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Der Bericht des Senats

02.07.2009  |  Theodore Butler
- Seite 4 -
Marktanteil

Im Bericht des Senats wird deutlich gemacht, welche Auswirkungen die Aktivitäten der Index-Fonds auf die Weizenpreise hatten, da diese einen prozentual hohen Anteil am Markt hielten. Im Bericht heißt es, die Index-Fonds hielten zwischen 35% und 50% aller Weizenkontrakte an der Chicagoer Börse. Zitat aus der Pressemitteilung:

"Das Unterausschuss Ermittlung stieß auf stichhaltige und überzeugende Indizien, dass die Rohstoff-Index-Trader in ihrer Gesamtheit die Futures-Preise, durch den Kauf so vieler Futures-Kontrakte, in die Höhe trieben."

Da 35% bis 50% eine hoher Anteil für ganz gleich welchen Markt ist, macht der Bericht zu Recht darauf aufmerksam, wie eine solche dominante Position die Preise beeinflusst. Doch aufgrund der Anzahl der Index-Fonds-Trader - zwischen 25 und 30 - kann keiner diesen insgesamt hohen Marktanteil als konzentriert bezeichnen. Bei Konzentration müsste dieser Marktanteil wohl auf das Konto nur eines, zweier oder nur sehr weniger Händler gehen.

Die Angaben der CFTC zeigen, dass dies ganz deutlich beim Silber der Fall ist. Die großen Silberleerverkäufer haben nicht nur einen ebenso erheblichen Marktanteil wie die Long-Index-Trader beim Weizen - doch die Silber-Position ist zweifelsohne auch noch konzentriert. Der aktuelle Commitment of Traders Report (COT), nach Stand vom 23. Juni, zeigt, dass die vier größten Händler insgesamt eine Short-Position von 47,2% aller Futures-Kontrakte an der COMEX halten - und zudem auch fast 38% der entsprechenden Weltsilberproduktion. Die CFTC berichtete in den vergangen Jahren, über ihren Bank Participation Report, dass eine oder zwei US-Banken eine Short-Position von insgesamt mehr als 33% aller COMEX-Futures-Kontrakte gehalten haben und damit 25% der Weltproduktion.

Die Angaben der CFTC zeigen ganz eindeutig, dass die großen Silber-Shorts einen ebenso dominanten Marktanteil wie die Long-Index-Trader beim Weizen haben - außer dass die Silber-Shorts bis oben hin konzentriert sind. Das macht es doppelt schlimm, und es beweißt die Manipulation - ein Wort, das im Bericht des Senats nicht geschrieben steht. In jeder vernünftigen und objektiven Hinsicht gibt es beim Silber ein größeres Problem als beim Weizen. Und wenn der erhebliche Marktanteil der Index-Trader die Weizenpreise nach oben getrieben hat, so hat der erhebliche und auch konzentrierte Marktanteil der COMEX-Silber-Shorts die Preise für Silber nach unten getrieben.


Passiv vs. Aktiv

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen den Long-Index-Tradern beim Weizen und den Großen Shorts beim Silber liegt darin, dass die Index-Fonds in erster Linie passiv sind, während die Silber-Trader aktiv sind. Die Index-Trader betreiben am Markt keinen aktiven Handel. Sie passen ihre Positionen durchaus an, je nachdem, wie sich die übergeordnete Zusammensetzung des Index ändert, Investorengeld fließt und Kontrakte übergerollt werden müssen, bevor sie auslaufen - aber für gewöhnlich sind es Händler vom Typ "Kaufen&Halten". Sie sind langfristig im Markt und reagieren im Allgemeinen nicht auf Preisänderungen. Beim Weizen, wie auch in anderen Märkten, in denen Index-Trader agieren, haben sie ihre Positionen gekauft und gehalten bevor es letztes Jahr zur großen Explosion kam, und sie hielten sie auch während des Preisverfalls. Der Bericht des Senats lastet den Index-Tradern auch nicht an, sie hätten bei steil steigenden Preisen gekauft und weiter hinzugekauft. Daher kann auch nichts angeführt werden, womit Index-Trader die Preise durch ihren Handel aktiv "angeheizt" hätten.

Die großen Silber-Shorts, die ohnehin schon einen dominanten und konzentrierten Marktanteil haben, gehören hingegen zu den aktivsten Tradern überhaupt. Irgendwann betrachtete man sie sogar als die "Marktmacher", obgleich laut den gesetzlichen Vorschriften für die Rohstoffmärkte keine Bestimmung existiert, die ihnen dieses Privileg zusprechen würde. Bei regulierten Futures-Märkten muss es sich um Märkte handeln, die "Offene Auktionen" machen und nicht spezielle oder Markmacher-Operationen, wie z.B. die New York Stock Exchange. Wenn es aber nun zu größeren Käufen oder Verkäufen im Silbermarkt kommt, so wird davon ausgegangen und erwartet, dass die großen Silber-Shorts ihren Platz auf der anderen Seite der Transaktion einnehmen. So ist im Grunde genommen auch ihre außergewöhnlich hohe Short-Position erst zustande gekommen.

Da es beim aktuell gedrückten Preisniveau natürlicherweise mehr Käufer als Verkäufer gibt, muss es für jeden neu hinzukommenden Kauf die Großen Shorts geben, die dann zusätzliche Short-Kontrakte verkaufen. Deswegen ist deren Marktanteil und Konzentration auch über die Jahre angewachsen. Hätten sie den Silbermarkt nicht gedeckelt und manipuliert, lägen die Preise viel höher. Die großen Shorts können nur dann Kontrakte zurückkaufen, wenn sie Sell-Offs arrangieren. Anders als die Index-Fond-Trader beim Weizen, die passiv sind, müssen die großen Silber-Shorts immer auf der Hut sein und aktiv bleiben, ansonsten würde der freie Markt übernehmen und die Preisfindung bestimmen.





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