Edelmetalle Aktuell
20.08.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Weniger positiv verlief es allerdings bei den Nutzfahrzeugen: Die Europäische Vereinigung der Automobilhersteller (ACEA) in Brüssel berichtete für Juni erneut eine kräftige Abnahme bei den Nfz-Neuzulassungen. Wie letzte Woche mitgeteilt wurde, lagen die Neuzulassungen in Europa mit 152.832 Einheiten um 34,8% unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahresmonats. Hierbei handelt es sich bereits um den 14. Rückgang in Folge. In den ersten sechs Monaten 2009 gingen die Nfz-Neuzulassungen um insgesamt 37% auf 883.301 Einheiten zurück. Der größte Platinproduzent der Welt, Anglo Platinum, hat im ersten Halbjahr 2009 (30. Juni) einen 95-prozentigen Gewinneinbruch gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum verzeichnet. Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen sank von 8,4 Mrd. Rand im ersten Halbjahr 2008 auf nun 405 Mio. Rand.
Geschäftsführer Neville Nicolau begründete den Einbruch am Montag in Johannesburg (Südafrika) mit dem Preisverfall für Platin auf dem Weltmarkt.
Der Platinpreis wird im weiteren Jahresverlauf Unterstützung über 1.200 Dollar (843 Euro) je Unze finden, prognostiziert Anglo Platinum Ltd. Der weltweit größte Platinproduzent aus Südafrika verweist zur Begründung auf die steigende Nachfrage nach Fahrzeugkatalysatoren und Schmuck in China. Die Nachfrage aus dem Automobilsektor nach Platin, aber auch nach Rhodium und Palladium, dürfte stärker zulegen als die Fahrzeugproduktion, denn die Lagerbestände seien niedrig, so der Konzern bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse.
In China kletterten die Platin-Verkäufe im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 400.000 Unzen. Die Absatzzahlen belegen, wie stark Platin in China im Schmuckgeschäft eingeführt sei, was die Nachfrage nach Platin in China grundsätzlich unterscheide. In den meisten Märkten des Westens seien die Schmuckverkäufe angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rückläufig, so der in Johannesburg ansässige Konzern weiter.
Der Platinpreis werde sich langfristig auf ein Niveau von 1.350 Dollar je Unze zubewegen, sagte Anglo Platinum. Auf Sicht der kommenden drei Jahre plant der Konzern eine Jahresproduktion von etwa 2,5 Millionen Unzen; danach dürfte eine "kleine, aber stetige Ausweitung" der Produktionsmenge folgen.
- Palladium
Der Palladiumpreis bewegte sich in den vergangenen Wochen überwiegend parallel zu jenem vom Platin, allerdings fielen die Ausschläge etwas geringer aus, sicher auch, weil im Gegensatz zum Platin das Metallangebot von einem möglichen Streik in Südafrika etwas weniger betroffen wäre.
Zu Beginn des Berichtszeitraumes lag die Notierung noch knapp unter der Marke von 260 $ je Unze, der Tiefstkurs wurde dann kurz vor dem Monatswechsel mit 250 $ erreicht. Der anschließende, vor allem dollar-getriebene Preissprung (siehe Gold) brachte ein Hoch von 280 $ je Unze. Dies war der höchste Preis seit fast einem Jahr und auch aktuell liegt der Preis nur knapp darunter.
Was die langfristige charttechnische Situation angeht, befindet sich das Metall noch immer in einem Aufwärtstrend und da auch die Neuproduktion im Falle einer weiteren Konjunkturerholung im Gegensatz zum Verbrauch sicher nicht so schnell steigen kann, ist für die Zukunft ein insgesamt eher positives Umfeld weiterhin nicht auszuschließen. Wir bleiben deshalb bei unserer Empfehlung, Rückschläge für den Abschluss von Termingeschäften zu nutzen. Wahrscheinlich ist dabei das zuletzt genannte Kursziel von 220 $ inzwischen zu ambitioniert, in der derzeitigen Lage könnten erste Absicherungen ggf. auch schon unter der Marke von 250 $ je Unze Sinn machen.
Von dem immer weiter abnehmenden Diesel-Anteil an den Neuzulassungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, dürfte das Palladium mittel- und langfristig profitieren. Momentan liegt der Dieselanteil auch aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Kleinwagen, die wegen des Aufpreises nur sehr selten mit Selbstzünder geordert werden, bei nur noch bei 30 Prozent. Im Jahr 2007 hatten in Deutschland 48 Prozent aller verkaufter Pkw einen Dieselmotor unter der Haube. Im Jahr 2008 waren es dann noch 44 Prozent.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Ein möglicherweise drohender Streik in Südafrika und die - zumindest momentan - guten Nachrichten von vielen Automärkten sorgten letztlich auch für eine gute Unterstützung des Rhodiumpreises, der in den letzten vier Wochen noch einmal um 10% oder 150 $ auf jetzt 1.650 $ je Unze zulegen konnte. Langfristig billigen wir diesem Metall weiterhin die absolut und prozentual höchsten Gewinnmöglichkeiten von allen Edelmetallen zu. Soweit aufgrund der Marktstrukturen überhaupt möglich, sollten industrielle Endverbraucher deshalb Rückschläge für Absicherungsgeschäfte nutzen.
Ruthenium hat sich nicht verändert, es liegt bei 70 $ - 100 $, Iridium notiert etwas schwächer bei 390 $ - 440 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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