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Kommt der Aufschwung 2012?

22.01.2012  |  Klaus Singer
Die Eurokrise verschwindet allmählich aus dem Fokus, nachdem die EZB durch ihre Liquiditätsspritze vor Weihnachten dafür gesorgt hat, dass nun die Banken erneut anfangen, die notleidenden Südstaaten der Eurozone zu finanzieren. Ist ja auch ein glänzendes Geschäft: Die Banken leihen sich bei der EZB für 1% Geld auf drei Jahre, hinterlegen dafür Wertpapiere mit mittlerweile abgespeckten Sicherheits-Anforderungen, kaufen davon z.B. auf drei Jahre laufende italienische Staatsanleihen mit einer Rendite von über 4,8%, tragen die beim nächsten LTRO der EZB Ende Februar zur EZB, leihen sich für 1% ... und so weiter. Ein Carry-Trade ohne Währungs- und sonstiges Risiko. Wenn es schief geht, soll die EZB sehen, wie sie zu ihrem Geld kommt. Außerdem hat der EU-Gipfel im Dezember beschlossen, dass es künftig keinen Haircut mehr geben wird.

Apropos Haircut. Die Verhandlungen über einen solchen bei Griechenlands Schulden laufen noch. Wahrscheinlich werden sich Banken und Regierung in letzter Sekunde doch noch einigen. Und wenn nicht, könnte die griechische Regierung einen solchen möglicherweise per Gesetz rückwirkend verordnen. Selbst wenn das Land offiziell pleite geht, erscheinen immer mehr Beobachtern die Folgen heute beherrschbar. Ganz anders noch im alten Jahr - da hielten es alle für eine Katastrophe. So schnell, wie die Stimmung jetzt in die eine Richtung geschlagen ist, kann sie auch wieder in die andere schlagen.

Die Eurokrise verliert ihren Schrecken, der DAX steigt seit Jahresbeginn um neun Prozent.

Dass die Weltbank ihre globale Konjunkturprognose aus Juni wegen der Euro-Krise kräftig gestutzt hat und die Eurozone in diesem Jahr nun statt mit 1,8% wachsen mit minus 0,3% in die Rezession rutschen sieht, interessiert erst einmal nicht. Mit 2012 habe ein "schwieriges Jahr" begonnen, heißt es: "Das Wachstum in Industrieländern wie auch aufstrebenden Staaten könnte noch weit stärker abstürzen als während der Krise 2008/09."

Wachstum – wozu braucht die Wirtschaft beim erreichten westlichen Lebensstandard Wachstum? Die zwei wichtigsten Gründe sind die Zinsbelastung durch Verschuldung und die durch Konkurrenz sinkende Profitrate. In einem (finanz-)kapitalistischen Wirtschaftssystem muss daher das Mantra zwangsläufig lauten: "Wachstum, Wachstum über alles".

Dem Mantra folgend soll nachfolgend untersucht werden, wie es mit den Wachstumsaussichten bestellt ist. Dabei konzentriere ich mich auf die USA, die nach wie vor den Takt angibt - trotz allem Eurokrisen-Gerede.

Leamer hat im August 2007 auf der Jahrestagung der Zentralbanken in Jackson Hole den Einfluss des Hausbau-Sektors auf den Wirtschaftszyklus untersucht und kommt zu dem Schluss, dass dieser der wichtigste Sektor bei Wirtschaftsrezessionen ist. Der folgende Chart stellt den Zusammenhang zwischen vorlaufenden Überinvestititionen im Haussektor und Rezessionen gut dar (siehe Chart!).

Leamer leitet daraus eine allgemeine Regel ab: Der Hausbausektor zeigt bereits früh Rezessionen an, gefolgt von Konsumausgaben. Mit dem Start einer Rezession werden die Betriebsausgaben und die Beschäftigung reduziert, dann folgen mit Verzögerung die Unternehmensinvestitionen. Die Reihenfolge bei der sich anschließenden Erholung ist genau gleich.

Für Rezessionen gibt es verschiedene Auslöser. Das kann z.B. ein Ölpreisschock sein oder ein Krieg oder irgend ein anderes endogenes oder exogenes Schock-Ereignis. Reinhart und Rogoff haben in ihrem hier schon mehrfach erwähnten Buch "This time is different" überzeugend nachgewiesen, dass bei Rezessionen, die ihre Ursache im Finanzsektor haben, die Erholung besonders langwierig und schwierig ist. Nicht selten kommt es zu einem "verlorenen Jahrzehnt", wie z.B. das Beispiel Japan nach 1990 zeigt. Hier kann man mittlerweile sogar schon von zwei verlorenen Dekaden sprechen.




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