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Edelmetalle Aktuell

19.03.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der gestrige Tag dürfte auch altgedienten Goldhändlern, die im Laufe ihrer Karriere schon einiges gesehen haben, in deutlicher Erinnerung bleiben.

Nach dem Durchbrechen einer wichtigen Unterstützung auf den kurzfristigen Charts bei 906 $ je Unze befand sich das Metall in voller Fahrt nach unten, als am Abend nach Schließung der Edelmetallbörse in New York die amerikanische Notenbank FED bekanntgab, dass sie indirekt über den Ankauf von Staatsanleihen 1 Billion Dollar zusätzlich in die Wirtschaft pumpen wolle.

Analysten warnten umgehend, dass die Flutung der Geldmärkte mit immer mehr Liquidität zumindest mittelfristig hohe Inflationsrisiken bergen könnte - faktisch wirft die FED mit dem Erwerb der Staatspapiere schlicht die Notenpresse an. So sahen es wohl auch viele Anleger und stürzten sich geradezu auf das gelbe Metall. Dieses legte in etwas mehr als einer Stunde wieder um fast 60 $ je Unze auf 945,50 $ zu und erreichte damit den höchsten Stand seit Anfang März. Unterstützt wurde der Anstieg des Goldpreises auch von einem parallelen Einbruch des US-Dollars, der gegenüber dem Euro von 1,30 auf über 1,35 einbrach.

Gegenüber den Kursbewegungen von gestern Abend verblassten jene der letzten zehn Tage. Für sich betrachtet war der Goldpreis allerdings auch da schon sehr volatil und von einem Kurs von fast 940 $ je Unze fiel er zunächst auf 894 $ zurück, nur um dann vorübergehend noch einmal auf 934 $ anzusteigen.

Hinter den anfänglichen Verlusten steckte ein noch immer relativ hohes Altgoldaufkommen, aber auch ein zwischenzeitliches Abebben der Nachfrage von Investoren. Diese traten erst in den letzten beiden Tagen wieder verstärkt in Erscheinung und bescherten nicht nur dem größten Gold-ETF SPDR Gold Trust eine erneute Nachfragewelle. Die insgesamt investierte Menge in diesem Produkt liegt jetzt bei 1.084,33 Tonnen, damit verfügen alleine die Anleger in diesem ETF jetzt über mehr Gold als die Notenbank der Schweiz.

Ob die privaten Investoren in Deutschland nach den gestrigen Meldungen aus den USA ebenfalls wieder verstärkt physisches Gold in Form von Barren kaufen, kann heute Morgen noch nicht beurteilt werden. In den ersten Tagen des Berichtszeitraumes war ihr Kaufinteresse aber, wie bei den ETFs auch, zunächst etwas abgeebbt. Die produktionsbedingten Wartezeiten haben sich in den letzten Tagen dadurch etwas verringert, 1 Kilo-Barren sind sogar sofort verfügbar.

Auf der Schmuck- und auf der Industrieseite, in normalen Zeiten zuverlässige Stützen für den Goldmarkt, geht dagegen weiterhin nicht viel. Dazu passt eine Aussage der Analysten von GFMS, die mitteilten, dass die Türkei im Moment ein signifikanter Exporteur von Gold sei, statt wie üblich einer der weltweit größten Importeure. Die italienischen Schmuckexporte, so wurde im Vorfeld der Schmuckmesse in Arezzo mitgeteilt, seien im letzten Jahr um 8,3% auf 4,4 Mrd. € gefallen. Gleichzeitig hätten 2008 2,3% der Schmuckhersteller aufgeben müssen.

In Südafrika ist in dieser Woche eine ganz besondere Ära zu Ende gegangen: Der inzwischen in London beheimatete Minengigant Anglo American gab bekannt, dass der verbleibende Anteil an AngloGold in Höhe von 11,3% an einen US-amerikanischen Investmentfonds verkauft worden sei.

Damit verfügt das 1917 von dem legendären Ernest Oppenheimer gegründete Unternehmen, dass sich über die Jahre hinweg in einen breit aufgestellten internationalen Mischkonzern und dann wieder zurück in einen fokussierten Minenkonzern verwandelt hat, über keine Interessen im Goldmarkt mehr, in dem einst seine Wurzeln gelegen hatten. Begonnen hatte die Geschichte von Anglo American mit der Förderung von Gold im East Rand-Gebiet. Später konzentrierte sich das Unternehmen auf die Ausbeutung der Minen in Free State und Val Reefs, Erfolge hier machten Anglo nach dem Zweiten Weltkrieg zum größten Goldproduzenten der Welt.

Den Abschied vom Gold hatte Anglo American schon 1998 eingeleitet, als die Goldaktivitäten in eine eigene Tochtergesellschaft, genannt AngloGold, ausgegliedert wurden. 2004 schloss sich AngloGold dann mit der Ashanti Goldfields Corporation zu AngloGold Ashanti zusammen, zu diesem Zeitpunkt war Anglo American dann mit einem Anteil von 51% gerade noch Mehrheitseigner bei dem Goldförderer.

Die letzten Anteile des inzwischen nur noch drittgrößten Goldproduzenten der Welt wurden jetzt für 1,28 Mrd. Dollar von der in New York beheimateten Investmentfirma John Paulson übernommen. Paulson, der auch etwas über 4% an dem Goldproduzenten Kinross hält, ist damit der zweitgrößte Anteilseigner bei AngloGold.

Was die weiteren Aussichten für den Goldpreis angeht, rechnen wir derzeit nicht damit, dass sich die Rallye von gestern Abend unvermindert fortsetzen kann, insbesondere auch, weil es in Asien jetzt wieder verstärkte Verkäufe von Altgold geben dürfte.

Charttechnisch ergibt sich im Moment kein klares Bild zur weiteren Kursentwicklung und auch von der fundamentalen Seite sind neue, preistreibende Faktoren nicht in Sicht. Ein Verbleib des Goldpreises in der Handelsspanne der vergangenen zehn Tage erscheint deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht unwahrscheinlich.

Langfristig bleiben wir bei unserer eher positiven Vorhersage für die Entwicklung des Goldpreises und schließen auch weiterhin für die nächsten Monate ein neues Allzeithoch nicht aus.


  • Silber

Angesichts der dramatischen Bewegungen auf dem Goldmarkt blieb dem Silber einmal mehr nur die Zuschauerrolle.

Die Notierung schwankte dabei in den letzten zehn Tagen zunächst zwischen 13,33 $ und 12,50 $ je Unze. Der gestrige anfängliche Einbruch des Goldpreises drückte dann die Silbernotierung durch die erste charttechnische Unterstützung bei 12,48 $, wohl nur durch Zufall (in Form der Maßnahmen der Fed) stoppte das Metall dann genau auf der nächsten Unterstützung und stieg rasch wieder bis auf 12,90 $ an. Für die nächsten Tage erwarten wir jetzt ein Preisband zwischen 12 $ und 13,50 $. Der zur Zeit etwas geringeren Produktion durch den andauernden Streik in Mexiko steht dabei ein geringeres, insgesamt aber immer noch vorhandenes Investoreninteresse und ein nach wie vor schwacher industrieller Verbrauch gegenüber.


  • Platin

Die vergangenen zehn Tage waren für die Platinmetalle eine vergleichsweise nachrichtenarme Zeit. So gab es keine nennenswerten Meldungen zum Thema Neuzulassungen, auch wenn man die jüngsten Maßnahmen der amerikanischen Notenbank (siehe Abschnitt zum Gold) als potentiell positiv für die Wirtschaft und damit auch für den zukünftigen Autoabsatz interpretieren könnte. Auch wird inzwischen in weiteren Ländern (z. B. in Japan und England) über eine Abwrackprämie nach deutschem Vorbild nachgedacht. Diese entwickelt sich nach anfänglichem Zögern zu einer echten Stütze für den hiesigen Automarkt, auch wenn davon vor allem Auto- und Motorentypen profitieren, die nicht gerade für einen hohen Gehalt an Platinmetallen in ihren Katalysatoren und Rußfiltern stehen. Angesichts von bisher eingegangenen 250.000 Anträgen sollte der positive Effekt durch diese Konjunkturmaßnahme mindestens noch bis in den Frühsommer hinein andauern, danach könnte im Falle besserer Nachrichten von der Konjunkturfront ein wieder anziehendes Dienstwagengeschäft die Rolle des Treibers übernehmen.

Den Produzenten von Platinmetallen soll es recht sein, versuchen sie doch im Moment durch Produktionskürzungen ihren eigenen Beitrag zur Verhinderung eines Preiskollapses bei den Platinmetallen zu leisten.

Der Platinpreis konnte sich in den letzten zehn Tagen immerhin erfolgreich über der Marke von 1.000 $ behaupten. Dabei erreichte er den Höchstkurs von 1.075 $ je Unze gleich zu Beginn des Berichtszeitraumes. Danach folgte er den anderen Edelmetallen, aber auch dem Ölpreis nach unten, bevor er sich wieder über 1.060 $ erholen konnte. Die letzten Tage waren dann zunächst wieder von nachgebenden Preisen geprägt, wobei die Notierung im Gegensatz zum Gold auch bei dem gestrigen Preiseinbruch mit 1.033 $ je Unze keinen neuen Tiefstkurs für den Berichtszeitraum verzeichnete. Der anschließende, phänomenale Anstieg des gelben Metalls bescherte dem Platin dann zwar wieder Preise in den Sechzigern, dort scheiterte das Metall dann aber erst einmal an einem stärkeren charttechnischen Widerstand. Sollte es diesen durchbrechen können, wäre der Weg frei für einen Test der Höchstkurse von Anfang März bei knapp über 1.090 $ je Unze. Dazu bedarf es allerdings auch einer Unterstützung durch einen steigenden Goldpreis und ob dieser wirklich schon kurzfristig zulegen kann, sind wir nicht sicher.

Was die mittel- und langfristige Entwicklung angeht, sind Analysten für das Platin im momentanen Umfeld höchstens verhalten optimistisch: JP Morgan hob in der letzten Woche seine Durchschnittspreisvorhersage für 2009 von eher pessimistischen 875 $ auf jetzt immerhin 981 $ je Unze an, verwies aber auch auf die noch immer großen Probleme in den metallverbrauchenden Industrien. Die Analysten von CPM, einem amerikanischen Analysehaus, wiesen ebenfalls auf den aktuell schwachen Verbrauch hin und schließen deshalb sogar einen zunächst deutlichen Preisverfall auf bis zu 750 $ je Unze nicht aus. Mittelfristig sieht CPM dann aber wieder steigende Preise mit Spitzen von über 1.100 $ je Unze.


  • Palladium

Unbeeindruckt von den Stürmen um sich herum handelte das Palladium in den letzten zehn Tagen in einem engen Band zwischen 191 $ und 200 $ je Unze und eine dramatische Änderung ist derzeit auch nicht in Sicht.

Stillwater Mining, größter primärer Palladiumproduzent der Welt, teilte in dieser Woche mit, dass man im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust in Höhe von 113 Mio. $ erlitten habe. 2007 hatte das Minus noch 15,5 Mio. $ betragen. Stillwater betreibt im Untertagebau zwei Minen in Montana/USA und produzierte im vergangenen Jahr knapp 500.000 Unzen Palladium und Platin. Im Vorjahr waren es noch 40.000 Unzen mehr gewesen. Ein geringerer Edelmetallanteil im Erz sei die Ursache für den Rückgang gewesen, so der Vorsitzende des Vorstandes Frank McAllister. Auch wenn es im Moment noch nicht nötig scheine, so McAllister bei der Vorstellung des Ergebnisses weiter, könne er für die Zukunft nicht ausschließen, dass das Unternehmen die Produktion teilweise stilllegen werde, um auf diese Weise die Liquidität der Firma zu sichern.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Angesichts der riesigen Preisbewegungen bei Gold, Silber und Platin blieb für die "kleinen" Platingruppenmetalle in den letzten zehn Tagen nicht genügend Aufmerksamkeit übrig.

Das Rhodium verlor angesichts der andauernden Misere auf den internationalen Automobilmärkten in dieser Woche wieder leicht an Wert und handelte zuletzt bei 1.050 $ - 1.150 $ je Unze. Auch hier ist, wie schon beim Palladium keine rasche Änderung in Sicht. Sollte die Autokonjunktur aber eines Tages auch weltweit wieder in Fahrt geraten, dürfte das Rhodium das Metall sein, das nicht nur prozentual, sondern auch absolut betrachtet am meisten zulegen wird.

Keine Änderungen gibt es beim Ruthenium, das unverändert bei 50 $ - 80 $ handelt.

Iridium wechselt derzeit im Vergleich zur Vorwoche eine Spur höher bei 375 $ - 425 $ je Unze den Besitzer.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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