gold-ETFs, die den höchsten Anstieg der letzten sieben Wochen erreichten.

Zweigeteilt präsentiert sich derzeit die Liefersituation bei den Investmentbarren aus Gold. Während es bei den geprägten Barren mit einem Gewicht von einem Gramm bis zu 100 Gramm nach wie vor zu erheblichen Lieferzeiten kommen kann, sind die gegossenen Barren in einer Größe von 250 Gramm bis zu einem Kilogramm zumindest im Moment direkt lieferbar. Mit einer Entspannung auch bei den kleinen Barren ist vor Weihnachten wohl nicht mehr zu rechnen.

  • Silber

Von einem echten Eigenleben kann beim Silber nur die Rede sein, wenn man es mit anderen überwiegend industriell genutzten Rohstoffen und auch Edelmetallen vergleicht. Dann schneidet das weiße Metall nämlich relativ gut ab. Das liegt sicherlich auch daran, dass es bisher in starkem Maße als direkte Alternative zum Gold gesehen wurde. Und an diesem orientierte sich das Metall auch wieder in den letzten beiden Wochen, als es zwischen 9 $ und 10,50 $ schwankte. Aktuell liegt es etwas unterhalb der Hälfte dieser Handelsspanne. Insgesamt muss die Situation beim Silber weiter intensiv beobachtet werden. Charttechnisch gibt es jetzt Unterstützung bei 9 $ je Unze, diese muss halten, sonst könnte es am Ende doch noch deutlich abwärts gehen. Auch die hohen ETFBestände geben noch immer Anlass zur Sorge, ein Abbau von Positionen hier könnte leicht zu einer Lawine anwachsen.

Ein gemischtes Bild gibt es derzeit bei den Lieferzeiten für Investmentbarren. Insbesondere bei den ein 1-Kilo-Barren konnten die Lieferzeiten in den letzten beiden Wochen reduziert werden. Bis zum Jahresende ist hier mit einer weiteren Entspannung zu rechnen.

  • Platin

Im Großen und Ganzen zeigte sich der Platinpreis in den letzten beiden Wochen stabil und das trotz eines Gegenwinds von der Wirtschaftsseite, der zum Teil Hurrikan-Stärke erreichte.

So stieg die Notierung nach einem Einbruch auf 760 $ direkt nach der Abfassung unseres letzten Berichts rasch wieder an und erreichte, vor allem beflügelt von einem massiv steigenden Goldpreis, aber auch durch einen starken Yen (er macht Platinkäufe für japanische Anleger und Schmuckkäufer günstiger) schließlich die Marke von 872 $ je Unze. Dieses Plus konnte das Metall bis zum vergangenen Montag verteidigen. Als dann in den letzten Tagen mehr und mehr klar wurde, dass die Automobilindustrie auf ein wenig fröhliches Weihnachtsfest zusteuert, kippte die Stimmung auf dem Platinmarkt wieder und durch Verkäufe von Händlern fiel die Notierung auf z. T. nur noch 780 $ zurück.

Die weltweiten Autoverkaufszahlen für den Monat November, die im Laufe dieser Woche für viele bedeutende Märkte veröffentlicht wurden, waren ein einziges Desaster. Dabei gab es nicht einen Lichtblick. Den Anfang machte Spanien und präsentierte gleich eine Horrorzahl. Über 50% weniger Neuzulassungen gab es im November in immerhin einem der bedeutendsten europäischen Märkte. In England fielen die Verkäufe um 37%, dies war der höchste Einbruch der letzten 28 Jahre. Ähnliche Zahlen gab es aus Italien mit minus 30%, nur in Deutschland und Frankreich fiel das Minus mit 18 bzw. 14 Prozent nicht ganz so groß aus. Für ganz Westeuropa muss aber mit einer Zahl von -25% gerechnet werden.

Auch in anderen Weltregionen sah es nicht besser aus: in Japan fielen die Verkäufe um über 18%, in Brasilien um 17% und in den USA um in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit ja bereits viel diskutierte 37%. Jedes einzelne nicht verkaufte Auto bedeutete dann auch eine Menge zwischen drei und sechs Gramm Platinmetalle, die im letzten Monat nicht an den Mann oder die Frau gebracht werden konnten.

Die nachlassende physische Nachfrage aus der Industrie macht sich bereits bemerkbar: So handelt Platinschwamm - in dieser Form wird Metall für industrielle Zwecke gehandelt - derzeit mit einem Abschlag von bis zu 8 Dollars gegenüber dem "loco-Zürich-"Preis für sog. Standardbarren. An einen Abschlag in dieser Höhe können sich auch altgediente Händler nicht erinnern. Ein Konsequenz dieser Situation wird wohl sein, dass zukünftig verstärkt Barren hergestellt werden, die dann in Zürich in den Lagern angeliefert werden. Eine Folge dieser Entwicklung wäre, dass die Zinsen für Platin aufgrund des dann steigenden Angebots in Zürich auf vergleichsweise niedrigem Niveau verharren. Dieser Vorteil für potentielle Leihenehmer wird allerdings dadurch neutralisiert, dass die Kredit (risiko)aufschläge, die Banken und Handelshäuser für Leihen an Firmen aufgrund der Situation auf den Finanzmärkten nehmen müssen, in den letzten acht Wochen z. T. massiv gestiegen sind.

An rasch steigende Preise ist in der aktuellen Situation nicht zu denken. Die große Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung wird nicht nur zu einer Zurückhaltung der Industrie führen, sondern das Gros der Anleger zweimal darüber nachdenken lassen, ob sie in der momentanen Situation auf die Platinmetalle allgemein bzw. auf das Platin im Besonderen setzen sollen.

Allerdings gibt es gerade beim letzten Punkt auch Gegenbeispiele. So ist in der letzten Woche der Bestand des populärsten Platin-ETFs um 23% auf rund fünf Tonnen gestiegen. Allerdings liegt diese Zahl noch immer weit unter dem Höchststand vom Juli, als sich über 13 Tonnen des weißen Metalls in den Händen von ETF-Käufern befanden.

Auch wenn wir keine stark steigenden Notierungen erwarten, sind wir in der derzeitigen Marktsituation aber auch keineswegs vollkommen negativ eingestellt. Das liegt vor allem daran, dass die Minen ihre Produktion mehr oder weniger schnell dem Bedarf anpassen werden und dies zum Teil auch jetzt schon tun. Grund dafür ist, dass aktuell ein erheblicher Teil der Förderung bereits Verluste verursacht, egal, ob in Südafrika, in Nordamerika oder in Russland.

Nachdem so in der letzten Berichtsperiode bereits Lonmin verkündete, dass man einige (kleinere) Minen stilllegen und bis zu 4.000 Arbeiter entlassen wolle, folgte in dieser Woche schließlich Aquarius: die Gesellschaft möchte in der Everest-Mine zunächst 200 Arbeitsplätze abbauen und damit 12% der gesamten Belegschaft. Es war in ersten Meldungen zwar noch keine Rede von einem Zurückfahren der Produktion, allerdings ist diese auch nicht auszuschließen.

  • Palladium

Auch das Palladium konnte sich den Zahlen vom Automarkt in den letzten beiden Wochen nicht verschließen. Zwar legte die Notierung anfangs, vor allem angetrieben von einem stark steigenden Goldpreis, noch einmal auf 200 $ je Unze zu, mit Beginn der Veröffentlichungen der neuesten Autoverkaufszahlen für November ging es dann aber rasch wieder abwärts.

Am vergangenen Mittwoch lag der Preis dann nur noch bei 165 $ und damit fast wieder auf dem langjährigen Tiefststand von Anfang November. Davor hatte das Metall zuletzt Mitte 2003 derart tief notiert.

Eine rasche Besserung der Lage ist unserer Meinung nach nicht in Sicht. Erst wenn die Konjunktur wieder anspringen wird, wird auch das Palladium wieder deutlich zulegen können.

Da aber schon auf der heutigen Preisbasis nicht nur neue Minenprojekte, sondern selbst aktive Produzenten akut in ihrer Existenz bedroht sind, sehen wir das Abwärtspotential für den Preis als einigermaßen begrenzt an. Sollte die Absatzmisere im Automobilsektor weiter andauern, dürfte eher das Angebot an neugefördertem Metall deutlich sinken, als der Preis ins Bodenlose fallen.

Dass die Nachfrage nach industriell einsetzbarem Palladium derzeit gering ist, zeigt sich auch im Abschlag für Palladiumschwamm, der im Moment 2,50 $ unter den Barren gehandelt wird, damit aber immer noch deutlich kleiner als beim Platin ist.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der beispiellose Preisverfall der Rhodiumnotierung setzte sich zunächst auch in der letzten Woche weiter fort. Das trotz aller Rückgänge noch immer teuerste Edelmetall fiel dabei zum ersten Mal seit 2005 wieder in den Bereich dreistelliger Kurse zurück. Am Ende fand die Notierung erst bei einem Kurs von 850 $ - 1.050,- $ je Unze einen Boden. Verantwortlich für den Einbruch war wohl vor allem die geringe physische Nachfrage aus der Automobilindustrie; es könnte aber durchaus auch noch immer Verkäufe überschüssiger Bestände durch einzelne (Auto-) Hersteller gegeben haben oder auch die Auflösung spekulativer Pluspositionen durch Investmentfonds.

Auf dem genannten Tiefstkurs, es war der niedrigste seit Mitte 2004, kam dann allerdings wieder neue industrielle Nachfrage auf. Allerdings stammte diese zur Abwechslung mal nicht aus der Automobilindustrie. Diese Käufe waren es auch, die das Metall im Laufe dieser Woche rasch wieder auf 1.300 $ - 1.500 $ je Unze ansteigen ließen, womit dann allerdings ein Niveau erreicht war, auf dem die Nachfrage sofort wieder eintrocknete.

Insgesamt rechnen wir für die nächste Zeit nicht mit einem weiteren Zulegen das Rhodiumpreises, dazu sind die aktuellen Nachrichten von den weltweiten Automärkten einfach zu schlecht. Und immerhin zeichnet sich die Automobilindustrie für rund 90 Prozent der weltweiten Rhodiumnachfrage verantwortlich.

Da hilft es auch nur wenig, dass in den Minen zunehmend weniger Platinmetalle und damit auch Rhodium produziert werden und dass in den letzten Monaten deutlich weniger Recyclingmaterial, z.B. aus alten Autokatalysatoren auf den Markt kommt, weil diese in der Hoffnung auf wieder steigende Preise zurückgehalten werden.

Etwas besser sieht es dagegen bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen Iridium und Ruthenium aus: gerade beim Ruthenium gab es in den letzten beiden Wochen wieder etwas mehr Nachfrage. Allerdings wirkte sich diese bisher nicht auf den Preis des Metalls aus. Er liegt unverändert bei 135 $ - 185,- $ je Unze. Völlig ruhig verlief im Prinzip auch der Handel mit Iridium. So gibt es weiter keine nennenswerten Umsätze und der Preis verharrt unverändert bei 380 $ - 430 $ je Unze. Allerdings zeigte sich in den letzten Tagen vereinzelt Kaufinteresse, wobei Geldkurse knapp über der Marke von 400,- $ je Unze gezeigt wurden.

Beiden Metallen könnte in Zukunft die, im Vergleich zu den drei wichtigsten Platinmetallen geringere Abhängigkeit von der Automobilindustrie helfen. Mit jedem Rückgang der Platinproduktion in Südafrika sinkt schließlich auch die Ausbringung von Ruthenium und Iridium. Für größere Preissteigerungen wird dies aber nicht reichen, dafür müsste es wohl erst neue Anwendungen geben.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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