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Ein Interview mit einem Meister der langen Welle (Teil 1)

21.04.2010  |  Clif Droke
- Seite 5 -
Um auf China zurückzukommen: Die Tatsache, dass China jetzt mehr Importe als Exporte hat, bedeutet doch auch, dass sie keine Dollars mehr haben, um unsere Schulden zu kaufen. Aber schon die Auswirkungen auf das US-Finanzministerium allein sind gewaltig. Und auch für die US-Regierung sind die Folgen riesig, wenn die Nummer 1 unter den Käufern von US-Schulden [China] am Markt ausfällt, da sie jetzt mehr Importe haben als Exporte haben, weil sie gerade ihre Binnenwirtschaft ausbauen. Wer wird nun diese Staatschulden kaufen? Damit Washington auch weiterhin seine Schulden verkaufen kann, muss die USA schon etwas budgetäre Disziplin an den Tag legen. Wir bitten die Griechen zu sparen, und wenn es auch die Iren schaffen können, dann tut es mir leid, dann müssen die USA auch zeigen, dass sie ihre Ausgaben zurückfahren und ihre Defizite unter Kontrolle bringen können. Sollte die Obama-Administration nun bis 2012 versuchen, höhere Steuern zu erheben, so würde sie das größte Desaster auf den Weg bringen. Es scheint ganz so, als würde Obama diese Richtung einschlagen, aber ich denke, er wird sehr schnell begreifen, dass Steuererhöhungen keine Option sind. Wir müssen die staatlichen Ausgaben senken. Das ist eine Situation, in der Not erfinderisch macht.

Ich denke, bis 2012 werden einbrechende Steuereinkünfte zu einer Krise führen, die uns zwingt, die staatlichen Ausgaben zurückzufahren. Zudem stehen 2010 Wahlen an und ich denke, dass es viel mehr Unabhängige geben wird, die einige Sitze im Senat erhalten werden. Obama wird mit ihnen arbeiten müssen und ich denke, die soziale Stimmung tendiert eher zur Senkung staatlicher Ausgaben als zu Steuererhöhungen. Wenn er im Jahr 2012 überhaupt wiedergewählt werden will, wird er wohl freie Märkte, geringere Staatsausgaben anvisieren müssen und am Ende wohl auch Steuersenkungen. Er wird Programme streichen, die ich nicht streichen würde, aber ich denke, er wird sie streichen.


Clif Droke: Müssen die Amerikaner Angst vor einer weiteren Großen Depression haben? Wie schlimm werden wohl Ihrer Meinung nach die kommenden Deflationsjahre werden?

David Fox Barker: Ich tendiere eher zu Robert Prechters Deflationsansichten. Bloß denke ich nicht, dass es so schlimm wird [wie er denkt]. Ein Grund dafür ist die Macht der Neuen Märkte, die wir eben angesprochen hatten. Die USA haben ungefähr 300 Millionen Einwohner. Wir haben unsere Schuldenprobleme, wir haben auch andere Probleme. In den Neuen Märkten ist aber Folgendes zu beobachten: Die unteren Klassen arbeiten hart und versuchen Mittelklassestatus zu erlangen, die Macht der 2,5 Milliarden Menschen der BRIC-Staaten, die in die Weltwirtschaft eintreten und uns in die Aufschwungphase [der Langwelle] ziehen – ich glaube, das müsste das Bild für die USA optimistischer aussehen lassen, als es ansonsten wäre. Deswegen ist die Situation eines Handelskrieges auch so kritisch. Es ist wichtig, dass es zu keinem Handelskrieg kommt. Ich denke zwar, dass es hier eine kurze Phase der Schuldenkrise und der Deflation geben wird, die sehr heftig ausfallen wird, aber hoffentlich werden wir die richtigen Entscheidungen treffen und eher früher als später zur Frühlingsphase übergehen. Aber im Zeitraum bis 2012 könnte es doch recht hässlich werden.


Clif Droke: Japan war eines der ersten Länder, die gegen 1989/ 1990 die Winterphase der Langwelle erreichten. Denken Sie, dass Japan auch das erste Land sein wird, das die Deflation hinter sich lässt?

David Fox Barker: Ich würde liebend gerne optimistischer hin Hinblick auf Japan sein, denn sie haben schon viel Deflation der Winterphase durchgemacht, auch würde ich gerne davon ausgehen, Japan werde das erste Land sein, das sich in die nächste Aufwärtsphase der Langwelle ziehen könnte. Aber das Problem Japans ist die eigene Schuldenstruktur. Seit 20 Jahren haben sie versucht, die Deflation zu stoppen indem sie Schulden monetisieren und ausbauen. Da die Japaner jedoch große Sparer sind, haben sie ihre eigenen Schulden gekauft. Ich denke, japanische Firmen werden viele Gelegenheiten bekommen, noch bevor sich diese in anderen Märkten bieten. Ich spreche von einigen der großen, attraktiven, Dividende zahlenden Unternehmen, die Zugang zu den globalen Märkten haben. Ich bin aber weniger optimistisch, wegen ihrer Schuldenstandsquote von 200%, sie ist erschreckend.


Clif Droke: Wie sieht es mit China aus? Sehen Sie bis 2012 größere Wirtschaftsprobleme für die Chinesen?

David Fox Barker: In letzter Zeit wurde viel über deren Schuldenbilanz und die überbauten Immobilienmärkte in China diskutiert. Wir befinden uns in der Winterphase der Langwelle und China hat versucht, sie zu stoppen, indem man die Binnenwirtschaft stimulierte und massive Infrastrukturprojekte wie Züge, Autobahnen, Bürogebäude, Wohnkomplexe auf den Weg brachte. Sie haben leere Städte und im Gegensatz zu den USA ist ihre Wirtschaft noch nicht vollkommen ausgereift. Deswegen glaube ich, dass sie bis 2012 eine schwere Schuldenkrise haben werden. Aber sie haben eine viel jungendlichere Wirtschaft und zudem viel mehr Wachstumspotential, ich denke also, dass sie [über die Krise] viel schneller hinwegkommen werden, als die meisten Menschen denken. Aber sie werden einige schwere Freimarkt-Lektionen zu lernen haben. Sie müssen lernen, die Bubble nicht aufgebläht zu halten, sondern sie schnell platzen zu lassen. Ich denke, die chinesischen Märkte werden zum Tragen kommen und China wird in vielerlei Hinsicht den Weg zur nächsten Langwelle anführen. Die USA haben auch eine Chance, eine Führungsposition auf den Weg zur Frühlingsphase einzunehmen, aber dafür müssen sie bis 2012 politisch richtig handeln und das bleibt noch abzuwarten.

Anmerkung: David K. Barker Buch "Junilee on Wall Street" ist bei Amazon.com erhältlich.com

Nächste Woche: Teil 2 des Interviews mit Mr. Barker zur ökonomischen Langwelle.



© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 27.03.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.











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