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Edelmetalle Aktuell

04.02.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

In zwei Wellen und überwiegend getrieben von einem sich wieder etwas abschwächenden Dollar konnte der Goldpreis in den letzten 10 Tagen vorübergehend auf 930,50 $ zulegen. Damit erreichte er den höchsten Stand seit Anfang Oktober. In Euro gerechnet notierte das Gold mit 727 € je Unze (23,37 € je Gramm) sogar auf einem neuen Allzeithoch.

Private und institutionelle Investoren stehen derweil zu "ihrem" gelben Metall, allerdings auch weiterhin nur in der sichereren, physischen Form. So wurden auch in den vergangenen 10 Tagen immer wieder neue Absatzrekorde beim populärsten Gold-ETF erzielt, gestern Abend lag die Gesamtmenge beim SPDR Gold Trust bei 853 Tonnen Gold und damit bei über 20 Tonnen mehr als am 23. Januar. Über eine ähnliche Entwicklung, wenn auch auf niedrigerem Niveau, berichten auch die Emittenten der übrigen ETFs.

Auch die Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu 1 kg sind weiterhin gefragt. Was immer an gegossenen und auch geprägten Barren produziert werden kann, findet praktisch umgehend seinen Weg zu Banken und Edelmetallhändlern und dann weiter zu den Endkunden.

Eigentlich war es schon fast keine Überraschung mehr, dass die Goldreserven der Bundesbank in Zeiten wieder einmal knapperer öffentlicher Kassen die Begehrlichkeiten mehr oder weniger bekannter Politiker wecken. Bei der jüngsten, in der letzten Woche angefachten Diskussion überraschte lediglich die Richtung, aus der diesmal die Verkaufsforderungen kamen, nämlich von einem CDU-Politiker aus der zweiten Reihe. In den letzten Jahren waren ja entsprechende Forderungen eher auf der linken Seite des politischen Spektrums in Deutschland aufgekommen.

In Zeiten, in denen die Stabilität des europäischen Währungssystems mehr denn je seit seiner Einführung diskutiert wird, dürfte aber auch der neueste Vorstoß für Goldverkäufe bei den Frankfurter Währungshütern wieder folgenlos verhallen. Und dies ist wohl auch die richtige Reaktion: So sind nämlich die gesamten Goldreserven der Bundesbank derzeit "nur" rund 65 Mrd. Euro wert und wären damit ohnehin kaum geeignet, den aktuell ausufernden Geldbedarf der Berliner Politik zu stillen. Hinzu käme, dass der Goldpreis bei der Bekanntgabe eines Verkaufs wohl kaum auf dem aktuell hohen Niveau verbleiben würde und dass ein solcher Verkauf, soll er den Goldmarkt nicht überfordern, außerdem über mindestens 15 Jahre gestreckt werden müsste. Angesichts der ja jetzt akuten Finanznot würde er also vermutlich nichts außer einem weiteren Vertrauensverlust bringen. So sieht es wohl auch das Bundesfinanzministerium, das den Vorschlag aus der CDU inzwischen mit deutlichen Worten abgelehnt hat.

Nicht zuletzt, weil auch andere Zentralbanken ihre Verkäufe in jüngster Zeit immer weiter reduziert haben und z. B. die maximale europäische Verkaufsquote von 500 Tonnen pro Jahr inzwischen bei weitem nicht mehr ausschöpfen, nimmt auf der Angebotsseite die Bedeutung von Altgold immer mehr zu. Vor allem zählt aber auch, wie viel Gold die Minen pro Jahr neu ausbringen können. Hier scheint ja weltweit betrachtet der Höchststand bereits im Jahr 2001 mit 2.645 Tonnen überschritten worden zu sein, trotzdem können aber einzelne Länder ihre Produktion noch immer steigern. Zu dieser Gruppe gehört vor allem China, das inzwischen ja weltgrößter Goldproduzent ist und das 2008 mit 282 Tonnen 4,3 Prozent mehr Gold als im Vorjahr fördern konnte. Auch Russland und Ghana konnten ihre Goldproduktion im vergangenen Jahr noch steigern, ersteres um 13,3 Prozent auf fast 164 Tonnen, die Westafrikaner um 4 Prozent auf rund 81 Tonnen. Auf der anderen Seite gab es 2008 Rückgänge in Südafrika sowie etlichen anderen Ländern zu verzeichnen.


  • Silber

Das weiße Metall orientierte sich auch in den letzten 10 Tagen wieder am Goldpreis und legte dabei von 11 $ auf zeitweise über 12,66 $ je Unze zu. Rein charttechnisch betrachtet sind weitere Gewinne erst einmal nicht auszuschließen, viel hängt davon ab, ob es nun über 12,80 $ klettern kann.

Mit Mexiko und Peru gaben die beiden größten Produzentenländer für Silber in den letzten Tagen neue Ausbringungszahlen bekannt. Die weltweite Nr. 1, Peru, vermeldete für das Gesamtjahr 2008 eine Neuproduktion in Höhe von 3.686 Tonnen (plus 5,3 Prozent) und Mexiko für November eine Ausbringung in Höhe von 234 Tonnen (35 Prozent mehr als im Vorjahresmonat).


  • Platin

Der deutliche Anstieg des Euro/US-Dollar-Kurses (und damit auch des Goldpreises) noch vor dem vorletzten Wochenende beflügelte die Notierungen für alle möglichen Rohstoffe und so auch den des Platins. Die Notierung stieg dabei überraschend schnell von unter 930 $ auf über 970 $ je Unze an. Nach einer kurzen Verschnaufpause, die noch einmal niedrigere Kurse brachte, erreichte der Preis dann am vergangenen Freitag sogar fast 990 $ je Unze. Auch diese Gewinne konnte das Metall am Ende aber nicht verteidigen und so notiert es aktuell etwas über 960 $ je Unze. Damit liegt das Platin aber immerhin rund 3 Prozent über dem Niveau, auf dem es bei Abfassung unseres letzten Berichtes gehandelt hatte.

Die schlechten Nachrichten von den internationalen Automobilmärkten, dem wichtigsten Absatzkanal für Platin & Co, reißen unterdessen nicht ab. Aus Frankreich wurde berichtet, dass die dortige Abwrackprämie bisher kaum Wirkung zeige, auch in Deutschland sind nach Medienberichten erst 2.000 Anträge für die hiesige Prämie eingegangen, die damit zumindest bisher nicht einmal den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein darstellt. Auch die bisher veröffentlichten Zulassungszahlen für Januar waren auf der ganzen Welt katastrophal: In Spanien gab es ein Minus von über 41 und in Italien von 33 Prozent. In Japan wurden fast 28 Prozent weniger Autos verkauft, die dortigen Neuzulassungen lagen damit auf dem niedrigsten Stand der letzten 37 Jahre. Für die Zahlen aus den USA, die heute Nachmittag veröffentlicht werden, verheißt dies nichts Gutes: Marktbeobachter rechnen hier mit einem Rückgang auf ein neues 27-Jahrestief.

Das Beratungsunternehmen Bain & Company rechnet derweil in diesem Jahr mit einem Rückgang der weltweiten Autoverkäufe um 11 Mio. Fahrzeuge. Dies entspräche immerhin 65% des gesamten westeuropäischen Marktvolumens. Erst 2012, so Bain weiter, werde wieder das Produktionsvolumen von 2007 erreicht werden. Für die Platinmetallmärkte bedeutet allein diese Entwicklung in diesem Jahr eine Mindernachfrage von vielleicht 40 Tonnen und damit von knapp 10% der Weltjahresproduktion. Hinzu kommt dann noch die geringere Nachfrage aus der Elektronikindustrie, sowie nach Schmuck.

Angesichts dieser Entwicklung bleiben wir der Ansicht, dass der Platinpreis kurzfristig zu keinem nachhaltigen Höhenflug ansetzen kann. Gleichzeitig erwarten wir aber auch weiterhin nicht, dass er in Richtung der Marke von 800 $ oder sogar darunter kollabieren wird. Dies liegt vor allem an der Reaktion der Minengesellschaften, die derzeit die Produktion drosseln, zum Teil freiwillig, zum Teil aus technischen Gründen, zum Teil aber auch, weil einzelne Produktionsstätten angesichts gestiegener Kosten schlicht und ergreifend nicht mehr kostendeckend produzieren können und deshalb schon geschlossen wurden oder es in absehbarer Zeit noch werden.

Charttechnisch befindet sich der Platinpreis trotz dieser äußeren Umstände nun schon seit Erreichen des Tiefstkurses im Oktober in einem Aufwärtstrend; dies sicherlich auch, weil das Metall damals mit zeitweise deutlich unter 800 $ eindeutig überverkauft war und bei diesen Preisen unter den durchschnittlichen Produktionskosten gehandelt wurde.

Inzwischen wächst aber die Gefahr, dass das Platin den oben erwähnten Trendkanal nach unten verlässt. Sollte es jetzt unter 950 $ je Unze fallen, droht ein Rückschlag auf immerhin 900 $. Angesichts der jüngsten Meldungen von den internationalen Automärkten wäre dies denn auch nicht wirklich eine Überraschung.

Auf der anderen Seite würde aber ein Zulegen des Platinpreises auf über 1.000 $ noch einmal ein positives Signal aussenden und eher kurzfristig orientierte Händler und Spekulanten könnten dann versucht sein, das Metall sogar in Richtung des oberen Endes des Trendkanals bei 1.100 $ zu treiben. Auf Unterstützung der industriellen Verbraucher dürfen sie dabei allerdings nicht hoffen und deshalb wäre ein solcher Anstieg vermutlich auch nicht sehr nachhaltig.

Für die Minen bedeuten die im letzten Jahr so deutlich gefallenen Preise eine massive Belastung. So musste Aquarius Platinum in der letzten Woche einen Halbjahresverlust von 75 - 85 Mio. $ ankündigen. Ein Viertel davon geht auf die (vielleicht) temporäre Schließung der Everest-Mine zurück. Im letzten Geschäftsjahr (bis Juni 2008) hatte Aquarius noch 236 Mio. $ verdient.


  • Palladium

Norilsk Nickel, der weltgrößte Palladiumproduzent, gab in dieser Woche die endgültigen Produktionszahlen für 2008 bekannt: So habe man im vergangenen Jahr 2,821 Mio. Unzen Palladium und 659.000 Unzen Platin produziert und damit fast 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Für 2009 wurde ein weiterer Rückgang angekündigt.

Es war wohl vor allem diese Meldung, die in dieser Woche den Palladiumpreis gestützt hat und am Ende dafür sorgte, dass er wieder auf fast 200 $ je Unze zulegen konnte. Auch wenn das charttechnische Bild aktuell sogar noch etwas besser als beim Platin aussieht, wird am Ende viel davon abhängen, wie sich das Platin weiter entwickelt.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Rhodiumpreis liegt im Vergleich zu unserem letzten Berichtstag unverändert bei 1.075 $ - 1.175 $ je Unze. Die Umsätze sind auf beiden Seiten relativ gering, sicher ist dies auch eine Folge der eher verhaltenen wirtschaftlichen Aktivität. Keine Änderung ist bei Ruthenium in Sicht, die Notierung liegt noch immer bei 30 $ - 80 $ je Unze, auch hier, ohne dass es größeres Interesse gäbe. Iridium notiert mit 360 $ - 410 $ etwas tiefer.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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