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OPEC-Produktion im März weiter gesunken

02.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten sich dank freundlicher Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollar leicht erholen. Der Mai-Kontrakt für WTI handelt am Morgen bei 49 USD je Barrel, nachdem gestern nach den US-Lagerdaten Tiefstände bei 47,25 USD verzeichnet wurden.

Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche begünstigt durch höhere Rohölimporte um 2,8 Mio. Barrel auf 359,4 Mio. Barrel, den höchsten Stand seit knapp 16 Jahren (siehe Tabelle rechts). Die Lagerbestände in Cushing fielen dagegen erneut um 856 Tsd. Barrel. Der Anstieg der Lagerbestände geschah in erster Linie an der US-Golfküste. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass Rohöl, welches bislang in Tankern auf See gehalten wurde, an Land eingelagert wird. Es kann außerdem sein, dass aufgrund des gestiegenen Kontrahentenrisikos und der besseren Veräußerbarkeit der US-Lagerbestände ein Teil der weltweiten Lagerbestände in die USA umgelenkt wird. Es ist somit denkbar, dass die US-Rohöllagerbestände die tatsächliche Situation am Ölmarkt überzeichnen. Die Benzinlagerbestände stiegen dagegen unerwartet um 2,2 Mio. Barrel. Entsprechend geriet der Benzinpreis im Anschluss an die Veröffentlichung besonders stark unter Druck.

Im Gegensatz zu den US-Lagerbeständen deuten die aktuellen Daten zur OPEC-Produktion auf eine weitere Angebotsverknappung bei Rohöl hin. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge sank die OPEC-Produktion im März um 1,2% oder 345 Tsd. Barrel gegenüber Februar auf 27,395 Mio. Barrel. Ohne den Irak betrug die Produktion 25,06 Mio. Barrel Rohöl. Damit wurde die OPEC-Quote im vergangenen Monat nur noch um 215 Tsd. Barrel pro Tag übertroffen. Einer Reuters-Umfrage zufolge lag die Überproduktion im März allerdings noch immer bei 880 Tsd. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Gold konnte gestern um 1% auf 928 USD je Feinunze steigen. Wichtigster Einflussfaktor ist momentan die Wechselkursentwicklung. Der Fokus dürfte sich daher auf die heutige EZB-Sitzung richten. Gerät der Euro infolge der zu erwartenden Zinssenkung um 50 Basispunkte unter Druck, könnte auch Gold wieder nachgeben. Die Verkündung unkonventioneller Schritte, d.h. quantitativer Lockerungsmaßnahmen, würde den Goldpreis hingegen beflügeln. Zudem sollte auf den heute beginnenden G20-Gipfel geachtet werden, da es dort zu Beschlüssen kommen kann, welche die Risikoaversion beeinflussen.

Die Türkei hat im März 40 kg Gold importiert, nachdem in den ersten beiden Monaten überhaupt kein Gold eingeführt wurde. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2008 betrugen die Goldimporte noch 32,5 Tonnen. Juweliere in Abu Dhabi berichten von einem Umsatzrückgang im März um 25% im Vergleich zum Vorjahr. Die Wirtschaftskrise hinterlässt somit deutliche Spuren bei der Schmucknachfrage, welche für gewöhnlich 70% der Gesamtnachfrage stellt. Sobald die Investmentnachfrage den Ausfall der Schmucknachfrage nicht mehr kompensieren kann, droht ein erheblicher Preisrückgang.


Industriemetalle

Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten in den USA, ein schwächerer US-Dollar und freundliche Aktienmärkte geben den Metallpreisen am Morgen Rückenwind. In China wurden die größten Blei- und Zinkvorkommen Asiens und die viertgrößten weltweit entdeckt. Dabei soll es sich um mehr als 15 Mio. Tonnen Erze mit einem Metallgehalt von 9,44% handeln. Pro Tag könnten etwa 2.000 Tonnen an Erzen im Tagebau gefördert werden. Bei den derzeit niedrigen Metallpreisen und der schwachen Nachfrage dürften dies kaum passieren.

Allerdings ist der Bleipreis nach dem Anstieg um zeitweise mehr als 30% seit Jahresbeginn anfällig für Gewinnmitnahmen. Blei verlor deshalb gestern 3,9% auf 1.220 USD je Tonne. Vom vor zwei Wochen verzeichneten 4-Monatshoch hat Blei bereits 10% verloren.

Der Zinkpreis reagierte hingegen kaum auf die Nachrichten und verlor nur leicht um 0,6%. Zink ist zuvor auch deutlich weniger stark gestiegen als Blei.

Der chilenische Bergbauminister, welcher gleichzeitig Chef des weltgrößten Kupferproduzenten Codelco ist, rechnet aufgrund der chinesischen Reservekäufe mit einem Rückgang der Kupferlagerbestände. Die Reservekäufe hätten bereits zu einer systematischen Preiserholung geführt. Wir zweifeln allerdings an der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung, da die zugrundeliegende Nachfrage weiterhin schwach ist. Gestern stiegen die LME-Kupferlagerbestände erneut an.


Agrarrohstoffe:

Neben den Anpflanzungsplänen gab das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in dieser Woche auch die vierteljährlichen Daten zu den US-Lagerbeständen bekannt. Diese geben Aufschluss darüber, wie hoch die Vorräte für Getreide und Ölsaaten am 1. März gewesen sind, d.h. wieviel Puffer noch bis zur nächsten Ernte besteht. Für gewöhnlich erreichen die Lagerbestände vor Beginn der Ernte den Tiefpunkt, d.h. bei Weizen Ende des zweiten Quartals und bei Mais und Sojabohnen Ende des dritten Quartals. Die US-Lagerbestände für Sojabohnen lagen Anfang März bei lediglich 1,3 Mrd. Scheffel, das sind 9% weniger als vor einem Jahr und der niedrigste März-Wert seit sechs Jahren. Die niedrigen Lagerbestände dürften somit einen weiteren Anstieg der Sojabohnenpreise unterstützen. Geringfügig preisbelastend fielen dagegen die Lagerbestände bei Mais aus. Diese lagen per 1. März bei 6,96 Mrd. Scheffel und damit 1% höher als im Vorjahr.

Sehr preisbelastend waren die Daten dagegen für Weizen. Hier stiegen die Lagerbestände um 46% auf 1,04 Mrd. Scheffel. Damit liegen die Vorräte bei Weizen auf dem höchsten Stand zu dieser Jahreszeit seit sieben Jahren. Vorherige Sorgen vor wetterbedingten Ernteausfällen im Mittleren Westen relativieren sich somit. Der International Grains Council hatte erst in der letzten Woche die Schätzung nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg der weltweiten Weizenlagerbestände um 45 Mio. Tonnen. Kursgewinne sind daher nur im Verbund mit den anderen Agrarrohstoffen wahrscheinlich.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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