Edelmetalle Aktuell
22.04.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Silber
Der Silberpreis hat sich in den vergangenen beiden Wochen im Großen und Ganzen seitwärts bewegt. Wie das Gold auch, erreichte das weiße Metall seinen Höchststand innerhalb des Berichtszeitraumes eher zu dessen Beginn und musste dann dank Goldman und SEC kurz vor dem vergangenen Wochenende ebenfalls einen deutlichen Rückschlag hinnehmen. Dieser wurde in dieser Woche dann zwar zum Teil wieder ausgeglichen, oberhalb der Marke von 18 $ tut sich das Metall im Moment aber schwer.
Fundamental betrachtet befindet sich das Metall aber weiter in einem eher positiven Fahrwasser, denn neben der andauernden Investmentnachfrage gibt es auch einen unverändert hohen Bedarf aus der Industrie.
- Platin
Der Platinpreis zeigte in den vergangenen 14 Tagen leichte Ermüdungserscheinungen und konnte sich gegenüber der Ausgangssituation von vor zwei Wochen nur wenig verbessern. Aktuell notiert er bei 1.736 $ und damit gerade einmal 13 $ höher als am 7. April, dem Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts.
Andererseits konnte das Metall aber einen deutlichen Rückschlag, den es zwischenzeitlich erlitten hatte, relativ rasch wieder ausgleichen. Verursacht wurde dieser Einbruch durch einen ebenfalls sinkenden Goldpreis, der wiederum eine Folge des Konflikts zwischen der US-Börsenaufsicht SEC und der Investmentbank Goldman Sachs war (Details siehe rechts im Bericht zum Gold). Der Platinpreis fiel angesichts der Nachrichten aus den USA auf 1.666 $ zurück, dies war gleichzeitg auch der tiefste Stand seit dem 4. April.
Darüber, ob bei dem sich anschließenden Wiederanstieg des Platinpreises auch Befürchtungen vor einer physischen Knappheit bei den Platinmetallen angesichts des Transportstopps in weiten Teilen Europas eine Rolle gespielt haben, kann nur spekuliert werden. Unserer Meinung nach wären jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt Kursgewinne wegen ausgefallener Transporte von Platin nach Europa in keinster Weise gerechtfertigt. Aktuell gibt es weder bei Barren, noch bei Schwamm eine Knappheit und einzelne durch die Vulkanasche in der Luft verursachte Verspätungen bei Lieferungen ändern an dieser Einschätzung nichts.
Hinzu kommt, dass der tagelange Stillstand im Luftraum über Europa in der Autoindustrie tatsächlich sogar zu einem vorübergehenden Minderbedarf bei den Katalysatormetallen führt: Weil wichtige normalerweise per Luftfracht zugelieferte (Elektronikbau-)Teile fehlen, mussten nämlich Autohersteller wie Daimler, BMW und selbst Nissan in Japan ihre Produktion bereits teilweise unterbrechen.
Das Platin ist nun seit dem Börsenstart des neuen, um die Jahreswende herum in den USA zugelassenen ETFs um über 350 $ je Unze angestiegen. Ein Teil des Anstiegs geht zwar auf einen erholten industriellen Bedarf zurück, ein ordentlicher Teil aber auch auf Käufe von Investoren und Spekulanten.
Aus diesem Grund sehen wir die Chancen für weitere Preissteigerungen jetzt erst einmal als begrenzt an. Charttechnisch gibt es zwar wie schon vor zwei Wochen nach oben noch viel Luft, auf der anderen Seite muss aber immer mehr mit Gewinnmitnahmen gerechnet werden. Diese können dann auch mal deutliche Rückschläge bringen.
Wir wären jedenfalls nicht überrascht, wenn das Platin - vielleicht nach einem letzten Aufbäumen - über kurz oder lang wieder in den Bereich von 1.650 $ zurückfällt. Dann wird man sehen, ob die Inhaber von mehr oder weniger spekulativen Pluspositionen weiter zu ihrer Kaufentscheidung stehen, oder ob sie sich entscheiden, in andere besser verzinste Anlagen zu wechseln. In einem solchen Fall könnten dann auch noch weitere Verluste drohen.