Edelmetalle Aktuell
09.03.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Zunächst deutlich nach unten ging es in dieser Woche mit dem Goldpreis. Das gelbe Metall handelte am vergangenen Montag erst noch knapp unterhalb der Marke von 950 $ je Unze, fiel dann aber bis zum Mittwoch auf ein Niveau von 901 $ zurück. Damit erreichte das gelbe Metall das niedrigste Niveau der letzten drei Wochen. Das plötzliche Ausbleiben der Nachfrage bei den Gold-ETFs wirkte sich dabei ebenso aus, wie der hohe Altgoldanfall vor allem in Asien, aber auch hier in Europa und in den USA.
Angetrieben wurde der Preisverfall in der ersten Wochenhälfte durch einen 10%igen Rückgang des Ölpreises, der dabei vorübergehend wieder unter die Marke von 40 $ je Barrel fiel, sowie durch sinkende Aktienkurse. Der Dow Jones fiel so am letzten Montag in New York unter die Marke von 7.000 Punkten und damit auf das niedrigste Niveau seit 1997. Gold reagiert beinahe schon traditionell auf fallende Aktienkurse mit einem Preisrückgang, weil Investoren in einer solchen Situation oft Margenzahlungen zu leisten haben und sich die hierfür benötigte Liquidität z.B. durch einen Verkauf von Goldpositionen verschaffen.
In der zweiten Wochenhälfte übernahmen dann eher spekulativ orientierte Adressen das Heft des Handelns: Angesichts eines Preisrückgangs von über 10% in weniger als zwei Wochen kauften sie wieder Gold ein und der Preis stieg nach der Veröffentlichung der ausgesprochen schlechten US-Arbeitsmarktzahlen wieder auf rund $ 940 je Unze an, ein Niveau auf dem das gelbe Metall dann auch ins Wochenende ging.
Der rasche Wiederanstieg aufgrund von eher spekulativer Nachfrage und auch die weiter andauernden Käufe von Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu 1 kg z.B. hier in Deutschland können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein zentrales Feld der Goldnachfrage derzeit praktisch nicht existent ist: So reihte sich nach den negativen Meldungen der letzten Wochen, was den physischen Goldverbrauch durch die Schmuckindustrie auf den ostasiatischen Märkten Indien und China angeht, in der vergangenen Woche auch die Türkei nahtlos in das wenig erbauliche Gesamtbild ein. Die Goldbörse in Istanbul teilte dazu am Dienstag mit, dass im Februar bereits den zweiten Monat in Folge keinerlei Gold importiert worden sei. Wie schon in Indien reiche das lokale Aufkommen an Altgold in der Türkei derzeit mehr als aus, um die noch verbliebene Nachfrage aus der Schmuckindustrie zu befriedigen.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, sei die Türkei in jüngster Zeit sogar Netto-Exporteur von Gold geworden, weil die Rückgaben an Altgold die Nachfrage im Land übersteige. Im Februar des vergangenen Jahres hatte die Türkei im Vergleich dazu noch 13 Tonnen Gold importiert. Eine wichtige Ursache für den Rückgang der Nachfrage und das Ansteigen der Rückgaben war laut Reuters der Wertverfall der türkischen Lira, die seit dem Jahresanfang gegenüber dem US-Dollar rund 10 Prozent an Wert verloren habe. Da gleichzeitig der internationale Goldpreis deutlich gestiegen ist, komme das Kaufinteresse gleich von zwei Seiten unter Druck.
Bisher in dieser Form nicht beobachtete Folgen hat derweil der Angebotsüberhang in Indien. Dort wird physisches Gold mangels Kaufinteressenten derzeit schon mit einem Abschlag von 10 $ - 15 $ je Unze gehandelt.
Aus den USA wurde hierzu in der vergangenen Woche sogar berichtet, dass dort inzwischen Nachbarschaft-"Gold-Parties“ gefeiert würden, bei denen Gold in Form von altem Schmuck und ähnlichem von den Teilnehmern an kommerzielle Altgoldaufkäufer verkauft werden kann. Nicht verbürgt ist allerdings, dass das Gold dabei in Plastikschüsseln gesammelt wird.
Angesichts des Nachfrageeinbruchs bei den ETFs und des andauernden Altgoldanfalls ist aktuell nicht damit zu rechnen, dass der Goldpreis rasch wieder auf 1.000 $ je Unze steigen wird. Mittelfristig rechnen wir angesichts der Unsicherheit auf den internationalen Finanzmärkten aber nicht nur mit einem wieder steigenden Preis, sondern sogar mit einem neuen Allzeithoch oberhalb der im letzten Jahr ereichten Marke von 1.030 $ je Unze.
Falls die Notierung im Rahmen der nun eingeläuteten Konsolidierung vorher noch einmal unter $ 900 je Unze fällt, sollten deshalb industrielle Endverbraucher durchaus über eine Absicherung des Verbrauchs der nächsten drei bis maximal sechs Monate z.B. in Form von Termingeschäften nachdenken.
Starke Schwankungen, aber keine eigenen Impulse gab es im Berichtszeitraum wieder einmal beim Silber. Dabei orientierte sich das Metall in der letzten Woche weitgehend am Gold, d.h. dass es zunächst deutlich an Wert verlor und in der zweiten Wochenhälfte dann wieder mit Nachdruck zulegen konnte.
Ihren Tiefstkurs erreichte die Notierung bereits einen Tag früher als das Gold, nämlich am Dienstag. Er lag mit 12,42 $ auf einem Vierwochentief. Händler verwiesen als Begründung für die Verluste auch auf das nun schon fast zweiwöchige Ausbleiben von Nachfrage bei dem mit Abstand wichtigsten Silber-ETF. Hinzu kam, dass Silber nach wie vor deutlich mehr als Gold auch ein Industriemetall ist und die jüngsten Nachrichten aus der Wirtschaft nicht gerade auf eine rasche Belebung des Verbrauchs schließen ließen.
Wie beim Gold sorgten Schnäppchenjäger angesichts des deutlichen Preisrückgangs dann aber trotzdem erst einmal für eine Trendwende und bis zum Wochenende legte der Preis auf 13,50 $ je Unze zu. Damit etablierte sich das weiße Metall charttechnisch sogar wieder in einem kleinen Aufwärtstrend. Um diesen zu bestätigen, müsste das Silber in den nächsten Tagen allerdings weiter deutlich steigen. Angesichts des Gesamtumfelds sind wir nicht sicher, ob dies gelingen wird. Ein Preisverfall unter den Tiefstkurs der vergangenen Woche erscheint aber gleichermaßen unwahrscheinlich.
Der, was seine Ursache angeht, unerklärliche Platinpreisanstieg vom letzten Montag wurde schon in den darauffolgenden Stunden wieder revidiert. Die Notierung fiel dabei bis zum Mittwoch der vergangenen Woche auf 1.023 $ je Unze zurück. Schnäppchenjäger mit Blick auf die weltweiten Autozulassungszahlen sorgten dann aber bis zum Freitag wieder für einen Anstieg auf knapp 1.080 $ je Unze.
Immerhin sind die Meldungen von den internationalen Automobilmärkten nicht länger einheitlich schlecht. Auf einigen Märkten gab es im Februar eine positive Entwicklung beim Absatz, die ihre Nachhaltigkeit nun allerdings erst noch unter Beweis stellen muss. Jedenfalls dürfte es in der letzten Woche Autohersteller (und Platinmetallproduzenten gleichermaßen) gefreut haben, dass im Februar dank der Abwrackprämie wenigstens in Deutschland der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 21% gestiegen ist.
Die Auftragseingänge sind sogar um 63% auf das höchste Niveau seit 2001 gesprungen. Allerdings gab es auch einige Wermutstropfen: So sanken die Verkäufe an größeren Fahrzeugen (mit entsprechend großen Katalysatoren) weiter deutlich und die Exporte der deutschen Autoindustrie sind im Februar um 51% gefallen. Dazu passt, dass nach Hochrechnungen des Analysehauses JD Powers die Verkäufe in Gesamt-Westeuropa im Februar um 17,7% gefallen seien. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet JD Powers nun einen ähnlich hohen Rückgang um 15% auf 11,5 Mio. Fahrzeuge.
Ähnlich wie in Deutschland entwickelte sich im Februar dagegen der chinesische Markt: Unterstützt von Steuererleichterungen stiegen die Autoverkäufe im Reich der Mitte nach Angaben des Verbandes der chinesischen Autohersteller im Vergleich zum Vorjahr um 33,1% auf fast 610.000 Pkws. In den USA ging es letzten Monat im Gegensatz zu China dagegen weiter massiv abwärts. Die Verkäufe sanken um kaum glaubliche 41,3%, General Motors büßte im Vergleich zum Vorjahr dabei sogar über 53% ein. Auch in den USA setzte sich der weltweite Trend zu kleineren Fahrzeugen mit entsprechend kleineren Motoren und einem geringeren Platinmetallbedarf fort. In Europa kommt speziell für das Platin verschärfend hinzu, dass bei den momentan gefragten, kleineren Fahrzeugen der Dieselanteil deutlich geringer ist.
Alles in allem bedeutet dies, dass das Platin trotz der in einigen Regionen gestiegenen Autonachfrage und der gleichzeitig sinkenden Neuproduktion in Südafrika noch nicht aus der Gefahrenzone entronnen ist. Der Preis dürfte es deshalb vorerst noch schwer haben, über den Höchstkurs der vorletzten Woche in Höhe von 1.092 $ je Unze hinaus zu klettern.
Auf der anderen Seite sind Notierungen deutlich unter 1.000 $ je Unze zu nahe an den Produktionskosten, um länger Bestand zu haben. Entsprechend sollten industrielle Endverbraucher, die sich noch nicht ausreichend abgesichert haben, einen evt. Rückschlag des Platinpreises für weitere Eindeckungen nutzen.
Sollte es beim Autoabsatz nicht nur regional, sondern auch weltweit wieder Anzeichen für eine Erholung geben, ist unserer Meinung nach (mit etwas Verzögerung wegen zum Teil bereits getätigter Metallkäufe) dann auch wieder mit nachhaltigeren Steigerungen des Platinpreises zu rechnen.
Das Palladium beendete seinen jüngst eingeläuteten Abwärtstrend am vergangenen Dienstag auf einem Niveau knapp unterhalb der Marke von 190 $ je Unze. Die jüngsten Nachrichten über eine Trendwende auf wenigstens einigen Automobilmärkten (siehe oben) und der Anstieg der übrigen Edelmetallnotierungen sorgten dann bis zum Wochenende für einen Zulegen des Preises in Richtung der Marke von 200 $ je Unze. Verantwortlich für den Preisanstieg waren aber vor allem Händler und Spekulanten, industrielle Endverbraucher hielten sich vorerst noch zurück. Heute Morgen notiert das zweitgünstigste Platinmetall bei 201 $ - 206 $ je Unze.
Palladium dürfte von der momentanen Situation auf den Automärkten mit einem Trend hin zu kleineren Benzinmotoren relativ gesehen am meisten profitieren. Falls die Notierung deshalb in absehbarer Zeit noch einmal unter die Marke von 190 $ fällt, sollten industrielle Endverbraucher auch hier über ein Eindecken von Teilen ihres zukünftigen Verbrauchs nachdenken.
Langfristig erwarten wir, dass sich die noch immer riesige Lücke zwischen dem Platin- und dem Palladiumpreis vor allem auch durch einen überproportionalen Anstieg des letzteren verringern wird.
Eine ruhige Woche mit stabilen Preisen gab es bei den "kleinen" Platinmetallen, von denen pro Jahr nur zwischen vier (Iridium) und 25 - 30 Tonnen (Rhodium und Ruthenium) gefördert werden. Die Ausbringung konzentriert sich dabei vor allem auf Südafrika, wo die drei Metalle ein Beiprodukt bei der Platinförderung sind.
Angesichts einer deutlich rückläufigen Förderung am Kap dürften sowohl schon jetzt, wie dann auch in der näheren Zukunft geringere Mengen der Beimetalle ausgebracht werden. Einem rascheren Wiederanstieg der Notierungen stehen allerdings beim Rhodium derzeit noch die Misere auf den internationalen Automobilmärkten und beim Ruthenium hohe Vorräte im Wege.
In dieser Woche verharrte das erstgenannte Metall bei 1.100 $ - 1.200 $ und Ruthenium bei 50 $ - 80 $ je Unze.
Iridium wurde eine Spur höher bei 370 $ - 420 $ je Unze gehandelt.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Zunächst deutlich nach unten ging es in dieser Woche mit dem Goldpreis. Das gelbe Metall handelte am vergangenen Montag erst noch knapp unterhalb der Marke von 950 $ je Unze, fiel dann aber bis zum Mittwoch auf ein Niveau von 901 $ zurück. Damit erreichte das gelbe Metall das niedrigste Niveau der letzten drei Wochen. Das plötzliche Ausbleiben der Nachfrage bei den Gold-ETFs wirkte sich dabei ebenso aus, wie der hohe Altgoldanfall vor allem in Asien, aber auch hier in Europa und in den USA.
Angetrieben wurde der Preisverfall in der ersten Wochenhälfte durch einen 10%igen Rückgang des Ölpreises, der dabei vorübergehend wieder unter die Marke von 40 $ je Barrel fiel, sowie durch sinkende Aktienkurse. Der Dow Jones fiel so am letzten Montag in New York unter die Marke von 7.000 Punkten und damit auf das niedrigste Niveau seit 1997. Gold reagiert beinahe schon traditionell auf fallende Aktienkurse mit einem Preisrückgang, weil Investoren in einer solchen Situation oft Margenzahlungen zu leisten haben und sich die hierfür benötigte Liquidität z.B. durch einen Verkauf von Goldpositionen verschaffen.
In der zweiten Wochenhälfte übernahmen dann eher spekulativ orientierte Adressen das Heft des Handelns: Angesichts eines Preisrückgangs von über 10% in weniger als zwei Wochen kauften sie wieder Gold ein und der Preis stieg nach der Veröffentlichung der ausgesprochen schlechten US-Arbeitsmarktzahlen wieder auf rund $ 940 je Unze an, ein Niveau auf dem das gelbe Metall dann auch ins Wochenende ging.
Der rasche Wiederanstieg aufgrund von eher spekulativer Nachfrage und auch die weiter andauernden Käufe von Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu 1 kg z.B. hier in Deutschland können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein zentrales Feld der Goldnachfrage derzeit praktisch nicht existent ist: So reihte sich nach den negativen Meldungen der letzten Wochen, was den physischen Goldverbrauch durch die Schmuckindustrie auf den ostasiatischen Märkten Indien und China angeht, in der vergangenen Woche auch die Türkei nahtlos in das wenig erbauliche Gesamtbild ein. Die Goldbörse in Istanbul teilte dazu am Dienstag mit, dass im Februar bereits den zweiten Monat in Folge keinerlei Gold importiert worden sei. Wie schon in Indien reiche das lokale Aufkommen an Altgold in der Türkei derzeit mehr als aus, um die noch verbliebene Nachfrage aus der Schmuckindustrie zu befriedigen.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, sei die Türkei in jüngster Zeit sogar Netto-Exporteur von Gold geworden, weil die Rückgaben an Altgold die Nachfrage im Land übersteige. Im Februar des vergangenen Jahres hatte die Türkei im Vergleich dazu noch 13 Tonnen Gold importiert. Eine wichtige Ursache für den Rückgang der Nachfrage und das Ansteigen der Rückgaben war laut Reuters der Wertverfall der türkischen Lira, die seit dem Jahresanfang gegenüber dem US-Dollar rund 10 Prozent an Wert verloren habe. Da gleichzeitig der internationale Goldpreis deutlich gestiegen ist, komme das Kaufinteresse gleich von zwei Seiten unter Druck.
Bisher in dieser Form nicht beobachtete Folgen hat derweil der Angebotsüberhang in Indien. Dort wird physisches Gold mangels Kaufinteressenten derzeit schon mit einem Abschlag von 10 $ - 15 $ je Unze gehandelt.
Aus den USA wurde hierzu in der vergangenen Woche sogar berichtet, dass dort inzwischen Nachbarschaft-"Gold-Parties“ gefeiert würden, bei denen Gold in Form von altem Schmuck und ähnlichem von den Teilnehmern an kommerzielle Altgoldaufkäufer verkauft werden kann. Nicht verbürgt ist allerdings, dass das Gold dabei in Plastikschüsseln gesammelt wird.
Angesichts des Nachfrageeinbruchs bei den ETFs und des andauernden Altgoldanfalls ist aktuell nicht damit zu rechnen, dass der Goldpreis rasch wieder auf 1.000 $ je Unze steigen wird. Mittelfristig rechnen wir angesichts der Unsicherheit auf den internationalen Finanzmärkten aber nicht nur mit einem wieder steigenden Preis, sondern sogar mit einem neuen Allzeithoch oberhalb der im letzten Jahr ereichten Marke von 1.030 $ je Unze.
Falls die Notierung im Rahmen der nun eingeläuteten Konsolidierung vorher noch einmal unter $ 900 je Unze fällt, sollten deshalb industrielle Endverbraucher durchaus über eine Absicherung des Verbrauchs der nächsten drei bis maximal sechs Monate z.B. in Form von Termingeschäften nachdenken.
- Silber
Starke Schwankungen, aber keine eigenen Impulse gab es im Berichtszeitraum wieder einmal beim Silber. Dabei orientierte sich das Metall in der letzten Woche weitgehend am Gold, d.h. dass es zunächst deutlich an Wert verlor und in der zweiten Wochenhälfte dann wieder mit Nachdruck zulegen konnte.
Ihren Tiefstkurs erreichte die Notierung bereits einen Tag früher als das Gold, nämlich am Dienstag. Er lag mit 12,42 $ auf einem Vierwochentief. Händler verwiesen als Begründung für die Verluste auch auf das nun schon fast zweiwöchige Ausbleiben von Nachfrage bei dem mit Abstand wichtigsten Silber-ETF. Hinzu kam, dass Silber nach wie vor deutlich mehr als Gold auch ein Industriemetall ist und die jüngsten Nachrichten aus der Wirtschaft nicht gerade auf eine rasche Belebung des Verbrauchs schließen ließen.
Wie beim Gold sorgten Schnäppchenjäger angesichts des deutlichen Preisrückgangs dann aber trotzdem erst einmal für eine Trendwende und bis zum Wochenende legte der Preis auf 13,50 $ je Unze zu. Damit etablierte sich das weiße Metall charttechnisch sogar wieder in einem kleinen Aufwärtstrend. Um diesen zu bestätigen, müsste das Silber in den nächsten Tagen allerdings weiter deutlich steigen. Angesichts des Gesamtumfelds sind wir nicht sicher, ob dies gelingen wird. Ein Preisverfall unter den Tiefstkurs der vergangenen Woche erscheint aber gleichermaßen unwahrscheinlich.
- Platin
Der, was seine Ursache angeht, unerklärliche Platinpreisanstieg vom letzten Montag wurde schon in den darauffolgenden Stunden wieder revidiert. Die Notierung fiel dabei bis zum Mittwoch der vergangenen Woche auf 1.023 $ je Unze zurück. Schnäppchenjäger mit Blick auf die weltweiten Autozulassungszahlen sorgten dann aber bis zum Freitag wieder für einen Anstieg auf knapp 1.080 $ je Unze.
Immerhin sind die Meldungen von den internationalen Automobilmärkten nicht länger einheitlich schlecht. Auf einigen Märkten gab es im Februar eine positive Entwicklung beim Absatz, die ihre Nachhaltigkeit nun allerdings erst noch unter Beweis stellen muss. Jedenfalls dürfte es in der letzten Woche Autohersteller (und Platinmetallproduzenten gleichermaßen) gefreut haben, dass im Februar dank der Abwrackprämie wenigstens in Deutschland der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 21% gestiegen ist.
Die Auftragseingänge sind sogar um 63% auf das höchste Niveau seit 2001 gesprungen. Allerdings gab es auch einige Wermutstropfen: So sanken die Verkäufe an größeren Fahrzeugen (mit entsprechend großen Katalysatoren) weiter deutlich und die Exporte der deutschen Autoindustrie sind im Februar um 51% gefallen. Dazu passt, dass nach Hochrechnungen des Analysehauses JD Powers die Verkäufe in Gesamt-Westeuropa im Februar um 17,7% gefallen seien. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet JD Powers nun einen ähnlich hohen Rückgang um 15% auf 11,5 Mio. Fahrzeuge.
Ähnlich wie in Deutschland entwickelte sich im Februar dagegen der chinesische Markt: Unterstützt von Steuererleichterungen stiegen die Autoverkäufe im Reich der Mitte nach Angaben des Verbandes der chinesischen Autohersteller im Vergleich zum Vorjahr um 33,1% auf fast 610.000 Pkws. In den USA ging es letzten Monat im Gegensatz zu China dagegen weiter massiv abwärts. Die Verkäufe sanken um kaum glaubliche 41,3%, General Motors büßte im Vergleich zum Vorjahr dabei sogar über 53% ein. Auch in den USA setzte sich der weltweite Trend zu kleineren Fahrzeugen mit entsprechend kleineren Motoren und einem geringeren Platinmetallbedarf fort. In Europa kommt speziell für das Platin verschärfend hinzu, dass bei den momentan gefragten, kleineren Fahrzeugen der Dieselanteil deutlich geringer ist.
Alles in allem bedeutet dies, dass das Platin trotz der in einigen Regionen gestiegenen Autonachfrage und der gleichzeitig sinkenden Neuproduktion in Südafrika noch nicht aus der Gefahrenzone entronnen ist. Der Preis dürfte es deshalb vorerst noch schwer haben, über den Höchstkurs der vorletzten Woche in Höhe von 1.092 $ je Unze hinaus zu klettern.
Auf der anderen Seite sind Notierungen deutlich unter 1.000 $ je Unze zu nahe an den Produktionskosten, um länger Bestand zu haben. Entsprechend sollten industrielle Endverbraucher, die sich noch nicht ausreichend abgesichert haben, einen evt. Rückschlag des Platinpreises für weitere Eindeckungen nutzen.
Sollte es beim Autoabsatz nicht nur regional, sondern auch weltweit wieder Anzeichen für eine Erholung geben, ist unserer Meinung nach (mit etwas Verzögerung wegen zum Teil bereits getätigter Metallkäufe) dann auch wieder mit nachhaltigeren Steigerungen des Platinpreises zu rechnen.
- Palladium
Das Palladium beendete seinen jüngst eingeläuteten Abwärtstrend am vergangenen Dienstag auf einem Niveau knapp unterhalb der Marke von 190 $ je Unze. Die jüngsten Nachrichten über eine Trendwende auf wenigstens einigen Automobilmärkten (siehe oben) und der Anstieg der übrigen Edelmetallnotierungen sorgten dann bis zum Wochenende für einen Zulegen des Preises in Richtung der Marke von 200 $ je Unze. Verantwortlich für den Preisanstieg waren aber vor allem Händler und Spekulanten, industrielle Endverbraucher hielten sich vorerst noch zurück. Heute Morgen notiert das zweitgünstigste Platinmetall bei 201 $ - 206 $ je Unze.
Palladium dürfte von der momentanen Situation auf den Automärkten mit einem Trend hin zu kleineren Benzinmotoren relativ gesehen am meisten profitieren. Falls die Notierung deshalb in absehbarer Zeit noch einmal unter die Marke von 190 $ fällt, sollten industrielle Endverbraucher auch hier über ein Eindecken von Teilen ihres zukünftigen Verbrauchs nachdenken.
Langfristig erwarten wir, dass sich die noch immer riesige Lücke zwischen dem Platin- und dem Palladiumpreis vor allem auch durch einen überproportionalen Anstieg des letzteren verringern wird.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Eine ruhige Woche mit stabilen Preisen gab es bei den "kleinen" Platinmetallen, von denen pro Jahr nur zwischen vier (Iridium) und 25 - 30 Tonnen (Rhodium und Ruthenium) gefördert werden. Die Ausbringung konzentriert sich dabei vor allem auf Südafrika, wo die drei Metalle ein Beiprodukt bei der Platinförderung sind.
Angesichts einer deutlich rückläufigen Förderung am Kap dürften sowohl schon jetzt, wie dann auch in der näheren Zukunft geringere Mengen der Beimetalle ausgebracht werden. Einem rascheren Wiederanstieg der Notierungen stehen allerdings beim Rhodium derzeit noch die Misere auf den internationalen Automobilmärkten und beim Ruthenium hohe Vorräte im Wege.
In dieser Woche verharrte das erstgenannte Metall bei 1.100 $ - 1.200 $ und Ruthenium bei 50 $ - 80 $ je Unze.
Iridium wurde eine Spur höher bei 370 $ - 420 $ je Unze gehandelt.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.