Edelmetalle Aktuell
23.11.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Bei der Nachfrage sehen die Analysten einen massiven Einbruch beim Absatz in der Autoindustrie. Diese werde 2009 um 33% auf 2,48 Mio. Unzen fallen, in Europa betrage das Minus sogar 47,5%.Gleichzeitig sank 2009 aber auch die Recycling-Quote und die Schmucknachfrage in China stieg in diesem Jahr um sagenhafte 79,5% an. Mit 2,45 Mio. Unzen wird sie fast das Niveau der Nachfrage aus der Autoindustrie erreichen.
Per saldo ergibt sich damit auf dem (physischen) Platinmarkt aus Sicht von JM ein Überschuss von 140.000 Unzen, mit der Ausnahme von 2006 ist dies der erste Überschuss in diesem Jahrzehnt. Allerdings ist auch hier der massive Anstieg der spekulativen Buchmetall-Postionen im Jahr 2009 ausgeklammert. Alleine an den Börsen TOCOM und NYMEX hat deren Umfang seit Januar um ca. 900.000 Unzen zugenommen.
- Palladium
Der sich zuletzt eher seitwärts bewegende Palladiumpreis setzte in den vergangenen zehn Tagen zu einem neuen Höhenflug an. Diese jüngste Nachfragewelle war sicher auch wieder spekulativer Natur, dahinter steckte aber auch industrieller Bedarf angesichts der in einigen Märkten starken Automobilkonjunktur. Gerade aus diesem Grund wird von Analysten seit geraumer Zeit dem Palladium im Vergleich zum Platin das größere Potential eingeräumt, weil Märkte, die vor allem auf Benziner setzen entweder schon jetzt boomen (China) oder ihnen ein größeres Erholungspotential zugebilligt wird (USA). Hinzu kommt, dass selbst im einstmals diesel- und damit platinlastigen Europa Palladium auf dem Vormarsch ist; einmal, weil Palladium immer mehr auch in Autos mit Dieselmotoren eingesetzt wird und andererseits, weil der Benzineranteil auf dem Alten Kontinent in den letzten 12 Monaten massiv zugelegt hat. So ist der Anteil der Dieselfahrzeuge in Europa in diesem Jahr von monatlich knapp 600.000 auf zeitweise unter 500.000 Fahrzeuge zurückgegangen, während die Anzahl der Benziner von 475.000 um die Jahreswende auf über 700.000 im letzten Monat gestiegen ist.
Diese Entwicklung hilft natürlich dem Palladium und am Ende erreichte das weiße Metall in dieser Woche einen Höchstkurs von 376 $ je Unze und damit das höchste Niveau der letzten 15 Monate.
Kurzfristig können wir einen unter Umständen auch kräftiger ausfallenden Rückschlag nicht ausschließen und ein erstes charttechnisches Kursziel wäre dabei das Niveau von 325 $ je Unze. Erste Gewinnmitnahmen haben das Metall heute bereits um 15 $ fallen lassen. Mittel- und langfristig wird sich unserer Meinung nach die Schere zwischen Palladium und Platin aber weiter schließen. Trotz dieses insgesamt eher positiven Ausblicks ist die Nachfrage nach physischem Palladium durch Investoren sowohl bei Barren, wie auch bei den ETFs, derzeit eher verhalten.
JM führt in seinem jüngsten Bericht zum physischen Palladiummarkt aus, dass das Angebot in diesem Jahr um 1,8% auf knapp 7,2 Mio. Unzen und damit auf den niedrigsten Stand seit 2003 fallen werde. Allerdings werde auch die Nachfrage gleichzeitig um 3,8% auf 6,5 Mio. Unzen zurückgehen. Die letztgenannte Zahl beinhaltet zwar die ETFs und Investmentbarren, aber nicht die in diesem Jahr um fast 900.000 Unzen gestiegenen Pluspositionen an den Terminbörsen (und auch keine sonstigen neuen Buchmetallpositionen). Aus dem von JM vorhergesagten Überschuss auf dem physischen Markt in Höhe von 655.000 Unzen wird so für den Gesamtmarkt schnell ein Defizit, das dann auch die Verdoppelung des Preises in diesem Jahr erklären dürfte.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Nicht nur die vier gemeinhin im Fokus stehenden Edelmetalle haben in den letzten 10 Tagen deutlich zulegen können, auch die "kleinen" Platinmetalle und da vor allem das Rhodium setzten zu einem regelrechten Höhenflug an.
Das ohnehin schon teuerste Edelmetall legte seit Dienstag letzter Woche rund 750 $ (oder rund 33 Prozent) auf jetzt 2.750 $ je Unze zu. Die treibende Kraft scheint dabei noch immer eine extrem hohe Nachfrage aus Asien zu sein, die sich sowohl aus dem spekulativen Bereich speist, wie auch weiterhin aus dem Chemie- und vor allem dem Autosektor. Das Ende der Fahnenstange sehen wir auch weiterhin nicht erreicht. Preise von 3.000 $ in nächster Zeit wären keine wirkliche Überraschung, vor allem vor dem Hintergrund, dass das Rhodium in den deutlich "normaleren" Zeiten bis Anfang 2008 jahrelang irgendwo zwischen 2.000 $ und 6.000 $ notiert hatte. Und damals befand sich das Thema Autoabgasreinigung in wichtigen Märkten wie China gerade erst am Beginn.
Während von der öffentlichen Wahrnehmung her in den letzten Tagen vor allem das Rhodium mit seinem extremen Anstieg im Mittelpunkt des Interesses stand, bewegte sich aber nach einer langen ruhigen Phase in dessen Kielwasser auch das Ruthenium nach oben. Die Nachfrage war ja schon länger angestiegen, jetzt reagierte schlussendlich aber auch der Preis und stieg innerhalb weniger Tage um über 20% an. Inzwischen wird das Metall wieder mehr zugeteilt als gehandelt, das weckt erste Erinnerungen an die Situation in den Jahren 2006/2007.
Nur beim Iridium gab es in den letzten Tagen noch keine Preisbewegung, das (mit Ausnahme des nicht auf den Finanzmärkten gehandelten Osmiums) seltenste Edelmetall liegt kaum verändert bei 390 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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