Staatliche Zahlungsausfälle: Der Kreis schließt sich
11.01.2010 | Jim Willie CB
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Verspäteter zweiter KnallDie raue Wirklichkeit, bestimmt vom wirklichen Gewicht der Dinge führte mit fortschreitender Zeit zum zweiten Knall. Man kann durchaus die Hintergründe des Scheiterns innerhalb der Dubaiwelt in Frage stellen und auch die Tatsache, dass es gerade dann passierte, als der US-Dollar schlimm überverkauft war. In Frage stellen kann man auch den Sinn des Versuchs, Abu Dhabi zur Begleichung schlechter Schulden zwingen zu wollen oder aber schon die Annahme, Abu Dhabi könne überhaupt seine schlechten Schulden begleichen. Man kann auch auf ein verstecktes Motiv verweisen, demzufolge iranische Vermögensanlagen und Handelswege ruiniert werden sollten, denn die Iraner besitzen 30% der Immobilien von Dubai und können sich, über Unternehmen aus Dubai, gesperrte Produkte liefern lassen.
Wie dem auch sei: Die Vogelperspektive ist das Wichtigste. Die größten Opfer sind die Londoner und Europäischen Banken, die weitgehend mit Dubai-Schulden verbunden sind. Die "Mächte" nennen das lieber eine Erholung des US-Dollars, herbeigeführt durch die Suche nach Schutz und Sicherheit. Aber hier in der beschädigten US-Finanzfestung? WOHL KAUM! Es wird wohl eher Folgendes passiert sein: Das Britische Pfund und der Euro fielen durch einen absehbaren Rückzug, nachdem man sich der anstehenden Verluste klar geworden war. Die USA haben Bilanzlegung nach Fantasiemarktansätzen zugelassen und dies führte zu einer Erholung am Aktienmarkt und zum jüngsten Höhepunkt in den getürktesten Arbeitmarktberichten der Modernen Geschichte.
Im Hat Trick Letter "Makroökonomik" wurde der Arbeitsmarktbericht von November innerhalb weniger Seiten auseinandergenommen und als großartige, versöhnliche Fiktion entarnt. Wie einfach sich dieser Bericht zurückweisen lässt, ist der US-Presse entgangen. Er beinhaltete, um nur einen kleinen Teil zu erwähnen, die fiktionalen Anpassungen via Death Birth Model (riesig auch für vergangene Erhebungen) und konstant instabile saisonale Anpassungen.
Zurückweisen ließ sich der aufgeblähte offizielle Bericht unter anderem aufgrund der schwachen Daten von TrimTabs, schwächelnder US-Steuereinnahmen, eines Überraschungsabschwungs in den ISM-Daten (Institute for Supply Management) für den Dienstleistungssektor und aufgrund anhaltend deutlicher Rückgänge am Stellenmarkt laut Challenger Gray & Christmas. Sie können also davon ausgehen, dass es zur US-Dollar-Rally kam, weil man vor Auslaufen der US$ DX Futures große Verluste vermeiden musste. Drei Wochen zuvor teilten die Mächte beim Auslaufen der Gold-Futures schwere Schläge aus, aber sie konnten Doppelschläge beim Auslaufen DX-Futures abwenden. Jetzt hat sich der US $ an der Abwärtstrendlinie gefangen.
Der zweite Knall konnte dem schwer beschädigten Dollar keinen derartig starken Auftrieb geben, er diente vielmehr als Signal, dass die Dominos wieder anfangen zu fallen. Das Zentralbankensystem hat den nächsten Schock parat. Die Herabstufung der Staaten Griechenland, Spanien und Portugal durch Ratingagenturen letzte Woche kündet zukünftige Erdbeben in Schuldenfragen an. In den Vereinigten Staaten ist dieses Spiel verharmlosend als "Extend & Pretend" (hinausschieben & hoffen) bezeichnet. Die Europäer bedienen sich ebenfalls gerne dieses Tricks. Das gesamte Bankensystems Spaniens führt Immobilienbestände, ganz gleich ob diese nun aus Zwangsvollstreckungen oder abgewirtschafteten Projekten stammen, zu gleichhohen Preisen in ihrer Bilanz und lehnt es dickköpfig ab, notwendige Abwertungen in Höhe von 30% oder 50% durchzuführen. Folglich klafft in Spanien eine große Lücke zwischen Kaufinteressenten und Angebot; und ein riesiger Bestand liegt brach - eine Sackgasse, die sich zum Einsturztrichter entwickelt.
Der nächste große Knall
Der zweite Knall aus Dubai ist das größte destabilisierende Ereignis der vergangenen 14 Monate gewesen, in den Vereinigten Staaten jedoch untertrieben dargestellt. Die US-Presse erwähnt die Herabstufungen für europäische Staatsschulden fast gar nicht. Die US-Presse brüstet sich in Wirklichkeit damit, dass die Finanzmärkte mit der Dubai-Situation sehr gut umgehen würden und dass man die Sache so gut wie hinter sich hätte. Solche Untertreibungen sind riskante Einschätzungen. Der zweite Knall kündigt den Beginn staatliche Schuldausfällen gleich mehrerer Nationen an, und er kündet von einer Umstrukturierung Europas - hinsichtlich der Europäischen Union und der europäischen Währung. Die sich entwickelnde parlamentarische Europäische Union könnte vor der eigentlichen Umsetzung schon tot sein. Die Aufspaltung der Euro-Währung wird sich schon bald bewahrheiten, eine Prognose, die ich schon viele Monate vor den Prognosen zum Schuldnerausfall am Persischen Golf aufgestellt hatte. Gescheit wäre es, den Vertrag von Lisabon auszusetzen, während Mitgliedsstaaten zahlungsunfähig werden.
Der spanische Staat wird schon bald zahlungsunfähig sein. Die kommende unverfälschte Bilanzierung von Immobilienabschreibungen und die damit einhergehenden Schuldausfälle bei Banken werden katastrophale Auswirkungen haben. Eine Arbeitslosigkeit von über 20% und die derzeitig kräftige Rezession werden für die Zahlungsunfähigkeit des spanischen Staates sorgen. Aber das unmittelbare Feuerwerk sieht man in Griechenland, wo Premier Papandreou trotzig reagiert. Er wird es nicht zulassen, dass die sich die Nation den strengen Zwangsrestriktionen und Richtlinien des IWF unterzieht, unter denen die griechischen Arbeiter leiden würden.
In der Vergangenheit hatten solche Ausdünnungen durch den IWF zu permanenter Lähmung von Nationalstaaten geführt - zu viele, um sie auf einer einzigen Seite unterzubringen. In Antwort auf die offizielle Verweigerung kommt etwas sehr Ungewöhnliches auf Griechenland zu, etwas Beispielloses aber Mächtiges und Unangenehmes. Es wird zu emotionalen Ausbrüchen kommen, die sich über Europa verteilen. Das Überschwappen der Emotionen wird zu viel größeren Ereignissen führen. Der Schwung der staatlichen Zahlungsunfähigkeit in Spanien und Griechenland wird die Europäische Währungsunion zerstören und somit auch die EU an sich.
Die Wiedereinführung der Deutschen Mark ist sicher - nur, dass sie als Variante des Euro bezeichnet werden wird. Die derzeitigen Codenamen sind der KernEuro und der NordischeEuro. Das wird die offizielle Währung Deutschlands werden und auch bestimmter starker zentraleuropäischer Nationen mit Handelsüberschuss. Wenn Frankreich es schafft, zu diesem Kern zu gehören, so ist dies ein Wunder oder ein reines Geschenk. Die Auswirkungen dieser Währung auf den Exporthandel werden Frankreich im weiteren Verlauf schwanken lassen, Deutschland aber wird schwer zu kämpfen haben.