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Wahlausgang in Indien unterstützt Edelmetalle

18.05.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis ist an drei nacheinanderfolgenden Tage gefallen und schloss am Freitag 4% tiefer bei 56 USD je Barrel. Die positive Stimmung, die den Preis für WTI seit Ende April von 45 USD je Barrel auf 60 USD je Barrel steigen ließ, hat momentan eine Pause eingelegt. Die Preise dürften als nächstes die Marke von 55 USD je Dollar testen. Der Ölpreisrückgang der letzten drei Handelstage ging einher mit einem ähnlichen Anstieg des US-Dollar und dem Rückgang des S&P 500. Es hat deshalb den Anschein, dass die Ölpreisbewegungen in letzter Zeit mehr an Faktoren gekoppelt waren, die nicht direkt mit dem Ölmarkt im Zusammenhang stehen.

Auf Basis der Fundamentaldaten würde der derzeitige Lagerüberhang einen deutlich niedrigeren Ölpreis suggerieren. Die Besorgnis darüber, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft verzögern und die Ölnachfrage deshalb noch weiter zurückgehen könnte, sollte die Anlegerstimmung beeinträchtigen. Der Ölpreis könnte deshalb in den kommenden Wochen anfällig für eine Korrektur nach unten sein. Nichtsdestotrotz sollte sich im Sommer auch die Fundamentallage verbessern und der Lagerüberhang verringern. In der Vorwoche berichtete das DOE, dass die Rohöl-Lagerbestände erstmals in diesem Jahr nennenswert gefallen sind.

Der Preisanstieg der letzten Wochen hatte auch Auswirkungen auf die Marktpositionierung. Die spekulativen Netto-Short-Positionen von 11,2 Tsd. Kontrakten wurden in der Woche zum 12. Mai komplett geschlossen. Jetzt bestehen Netto-Long Positionen von 3 Tsd. Kontrakten.


Edelmetalle

Erstaunlich ist die derzeitige relative Stärke des US-Dollar. Obwohl sich Gold zuletzt zum „sicheren Hafen“ entwickelt hat, konnte der Goldpreis zuletzt einem stärkeren Marktoptimismus und der geringeren Risikoaversion trotzen. Zudem verzeichneten die US-Verbraucherpreise für April den stärksten Rückgang seit 1955 und der US-Dollar konnte nach den schwachen BIP-Zahlen in Europa massiv zulegen. Auch von den ETFs gab es zuletzt nur spärliche Unterstützung, wobei die Bestände beim größten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, weiterhin stagnieren. Dennoch notiert Gold heute Morgen erstmals seit Ende März bei über 930 USD je Unze.

Als Erklärung dafür fällt die verbesserte Positionierung der Anleger an der COMEX, die in der Vorwoche ihre Long-Positionen weiterhin ausgebaut haben. Noch wichtiger dürfte aber der heutiger Anstieg der indischen Rupie auf ein 5-Monatshoch ggü. USD nach dem klaren Wahlsieg des Regierungslagers um den Ministerpräsidenten Singh gewesen sein. Dabei verzeichnete die Rupie mit rund 3% den stärksten Tagesanstieg seit 1986. Indien ist der größten Goldkonsument weltweit und eine stärkere Währung sollte die Goldnachfrage, die zuletzt unter hohen Preisen in Rupien gelitten hat, wieder beleben.

Im Gleichklang mit Gold konnte auch Silber zulegen. Auch bei Silber waren u.E. die Stärke der indischen Rupie und eine verbesserte Stimmung bei den COMEX-Anlegern ausschlaggebend. GFMS bestätigt in ihrer jüngsten Ausarbeitung zu Silber unsere Meinung, dass das steigende Anlegerinteresse in diesem Jahr den Rückgang der Industrienachfrage kompensieren sollte.

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Industriemetalle

Die Industriemetalle bleiben im Sog der Marktstimmung, die derzeit auch für die Aktienmärkte und die Bewegungen des US-Dollar ausschlaggebend ist. Die Unterstützung erfährt der Metallmarkt jetzt nahezu ausschließlich von den Stützungskäufen der chinesischen Regierung und den dortigen Konjunkturprogrammen. Das Nationale Statistikbüro Chinas teilte mit, dass die Anlageinvestitionen in China in den ersten vier Monaten um 30,5% ggü. Vorjahr gestiegen sind. Offensichtlich zeigen die Infrastrukturmaßnahmen Wirkung. Dies ist auch von Nöten, weil die Industrienachfrage im Land schwach ist. So ist der Energieverbrauch in China zuletzt weiter gefallen und liegt derzeit 4,3% unterm Vorjahresniveau.

Wir führen die starken Preisanstiege bei Metallen auf die Kaufaktivitäten des Reservebüros Chinas zurück, die wir jedoch nicht für nachhaltig halten. Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Reservekäufe bald aufhören werden. An der LME ist die Anzahl der gekündigten Lagerscheine bei Kupfer, ein Indikator für Lagerabflüsse, zuletzt gefallen, was auf baldige Abschwächung des Lagerabbaus hindeutet. Auch bei Aluminium haben die Reservekäufe nur für eine kurze Verschaufpause gesorgt, wobei der Markt nach Einschätzung von Alcoa weiterhin einen Überfluss aufweist. Rio Tinto geht davon aus, dass die Auslastung der Produktionskapazitäten bei Aluminium in China im April wieder auf 66% gestiegen ist, weil die Produzenten die zuvor ausgesetzten Kapazitäten in Betrieb nahmen. Chalco schätzt die wieder verfügbaren Kapazitäten auf 1,6 Mio. Tonnen ein. Sollten die Reservekäufe bald aufhören, werden die Metallpreise massiv unter Druck kommen.


Agrarrohstoffe:

Der Arabica-Kaffeepreis ist am Freitag auf 129 US-Cents je Pfund gestiegen, den höchsten Stand seit 7½ Monaten. Die Kaffeeproduktion in Kolumbien dürfte in diesem Jahr laut der Vereinigung der kolumbianischen Kaffeeproduzenten auf 10,5 bis 11,5 Mio. Sack zurückgehen und damit um bis zu 9% niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr. Kolumbien ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Arabica-Bohnen. Grund für den Produktionsrückgang sind ungünstige Witterungsbedingungen und die Anpflanzung neuer Kaffeesträucher. In der Regel vergehen bis zu drei Jahre, bis ein neuer Kaffeestrauch erstmals Früchte trägt, so dass in der Zwischenzeit mit Produktionseinbußen gerechnet werden muss.

Auch andere lateinamerikanische Produzentenländer wie El Salvador, Guatemala und Nicaragua berichten über eine schwächere Produktion. Somit liegt es allein am weltgrößten Kaffeeproduzenten Brasilien, dass das zu erwartende Defizit am Kaffeemarkt nicht zu groß ausfällt. Dass derzeit am Kaffeemarkt ein Angebotsengpass vorliegt, unterstreicht die Entwicklung der ICE-Lagerbestände. Diese sind mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit März 2007 gefallen. Nach dem kräftigen Anstieg des Kaffeepreises um 12% seit Monatsbeginn ist dennoch zunächst mit einer Verschnaufpause zu rechnen. Es könnte auch zu Umschichtungen in Robusta-Kaffee kommen, welcher sich zuletzt deutlich schlechter entwickelt hat.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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