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Edelmetalle Aktuell

23.01.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Goldpreis erreichte am vergangenen Donnerstag einen vorläufigen Tiefstkurs bei 802 $ je Unze und stabilisierte sich dann erwartungsgemäß auf diesem Niveau. Ein erster Anstieg des Preises für US-Leichtöl von 33,25 $ auf fast 37 $ je Barrel und das vorübergehende Zulegen des Euros (Details im Abschnitt über Platin) sorgten dann für eine massive Trendwende beim Gold. Innerhalb von 24 Stunden stieg das Metall um über 40 $ an. Danach verlor es zu Beginn dieser Woche zwar noch einmal an Wert, es koppelte sich aber im weiteren Verlauf dann zunehmend von der Währungsentwicklung ab und legte trotz einer sich verstärkenden Euroschwäche, aber unterstützt von einem wieder stark steigenden Ölpreis, auf fast 870 $ je Unze zu.

Die sich erneut verschärfenden Probleme in der internationalen Bankenwelt und die Herabstufung der Kreditwürdigkeit einer Reihe von europäischen Ländern dürften eine wesentliche Rolle für die Käufe durch Investoren gespielt haben, die auf der Suche nach einem sicheren Hafen für ihr Vermögen zumindest in Teilen auf das gelbe Metall setzen.

In diesem Zusammenhang war schon am vergangenen Donnerstag berichtet worden, dass die Bestände des populärsten Gold-ETFs auf einen neuen Höchststand gestiegen seien. Diese Entwicklung hielt dann auch in dieser Woche an und gestern Abend lag die im ‚SPDR Gold Trust‘ physisch gebundene Metallmenge auf dem neuen Rekordniveau von 806 Tonnen. Alleine gestern wurden dabei weitere drei Tonnen gekauft, in den letzten beiden Wochen immerhin fast 20 Tonnen.

Auf das große Interesse der Anleger wies auch GFMS in seinem jüngsten Nachtrag zur Gold 2008-Studie hin. Nähere Einzelheiten hierzu können unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 dieses Berichts nachgelesen werden.


  • Silber

Schwer einzuschätzen präsentiert sich in der aktuellen Lage das Silber. Vom Preis her sicher zu hoch, wenn man sich nur den industriellen Verbrauch anschaut, wird das Metall aber weiterhin von der Nachfrage durch Investoren gestützt. In den letzten Tagen konnte es dabei die Verluste, die es in der zweiten Hälfte der letzten Woche erlitten hatte, zunächst zu einem großen Teil wieder ausgleichen. Angetrieben zunächst von einem anfangs noch schwächeren Dollar und später einem massiv steigenden Ölpreis gelang es dabei dem Silber wieder deutlich über die Marke von 11 $ zu steigen.

Erst gestern wurde dann der vorläufige Höchstkurs von 11,50 $ erreicht. Die Bestände im größten ETF ‚iShares Silver Trust‘ sind derweil auf den Rekordstand von 7.134 Tonnen gestiegen. Gegenüber dem Jahresanfang 2008 liegen die Bestände damit um bemerkenswerte 48 Prozent höher.

Momentan hat sich das Metall in einer Handelsspanne zwischen 10,60 $ und 11,71 $ je Unze festgesetzt, an dieser wird sich wohl trotz der andauernden Investorennachfrage kurzfristig nicht viel ändern, weil gleichzeitig die industrielle Nachfrage noch immer gering ausfällt und hier als Korrektiv wirkt.

Unterschiedlich fielen in dieser Woche die Meldungen von der Minenseite aus: Der große Produzent Hochschild Mining berichtete über eine im 4. Quartal um 3 Prozent gefallene Produktion, während das Gesamtjahr mit 26,1 Mio. Unzen noch immer mit 1,7 Prozent im Plus gelegen habe. Trotz eine möglichen Schließung einer kleineren Mine wollen die Südamerikaner in diesem Jahr sogar bis 28 Mio. Unzen fördern. Der russische Produzent Polymetal teilte derweil mit, dass die Produktion 2008 um immerhin 8 Prozent auf 17,2 Mio. Unzen gestiegen sei, im laufenden Jahr sollen nun sogar bis zu 18 Mio. Unzen ausgebracht werden.


  • Platin

Noch vor dem letzten Wochenende konnten die Edelmetallpreise deutlich zulegen und auch das Platin koppelte sich von dieser Bewegung nicht ab.

Treibende Kraft hinter dem Anstieg am letzten Freitag war vor allem die rasche Abschwächung des Dollars, der z.B. gegenüber dem Euro innerhalb von 24 Stunden von 1,3040 auf knapp 1,34 fiel.

Hinzu kam aber, dass das Platin nach dem ursprünglichen Anstieg in der ersten Januarhälfte in der letzten Woche fast 10% seines Wertes verloren hatte und sich damit für den einen oder anderen längerfristig planenden industriellen Verbraucher wieder ein einigermaßen attraktives Einstiegsniveau für Terminkäufe bot.

Zusammen mit der anhaltenden (Schmuck-)Nachfrage aus China sorgten diese Käufe am Montag für einen Platinpreis von fast 970 $ je Unze, bevor dann wieder die düstere Stimmung auf den internationalen Automärkten die Oberhand gewann und die Notierung erneut drückte. In diesem Zusammenhang gaben in dieser Woche in Deutschland VW und BMW deutliche Produktionskürzungen - gepaart mit Kurzarbeit - bekannt und auch die überraschende Zusammenarbeit zwischen Fiat und Chrysler wurde von Analysten eher als ein Ausdruck der momentanen Krise, denn als echter Gewinn für beide Seiten bewertet.

Der Platinpreis fiel deshalb bis gestern fast wieder auf die Marke von 910 $ je Unze zurück, konnte sich dann allerdings in den letzten Stunden, nicht zuletzt unterstützt von einem schon zuvor gestiegenen Goldpreis noch einmal auf knapp 930 $ befestigen.

Für die kommenden Tage ist nicht auszuschließen, dass das Platin nun noch einmal die untere Seite der jüngsten Handelsspanne testet.

Bei allen Edelmetallen, so auch beim Platin, wird derzeit von Händlern stark auf die Charts geschaut. Daher lohnt auch immer wieder mal ein Blick auf die charttechnische Situation: Unterstützung gibt es jetzt schon bei 915 $ und dann beim Tiefstkurs der letzten Woche, bei 900 $ je Unze. Sollte letzteres Niveau durchbrochen werden, wäre aber auch ein Rückschlag auf 880 $ denkbar. Ein Test der starken Unterstützung bei 820 $ steht dagegen unserer Meinung nach so schnell nicht auf der Tagesordnung. Nach oben gibt es einen ersten charttechnischen Widerstand schon bei 945 $ und darüber dann bei 970 $ und 1.000 $ je Unze.

Anders als beim Gold spielt zumindest in den westlichen Industrienationen privates Investment bei den Platinmetallen kaum eine Rolle, nicht zuletzt auch deshalb, weil im Gegensatz zum gelben Metall beim Kauf von Investmentbarren aus Platin und Palladium Mehrwertsteuer erhoben wird. Auf zwar noch immer relativ niedrigem Niveau war in den letzten Wochen aber trotzdem ein verstärkte Nachfrage nach Investmentbarren aus Platinmetallen zu verspüren. Da aber von den Barrenherstellern im Moment sämtliche Produktionskapazitäten auf die ungleich populäreren Gold– und Silberbarren konzentriert werden, kommt es bei den Platinmetallbarren, sofern sie überhaupt angeboten werden, ebenfalls zu erheblichen Lieferverzögerungen.

In Südafrika hatte die Minenindustrie in den ersten Wochen des Jahres erneut eine Reihe von Unfällen zu verkraften, darunter auch wieder einige, bei denen wieder Arbeiter ums Leben kamen. Die sich an solche Unfälle in den betroffenen Minen dann regelmäßig anschließenden Produktionsunterbrechungen zum Zwecke der Ursachenforschung haben in der aktuellen Situation aber keine Folgen für den Platinpreis, selbst wenn eine Mine, wie im jüngsten Fall die Turffontein-Mine von Anglo Platinum, für fast eine Woche geschlossen bleibt.

Weitere Meldungen zur Lage auf dem Platinmarkt finden sich unter den Links auf Seite 4


  • Palladium

Zusammen mit dem Platin ist gegen Ende der vergangenen Woche auch der Palladiumpreis gestiegen. Mehr als 186,50 $ waren allerdings nicht drin und für den Rest der Woche verharrte das Metall dann in einer engen Handelsspanne zwischen 178 $ und 184 $ je Unze. Viel wird sich in den nächsten Tagen nicht ändern, Preise von 160 $, oder auch auf der anderen Seite 200 $ je Unze sind eher unwahrscheinlich.

Mit positiven Nachrichten kann derzeit auch der weltgrößte Palladiumproduzent, Norilsk Nickel aus Russland, nicht aufwarten. Wie das Unternehmen in dieser Woche mitteilte, dürften der Umsatz in diesem Jahr um mindestens 50 Prozent zurückgehen. Aus diesem Grund wollen man nun auch massiv die Ausgaben reduzieren. So sollen sowohl die Investitionen in neue Projekte gekürzt werden, wie auch existierende Minen z.B. in Australien und Südafrika stillgelegt werden. Bei letzteren handelt es sich allerdings nicht um Minen, die Edelmetalle produzieren. Die Beteiligung am größten nordamerikanischen Palladiumproduzenten Stillwater Mining hatte Norilsk ja schon im letzten Jahr zur Disposition gestellt, bisher aber keinen Käufer gefunden.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die "kleinen" Platinmetalle standen in dieser Woche weder im Fokus der industriellen Endverbraucher, noch dem der Händler.

Beim Rhodium gab es zwar einiges an Geschäft sowohl auf der Kauf-, wie auch der Verkaufsseite, allerdings waren die individuellen Umsätze ziemlich gering. Die Notierung des teuersten Edelmetalls stieg trotzdem leicht an und liegt heute Mittag bei 1.075 $ - 1.175 $ je Unze. Der Großteil der Nachfrage kam dabei auch in den letzten Tagen wieder, wie schon in den letzten Wochen auch, aus Asien.

Beim Ruthenium gibt es weiterhin praktisch keine industrielle Nachfrage und angesichts des niedrigen Preises haben inzwischen auch die Verkäufer weitgehend aufgegeben und zeigen erst einmal kein Interesse mehr. Die Notierung liegt aktuell bei rund 30 $ - 80 $ je Unze, größere Veränderungen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Sicht.

Auch beim Iridium ist nicht viel los, der Preis kann sich aber weiter im Bereich der 400 $-Marke halten. Er lag, wie schon in der Vorwoche, bei 370 $ - 420 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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