Edelmetalle Aktuell
23.11.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Wohin das Gold - außer in Barren und zu Beginn des Jahres auch in ETFs - 2009 noch ging, wird deutlich, wenn man sich die spekulativen Pluspositionen an den Terminbörsen anschaut: Diese nahmen seit Jahresanfang um deutlich über 600 Tonnen zu und erklären vermutlich einen ordentlichen Teil des starken Preisanstiegs, den das Gold seit Jahresbeginn gesehen hat.Auf der anderen Seite stieg in diesem Jahr in den ersten drei Quartalen die Minenproduktion überraschend deutlich und zwar um 7% auf 1.766 Tonnen an. Auch der zweite große Angebotsblock, das Altgold, nahm zwischen Januar und September um satte 37% auf jetzt fast 1.200 Tonnen zu.
Derzeit scheinen diese zum großen Teil gar nicht so positiven Zahlen in der allgemeinen Euphorie unterzugehen, aber eine gewisse Vorsicht bleibt angebracht: Ein Blick auf die Preisentwicklung seit Anfang 2006 zeigt, dass sich an praktisch jeden steilen Anstieg meistens recht schnell ein zwar vorübergehender, aber fast immer sehr massiver Einbruch anschloss. Die einzige Ausnahme bildete die Periode von September 2007 - März 2008. Hier platzte die Blase ebenfalls, aber eben erst nach diesen sechs Monaten. Damals fiel der Goldpreis dann in nur zwei Wochen um 180 $ zurück.
Die wohl beste Strategie für industrielle Endverbraucher ist, im Moment nicht in Panik zu verfallen, sondern auf einen solchen Rückschlag beim Goldpreis zu warten. Charttechnisch scheinen nämlich Kurse von 1.075 $ oder sogar 1.025 $ je Unze durchaus denkbar und das sogar ohne, dass der langfristige Aufwärtstrend gebrochen würde. Auf diesen Niveaus könnte man sich dann deshalb wieder etwas Gold auf Vorrat zulegen.
- Silber
Auch das Silber beendete in den letzten Tagen seine Seitwärtsbewegung und konnte zeitweise auf 18,84 $ zulegen. Im weiteren Verlauf fiel die Notierung dann aber wieder leicht ab.
Die physischen Investoren haben sich in den letzten zehn Tagen je nach Produkt unterschiedlich verhalten. Im Gegensatz zum Gold war das Geschäft mit den Investmentbarren deutlich verhaltener. Bei den ETFs dauerte dagegen die Nachfrage an, in der letzten Woche wurde in Unzen gerechnet sogar das größte wöchentliche Plus seit Mai registriert. Rein prozentual betrachtet sind die Steigerungsraten bei den ETFs im Moment allerdings nicht mehr sehr groß, dies liegt aber vor allem an der Masse der ausstehenden Positionen, die in ETFs gebunden sind und die inzwischen deutlich mehr als eine halbe Weltjahresproduktion ausmachen. Der Test, wie diese Anleger reagieren, wenn der Preis einmal nachhaltig fällt oder auch nur längere Zeit auf dem gleichen Niveau verharrt, steht noch aus. In jedem Fall bilden die immensen ETF-Bestände eine potentielle Gefahr für den Silberpreis, sollten sie eines Tages abgebaut werden.
Industrielle Endverbraucher kauften auch in den letzten Tagen wieder ordentliche Mengen Silber ein. Dies scheint ein Zeichen dafür zu sein, dass zumindest im Moment die Unternehmen wieder bessere Umsätze verzeichnen.
- Platin
Der Platinpreis, der sich zuletzt in einem relativ engen Band bewegt hatte, legte in den vergangenen zehn Tagen deutlich zu. Dabei half sicher der andauernde Höhenflug des Goldpreises, aber auch die Hoffnung auf positive Nachrichten im Vorfeld des am Dienstag dann veröffentlichten Marktberichts des englischen Edelmetallverarbeiters Johnson Matthey (JM).
Um das letzte Wochenende herum legte das Platin deshalb in der Spitze um über 115 $ je Unze zu und erreichte mit 1.463 $ den höchsten Stand seit August 2008. Geholfen bei der Preisentwicklung haben dürften aber auch die neuesten Meldungen zur Produktion in Südafrika. So teilte Lonmin mit, dass man zuletzt 6% weniger Platin produziert habe und Impala berichtete, dass die Ausbringung im ersten Quartal des Finanzjahres insgesamt zwar um 6% gestiegen sei, dass man aber immerhin 75.000 Unzen neue Produktion durch Streiks und vorübergehende Minenschließungen eingebüßt habe.
Näheres zu den beiden Minengesellschaften und zur geplanten Wiederinbetriebnahme der Everest-Mine durch Aquarius finden Sie unter den Links auf Seite 4.
Der am Dienstag veröffentlichte Bericht von JM teilt unsere Einschätzung, dass die Neuproduktion in Südafrika zur Zeit insgesamt rückläufig ist. Trotzdem werde, so JM, in diesem Jahr das globale Angebot an Platin um 1,9% auf 6,06 Mio. Unzen steigen. Verantwortlich hierfür seien vor allem Verkäufe aus den Reserven der Minengesellschaft am Kap, die im letzten Jahr angesichts der einbrechenden Autokonjunktur nicht alles geförderte Metall verkaufen konnten. In Nordamerika und Russland werde die Produktion in diesem Jahr ebenfalls sinken, während die Ausbringung in Zimbabwe trotz aller politischen Probleme in dem Land um 10% steigen werde.