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Ein Interview mit einem Meister der langen Welle (Teil 1)

21.04.2010  |  Clif Droke
- Seite 3 -
Clif Droke: Sie erwähnen häufig Handelskriege in Ihrem Buch. Können Sie mehr dazu sagen?

David Fox Barker: Wenn Sie sich all die aufstrebenden Märkte anschauen, dann haben Sie vielleicht um die 4 bis 5 Milliarden Menschen, die Teil des internationalen Kapitalismus werden, was den Aufschwung der nächsten Langwellenphase vorantreiben wird. Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir den Freihandel für die nächste Phase des Kapitalismus aufrechterhalten. Das ist die eine Sache, die jetzt bis 2012 für Desaster sorgen könnte – sprich Handelskriege, die kaum zu vermeiden sind. Aufgrund der überschüssigen Kapazitäten gibt es die natürliche Tendenz zu Handelskriegen.


Clif Droke: Mit Blick auf die Medienschlagzeilen scheint es ganz so, als würde sich ein potentieller Handelskrieg zwischen den USA und China abzeichnen. Haben Sie auch diesen Eindruck?

David Fox Barker: Auf jeden Fall. Ein klassisches Beispiel für die Langwelle, wir haben Überproduktion. China produziert zu viel und die USA produzieren zuviel. Ganz so einfach ist es zwar auch nicht, denn ein großer Teil der US-Produktion wurde nach China verlagert. Washington beschwert sich über die chinesische Produktion und die Güter, die zu billigsten Preisen auf unserem Markt angeboten werden, aber 60% dieser Exporte aus China gehören den Fortune-500-Unternehmen – unseren Produktionsstätten in China.

Hier kommen wir wirklich auf den Kern der ganzen Debatte um Inflation vs. Deflation und inwieweit das alles mit Handelskriegen zusammenhängt. Auf einen Beobachter aus China wirkt Bernanke und sein Helikopter wie ein Blackhawk, der gerade aktiv Handelskrieg betreibt. Beim Versuch, die Deflation zu stoppen, macht er aber nur Folgendes: Er exportiert die Deflation in die globalen Märkte. Wenn die USA jetzt sagen, sie würden die Deflation stoppen, dann bedeutet das nur, dass sie sie nach China, Brasilen, Russland und Indien exportieren werden. Die Art und Weise der Krisenbekämpfung dieser Länder setzt sie unter gewaltigen Druck. Wir versuchen, die natürliche Deflation der Langwelle zu unseren Handelspartnern zu exportieren. Und die werden einfach nicht tatenlos zusehen. Sie müssen mit ähnlichen Mittel antworten und halten ihre Währungen niedrig, um den Handelskrieg zu stoppen. Ich glaube, die größte Kraft der USA in punkto Handelskrieg sind nicht die Zölle oder Importquoten. Sie versuchen, den Wert des Dollars zu senken, um unsere Deflation exportieren zu können.


Clif Droke: Da wir gerade von Handelskriegen sprechen: In Ihrem Buch geht es auch darum, inwieweit auch das Potential eines militärischen Krieges besteht, wenn diese Handelskriege nur weit genug getrieben werden. Sie stellen aber auch fest, dass die meisten der "heißen Kriege" während der "Sommerphase" - in der späteren Aufschwungphase der Langwelle - auftreten.

David Fox Barker: [Zu Kriegen kommt es] ab der späteren Frühlingsphase hinein in die Sommerphase zusammen mit dem inflationären Aufschwung; die Wirtschaft expandiert, es besteht Nachfrage nach Rohstoffen. Stellen Sie sich China in 20 Jahren vor, wenn es dreimal so groß ist wie heute und eine dreimal so große Nachfrage nach Kupfer, Silber, Öl und Getreide hat. Dann kommt es zu richtigen heißen Kriegen - ich nenne das Krieg zwischen den Großmächten. Der 2. Weltkrieg macht hier aufgrund eines Verrückten [Hitler] eine Ausnahme. Aber es war kein Krieg um Ressourcen, so wir ihn finden werden, wenn wir auf die verschiedenen Langwellenphasen der vergangenen 200 Jahre zurückschauen.


Clif Droke: Ist es aber während der aktuellen Winterphase der Langwelle zumindest möglich, dass sich der abzeichnende Handelskrieg zwischen den USA und China sowie anderen Nationen zu einem heißen Krieg entwickelt?

David Fox Barker: Ich glaube nicht. Aktuell haben wir das Problem, dass jeder überproduziert. Noch gibt es keine Güterknappheit; es gibt Überproduktion in buchstäblich jedem Sektor, mit einigen Ausnahmen, zu denen besonders Öl zählt - aufgrund des Transports und der globalen Energiesituation. Und auch das ist wichtig, denn die Neuen Märkt fangen an, Energie zu fordern. Aber ich denke nicht, dass wir in der nächsten Zeit einen heißen Krieg sehen werden. In den USA haben wir Erdgasvorräte für 200 Jahre. Wenn man sich die letzten zwei Jahre anschaut, kann man genaugenommen einen deutlich Rückgang der Energieproduktion in den USA erkennen. Während einer Winterphase der Langwelle wird weniger Energie nachgefragt. Wenn ich richtig liege, wird der kurzfristige Zyklus, der Konjunkturzyklus, 2010 seinen Höhepunkt erreichen und dann bis 2012 fallen. Er wird den Druck von Energiemärkten nehmen. Und um Ihre Frage genauer zu beantworten, ich gehe davon aus, dass die Energienachfrage bis 2012 abflauen wird. Die Stromproduktion wird rückläufig sein und die Nachfrage nach Öl zur Energieerzeugung wird zurückgehen. Sobald wir aus der kurzfristigen Inflationsphase heraus sind, steht es meiner Auffassung nach immer noch eine ernsthafte Deflation bis ins Jahr 2012 an. Die Gefahr von Handelskriegen geht in den kommenden Jahren von der Überproduktion und Währungsmanipulation aus - die Gefahr eines heißen Krieges sehe ich nicht.





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