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Dollar, Rohstoffe und Deflation

24.01.2009  |  Matthias Lorch
In den letzen drei Monaten hat der Dollar gegen die sechs Hauptweltwährungen um ca. 20% zugelegt. Der Dollar stieg von seinem Tiefstand von 71,3 bis auf ca. 88 Punkte. Dieser Trendwechsel hat den Dollar bis auf die Stände von 2006 steigen lassen. Erst im Dezember 2008 ist der Dollar-Chart eingebrochen, ist dann aber kurz über der 200-Tage-Linie wieder nach oben geschnellt. Die Stärke und Schnelligkeit des Dollaranstiegs war für alle Markteilnehmer ganz überraschend und unerwartet.

Was hat den Dollar so schnell so gewaltig ansteigen lassen? Und vor allem was können wir in den nächsten Jahren erwarten?


Die Gründe des Anstiegs

Der Hauptgrund dafür ist die Rezession in den USA, die auch die Nachfrage nach Importen schmälert. Es wurden dadurch weniger Dollar in das Weltfinanzsystem gepumpt und dieses hat den Wert des Dollars unterstützt. Auch der Rückgang des Ölpreises hat zur Verbesserung des "Terms of Trades" (= Handelsverhältnis zwischen Import und Export) geführt. Das zeigt die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Ausfuhr- und Einfuhrpreisen. Eine Verbesserung des Terms of Trade liegt vor, wenn der Preisindex für die Exporte relativ zu dem für die Importe steigt. Dann kann für die gleiche Menge an Exportgütern mehr importiert werden. Da die USA ein Nettoimporteur für Energie sind, konnten durch den Rückgang der Rohstoffpreise allgemein und der Energiepreise im Besonderen mehr Güter zu niedrigeren Preisen importiert werden.


Die US-Dollar Short Position

In den USA haben durch die New York Stock Exchange viele Markteilnehmer auf Kredit alle Assetklassen hauptsächlich in Dollar gekauft. (Umsatz der NYSE im Jahre 2006 21,79 Billionen $ - also fast 10-mal so groß ist wie zum Beispiel der Umsatz der Deutschen Börse im Jahre 2006: 2,74 Billionen $). Die Investitionen in diesen Assetklassen von Emerging Markets bis zu europäischen Aktien, Rohstoffe, Energie und Edelmetalle mussten nun aufgelöst werden. Die Rückkehr der Dollar aus der ganzen Welt in die USA unterstützen den Wert des Dollars und verstärken dadurch gleichzeitig den Rückgang der Rohstoffpreise


Wie geht es weiter?

Die Importe der USA werden weiter zurückgehen, da die USA als Hauptkonsument mehr und mehr gezwungen wird in der Rezession zu sparen. Der hauptsächlich von Kredit getragene Konsum wird drastisch zurückgehen, gleichzeitig werden die Exporte aus den USA noch eine Weile steigen, da die Rezession den Rest der Welt erst zeitverzögert so stark erreichen wird.

Deshalb wird das Handelbilanzdefizit noch einige Zeit schrumpfen, aber die Geschwindigkeit der Verbesserung wird aus folgenden Gründen nachlassen.


1.) Rohstoffe

Wenn sich die Preise für Rohstoffe und Energie langsam stabilisieren, wird dieser Trend zu niedrigeren Importausgaben für die USA langsam auslaufen. Eine Stütze des Dollars entfällt. Obwohl die asiatischen Länder von der Rezession der USA stark betroffen sind - 2008 sind bereits fast 80.000 chinesische Firmen pleite gegangen - werden sich durch diese Länder die Öl- und Rohstoffpreise irgendwo stabilisieren. Die Asiaten wurden auch durch die Asienkrise im Jahr 1997 gewarnt und haben nicht diese Menge an verseuchten Vermögenswerten in den Büchern der Banken wie zum Beispiel die Amerikaner oder Europäer.


2.) Rezession

Wenn die Welt langsam synchron in die Rezession / Depression sinkt, dann wird die weltweite Nachfrage für amerikanische Waren und Dienstleistungen auch langsam aber sicher wegfallen. Eine zweite Stütze für den Dollar entfällt damit.


3.) de - leveraging

Der vielleicht wichtigste Grund aber ist, wenn die Rückkehr der meisten Dollar stattgefunden hat, dann verliert der Dollar schnell seine wichtigste Stütze. Diese Flut an Dollars, die sich dann angesammelt hat, plus der ständigen Mengen an Dollars, die von der FED und der US-Regierung in Systeme gepumpt werden, wird die Markteilnehmer dann vor die Entscheidung stellen, ob es gut sein wird noch mehr US Dollar im Portfolio zu halten.


4.) Das Ende von Bretton Woods 2

Das Konzept von Bretton Woods 2 war, dass die produzierenden Länder den USA weitere Kreditmöglichkeiten einräumen, um ihre Exporte ausbauen zu können. Das war mit der immer steigenden Verschuldungsbereitschaft der Amerikaner gekoppelt. Der Überschuss aus den Exporten der produzierenden Länder musste dann wieder bei Definition als US-Aktien oder Schuldverschreibungen des Staates (Treasuries) in den US-Raum zurückfließen, denn Dollar kaufen nun einmal nur etwas im Dollarraum.

Wenn die USA nun von rückgehenden Hauspreisen, Arbeitsplatzrückgang und fallenden Reallöhnen geplagt werden, dann wird eben diese Verschuldungsbereitschaft der Amerikaner stark abnehmen und das wird dann auch den Nutzen der Weiterführung von Bretton Woods 2 für die finanzierenden Länder - also hauptsächlich den asiatischen Ländern - stark mindern. Auch dadurch wird der USD langfristig eine wichtige Stütze verlieren.

Aber wie schon gesagt, dieser Wandel zu einem nachhaltig schwächeren Dollar wird sich erst dann vollziehen, wenn die jetzt herrschende Deflation von der Inflation abgelöst wird. Also wenn die jetzige Kreation von neuem Geld aus dünner Luft ohne jeglichen produktiven Rückhalt die Schuldenvernichtung durch die einsetzenden Konkurse abfängt, also überwiegt.




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