Edelmetalle Aktuell
19.06.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Silber
Erneut deutliche Verluste musste in den letzten Tagen das Silber hinnehmen. Das Metall fiel angesichts einer neuerlichen Verkaufswelle von über 15,50 $ vor zehn Tagen auf zeitweise nur noch 13,93 $ zurück. Für die Verkäufe waren eindeutig spekulativ orientierte Händler und Fonds verantwortlich und nicht längerfristig orientierte Investoren. So erreichten die Bestände des weltgrößten ETFs am 16. Juni ein neues Allzeithoch in Höhe von 8.724,86 Tonnen. Die Nachfrage nach Investmentbarren war im Gegensatz dazu zwar gering, allerdings gab es von dieser Seite zumindest keine Abgaben.
Die Händler werden auch in den nächsten Tagen weiter auf das Gold und vor allem auch die Charttechnik schauen, beides spricht derzeit dafür, dass zunächst eher die Untergrenze der in unserem letzten Bericht vorhergesagten Handelsspanne zwischen 13 $ und 16 $ getestet wird.
- Platin
Der Platinpreis ist in den letzten Tagen trotz eher etwas positiverer Nachrichten in Bezug auf die fundamentale Lage deutlich unter Druck geraten und notierte zeitweise sogar unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 $ je Unze. Dabei ignorierten die Verkäufer Meldungen über sich stabilisierende Autoverkäufe in Europa ebenso, wie möglicherweise anstehende Streiks in der südafrikanischen Minenindustrie. Auch der erneute Ausfall des wichtigsten Ofens in der Schmelze des drittgrößten Platinproduzenten in Südafrika, Lonmin, konnte keine Gegenbewegung in Form eines gestiegenen Kaufinteresses auslösen. Die Reparaturzeit für den Ofen wurde von Lonmin mit voraussichtlich 30 Tagen angegeben, drei kleinere (Ersatz-)Öfen mit der halben Kapazität des jetzt ausgefallenen sollen aber dafür sorgen, dass es nicht zu einem völligen Produktionsstillstand über den genannten Zeitraum hin kommt.
Das von uns im letzten Bericht für den Fall eines Durchbrechens der Marke von 1.235 $ vorhergesagte Kursziel von 1.170 $ hat das Metall bis jetzt noch nicht erreicht. Allerdings befindet es sich charttechnisch gesehen weiter in einer eher schwierigen Lage und ein weiterer Kursrückgang ist trotz der leichten Erholung in der vergangenen Nacht auf 1.210 $ je Unze nicht ausgeschlossen. Nach unten bildet vor der Marke von 1.170 $ nun der Tiefstkurs dieser Woche in Höhe von 1.190 $ eine erste Unterstützung, auf der anderen Seite des Preisspektrums würde ein Anstieg auf über 1.220 $ zumindest temporär für etwas Entlastung sorgen.
Insgesamt ist das derzeitige Handelsumfeld deutlich von den Aktivitäten der Händler und Spekulanten geprägt. Damit gewinnt, wie bei den anderen Metallen auch, die Charttechnik wieder einen höheren Stellenwert, als dies in den letzten Monaten, die überwiegend von fundamentalen Nachrichten geprägt waren, der Fall war. Mit dieser Entwicklung kehrt auf dem Platinmarkt auch ein Stück mehr Normalität ein, hin zu einer Situation, wie sie vor den Stromproblemen in Südafrika Anfang 2008 und dem späteren Wirtschaftskollaps bestand. Damit einher geht aber auch die Wahrscheinlichkeit einer zukünftig wieder höheren Volatilität des Preises.
Langfristig orientierte Käufer von ETFs (die in der letzten Woche wieder auf der Käuferseite standen), oder auch von Investmentbarren, büßen dagegen einen Teil der Bedeutung, die sie in den letzten 12 - 18 Monaten hatten, ein.
Nachdem wir schon in unserer letzten Ausgabe über das Plus beim PKW-Absatz in China berichtet hatten, wurden in dieser Woche u.a. die gesamteuropäischen Zahlen veröffentlicht:
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bremsen die von immer mehr Staaten gewährten Abwrackprämien für alte Autos die Talfahrt bei den Verkaufszahlen in Europa deutlich ab. Vor allem ein Anstieg der Neuzulassungen in den beiden größten Ländern Deutschland (plus 40 Prozent) und Frankreich (plus zwölf Prozent) sorgte im Mai dafür, dass sich der Verkaufsrückgang aller 15 westeuropäischen EU-Mitgliedsländer zusammen mit minus drei Prozent in Grenzen hielt. In den neuen EU-Ländern Osteuropas brachen die Neuregistrierungen dagegen um 26 Prozent ein. Europaweit ergab sich nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes ACEA dadurch ein Verkaufsrückgang um fünf Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge.
Auch auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es Erfolge mit einer staatlichen Verschrottungsprämie. Die Neuzulassungen in Brasilien kletterten im Mai um drei Prozent auf 237.400 Pkw. Damit ergibt sich laut Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) seit Jahresbeginn ein leichter Zuwachs von einem Prozent auf 1,1 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge.