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IEA senkt Prognose für die Ölnachfrage nur geringfügig

15.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Unerwartet schwache US-Einzelhandelsumsätze und erneut kräftig gestiegene US-Lagerbestände haben die Ölpreise unter Druck gesetzt. Der Mai-Kontrakt für WTI fiel im Zuge dessen wieder unter die Marke von 50 USD je Barrel.

Die US-Regierung erwartet, dass die weltweite Ölnachfrage für 2009 um 1,35 Mio Barrel pro Tag sinken wird. Die Prognoseanpassung (-180 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zur März-Schätzung) fiel relativ geringfügig aus, vor allem, wenn man diese mit den erheblichen Anpassungen der Ölnachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) von letzter Woche vergleicht. Die IEA revidierte ihre Annahmen bezüglich der Nachfrageentwicklung für 2009 um -1.0 Mio Barrel pro Tag auf -2.4 Mio Barrel pro Tag nach unten und begründet dies mit der Verschlechterung der globalen Wirtschaftsaussichten. Wir sind der Meinung, dass der Pessimismus der IEA übertrieben ist und dass sich in der zweiten Hälfte des Jahres eine Verengung des Ölmarktes abzeichnen wird.

Heute gibt das US-Energieministerium (DOE) die Lagerbestände für die vergangene Woche bekannt. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 1,8 Mio. Barrel (siehe Tabelle rechts). Der kräftige Anstieg bei den API-Beständen um 6,5 Mio. Barrel dürfte die Erwartungshaltung allerdings weiter nach oben geschraubt haben, so dass das Risiko wie in der vergangenen Woche eher in einer positiven Preisreaktion besteht. Dies gilt insbesondere dann, sollten die Lagerbestände in Cushing weiter gefallen sein.

Dafür könnte auch sprechen, dass die chinesischen Ölimporte im März auf 3,85 Mio. Barrel gestiegen sind. Das entspricht einem Anstieg um 26% gegenüber dem Vormonat und dem höchsten Stand seit einem Jahr. Im Gegensatz zu den Industriemetallen, wo die Importe durch staatliche Reservekäufe nach oben verzerrt sind, dürfte der Anstieg bei den Rohölimporte auf eine anziehende zugrundeliegende Nachfrage hindeuten.


Edelmetalle

Gold handelt weiter knapp unter 900 USD je Feinunze. Für einen Anstieg über 900 USD fehlen derzeit die Impulse seitens der Investmentnachfrage. Zwar stiegen die Goldbestände des ZKB Gold ETF in der vergangenen Woche um gut 100 Tsd. Unzen auf einen Rekordwert von 4,508 Mio. Unzen. Die Goldbestände des größten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, konnten zuletzt aber kaum noch nennenswerte Zuflüsse verzeichnen, sondern verharren seit Ende März bei 36,25 Mio. Unzen.

Heute dürfte sich das Interesse auf die US-Verbraucherpreise richten. Diese könnten im März erstmals seit mehr als 50 Jahren im Vorjahresvergleich gefallen sein und somit den Goldpreis belasten. Denn eine niedrige oder gar negative Inflationsrate erhöht den Realzins und damit die Opportunitätskosten der Goldhaltung. Einem deutlicheren Preisrückgang dürfte die physische Nachfrage im Vorfeld des indischen Feiertages Akshaya Tritiya am 27. April entgegenstehen.

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Industriemetalle

Der Zinkpreis konnte auf ein 6-Monatshoch von 1.440 USD je Tonne steigen. Wir hatten einen Preisanstieg erwartet, dieser ist jedoch früher erfolgt und stärker ausgefallen als unsere recht optimistischen Schätzungen. Nach Angaben der International Zinc and Lead Study Group (ILZSG) belief sich der Überschuss auf dem Zinkmarkt in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres auf 56 Tsd. Tonnen. Allerdings ist der Überschuss im Februar auf etwas mehr als 2 Tsd. Tonnen geschrumpft.

Ein wichtiger Grund hierfür dürften Reservekäufe aus China sein. Dies verdeutlicht auch ein Blick auf die LME-Lagerbestände für Zink, welche seit Anfang Februar nicht mehr nennenswert gestiegen sind. Dazu plant der größte chinesische Zinkproduzent Hunan Nonferrous, für umgerechnet 176 Mio. USD seine Metallreserven aufzustocken. Von diesen Aussichten beflügelt könnte der Zinkpreis zunächst weiter steigen. Sobald die chinesischen Reservekäufe abflauen, droht aber auch hier Rückschlagspotenzial, solange die zugrundeliegende Nachfrage nicht anzieht.

Zinn kann dagegen kaum vom Aufwärtstrend bei den Industriemetallen profitieren. Der weltgrößte Zinnproduzent PT Timah aus Indonesien plant für dieses Jahr eine Produktion von 45-48 Tsd. Tonnen an raffiniertem Zinn, nach 49 Tsd. Tonnen im Jahr 2008. Bei einem weiteren Preisrückgang könnte die Produktion sogar noch niedriger ausfallen. Die LME-Lagerbestände sind im letzten Monat um mehr als 30% gestiegen, was auf ein deutliches Überangebot am Zinnmarkt hindeutet. Entsprechend gering sind die kurzfristigen Aussichten einer Preiserholung, zumal Zinn auch nicht von chinesischen Reservekäufen profitiert wie andere Industriemetalle.


Agrarrohstoffe

Schlechtes Wetter verzögert derzeit die Anpflanzung von Mais und Sommerweizen im Korngürtel im Mittleren Westen der USA. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums wurden bis Mitte April erst 2% der Maisanpflanzungen vorgenommen. Normalerweise sind zu dieser Zeit bereits 5-7 Prozent der Maisanpflanzungen erfolgt. Noch stärker hinken die Anpflanzungen von Sommerweizen hinterher. Hier wurden bislang ebenfalls erst 2% der Anpflanzungen vorgenommen, verglichen mit 11% im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Somit stiegt das Risiko weitere Produktionsrückgänge, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium bereits einen Rückgang der Anbaufläche um 1% bei Mais und um 8% bei Weizen bekanntgegeben hatte.

Sollte sich die Anpflanzung weiter verzögern, könnten die Bauern auf Sojabohnen umsteigen, die eine kürzere Anbauzeit benötigen und weniger düngemittelintensiv sind. Immerhin hat das schlechte Wetter bislang noch zu keinen größeren Schäden bei Winterweizen geführt. 42% der Winterweizenernte wird derzeit als gut bis exzellent eingeschätzt, verglichen mit 47% vor einem Jahr. Die Sorge vor einer geringeren US-Ernte dürfte die Preise für Mais und Weizen unterstützen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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