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Wirtschaftskrise - Währungskrise? - Sozialismus!

13.07.2009  |  Mack & Weise
- Seite 5 -
Bis heute fehlt noch immer der politische Wille, "systemrelevanten" Großbanken ihre Systemrelevanz z.B. analog des doch stets propagierten schwedischen "Bad Bank"-Securum-Modells … durch Verstaatlichung, Abwicklung und Reprivatisierung zu nehmen! Ein Lösungskonzept, das auch von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und der Finanzlegende George Soros gefordert wird.

Klar, dass Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann nach den Rettungsbeschlüssen jetzt auf mittlere Sicht für die Finanzbranche wieder Eigenkapitalrenditen von 25% für realistisch hält, während der "sozialisierte" Steuerzahler für die Privatisierung der Milliarden-Scheingewinne aus einer nun legalisierten Market-to-Fantasy-Bilanzierung garantiert. Die "wir werden nicht aufhören, das zu tun, was uns zu einem führenden Institut gemacht hat"-Ankündigung von Goldman Sachs-"Welt"-Chef Lloyd Blankfein schon im vergangenen November sollte die Bevölkerung als ernste Warnung verstehen, denn nun werden die staatlichen Rettungsbillionen für die durch Zwangsfusionen und Übernahmen jetzt erst recht "too big to fail"-gewordenen Banken die nächste Moral Hazard-Party anheizen! Schon feiert die unter staatlicher Aufsicht stehende Citigroup ihre Rettung durch den Steuerzahler mit der Erhöhung der Grundbezüge um bis zu 50%, während Goldman Sachs für 2009 die höchste Boni-Auszahlung in seiner 140-jährigen Firmengeschichte plant. Schließlich gilt es die Provisionsmilliarden aus der Platzierung von Staatsanleihen in Billionenhöhe, die zur Rettung des Finanzsektors eigens emittiert werden, als Belohnung für die "ganze Arbeit" unter sich zu verteilen ... Genial!

Angesichts dieser etwas übertriebenen Genialität reift bei den ersten Verantwortlichen die Erkenntnis, dass die Beendigung dieses Systems ... ohne Alternative sein könnte. So äußerte der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King nach zwei Jahren des Wegschauens kürzlich, dass "es wenig sinnvoll ist, großen Banken zu erlauben, das eher traditionelle Geschäft mit Privatkunden zusammen mit dem riskanten Investmentbanking zu betreiben und indirekt schon vorab Staatsgarantien zu geben für den Fall, dass etwas schief geht. [...] Wenn einige Banken angeblich zu groß sind, um scheitern zu dürfen, dann sind sie einfach zu groß." Sheila Bair, die Vorsitzende des US-Einlagensicherungsfonds FDIC, fordert mit der Erfahrung aus bereits 45 in 2009 und 25 in 2008 abgewickelten US-Pleitebanken die Autorität, "Institute jeder Größe zu schließen, denn wenn der Mechanismus funktionieren würde, wüsste jeder: Große Finanzorganisationen können aufgelöst werden!"

US-Präsident Barack Obama hingegen sieht die Sache noch ganz anders, denn "um den angerichteten Schaden an der Wirtschaft zu beheben" möchte er der im Privatbesitz von wenigen Großbanken befindlichen US-Notenbank FED jetzt sogar noch die Aufsicht über das US-Banksystem zusprechen, also einer Institution, die selbst dem US-Kongress Auskunft darüber verweigerte, wer die Billionen aus ihren Rettungsmaßnahmen erhalten hat. Der altgediente republikanische Kongress-Abgeordnete Ron Paul kommentierte dieses Ansinnen so: "Die Federal-Reserve-Bank unterstützt die Willkür der Regierung, ist außerdem illegal und moralisch verwerflich. Einzelpersonen ist das Geldfälschen verboten. Warum erlauben wir einer Bank, insgeheim Falschgeld zu produzieren? Es gibt viele Gründe, eine Zentralbank abzuschaffen, die uns so viel Schaden zufügt."

"Jeder, der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer weitergehen kann,
ist entweder verrückt oder ein Wirtschaftswissenschaftler."
(Kenneth Ewart Boulding, Ökonom)


Der amerikanische Finanzsektor wird bereits mit 13.903.000.000.000 USD (!) gestützt und ist, obwohl schon 6,788 Billionen USD in seine Taschen flossen, noch immer … Pleite! Sollten die im Februar im DAILY TELEGRAPH veröffentlichten Zahlen der EU-Kommission stimmen, sähe es für Europas Bankenlandschaft auch nicht wesentlich besser aus. 44% der Bilanzsumme oder entsprechend 18,2 Billionen Euro sollen demnach allein die europäischen Bankbilanzen "vergiften". Dass diese Zahl stimmen könnte, belegen die bisher in der Eurozone geschnürten Banken-Hilfspakete in Höhe von über fünf Billionen Euro - ein Betrag, der immerhin ~44% der gesamteuropäischen Wirtschaftsleistung eines Jahres entspricht!

"Man kann Schulden nicht mit neuen Schulden und Defizite nicht mit Defiziten bekämpfen. Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht" warnte der Luxemburger Premier Jean-Claude Juncker seine Kollegen, die aber alles daran setzen, dieses wirtschaftlich und moralisch bankrotte Finanzsystem mit Billionenbeträgen am Spekulieren zu erhalten und dabei die Kosten gern auf künftige Generationen verlagern würden. Diese Illusion könnte allerdings schneller an der Realität scheitern, als es Politiker und Notenbanker heute glauben. Zu sehr gleichen die Staatshaushalte der Industrienationen schon jetzt einem Schneeballsystem, in dem fällige Zins- und Zinseszinsen nur noch durch die Aufnahme immer höherer Schulden "bezahlt" werden können. Dass dieses so über Jahrzehnte problemlos möglich war, sollte jedoch nicht den Blick für die exponentielle Dynamik des Zinseszinseffektes verstellen, die letztendlich selbstzerstörend wirken muss.

Wie einfach diese Dynamik unterschätzt wird, zeigt schon die Legende vom indischen König Sher Khan und dem Erfinder des Schachbretts, der als Belohnung dafür nur so viel Reis wünschte, wie nach einer steten Verdopplung von Feld zu Feld (1,2,4,8,16...) am Ende auf dem Schachbrett liegen würden. Sind es auf dem 31. Feld erst etwas mehr als nur eine Milliarde, so wird daraus bereits nur zehn Felder weiter die Billion - unsere jetzt erreichte Schuldenrecheneinheit.




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