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Edelmetalle Aktuell

16.02.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Goldpreis setzte sich in den letzten Tagen mehr als sonst von seinen beiden Wegweisern Dollar-Kurs und Ölpreis ab und legte im Gegensatz zu diesen weiter deutlich zu.

Während der Ölpreis von über 40 $ je Barrel auf unter 35 $ fiel und der Dollar gegenüber dem Euro in einem Band zwischen 1,28 und 1,3080 seitwärts handelte, stieg das Gold von 903 $ am vorletzten Donnerstag auf in der Spitze 953 $ je Unze an. Dieser Kurs, der am Mittwoch erreicht worden war, war der höchste seit fast sieben Monaten. Verantwortlich für die Gewinne waren vor allem Käufe von Händlern und Fonds (in nicht-physischer Form) aber auch von längerfristig orientierten Investoren, die für einen massiven Nachfrageschub bei den (physisch unterlegten) ETFs sorgten. Alleine gestern wurden von dem populärsten ETF (SPDR Gold Trust) fast 35,5 Tonnen gekauft, in sieben Tagen stieg das Fonds-Volumen um 103 auf jetzt 970 Tonnen.

Die Nachfrage nach Investment-Goldbarren in Europa hält derweil unvermindert an und erreichte, zumindest was unsere eigenen Aktivitäten in diesem Segment angeht, gestern ein neues Jahreshoch. Die Barrenproduktion läuft aus diesem Grund weiter auf Höchsttouren; (je nach Barrentyp unterschiedlich lange) Lieferzeiten können aber angesichts des fulminanten Kaufinteresses trotzdem nicht ausgeschlossen werden.

Unsere Kollegen in Hongkong berichten derweil von einem außergewöhnlich hohen Rücklauf an Altgold, der volumenmäßig die hohe Kaufbereitschaft im Westen bei Investmentgold zu einem guten Teil aufwiegen dürfte.

Interessantenweiser liegt im Gegensatz zu Europa und Amerika die Nachfrage nach Goldbarren in Asien derzeit am Boden. Gleiches gilt auch für das Kaufinteresse der Schmuckindustrie. Der größte Teil der asiatischen Rückläufe endet deshalb in Form von 12,5 kg-Standardbarren in den Kellern der großen Banken in London.

Passend hierzu wurde heute morgen aus Indien berichtet, dass auch hier in diesem Monat die Nachfrage nach Gold aufgrund der hohen Preise ausgesprochen gering sei. Als Folge dieser Entwicklung sei seit Anfang Februar keinerlei Gold nach Indien importiert worden, so ein Vertreter der Bombay Bullion Association. Normalerweise ist Indien der größte Goldimporteur weltweit. Der vorhandene Bedarf (bis jetzt diesen Monat nur 200-300 kg) könne, so der Vertreter der BBA weiter, völlig aus den Rückläufen von Altgold gedeckt werden.

Was die weiteren Aussichten angeht, könnte der Goldpreis erst dann eine echte Trendwende einleiten, wenn das massive Interesse an Investmentbarren und ETFs nachlassen sollte. Noch, dies sei aber betont, gibt es hierfür keinerlei Anzeichen. Charttechnisch sieht das Metall dagegen derzeit nach der positiven Entwicklung der letzten Tage etwas überkauft aus und ein Durchbrechen der Marke von 935 $ könnte zumindest einige Spekulanten dazu verleiten, Pluspositionen zu schließen. Dass dies aber rasch wieder Preise unter 900 $ bringen könnte, scheint ziemlich unwahrscheinlich.

Ein Opfer der Wirtschaftskrise ist die weltweit wichtigste Edelmetallkonferenz geworden. Wie die London Bullion Market Association (LBMA) in dieser Woche mitteilte, wird die Konferenz in diesem Jahr nicht wie ursprünglich geplant im November in Lima/Peru und damit erstmals in Südamerika durchgeführt, sondern sicher nicht zuletzt aus Kostengründen im, den Heimatbasen der Teilnehmer wesentlich näher liegenden schottischen (!) Edinburgh.


  • Silber

Rein von der Charttechnik her hatte sich ja schon bei Abfassung unseres letzten Berichts abgezeichnet, dass das Silber aufgrund der positiven Signale von dieser Seite weiterhin Spekulanten und Investoren anziehen könnte und dass sich dadurch die seit Mitte Januar andauernde Hausse noch weiter fortsetzen könnte.

Am Ende ist es so dann auch eingetreten: Psychologisch unterstützt von einem deutlich steigenden Goldpreis und tatsächlich von einer noch immer erheblichen physischen Investmentnachfrage konnte das weiße Metall in den letzten 10 Tagen von 12,35 $ auf in der Spitze 13,75 $ je Unze zulegen. Das letztgenannte Niveau wurde in dieser Woche am Mittwoch erreicht. Während Spekulanten traditionell auf nichtphysische Investments z.B. an Terminbörsen setzen, wurden physisch sowohl Barren, wie auch wieder ETFs nachgefragt.

Was den industriellen Verbrauch angeht, gab es in den letzten Tagen dagegen erneut kaum positive Entwicklungen. Angesichts des weltweiten Konjunktureinbruchs liegt die Nachfrage aus diesem Segment noch immer am Boden.

Solange sich aber der Goldpreis weiter nach oben bewegt und beim Silber selbst die Investmentnachfrage anhält, dürfte sich die Preisentwicklung bei dem weißen Metall ebenfalls nicht umkehren. Allerdings sollte die aktuelle charttechnische Unterstützung bei 13,25 $ im Auge behalten werden. Falls diese nach unten durchbrochen wird, könnte der derzeitige Aufwärtstrend erst einmal enden und ein Test der nächste Unterstützung bei 12,65 $ wäre möglich.

Industriellen Endverbrauchern würden wir derzeit keine strategischen Käufe für in der Zukunft liegende Verbräuche empfehlen. Dafür sollte auf einen größeren Rückschlag hin auf ein Preisniveau zwischen 10 $ und 11 $ je Unze gewartet werden.

Berichte über einen Streik bei Penoles in der größten Silberscheideanstalt der Welt in Mexiko dürften auf den Preisanstieg der letzten Tage nur einen untergeordneten Einfluss gehabt haben, zumal bis zuletzt nicht klar war, wie groß die Folgen des Ausstands für die Produktion sein werden. Penoles (bzw. dessen Tochter Fresnillo) plant im Moment, einen Teil der Silberraffination ggf. ins Ausland zu verlagern.


  • Platin

In den letzten zehn Tagen wurden die Autoverkaufszahlen für Januar aus verschiedenen Ländern veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr sahen diese allesamt irgendetwas zwischen wenig positiv und katastrophal aus, angefangen von einem Rückgang in China um fast acht Prozent, über einen Einbruch in Europa in Höhe von 27 Prozent und in Russland um 33 Prozent bis hin zu den tiefroten Zahlen aus den USA, wo im Januar angesichts eines Minus von 37,1 Prozent die niedrigsten Autoverkäufe seit Dezember 1981 verzeichnet wurden. In jenem Monat kostete übrigens eine Unze Platin gerade einmal 400 $, Palladium 70 $ und Rhodium 390 $ je Unze, also jeweils rund ein Drittel des heutigen Preises. In der Zwischenzeit haben sich allerdings nicht nur die Preise, sondern auch die Rahmenbedingungen verändert. Die Produktion in den Minen ist heute wesentlich teurer, global werden weit mehr Autos verkauft und die Abgasvorschriften in der heutigen Form existierten damals ebenfalls nicht. Auf der anderen Seite liegen aber auch die jeweiligen Produktionsmengen heute fast doppelt bzw. bei Rhodium fast viermal so hoch wie damals.

Rückschlüsse auf einen aktuell "fairen" Metallpreis lassen sich aus den genannten Umständen aber nicht gewinnen. In den letzten zehn Tagen stieg jedenfalls die Platinnotierung trotz der schlechten Zahlen von den Automärkten deutlich an und erreichte in der Spitze fast 1.090 $ je Unze und damit den höchsten Stand seit Ende September. Gerüchte am Markt besagten, dass ein Autohersteller eine größere Menge des Metalls gekauft habe. Auch von den Finanzmärkten gab es Nachfrage und zwar sowohl von längerfristig orientierten Anlegern, die in physisches Metall investierten, wie vor allem auch von Spekulanten, die das Platin nach dem psychologisch und charttechnisch wichtigen Durchbrechen der 1.000er-Marke kauften, um so einen schnellen Dollar zu verdienen. Es wird nun darauf ankommen, ob diese Kräfte ihr Metall behalten, oder ob sie ihre Gewinne kurzfristig realisieren werden. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte die Notierung auch noch weiter zulegen, der Aufwärtstrend ist jedenfalls trotz des leichten Rückschlags in den letzten 24 Stunden noch nicht gebrochen.

Vieles wird außerdem davon abhängen, wie die Automärkte im Februar und März aussehen werden. Zumindest in Deutschland und hier bei Kleinwagen scheint die Abwrackprämie ja nun doch eine Art Kaufhysterie bei den Verbrauchern auszulösen und auch in anderen Ländern gibt es ja vergleichbare Programme, die den Absatz ankurbeln könnten. Die Kleinwagen verbrauchen zwar nicht so viel Metall wie z.B. großvolumige Dieselmotoren, trotzdem dürfte dies dem Metallverbrauch etwas helfen.

Damit verbessern sich auch wieder etwas die Aussichten für die Minenindustrie, aus der in dieser Woche eine Reihe von Berichten kamen: Angloplat berichtete z.B., dass man 2008 knapp 2,4 Mio. Unzen Platin produziert habe. Im laufenden Jahr solle die Zahl nach den derzeitigen Planungen in etwa wieder auf dem gleichen Niveau liegen, man werde sich dabei allerdings ein Stück weit auch an der Nachfrage orientieren. Für das Gesamtjahr konnte Anglo im letzten Jahr, nicht zuletzt dank der hohen Preise im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn in Höhe von 1,82 Mrd. $ verbuchen.

Aquarius Platinum befindet sich derweil in Verhandlungen bezüglich einer Neustrukturierung von Schulden in Höhe von 167 Mio. $ und will hierzu näheres in den nächsten vier Wochen bekannt geben.


  • Palladium

Das Palladium konnte im Verlauf der letzten zehn Tage von einem Tief bei knapp 190 $ je Unze auf zeitweise 217 $ je Unze zulegen. Dabei geholfen hat sicherlich zusätzliche spekulative Nachfrage nach dem Durchbrechen der psychologisch wichtigen 200er-Marke. Die oben genannte Spitze markierte immerhin das höchste Niveau seit Mitte November.

Unterschwellig wird das Palladium aber auch schon eine ganze Weile gestützt von Meldungen über eine rückläufige Produktion in Russland und von einer möglichen Abnahme der Verkäufe aus staatlichen russischen Quellen.

Sollte die Notierung nun über 220 $ klettern, könnte sie aufgrund charttechnisch motivierter Käufe noch einmal zulegen. Das Novemberhoch bei 230 $ ist dann das nächste Ziel; sinkt der Preis dagegen unter 212 $, sind auch wieder 202 $ möglich.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der starke Anstieg der Notierungen der vier häufigsten Edelmetalle in den vergangenen zehn Tagen ging zumindest am Rhodium nicht ganz spurlos vorbei.

Das Metall legte leicht auf 1.050 $ - 1.200 $ zu. Die Nachfrage kam vor allem aus Asien und dort aus unterschiedlichen Branchen. Wir würden nicht ausschließen, dass hier vorsichtig auch strategische Vorräte aufgebaut werden in der Hoffnung, dass die industrielle Produktion und damit dann auch der Verbrauch in absehbarer Zeit wieder anspringen könnte. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass das Metall noch immer nur bei 1/9 seines im letzten Jahr erreichten Allzeithochs in Höhe von 10.300 $ je Unze handelt.

Der Rutheniumwert veränderte sich nicht groß, er liegt noch immer bei 30 $ - 80 $, ohne dass es auf der Geldseite echtes Kaufinteresse gäbe. Iridium handelt bei weiter geringen Umsätzen unverändert bei 360 $ - 410 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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