Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Kupfer: too fast, too furious

07.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach einem anfänglichen Plus ist der WTI-Ölpreis gestern nach der US-Eröffnung um 4% auf 51 USD je Barrel gefallen, nachdem es kurzzeitig sogar zu einem Test der psychologisch wichtigen 50-USD-Marke kam. Wir rechnen weiterhin mit einem volatilen Preisverlauf um 50 USD, wobei die freundlichen Aktienmärkte und die OPEC-Aktionen den Markt unterstützen und auf der anderen Seite die schwachen Konjunkturdaten und der steile Contango den Anstieg dämpfen. Die steigende Terminkurve macht Öl-Investments optisch unattraktiv, was zu weiteren Abflüssen aus dem US Oil Fund führt. In den letzten 2 Monaten ging die Anzahl ausstehender Anteile bei USO um über 60 Mio. auf rund 97 Mio. Stück zurück.

Am Wochenende hat Saudi-Arabien bekanntgegeben, erstmals seit fünf Monaten die Differenz zum WTI-Ölpreis für seine Ölsorten zu senken. So werden Abnehmer in den USA und Europa im Mai bis zu 5,50 USD je Barrel weniger im Vergleich zu WTI als im April bezahlen. Statt eines Aufschlags zum WTI-Ölpreis notieren die saudischen Ölsorten nun wieder mit einem Abschlag von bis zu 4,85 USD je Barrel im Vergleich zu WTI. Zwar ist dies vor allem auf den jüngsten starken Preisanstieg bei WTI zurückzuführen. Jedoch signalisiert Saudi-Arabien damit auch, dass eine schnelle Erholung der Nachfrage unwahrscheinlich ist.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann um 1% auf 875 USD je Feinunze steigen, nachdem gestern 2,5-Monatstiefstände bei 865 USD verzeichnet wurden. Wir gehen davon aus, dass sich die Korrektur weiter fortsetzt. Denn die Investmentnachfrage, welche für den Preisanstieg im 1. Quartal verantwortlich war, stagniert derzeit. Die Goldbestände des SPDR Gold verharren bei 1.127,37 Tonnen, nachdem es am Freitag zu einem leichten Abfluss gekommen war. Der Preisrückgang könnte durch eine Aufhellung der Schmucknachfrage etwas abgebremst werden. Händler berichten, dass Indien erstmals seit zwei Monaten wieder kleinere Mengen Gold einführt und führen dies auf den Rückgang unter die Marke von 900 USD zurück. In den vergangenen Monaten dürften die Lagerbestände stark abgebaut worden sein, weil kaum Gold importiert wurde. Die indischen Goldimporte könnten daher im Vorfeld des Feiertags Akshaya Tritiya Ende April anziehen, zu welchem traditionell viel Gold gekauft wird.

Während sich Platin und Silber dem fallenden Goldpreis nicht entziehen konnten und ebenfalls um 1% bzw. 5% nachgaben, legte Palladium um 1,3% auf 224 USD je Feinunze zu und notiert damit nahe eines 5-Monatshochs. Russlands Premier Putin hat die Aufhebung des Export-Monopols von Almazyuvelirexport bei Metallen der Platingruppe verlängert. Dies könnte den Palladiummarkt transparenter gestalten und Palladium wieder attraktiver machen. Weil Palladium viel günstiger ist als Platin, könnte es wie bereits Ende der 90er Jahre Platin in Autokatalysatoren verdrängen. Bislang wird dies durch die große Sorge hinsichtlich der Zuverlässigkeit Russlands als größten Palladiumexporteur gebremst.

Open in new window


Industriemetalle

Kupfer durchlief gestern einen volatilen Tag: zuerst stieg der Preis um 150 USD auf 4450 USD, bevor er wieder unter 4250 USD gefallen ist. Zwar steigt heute der Preis für 3-Monats-Terminkontrakte an der LME um 120 USD aber die hohe Volatilität der letzten Tage könnte u.E. eine baldige Wende signalisieren. Schließlich hat Kupfer seit Ende Dezember 2008 um fast 50% angezogen, obwohl sich die Wirtschaftssituation weiter verschlechtert hat, worunter das Konjunkturbarometer Kupfer mit am stärksten leiden sollte. Auf der CESCO-Konferenz in Chile letzte Woche wurde dieses Phänomen ausführlich diskutiert, wobei als Erklärung für den Preisanstieg nur die massiven chinesischen Käufe in Frage kommen.

Obwohl diese derzeit noch höher sind als erwartet und die positive Preisdifferenz zwischen den Shanghai und LME Preisen für weiter anhaltende Importe sprechen, sind wir für Kupfer in mittelfristiger Perspektive skeptisch gestimmt. Denn CRU rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der Weltnachfrage um 15% bis 20%, während die meisten Kupferproduzenten die Produktion eher ausweiten wollen. Obwohl der endgültige Beweis für eine massive Aufstockung der Kupferlagerbestände in China noch aussteht, werden die chinesischen Käufe aus unserer Sicht nicht ausreichen, um den prognostizierten Nachfragerückgang um 3-3,5 Mio. Tonnen wettzumachen. Daher rechnen wir mit einem starken Preiseinbruch bei Kupfer, sobald China die Käufe aussetzt.


Agrarrohstoffe

Nach einem Rückgang um 11% in den vergangenen zwei Wochen ist der Rohzuckerpreis Anfang der Woche auf ein 2½ Monatstief von 12 US-Cents je Pfund gefallen. Bemerkenswert ist, dass der Preis fiel, obwohl sich die Stimmung an den Finanzmärkten aufhellte und der Ölpreis über die Marke von 50 USD je Barrel stieg. Aufgrund der hohen Bedeutung von Biokraftstoffen bei Zucker - schätzungsweise 60% der brasilianischen Zuckerrohrproduktion werden für die Herstellung von Ethanol verwendet - ist der Ölpreis normalerweise wichtig für die Entwicklung der Zuckerpreise. Wir führen den Preisrückgang in darauf zurück, dass der weltgrößte Zuckerverbraucher Indien in diesem Jahr möglicherweise weniger Zucker importieren wird als bislang angenommen.

Darauf lassen zumindest Äußerungen des indischen Landwirtschaftsministers von Ende März schließen. Dieser verweist auf eine etwas höhere Produktionsprognose seines Ministeriums für das laufende Erntejahr und höhere Anfangslagerbestände zu Beginn des laufenden Erntejahrs Anfang Oktober. Aus indischen Regierungskreisen verlautete zudem, dass man im Vorfeld der Parlamentswahlen im Mai keine zollfreie Einfuhr von verarbeitetem Zucker erlauben wird. Die Erwartung steigender Zuckerimporte aus Indien war u.E. der wichtigste Faktor für den Anstieg der Zuckerpreise in den vergangenen Monaten. Es ist daher möglich, dass die Korrektur kurzfristig noch etwas andauert. Mittel- bis langfristig besitzt Zucker vor allem dank höherer Ölpreise weiterhin Aufwärtspotenzial.


Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"