Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Metallimporte Chinas ziehen stark an wegen Reservekäufen

22.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte sich am Dienstag leicht erholen und steigt heute bedingt durch den Kontraktwechsel um ungefähr 2,5 USD auf 48,5 USD je Barrel. Dieser Anstieg ist jedoch dem starken Contango der Terminkurve zuzuschreiben und ist daher rein technisch bedingt.

Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerbestandsdaten. Vor allem die Lagerbestände für Rohöl dürften mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Dem starken Anstieg dieser Lagerbestände liegen Erwartungen ungewöhnlich hoher Raffineriestillegungen zugrunde, welche derzeit aufgrund von Wartungsarbeiten und ökonomischen Beweggründen infolge schlechter Raffineriemargen erfolgen. Allerdings könnten die heutigen Daten für den Ölpreis auch positive Überraschungen bergen, nachdem die gestrigen API-Daten einen überraschenden Rückgang der Rohöllagerbestände in der Vorwoche um 1 Mio. Barrel zeigten.

Wir halten vorerst an unserem Szenario fest, dass die Preise mittelfristig in einer Preisspanne zwischen 45 USD und 55 USD je Barrel verharren werden, bevor sie zum Jahresende wieder in Richtung 70 USD aufbrechen. Dennoch erachten wir die Risiken nach unten für größer, weil die Rohölnachfrage in wichtigen Verbrauchsländern außerhalb Chinas nach wie vor schwach bleibt. Japan hat im März 18,4% weniger Rohöl importiert als im Vorjahr, Südkorea 15% weniger. Japan ist der drittgrößte und Südkorea der fünftgrößte Ölverbraucher. Auch haben die bisherigen OPEC-Kürzungen noch nicht zum entscheidenden Lagerabbau geführt.


Edelmetalle

Gold notiert am Morgen bei 885 USD je Feinunze und kann sich angesichts der freundlicheren Aktienmärkte gut behaupten. Unterstützt wird der Preis durch eine anziehende physische Nachfrage. Laut Bombay Bullion Association (BBA) haben die Goldimporte Indiens zuletzt stark angezogen und betrugen in der ersten Aprilhälfte 10 Tonnen.

Der Goldhändler MMTC gab bekannt, in April 9-10 Tonnen importieren zu wollen, was die Goldimporte Indiens im April auf 30 Tonnen anheben würde. Dies wäre im Vergleich zu den letzten drei Monaten, in denen Indien weniger als 3 Tonnen importierte, sehr hoch. Auch im Vergleich zu 24 Tonnen im April 2008 ist dies eine Steigerung. Dennoch stimmt uns dies nur leicht optmistisch, weil wir den Anstieg in erster Linie auf die vermutlich aufgebrauchten Lagerbestände bei Goldhändlern und Schmuckherstellern zurückführen. Wir sehen bei Gold trotz unserer langfristigen positiven Einschätzung das kurzfristige Potenzial nach unten für beachtlich.

Die EZB hat gestern bekanntgegeben, die Einnahmen aus den Goldverkäufen im vergangenen Jahr in US-Dollar angelegt zu haben. Die Goldverkäufe beliefen sich dabei auf 30 Tonnen, was bei derzeitigen Marktpreisen einem Wert von knapp 850 Mio. USD entspricht. Im Vergleich zu den Devisenreserven von 38,5 Mrd. USD ist dies ein verschwindend geringer Betrag. Die Goldverkäufe dürften daher andere Ziele haben als pure Ertragsmaximierung.

Open in new window


Industriemetalle

China hat im März nach Angaben der Zollbehörde das Rekordvolumen von 296.843 Tonnen Kupfer importiert. Das sind 9,6% mehr als im Februar, dem bisherigen Rekordmonat und mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Schätzungen zufolge gehen ca. 100 Tsd. Tonnen auf Käufe des Staatlichen Reservebüros (SRB) zurück. Nicht nur die Importe von Kupfer haben im März deutlich angezogen.

Die Aluminiumimporte beliefen sich auf 85.965 Tonnen und übertrafen damit das Februarniveau fast um das Siebenfache. Die Einfuhren von Zink und Blei erreichten mit 121.027 bzw. 25.370 Tonnen mehrjährige Höchststände.

Wir führen das Gros der Importe auf die Aktivitäten des SRB zurück und glauben, dass das SRB bereits ein Großteil der Reservekäufe durchgeführt hat. Das Korrekturpotenzial insbesondere bei Kuper erachten wir für hoch. Allerdings bekommt Kupfer nun Unterstützung von der Produktionsseite. Nach Angaben des Betreibers BHP Billiton dürfte die Produktion in der weltgrößten Kupfermine Escondida in Chile in diesem Jahr um 30% fallen, was man nicht auf die niedrigen Marktpreise, sondern auf die geringeren Mineralgehalte und Produktionsprobleme zurückführt. Escondida ist mit 1 Mio. Tonnen Kupfer Jahresproduktion allein für ca.5% der Weltproduktion verantwortlich.

China, das bereits im nächsten Jahr zum größten Energieverbraucher der Welt aufsteigen sollte, wird nach Angaben des chinesischen Instituts für Atomenergie die Nutzung des Atomstroms vom derzeit rund 9.000 MWT auf 100.000 MWT bis zum Jahr 2030 mehr als verzehfachen. Die Renaissance der Atomkraft weltweit und anhaltende Produktionsprobleme unterstützen unsere Ansicht, dass der U3O8-Preis von 40 USD je Pfund zum Jahresende auf rund 55 USD steigt.


Agrarrohstoffe:

In Australien beginnt die Aussaat für Wintergetreide. Günstige Witterung könnte dabei die Aussaat von Winterweizen im führenden getreideexportierenden Bundesstaat Westaustralien begünstigen. Der westaustralische Getreidehändler Grainpool rechnet mit einer größeren Anbaufläche für Weizen und dass bei günstigen Bedingungen die Weizenernte in Westaustralien im nächsten Erntejahr höher ausfallen könnte als die diesjährige in Höhe von 8,9 Mio. Tonnen. Zwar kann man zu Beginn eines Erntejahres wenig über die tatsächliche Ernte sagen. Dennoch sind günstige Aussaatbedingungen bei dem fünftgrößten Weizenexporteur der Welt und sogar dem größten der asiatisch-pazifischen Region tendenziell preisbelastend.

Die Sojabohnenproduktion in Argentinien sollte im nächsten Erntejahr wieder deutlich höher ausfallen. Ein Gesandter des US-Landwirtschaftsministeriums schätzt das Produktionsvolumen für 2009/10 auf 49 Mio. Tonnen. Das sind 10 Mio. Tonnen mehr als in diesem Jahr und etwa so viel wie in den vergangenen beiden Jahren. Die deutliche Abwärtsrevision der Ernteprognosen für Sojabohnen beim drittgrößten Sojabohnenexporteur weltweit für dieses Jahr war ein wichtiger Grund für den kräftigen Anstieg der Sojabohnenpreise seit Jahresbeginn.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"