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Warum Veränderungen der Goldproduktion nicht wichtig sind

17.11.2009  |  Steve Saville
- Seite 4 -
Einige Einwände vorweggenommen

1. Uns ist folgendes Argument begegnet: Es kann immer auch Zeiten geben, in denen es wenige oder vielleicht auch keinen Verkäufer von bereits existierenden oberirdischen Goldbeständen am Markt gibt, was dann dazu führt, dass der Markt von den regulären Verkäufen der Goldbergbauunternehmen dominiert wird (Goldbergbauunternehmen verkaufen kontinuierlich zu jenen Marktpreisen, die zum Zeitpunkt herrschen, wenn das Gold aus dem Boden geholt wird).

Nun wissen wir aber aus den Daten der LBMA-Statistiken, dass die Verkäufe der Bergbauunternehmen nur gering ausfallen, vergleicht man sie mit den physischen Goldmengen, die routinemäßig am Londoner Goldmarkt gehandelt werden. Und sollten sich auch alle Goldeigentümer entschließen, auf ihren Investitionen "sitzenzubleiben", in der Annahme, die Preise würden steigen, so würden die Goldverkäufe des Bergbausektors keinen übergroßen, ja nicht einmal bedeutende Auswirkungen auf den Goldpreistrend haben. Warum das so ist, lässt sich am besten erklären, wenn wir folgendes hypothetisches Beispiel betrachten, bei dem Bill und Fred als Aktionäre der Firma XYZ auftreten.

Bill besitzt 70% der ausstehenden Aktien und Fred besitzt 1% der ausstehenden Aktien. In unserem Beispiel entscheidet sich Fred, seinen 1%igen Anteil sofort zu verkaufen, wohingegen Bill noch auf höhere Preise warten will, bevor er sich von seinen Anteilen trennt. Obgleich Fred derjenige ist, der zum jetzigen Zeitpunkt verkauft, so wiegt die Entscheidung Bills, seine Anteile nicht auf den Markt zu werfen, hinsichtlich der Preisfindung am Markt viel schwerer, als Freds Entscheidung, sofort zu verkaufen. Grund dafür ist natürlich, dass Bill 70-mal mehr Aktien kontrolliert als Fred. Robert Blumens Artikel, zu finden unter http://mises.org/story/3593, behandelt dieses Konzept im Detail.

2. Man könnte auch behaupten, dass es bei Industriemetallen wie zum Beispiel Kupfer ebenfalls riesige oberirdische Bestände gibt, wenn wir das in Gebäuden und anderen Strukturen "gelagerte" Metall mit einbeziehen. Der Unterschied ist nur, dass dieses Metall in nicht verkäuflicher Form vorkommt. Zum Beispiel wird es, ganz gleich wie hoch der Kupferpreis liegt, nie wirtschaftlich sein, funktionsfähige Bürogebäude oder Wohnungen abzureißen, mit dem einzigen Ziel, die darin enthaltenen Kupfermengen zurückzugewinnen. Damit ist nur gemeint, dass das Kupfer, das für elektrischen Leitungen und andere Installationen in diesen Gebäuden verwendet wurde, nicht als Teil der oberirdischen Bestände gerechnet werden darf.

Gold ist der einzige Rohstoff, bei dem das Verhältnis "stocks-to-flow" oder "stocks-to-use" so groß ist, dass die "Flow"-Komponente außer Acht gelassen werden kann. Diesen Punkt hat auch Steve Matthews, Rohstoffstratege bei einem Hedgefonds, in einem seiner Artikel angeschnitten. Mr. Matthews kommt zu folgendem Schluss:

"Man kann wohl mit Recht sagen, dass an die 7019 Tage [verbleibende Bestände] beim Gold nichts herankommt. Das führt uns zu einer Annahme, die sicherlich schon vielen von Ihnen durch den Kopf gegangen ist: Um Gold am Markt richtig zu bewerten, muss man es als Fremdwährung betrachten und nicht als Rohstoff. Sie werden an dieser Stelle wohl jemanden anderen brauchen, der Ihnen Empfehlungen fürs Trading gibt; ich entziehe mich der Aufgabe, hinsichtlich der Preise eine bullische oder eine bärische Haltung einzunehmen, da aus meiner Sicht außergewöhnlich viel darauf hindeutet, dass Gold außerhalb meines analytischen Angebot/Nachfrage-Rahmens liegt."

Übrigens denken wir, die von Mr. Matthews erwähnten 7019 Tage Restbestand stellen die wahren Bedingungen stark untertrieben dar (Restbestand entspricht hier der Anzahl der Tage bezogen auf die oberirdischen Bestände - vorausgesetzt, es gibt keine weitere Produktion und die Nachfrage zu Nicht-Investitionszwecken bleibt gleich). Nach unserer Einschätzung liegt die Restbestandszeit im Goldmarkt bei mindestens 13.000 Tagen (ca. 35 Jahre). Zum Vergleich: Die Restbestandszeit im Kupfermarkt liegt üblicherweise im Bereich von 30-90 Tagen.

3. Während der letzten 40 Jahre hat es eine lockere inverse Beziehung zwischen Goldproduktion und Goldpreistrend gegeben. Genauer gesagt, zeigt der folgend Chart für die jährliche Weltgoldproduktion einen Abschwung während der ersten Hälfte der 1970er Jahre (eine bullische Periode für Gold), einen stetigen Aufwärtstrend ab Anfang der 1980er Jahre bis ca. 2000 (eine allgemein bärische Periode für Gold) und dann ein allmähliches Nachlassen während des derzeitigen Bullenmarktes. Dies wurde als Beweis dafür interpretiert, dass die Veränderungen bei den geförderten Mengen, im Gegensatz zu unserer Analyse, durchaus reale Auswirkungen auf den Goldmarkt haben. Solche Interpretationen zeigen jedoch deutlich die Gefahren der blinden Annahme, Korrelation sei auch gleichzeitig Ursächlichkeit.

In Anbetracht der Größe des gesamten Goldmarktes ist es unvernünftig, darauf zu schließen, dass Trends in der Produktion (wie sie im folgenden Chart dargestellt sind) wichtig für den Goldpreistrend während der fraglichen Periode sind. Aber wie können wir uns nun die offensichtlich negative Korrelation zwischen Preis und Produktion erklären, die sich seit 4 Jahrzehnten eingestellt hat?




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